Flucht vom rheinischen Karneval an die holländische See
Middelburg und Veere
Unser heutiger Ausflug führt uns in die Provinz Seeland, die aus den ehemaligen Inseln Nord-Beveland, Süd-Beveland und Walcheren besteht, die durch die Meeresarme Zandkreek und Veerse Gat getrennt sind. Der Zandkreekdamm mit einer Kammerschleuse ist eines der Bauwerke, durch die die drei Inseln zu einer Einheit zusammengefügt wurden.
Von Zierikzee geht die Fahrt über die 5 km lange Seelandbrücke, die im Rahmen des Delta-Plans eine Sekundäranlage des Oosterschelde - Abschlussdeichs ist.
Nach ca. 20 km erreicht man Middelburg, die Hauptstadt der Provinz, die wir uns trotz des heute ungemütlichen Wetters (bedeckt und windig) ansehen wollen.
Im Mittelalter bedeutender Handelsplatz für englische Tuche und französische Weine, später Umschlaghafen der Ost- und Westindischen Kompanien, verlor Middelburg im Zweiten Weltkrieg durch einen Luftangriff viele seiner historischen Bauten, von denen die wichtigsten originalgetreu wiedererstanden sind .
Den weiten Marktplatz beherrscht das mächtige Rathaus mit seiner reichgegliederten - spätgotischen Fassade (1452-1458) und einem 55 m hohen Belfried (1507-1513).
Auf dem Markt ist jeden Donnerstag Markttag, zu dem auch noch Bauern in historischen Trachten kommen - die protestantischen Frauen tragen Muschelhauben, die katholischen eckige Schuten.
Leider ist heute Sonntag und es herrscht am Morgen 'totale' Ruhe. So macht dann auch ein Rundgang weniger Spaß.
Höher als der Rathausturm ragt "De lange Jan" mit seinen 90 Metern auf; er ist das 1712 - 1718 erbaute Wahrzeichen von Middelburg. Er war der Glockenturm der weitläufigen Abtei (Abdij) eines im 12. Jahrhundert gegründeten Prämonstratenserklosters. Der Baukomplex umfaßt zwei Höfe,
den Kreuzgang, den Kapitelsaal, die alte Koorkerk und die Nieuwe Kerk. Die malerische, durch spitze Türme gegliederte Anlage dient seit der Reformation als Behördensitz; im Sommer werden in ihr Klang- und Lichtspiele nach dem französischen Muster von "son et lumiere" veranstaltet.
Ein Blick auf den Stadtplan zeigt, dass Middelburg einmal wie eine Vauban-Festung mit Wassergraben ausgebaut gewesen sein muß. Der breite Wassergraben ist noch erhalten, die Bastione mit dem Schleifen der Festung natürlich verschwunden; ausserhalb des Wassergrabens liegen angenehme Wohnviertel.
Nur etwa 7 km nordnordöstlich liegt Veere, eine Stadt von mittelalterlicher Bedeutung, die man schon als "tote" abgeschrieben hatte, weil ihre Bevölkerung auf 1000 Einwohner geschrumpft war, die aber nun als Sporthafen des durch den Delta-Plan entstandenen Veerse Meers einer neuen Blüte entgegensieht.
Veere verdankt seine Wohlhabenheit, die sich noch heute in vielen alten Bürgerhäusern zeigt, der nahezu monopolartigen Spezialität des Handels mit schottischer Wolle und schottischen Tuchen; daran erinnern die "Schotze Huizen", die jetzt zu einem Museum umgewandelten "Schottischen Häuser aus gotischer Zeit.
Bedeutende Bauten sind das gotische Rathaus (1474-1477) die spätgotische Grote Kerk, die von Napoleon durch das Einziehen von vier Stockwerken zu einem Militärhospital umgewandelt wurde, und der Campveerse Turm (um 1500)als Rest der alten Stadtbefestigung.
Das gesamte Gemeindegebiet erstreckt sich über den größten Teil Walcherens, wozu auch 34 km Küstenlinie mit überwiegend Sandstränden und Dünen im Westen gehören.
'Grote Kerk' - Kreuzbasilika - Kirche - Armeeklinik - Wohnungen - selbst zu den besten Zeiten Veeres überdimensioniert
1668 beschädigte ein Brand die spätgotische Kreuzbasilika.
Die napoleonischen Kontinentalsperre unterbrach den Englandhandel und Veeres Hafen diente fortan nur noch als Fischereihafen. 1809 wurden Stadt von Engländern beschossen und die Kirche weiter beschädigt. 1811 bauten die Franzosen die übergroße Kirche zu einer Armeeklinik um.
Zwischen 1958 und 1961 errichtete man im Rahmen des Deltaplans den Veersegatdamm. Am 27. April 1961 wurde, mit herunterlassen des letzten Schiebers, die Verbindung Veeres durch das Veersegat zur offenen See endgültig gesperrt. Dies zwang die Fischereiflotte zum Umzug nach Colijnsplaat an der Oosterschelde.
Heute dient das so zum Binnenmeer gewandelte Veerse meer Erholungs- und Freizeitzwecken.
Die malerische Kleinstadt besitzt es viele schöne und historische Gebäude und ist damit ein Ziel vieler Tagesausflügler.
Unseren (Nach-)Mittagssnack nehmen wir in einem der typischen Pannekoeken-Lokale ein. Der eine süß, der andere herzhaft.
So ist auch heute viel los, die Geschäfte haben geöffnet, die Lokale sind voll.
Pyramide aus Lammkissen, deren Köpfe jeden anschauen und deren Flächen umgebogen werden kann, so dass
Hier kann man gut erkennen, dass man im Land der Radfahrer ist! Einen solch großen Fahrrad-Parkplatz haben wir in noch keiner Stadt gesehen.
Aufbruch: | 17.02.2007 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 27.02.2007 |
Niederlande