Reims - Stadt des Art Deco und des Champagners
Die Stadt Reims und ihre Sehenswürdigkeiten
Kathedrale
Die Kathedrale Notre Dame, 1211 begonnen und Anfang des 14. Jh. beendet, gilt als eine der künstlerisch großartigsten Schöpfungen der europäischen Sakralarchitektur, ein wahrhaftes Gesamtkunstwerk im gotischen Stil mit baulich reinen Formen und einer immensen Vielfalt der plastischen Zier: allein an der Hauptfassade sind 530 Skulpturen angebracht.
Die beiden 81,5 m hohen Türme büßten ihre Spitzen schon 1480 durch einen Brand ein. Die nun teils dunkelgrau konturierten Figuren aus eigentlich ockerfarbenem Sandstein litten nicht nur durch Verwitterung und sauren Regen, sondern auch durch die enorme Hitze, die beim Brand des Dachstuhls nach dem verheerenden Bombardement im September des Jahres 1914 entstanden war. Damals war das gesamte Bleidach zerschmolzen.
Stetige Erneuerungen hinterlassen allerdings auf dem Vorplatz den Eindruck einer Dauerbaustelle.
Im Innern der Kathedrale imponieren die optisch ausgewogenen Proportionen der gewaltigen Baumassen: 139 m lang, 30 m breit (im Querschiff 49,5 m) und 38 m hoch ist der Kirchenraum.
Außer der großen Rosette (13. Jh.) mit Darstellungen der Gottesmutter sowie Aposteln und Engeln blieben nur wenige der ursprünglichen Bildfenster erhalten.
Die Kapelle der Ostapsis schmücken drei Fenster nach Entwürfen von Marc Chagall (1974). Abgebildet sind hier die Wurzel Jesse, das Opfer Abrahams, Christi Kreuzigung sowie Chlodwigs Taufe durch Remigius.
Die Basilika St-Remi (11./12. Jh.) (etwas außerhalb des Stadtzentrums) gilt als das bedeutendste romanische Bauwerk Nordfrankreichs. Sie erhebt sich dort, wo 533 der Bischof (und Heilige) Remigius bestattet worden war und ist bis heute ein vielbesuchtes Wallfahrtsziel geblieben.
Ihre Hauptfassade wird von zwei 56 m hohen Türmen flankiert, die den mächtigen Giebel dazwischen nur wenig überragen. Dieser wurde mit einer Rosette und hohen Spitzbogenfenstern im Stil der Spätgotik umgestaltet. Die romanischen Bauformen zeigen sich erst im Innenraum. Zuvor verdienen jedoch die Portale einige Aufmerksamkeit: nicht nur der teils skurrile Reliefschmuck (noch 12. Jh.), sondern auch die beiden Säulen unter den Statuen der Heiligen Remigius und Petrus, die offensichtlich von einem römerzeitlichen Bau herstammen.
Das Innere der Basilika ist etwas düster, was freilich den Eindruck geheimnisvoller Weihe befördert, zumal die erstaunliche Raumtiefe von 122 m die Orientierung fürs erste erschwert.
Leider sind die Details der mit figürlichen und floralen Motiven verzierten Säulenkapitelle im Dämmerlicht kaum zu erkennen.
Für baugeschichtlich interessierte Besucher sind die Bauepochen in Grundriß- und Aufrißplänen ausführlich dokumentiert.
Gleich neben der Basilika bergen die Säle der einstigen Benediktinerabtei (17./18. Jh.) als Musée-Abbaye St-Remi das städtische Geschichts- und Archäologiemuseum (Rue Simon), zu dem außerdem eine große Militaria-Sammlung gehört.
Am südlichen Ende der Place d'Erlon liegt die Kirche St-Jacques (13.-15. Jh.)
Ein etwa 2 km langer Spaziergang mit Dumontführer (Texte tw. entnommen) führt uns von der Kathedrale zum nördlichen Stadtring:
"An der Nordseite der Kathedrale entlang (Rue Robert-de-Coucy) gelangt man zur Place des Martyrs-de-la-Résistance, von wo es nach links durch die Rue du Cloitre zur Place Royale geht.
Deren Ensemble - rings um die große Bronzestatue König Ludwigs XV. in der Mitte - wird von Gebäuden im Louis-Seize-Stil geprägt.
Durch die an der Nordseite einmündende Rue Colbert sind es keine 100 m zur Place du Forum. Die Place du Forum war zur Römerzeit städtischer Mittelpunkt der Civitas Remorum. Dort erhob sich in der Antike ein Tempel über drei langen Arkadengängen, von denen noch der sogenannte Kryptoportikus vorhanden ist. Zwischen zwei Straßenzügen liegen diese Relikte in einer Grünanlage, rund 5 m unter dem jetzigen Bodenniveau, und lassen so deutlich erkennen, auf welch mächtigen Schichten vergangener Epochen das Reims von heute steht.
Am Rand der Place du Forum ragt eine attraktive Fassade mit drei Fachwerkgiebeln und einem Ecktürmchen hervor. Es ist ein Patrizierhaus, das Hôtel Le Vergeur (13.-16. Jh.), das nach dem Ersten Weltkrieg restauriert wurde und nun ein Museum mit Sammlungen zur Stadtgeschichte beherbergt. Sehenswert sind darin auch das historische Mobiliar sowie mehrere Kupferstiche von Albrecht Dürer. Am Bau selbst verdient vor allem die Innenfassade Beachtung, bei deren Wiederaufbau zahlreiche Renaissanceteile (Fenster- und Türgewände) der originalen Architektur verwendet werden konnten.
Neben dem Hôtel Le Vergeur führt die Rue de Tambour zum Rathausplatz, an dem sich das schloßähnliche Hôtel de Ville (Anfang des 17. Jh.) erhebt. Seiner reich mit Reliefs verzierten Schauseite wurde in der Mitte ein üppig dekorierter dreistöckiger Portalbau vorgeblendet, dessen Blickfang hoch droben ein Reiterstandbild von König Louis XIII. bildet. Es ist ganz nach Art der römerzeitlichen Gigantenreiter gestaltet und führt so sichtlich den imperialen Gestus jener französischen Monarchen vor Augen, die ihr absolutistisches Regime mit der Tradition des antiken Großreichs zu verknüpfen suchten.
Aus der Römerzeit sind von den damals aus dem Boden gestampften Heerstraßen zwischen Reims, Mainz und Köln noch Teilstücke ausfindig zu machen. Aus dieser stammt auch die Porte de Mars.
"Ein kürzerer Abstecher von der Porte Mars aus führt durch die Rue du Champ-de-Mars (rechts am Gefallenendenkmal vorüber) zur Foujita-Kapelle (1965/66). Sie wurde als Notre-Dame de la Paix errichtet, wird jedoch allgemein mit dem Namen des Künstlers bezeichnet, der sie mit modernen Fresken ausgeschmückt hat. Der Japaner Léonard Foujita (1886-1968), der in Paris seit 1913 zu den kreativsten Künstlergruppen des Montparnasse gehörte, schuf dieses OEuvre als Hommage an die Muttergottes, nachdem er zum katholischen Glauben übergetreten war."
Schräg gegenüber befindet sich die Champagnerkellerei Mumm, die ebenso wie die nahen Caves von Heidsieck & Monopole oder Lanson besichtigt werden kann.
Wen noch weitere Kellereien interessieren; sie liegen südlich der Basilika St. Remi.
Aufbruch: | 16.05.2007 |
Dauer: | 5 Tage |
Heimkehr: | 20.05.2007 |