Durch die Wüste - Sahara 2003

Reisezeit: Januar - März 2003  |  von Angelika Gutsche

Reisebericht Sahara:
Tunesien - Algerien - Niger - Algerien - Tunesien

Die Anreise

Als wir Anfang Januar mit den beiden Fahrzeugen, einer ausrangierten Magirus-Feuerwehr (rot) und einem Magirus-Ex-Katastrophenschutzfahrzeug (blau) bei klirrender Kälte in München aufbrechen, ist ein ganzes Verabschiedungskomitee aus Familie und Freunden angetreten, um uns adieu zu sagen. Zu viert brechen wir auf nach Afrika: Tscharlie, ein Uraltfreund meines Mannes, Bernard, unser französischer Freund, der in München ein kleines Bistro betreibt, mein Mann Hellmut und ich. Eigentlich sind wir ja zu Fünft, denn natürlich hat auch unser Schäferhund Rex wieder seinen speziell angefertigten Sitzplatz in der Doppelkabine. Wir sind der Teil der Reisegruppe, der nicht an feste Arbeitszeiten gebunden ist und daher die Zeit aufbringt, die beiden Fahrzeuge nach Afrika zu überführen. Dort wollen dann noch vier weitere Freunde per Flugzeug zu uns stoßen.

Während der Fahrt durch den ganzen Stiefel Italiens gießt es in Strömen. Egal ob Marken, Abruzzen, Kalabrien oder Sizilien, ganz Italien schwimmt davon. Wir übernachten in unseren Autos an den Autobahnraststätten. Als ich auf Sizilien nachts mal raus muss, ist der Parkplatz übersät mit sich windenden Regenwürmern. Die starken Regenfälle müssen sie von den Grünflächen auf den Asphalt gespült haben.

Wir haben Probleme mit unserer Feuerwehr. Sie verliert die ganze Zeit Öl. Und kaum auf Sizilien angekommen, bringt auch die Hydraulikpumpe kaum noch Bremsdruck und somit funktionieren die Bremsen nicht mehr. Hellmut verflucht den Tag, an dem er die Vorgängerfeuerwehr verkauft und sie gegen diese etwas PS-stärkere Feuerwehr eingetauscht hat. Äußerst missgestimmt legt er sich bei strömenden Regen unter den Roten. Glücklicherweise stellt sich heraus, dass nur eine Druckluftleitung locker war. Nur kurz ist die Freude über die schnelle Lösung. Denn jetzt ist ein vorderer Radbremszylinder undicht. Wir verlieren Bremsflüssigkeit und müssen diese ständig nachfüllen. Ich glaube es nicht! Und noch bevor wir den Fährhafen Trapani erreichen, klappert der Auspuff vom zweiten Auto, dem Blauen, in dem Bernard und Tscharlie unterwegs sind, lustig vor sich hin.

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In dem quirligen Hafenstädtchen Trapani gönnen wir uns zuerst ein gutes Abendessen in einer netten Trattoria und ziehen uns dann in unsere Autoschlafkojen zurück. Wir haben unsere Pannenfahrzeuge direkt am Hafen geparkt, damit wir morgen früh unverzüglich aufs Schiff können. Doch leider fährt die klapprige italienische Fähre erst mit gut vier Stunden Verspätung ab. Inmitten tunesischer Gastarbeiter, unterwegs in ihre Heimat, sind wir endlich auf dem Weg nach Afrika.

Gegen dreiundzwanzig Uhr erreicht die Fähre nach zehnstündiger Fahrt Tunis. Doch welch ein Schreck, als wir im Frachtraum die Autos besteigen wollen und feststellen, dass sich vorne bei unserem Roten eine große Pfütze gebildet hat. Das ist unsere Bremsflüssigkeit! Es folgt eine Horrorfahrt: ohne Fußbremse vom Schiff, durch den Zoll, durch das nächtliche Tunis bis Mornag, ein Ort ungefähr zwanzig Kilometer außerhalb von Tunis. Hellmut schafft es, ausschließlich mit der Handbremse, den Roten vor jedem haltenden Fahrzeug, vor jedem Grenzbeamten und vor jeder roten Ampel zum stehen zu bringen.

Welch ein Aufatmen als wir endlich - weit nach Mitternacht - heil bei unseren tunesischen Freunden ankommen. Cecilia und Mustafa, die hier in Mornag in einer wunderschönen Villa residieren, sind stets unsere erste Anlaufstelle auf dem afrikanischen Kontinent. Mustafa steht uns natürlich auch dieses Mal mit Rat und Tat zur Seite. Zuerst laden wir die von den Beiden bestellten und aus Deutschland angelieferten Ikea-Möbel aus, unser Roter eignet sich nämlich auch als Möbeltransporter, danach bringt uns Mustafa zu einer großen Iveco-Werkstatt in der Nähe des Flughafens. Die Werkstatt ist spitzenmäßig ausgerüstet und genau auf Fahrzeuge wie die unsrigen spezialisiert. Nach drei Tagen ist alles perfekt repariert. Der Spaß kostet uns schlappe tausend Euro.

Insgesamt bleiben wir fünf Tage in Tunis. Es regnet auch hier die ganze Zeit in Strömen und ganz Tunesien mutiert zu einer großen Pfütze. Nach einem tollen Fischessen im Hafenviertel La Goulette rutscht Hellmut bei der Heimfahrt mit dem Roten vor dem Haus unserer Gastgeber auf dem durchnässten, unbefestigten Weg ein Stück den Hang hinunter. Dabei pflügt er fünf neugepflanzte Palmen um. Der Rote kann erst am nächsten Tag mit dem Traktor aus dem Acker gezogen werden. Wir sind froh, dass heute Sigi aus München eingeflogen kommt und wir Richtung algerische Grenze aufbrechen können, bevor wir die Gastfreundschaft unserer tunesischen Freunde total überstrapazieren

© Angelika Gutsche, 2004
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 12.01.2003
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 05.03.2003
Reiseziele: Tunesien
Algerien
Niger
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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