Italien: 2. Toskana-Reise - 10 Jahre später

Reisezeit: Mai / Juni 2006  |  von Anke Schlingemann

Pisa

Ein letztes Mal führt es uns nach Lucca. Beim Abendessen in der Villa Bongi hatten wir die Bezugsquelle des leckeren Chiantis erfragt.

Die Enoteca Vanni (www.enotecavanni.com) am Piazza dell Salvatore in der Altstadt, wirkt von Außen fast unscheinbar. Unterhalb des kleinen Verkaufsraums verbirgt sich ein großer Gewölbekeller - für Weinfreunde ein wahrer Genuss. Zu dem reichhaltigen Angebot zählen auch zahlreiche Raritäten, Es findet ein reger Austausch mit dem Inhaber statt, der gerade dabei ist, das vielseitige Angebot um deutsche Rieslinge zu erweitern. Mit den Weingütern hat er u.E. eine gute Auswahl getroffen. Von dem hervorragenden 99er Chianti Poggio Al Sole können wir noch vier Flaschen ergattern.

Pisa: Dom und Schiefer Turm

Pisa: Dom und Schiefer Turm

Letzte Station unseres Kurzurlaubs ist Pisa. Schon von Weitem ist der schiefe Turm nebst Baptisterium und Dom zu erkennen. Als wir uns dem Ensemble nähern, sind wir erneut beeindruckt. Allerdings haben uns die vielen Straßenhändler und Souvenirstände schon vor zehn Jahren genervt - sie scheinen eher zugenommen zu haben. Dies ignorierend betrachten wir die schönen Fassaden von Dom und Battisterio. Im Hintergrund ragt der Glockenturm hervor.

Pisa: Der Schiefe Turm

Pisa: Der Schiefe Turm

Die Schiefe des nur 56 m hohen Turms ist bemerkenswert. Um über fünf Meter ist er aus dem Lot geraten. Begradigungsmaßnahmen haben seine Neigung um 44 cm reduzieren können - damit hat er seine Position wie vor ca. 400 Jahren zurückerhalten und ist heute wieder zugänglich. Trotz limitierter Besucherzahl gibt es für den späten Nachmittag noch Tickets für die Turmbesteigung; angesichts des Preises (15,- €/Person) nehmen wir allerdings Abstand und erstehen ein Kombiticket zur Besichtigung von Dom, Baptisterium und Campo Santo.

Bevor wir uns dem Kulturprogramm widmen, benötigen wir zunächst eine kleine Stärkung. Wir laufen über den Piazza die Cavalieri. Sehr schön ist die Sgraffito-Fassadendekoration von Vasari am Palazzo di Cavalieri - heute Eliteuniversität.

Pisa: Palazzo di Cavalieri

Pisa: Palazzo di Cavalieri

In der Osteria di Cavalieri (Via San Frediano 16) gibt es typische italienische Küche, die bei Einheimischen ebenfalls sehr beliebt zu sein scheint.

Zurück auf dem Piazza del Duomo - auch Piazza di Miracoli (Platz der Wunder) genannt - beginnen wir mit der Dombesichtigung. Die schöne Marmorfassade ist mit Blendarkaden versehen. Die Rundbögen oberhalb der schönen reliefverzierten Bronzeportale werden von Mosaiken geschmückt. Den Abschluss bilden vier Loggiageschosse.

Die gestreifte Marmorverzierung setzt sich im Innern fort. In der fünfschiffigen Basilika sticht zunächst die vergoldete Kassettendecke ins Auge. Das Highlight ist natürlich die Kanzel von Giovanni Pisano mit ausnahmsweise rundem reliefgeschmückten Kanzelbecken. Auffällig ist ebenfalls das große Mosaik in der Apsis. Der Bronzeleuchter in der Mitte des Hauptschiffes wird auch Lampe des Galilei genannt, hier hat selbiger einst die Pendelgesetze erforscht.

Pisa: Baptisterium

Pisa: Baptisterium

Die Fassade des Battisterios wurde im gleichen Blendarkaden-Stil gestaltet. Beim Betreten des zweigeschossigen Innern fällt zunächst der große achteckige Taufbrunnen mit vier kleineren Innenbecken auf. Direkt daneben die sechseckige Kanzel von Nicola Pisano, ein weiteres Meisterwerk. Von der Gallerie hat man einen sehr schönen Blick auf das Ensemble. Bemerkenswert ist ferner die Akustik, die regelmäßig durch Gesangseinlagen demonstriert wird. Ein mehrfaches Echo hallt in der Kuppel nach.

Pisa: Baptisterium

Pisa: Baptisterium

Sehenswert ist ebenfalls der Campo Santo. Auf diesem Monumentalfriedhof wurde seinerzeit der Adel in verzierten Sarkophagen bestattet. Durch einen Brand wurde das Gebäude im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Die Freskenzyklen, die die Wände schmückten, wurden stark beschädigt. Inzwischen wurden sie aufwändig abgenommen und restauriert. Die dabei zum Vorschein gekommenen Sinopien (Vorzeichnungen in Rötelkreide) befinden sich im Museo delle Sinopie. Das langgestreckte Gebäude des Campo Santo erinnert an einen Kreuzgang. Rundbogenarkaden geben den Blick in den begrünten Innenhof frei. Der Campo Santo war eines der ersten zugänglichen Museen Europas. Das grandiose Fresko "Trionfo della Morte" (Triumpf des Todes) ist in einem angrenzenden Saal auf dem Campo Santo ausgestellt.

Pisa: Campo Santo

Pisa: Campo Santo

Nun schlendern wir zum Arno. Auf der gegenüberliegenden Uferseite liegt die kleine Kirche Santa Maria della Spina, die durch ihre schöne Fassade ins Auge sticht. Unvorstellbar, dass die Kirche, ums sie vor dem Hochwasser zu schützen, Stein für Stein abgebaut und in erhöhter Lage wieder aufgebaut wurde.

Im ältesten Cafe der Stadt, dem Antico Caffè dell'Ussero (Lungarno Pacinotti 27) trinken wir noch einen Abschiedskaffee - leider liegt es an der vielbefahrenen Uferstraße.

Der Urlaub nähert sich dem Ende. Die Mietwagenrückgabe klappt problemlos, Sungo können wir nur empfehlen. Viel zu schnell gingen die besichtigungsreichen sechs Tage vorbei. Aber wir haben große Hoffnung, noch einmal - vielleicht in zehn Jahren - wieder in die Toskana zu kommen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zweite Toskana-Reise im Juni 2006. Quartier in Rigoli (S. Guliano Terme). Stationen: Pistoia, Montecatini Terme, Collodi, Volterra, San Gimignano, Certaldo, Florenz, Lucca, Borgo a Mozzano, Bagni di Lucca, Siena, Lucca, Pisa
Details:
Aufbruch: 31.05.2006
Dauer: 7 Tage
Heimkehr: 06.06.2006
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!