Kenia - die grosse Dürre

Reisezeit: Januar / Februar 2006  |  von brigitte brach

In einem "Hospital" im Talek-Gebiet

Auf dem Weg zu einer Pirsch vom Camp aus sahen mein Guide und ich die gesamten Schulkinder der Talek-Schule mitten in der Savanne stehen und ein Lehrer stand am Wegesrand.
Wir hielten an, gingen zu den Schulkindern und sahen in der Mitte, mit dem Gesicht im Staub liegend, eine Halb-Maasai liegen, die weder stehen, laufen oder sitzen konnte und vor Schmerzen laut schrie.
Wie wir erfuhren, ist sie vom LKW gefallen, wo sie mit anderen auf dem Gepäckträger sitzend zu ihrer Arbeitsstelle fuhr.
Die Insassen des LKW sowie der Fahrer ließen sie einfach liegen und fuhren weiter.
Wir schleppten sie zu unserem Auto, wo ich sie vom Hintersitz krampfhaft festhalten musste, damit sie nicht mit dem Gesicht aufs Armaturenbrett aufschlug.
Ich sah dann das "Hospital" des kleinen Talek-Dorfes. Es war schlimmer wie der schlimmste Horrorfilm:
Ein einziger Arzt, ein enger Raum mit einer schmalen Liege - ein Medikamentenschrank, wo nur gewaschene zerfetzte Tücher zum verbinden und Mittel gegen Malaria vorhanden waren. Das war alles - ach nein, ein vorsintflutliches Holzstethoskop hatte der Arzt.
Auf unsere Frage, was jetzt mit der Frau geschieht, antwortete der Arzt lakonisch: wenn sie die Nacht überlebt, kommt sie morgen früh in ein etwas grösseres Hospital nach Narok, der Hauptstadt der Maasai-Mara.
Sie muss innerliche Verletzungen und etliche Brüche erlitten haben. Später erfuhren wir, dass sie überlebte und nach Narok gefahren wurde. Was für die arme junge Frau bedeutete - 5 Stunden lang diese endlosen Holperwege mit diesen schweren Verletzungen.
Bei meinem nächsten Besuch Mitte Oktober im Talek-Gebiet werde ich jede Menge Arzneimittel und Verbandsmaterial für dieses kleine Hospital mitnehmen.

Ich werde auf Betteltour bei meinen Apotheken und Ärzten gehen und wenn ich dann Übergepäck am Flughafen habe, was mit Sicherheit der Fall ist, wird das kein Problem für mich darstellen, da ich am 13.10.2006 mit der Kenya Airways fliege und wenn ich ihnen das Gepäck zeige, wo nur Sachen für das Hospital und die kleine Talek-Schule drin sind, werden sie mir nichts an Übergepäck berechnen.
Durch meine Page habe ich vor Monaten eine sehr nette hilfsbereite Familie kennen lernen dürfen, von deren Hausarzt ich schon für diese Reise jede Menge an Medikamenten mitbekam.
Leider wusste ich da noch nicht, dass das Hospital im Talek-Gebiet rein gar nichts hat und gab diese Medikamente in Narok im Hospital ab. Dort wird es natürlich auch gebraucht und die Ärzte waren überglücklich, aber die Menschen im Talek-Gebiet - jedenfalls werde ich zusehen, dass sie im Oktober so mit Medikamenten eingedeckt sind, dass diese bis zu meinen dann folgenden Urlaub reichen werden.

Auch musste ich mit eigenen Augen mit ansehen, wie die Menschen - zumindest in der Maasai-Mara - von ihren "Vorgesetzten" behandelt werden:
Ein Ranger, den ich seit Jahren kenne, hatte einen akuten Malariaanfall und wir wollten ihn im Auto in die Mara-Serena-Safari-Lodge bringen, wo immer ein Arzt anwesend ist.
Er fragte seinen Chef um Erlaubnis und dieser lehnte ab mit der lapidaren Begründung: Beine zum laufen hätte er ja wohl noch und er verbietet es ihm, in einem Auto mitzufahren...
Ich möchte ihm keinen Ärger machen und die Gegend beschreiben - auf jeden fall musste er 15-20 km quer durch den Busch laufen, bis er in der Serena-Lodge war. Und in dieser Gegend wimmelt es von Raubtieren und auch Hippos - der Mara-River war schließlich nicht weit entfernt.

© brigitte brach, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Durch die ausgefallene Regenzeit verhungerten und verdursteten viele Tiere. Selbst die Regierung erlaubte es den Masais, ihre Viehherden in die Nationalparks zu treiben.
Details:
Aufbruch: 11.01.2006
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 04.02.2006
Reiseziele: Kenia
Der Autor
 
brigitte brach berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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