Die Slowakei per Fahrrad erkunden
Vom kältesten Ort der Slowakei nach Süden...
Nun fängt die Fahrt an, genüßlich zu werden, ab geht's ins slowakische Orava! Je weiter ich runterkomme, desto heißer wird es, selbst der "kälteste und feuchteste Ort in der Slowakei", Oravska Lesna (895 m ü.M) döst in der Mittagshitze.
40 km für heute reichen mir, ich bin hundemüde und werde erst mal ein Mittagsschläfchen halten. Doch das Hotel Tyrapol ist voll. Eine ganze Busladung voller Touristen hat alle Zimmer belegt. In der Nachbarschaft bekomme ich bei einer "ubitovna touristica" ein Mehrbettzimmer mit Dusche auf dem Flur, dort bin ich der einzige Gast und zahle 150 skk (= 3,50 €) für die Übernachtung. Da gibt die Reisekasse locker noch ein zweites und drittes Bier her, und das genieße ich in der Schwemme des Hotels Tyrapol mit 15 skk pro 0,5 Liter (=0,35 €). Der Mittagsschlaf anschließend bekommt mir gut und abends sitze ich über der Wanderkarte und überlege, was ich morgen machen könnte.
Sonnabend, 31.August 2002
Einmal ohne Gepäck ins Naturschutzgebiet der Kysucker Talsperre fahren, herunter bis zum Kirchlein Harvelka und zurück, das ist etwas, was kein Autofahrer darf. Ich habe die Straße ganz für mich allein und rolle in eine herrliche Waldeinsamkeit herunter. Spinnen haben ihre Netze waagerecht über die Blumen auf den Wiesen gezogen, in der Morgensonne funkeln darin die Wassertropfen des Morgentaus, Bussarde kreisen über den Bäumen und am Wasser der Talsperre stehen regungslos die Fischreiher. Etwa 400 Höhenmeter bin ich hier niedriger, die müssen auf dem Rückweg wieder erklommen werden, dennoch, der Abstecher hat sich gelohnt, zumal ich anschließend in der ubitovna touristica mich noch schön duschen kann, bevor es weitergeht. Zunächst nur abwärts entlang der Biela Orava, die bei Namestowo in den Oravastausee mündet. Am Stausee entlang geht es weiter über Tvordosin bis Podbiel (520 m ü.M), dann bin ich wieder gefordert, es geht bergauf an einem Bach Richtung Habovka-Zuberec. Hier boomt der Tourismus anscheinend, überall gibt es nagelneue Pensionen und Hotels oder Baustellen, die solche erstellen werden. Oravice soll ein Thermalbad sein, es liegt nur 12 km weiter als Habovka, das erscheint mir ein lohnendes Ziel bei 30 Grad im Schatten. Leider liegt ein Berg von 900 m ü.M davor, aber die Straße dorthin führt wieder durch eine Bilderbuchlandschaft. Die Abfahrt runter nach Oravice ist eine Erfrischung in herrlicher Waldluft. Doch Oravice besteht nur aus einem dampfenden Wasserbecken und einem riesigen Parkplatz. Vom Badewasser sieht man vor lauter Publikum fast nichts und auf der Straße ist kein Durchkommen mehr, weil alle Leute an einer Eisbude Schlange stehen. Quartiere gibt es hier nicht, nur Wanderwege in alle Richtungen. Also bleibt mir nur der Weg zurück nach Habovka, wo ich Schilder von vielen Pensionen gesehen hatte. Noch einmal 11 % Steigung über die 900 Meter weg, und dann Rollenlassen nach Habovka, wo ich wahllos in die erste Pension "Monika" einkehre, nach 104 km bin ich einigermaßen fertig und lasse mir erst einmal zwei Bier kredenzen. Inzwischen hat mich der Wirt zu Halbpension bei ihm überredet, eine gute Tat, wie sich später herausstellen wird. Eine Speisekarte gibt es nicht, es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Aber das kann sich sehen lassen, die Frau des Hauses scheint eine Meisterköchin zu sein und fast alles ist selbstgemacht, sogar die Butter zum Frühstück.
Sonntag, den 1.September 2002
Heute ist Wandern angesagt. Und weil es um 7.30 Uhr eine Busverbindung zur Chata Zvarovka am Fuß des Rohace, des schönsten Wandergebiets der Hohen Tatra gibt, miete ich mich bei MONIKA einen Tag länger ein und nehme den Bus zur Chata Zverovka. Ganz so vielversprechend ist heute das Wetter nicht, immerhin zunächst trocken. Heute ist slowakischer Nationalfeiertag, alles scheint zum Wandern auf den Beinen zu sein. An der Kasse zum Eingang des Nationalparks Hohe Tatra muß man Schlange stehen, aber dann geht es steil bergauf, zunächst auf einen Asphaltweg zwischen Gruppen junger Leute, dann biege ich rechts ab zum Aufstieg zu den drei Rohace-Seen. Über 800 Höhenmeter muß ich klettern, zunächst im Wald, an einem Wasserfall vorbei bis zu einer Wegegabelung an der Baumgrenze. Dann kommt das Finale an einem Geröllabhang bis auf 1720 m ü.M. Als ich gerade über den Sattel der Kammhöhe hinwegsehen kann, bin ich überrascht, denn mein Blick fällt auf einen kleinen See genau auf der Paßhöhe, in dem sich die umliegenden und weit dahinter liegenden kahlen Gipfel spiegeln. Der Blick ringsum in der Vormittagssonne ist überwältigend schön, leider sieht man hier oben aber auch die Wolkenbildung in den Nachbartälern, es wird Gewitter geben, und ab und zu rumort es auch schon. Ich verzichte daher auf die weitere Kammwanderung, die nun eigentlich nicht mehr sehr anstrengend sein kann und gehe den Weg hinab zu den beiden anderen Seen. Immer wieder gibt es unvergeßliche Blicke in die Bergwelt im Osten. Nach Westen sehe ich lieber nicht. Schon um 12 Uhr bin ich wieder im Rohace-Tal, und Scharen von Wanderern kommen mir entgegen. Die Zeit müßte noch ausreichen, bis zur Abfahrt des Busses um 17 Uhr noch über einen weiteren Sattel in das benachbarte Latana Dolina zu steigen anstatt im Rohace-Tal direkt abwärts zu gehen. Beim erneuten Aufstieg überhole ich einen tschechischen Landvermesser mit guten Deutschkenntnissen. Er kennt hier jede Ecke und kann mir noch ein Dutzend weitere schöne Wanderungen hier empfehlen. Aber auch mit Radrouten kennt er sich in der gesamten Slowakei aus. Nichts, was ich bereits kenne, kennt auch er schon. Da gibt es eine Menge zu erzählen (wenn die Puste ausreicht), wir wandern zusammen weiter und merken gar nicht, dass es inzwischen richtig angefangen hat zu regnen. An einem schönen überdachten Rastplatz halten wir eine zünftige Brotzeit. Erst viel zu spät bemerke ich, dass inzwischen Hunderte von Mücken über meine Waden hergefallen sind. Nach dem Regen hat es sich empfindlich abgekühlt, sämtliche mitgebrachten Reservesachen reichen nicht aus, um mich warm zu halten, im übrigen hilft nun nur noch Bewegung, um warm zu bleiben. Aber richtig warm wird mir erst wieder beim Abendessen in der Pension Monika. Mit 3 großen Bieren wird auch der Wasserhaushalt meines Körpers wieder ins Gleichgewicht gebracht.
Aufbruch: | 29.08.2002 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 18.09.2002 |
Ungarn