Rezzo East of Bali - bei Drachen und Walfaengern! Indonesien 1994

Reisezeit: August - Oktober 1994  |  von Ralph Granzow

Komodo: Auf Leben und Tod zwischen Komodo und Flores

Herrlich, ich sitze auf meinem Platz und geniesse die Sonne, das herrliche leichte Schaukeln und mein tolles Travellerleben. Ich liebe es, frei zu sein, tun wozu man Lust hat und...hmm...einfach leben! Wie sich aber bald herausstellen sollte, war mein Leben kurz davor, vorbei zu sein!

Als wir aus der Bucht von Komodo rausschippern, warten bereits einige Wellen auf uns...das Boot schaukelt und auch ein wenig Wasser spritzt hin und wieder ueber das Boot...halb so wild.
Wir fahren die ganze Zeit ueber an kleinen Inseln vorbei, sind also nie wirklich auf offener See...Problem:

Wir sehen auf einmal ca. 500m vor uns ein ziemlich aufgewuehltes Meer...da wollen wir doch hoffentlich nicht "durchfahren", oder?!
Tja, unser Kapitaen macht keine Anstalten umzukehren...

Diese enge Stellen (nun gut so eng sind sie auch nicht, man sieht immer mehrere Inseln um einen herum) lassen wohl starke Stroemungen entstehen...und die wiederum lassen Wellen entstehen...und diese Wellen vor uns sind riesig!!!!

Die Indonesier lachen noch...alles halb so wild...und ich denke noch...die werden ja schon wissen, was sie tun.

Wir koennen den Wellen nicht ausweichen, also fahren wir voll drauf zu. Die Wellen werden immer hoeher und sie spritzen mich nun kraeftig nass...schaukelnd bewegen wir uns weiter und bald sehen wir vor uns ein ganz uebles Stueck...die Wellen sind meterhoch...ein paar Traveller beginnen den Kapitaen anzuschreien: "You are crazy...we will all die...!!"
Auch der Kapitaen und seine Besatzung lachen nicht mehr, sondern schauen wirklich besorgt...sie versuchen so nah wie moeglich an der einen Kueste entlang zu fahren...super Idee...von der einen Seite die Wellen und auf der anderen Seite ragen immer wieder Felsen aus dem Wasser. Wenn wir da drauf fahren...ich will gar nicht drueber nachdenken!

Mittlerweile haengen einige Traveller an der Reling und beginnen sich zu uebergeben...ich habe gar keine Zeit, dass es mir schlecht werden koennte, sondern ueberlege mir, wie ich ans Land kommen kann, falls wir sinken sollten. Meinen grossen Rucksack schreibe ich ab, den kann ich im Wasser nicht mitschleppen, aber den kleinen Rucksack werde ich mir um den Ruecken schnallen.

Ich bilde mir ein, ein guter Schwimmer zu sein, kein Schneller, aber ein sicherer Schwimmer und vor "ein paar Wellen" habe ich keine Angst. Ich ueberlege mir schon, wo ich einen neuen Rucksack kaufen kann...bescheuert, oder?!...das rettende Ufer ist meiner Schaetzung nach vielleicht 1 km entfernt, das traue ich mir zu...

von rechts kommt wieder eine Riesenwelle, einige Meter hoeher als wir selber...sie wird uns nun verschlucken!!!

Ich halte mich irgendwo fest, bin aber bereit abzuspringen, um nicht mit dem Boot unterzugehen...das Boot legt sich quer...die Welle kommt, bricht aber nicht, sondern das Boot steigt mit der Welle einige Meter auf und geht dann wieder runter...wie in einer Achterbahn...Glueck gehabt...hinter mir ein Riesengeschreie beaengstigter Traveller...da stehen welche wohl kurz vorm Zusammenbruch! Ich bin ueberraschenderweise ganz ruhig...

Die ersten Wellen haben wir also hinter uns gebracht... mittlerweile bin ich klatsch nass...die Wellen kennen kein Erbarmen...und schon kommt die naechste Welle...auch die ueberleben wir...und die naechste...und noch eine...
und ploetzlich sind wir irgendwie durch...das Meer wird ruhiger und glatter als bei mir zu Hause in meiner Badewanne! Als waere nichts gewesen!!! Krass!

Ein grosses Durchatmen, nicht nur bei uns Travellern, sondern auch bei unseren Indonesiern!! Und obwohl sie uns in diese Lage gebracht haben und einige Passagiere vor wenigen Minuten geschrien haben:"You are crazy", klatschen wir alle und haben ein ziemlich dummes Grinsen auf unserem Gesicht!!!

Die See ist ruhig und wir lassen uns von der Sonne trocknen...nach 5 Std steigen wir wohlbehalten aus! Mann oh Mann, was fuer eine Fahrt!
Komisch, ich hatte damals wirklich keine Angst zu sterben...ich war mir sicher, dass ich locker ans Ufer haette schwimmen koennen. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher...die hohen Wellen, die Felsen und vor allem Stroemung...wer weiss, wo die mich hingeschleppt haette!

Dort wo die Frau steht, dass ist mein Platz gewesen

Dort wo die Frau steht, dass ist mein Platz gewesen

Hurra, ueberlebt...mit dummen Grinsen im Gesicht!

Hurra, ueberlebt...mit dummen Grinsen im Gesicht!

© Ralph Granzow, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Indonesien hat es mir einfach angetan. Ich will noch mehr von diesem aufregenden Land erkunden. Mein Ziel: Die Inseln oestlich von Bali, weit ab vom Touristenstrom... Einige Abenteuer sollten uns erwarten, u.a. eine Vulkanbesteigung auf Flores, im Angesicht von Drachen und auf der Jagd mit traditionellen Walfaengern...und noch vieles mehr... Unglaublich schoene Dinge waren zu bestaunen, aber auch schreckliches sollte uns widerfahren. Lest doch selbst:
Details:
Aufbruch: August 1994
Dauer: circa 9 Wochen
Heimkehr: Oktober 1994
Reiseziele: Indonesien
Thailand
Der Autor
 
Ralph Granzow berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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