Flucht vom rheinischen Karneval an die holländische See
Delft
Wir haben uns entschlossen, direkt heute den geplanten Ausflug nach Delft zu unternehmen, da wir auch noch einkaufen müssen und es in einer lebhaften Stadt an einem Wochentag angenehmer ist, umherzustreunen.
Wir wählen die Schnellstraße, die in Holland inzwischen fast alle zu nervenzermürbenden Langsamstrecken umprogrammiert wurden. Kilometerlange Überholverbote, permanente 'Knipsomaten', noch langsamer als zugelassen fahrende Einheimische machen die Fahrten zur Tortur.
Delft liegt zwischen Rotterdam und den Haag; daher müssen wir bei Maassluis einmal die Fähre nehmen und wählen danach einen landschaftlich herrlichen schmalen 'Pfad' entlang eines winzigen Kanals, der uns u.a. in den kleinen Ort Schipluiden führt. Dort liegt das Niveau des Kanals höher als die Dorpstraat.
Trotzdem sind wir recht früh in Delft und suchen uns unmittelbar hinter der letzten Parkraumbewirtschaftung einen Parkplatz, da wir ja nicht wissen wie lange wir stehen bleiben wollen.
Der Weg in die Stadt führt uns direkt auf das Ostindische Haus, das als Speicherhaus der Ostindischen Kompanie von 1631 die typische Delfter Bauweise derartiger Speicher des 17. Jh. zeigt.
Entlang der Gracht 'lange geet' gehen wir am Militärmuseum vorbei weiter zum Zentrum. Hier fallen uns wieder die alten Häuser mit Treppengiebeln und hohem Erdgeschoß sowie starken Verzierungselementen auf.
Delft zählt zu den ältesten Städten Hollands - es erhielt bereits 1246 Stadtrechte und entwickelte sich schnell zu einer blühenden Handelsstadt. Der Name der Stadt ist jedoch vor allem verbunden mit den 'Delfter Kacheln' und der Landschaftsmalerei von Jan Vermeer van Delft.
Im Zentrum der Stadt befindet sich der historische Marktplatz, eingerahmt von malerischen Kaufmannshäusern. Hier finden auch heute noch regelmäßig Märkte und andere Veranstaltungen statt. Am Markt stehen auch das alte Rathaus (Stadhuis) und die Neue Kirche (Nieuwe Kerk)
Christa kennt ein uriges Lokal 'De Waag', in dem wir einen Kaffee nehmen, bevor wir unsere Stadtbesichtigung fortsetzen.
Die Nieuwe Kerk im Nordwesten beherrscht den Platz mit ihrem 108 m hohen Turm - Im Grabkeller der Neuen Kirche (1383-1510) sind 45 Mitglieder der niederländischen Königsfamilie aus dem Haus Oraniens beigesetzt.
Das mittelalterliche Rathaus (1618-1620) wurde nach einem Brand im Jahre 1618 rund um den stehengebliebenen gotischen Turm(14. Jh.) im Stil der holländischen Renaissance neu aufgebaut. Es dient heute nur noch repräsentativen Zwecken und als würdige Kulisse für Hochzeiten und Empfänge.
Da wir einen Frischemarkt entdecken, müssen wir abermals unsere Stadtbesichtigung unterbrechen und an einer kleinen Seitengracht entlang dorthin laufen. Wir versorgen uns mit Rosenkohl, Lammfleisch und Kartoffeln.·
Prinsenhof - Um 1400 als Frauenkloster erbaut, diente der ab 1573 als Residenz des Prinzen Wilhelm von Oranien - in ihm wurde er 1584 ermordet. Später war der weitläufige Bau Mittelpunkt des Delfter Tuchhandels, heute beherbergt er ein Museum mit Dokumenten des 80jährigen Freiheitskampfes der Niederlande und kostbaren Delfter Fayencen. In den Museumsräumen findet alljährlich eine weithin bekannte Kunst- und Antiquitätenmesse statt.
Im zugehörigen Nonnenkeller nehmen wir -es ist schon Nachmittag - einen kleinen Snack, damit wir den restlichen Stadtrundgang noch bewältigen können.
Beim Verlassen des Prinsenhofs sehen wir gegenüber einen winzigen Laden, der noch wie vor achtzig Jahren eingerichtet ist.
In der Nachbarschaft des Prinsenhofes liegt nördlich (Oude Delft 195) das sehenswerte Kunstgewerbemuseum Huis Lambert van Meerten, das mit Renaissance-Möbeln ausgestattet ist und Delfter Keramik, Spitzen und Silberarbeiten zeigt.
Der Turm von 1300 der Oude Kerk neigt sich beängstigend der Gracht 'Oude Delft' zu. In der "Alten Kirche" liegen unter anderen der berühmte Naturwissenschaftler Antoni van Leeuwenhoek, die beiden Seehelden Maarten H. Tromp und Piet Heyn und Delfts berühmtester Sohn, der große Maler Jan Vermeer begraben.
Den Rückweg nehmen wir entlang der 'Oude Delft' und bewundern die prächtige Architektur der Handelshäuser.
Die eingekauften Waren vom Frischemarkt in Delft müssen wir dann noch nach unserer Rückkehr am frühen Abend verarbeiten. Da uns allen drei aber das Kochen Freude macht, wird daraus ein schmackhaftes Mahl: 'Lamslappen' mit Rosenkohl und Kartoffeln
Aufbruch: | 17.02.2007 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 27.02.2007 |
Niederlande