Zwei Juristen ziehen um die Welt...
Australien: Sydney
Angekommen in Sydney habe ich erstmal im Kings Cross, dem Rotlichtmilieu Sydneys eingecheckt = wenn man direkt aus Bangkok kommt, muss die Anpassung an die 1. Welt langsam erfolgen um etwaige Schockzustaende zu vermeiden. Also habe ich ein Hostel mit dem anruechigen Namen Pink House aufgesucht und wohl selber nicht damit gerechnet hier gleich mal meine ersten 6 Wochen zu verbringen. Aber dieser Schuppen und die Leute waren so herrlich abgesifft, ich hab mich gefuehlt wie zu Hause . Aus Raum Nummer 15 drang staendig der unwiederstehliche Duft frischgeernteten Rasens, den man uebrigens auch zu jeder Tages und Nachtzeit dort erwerben konnte, wenn der Eigentuemer noch in der Lage war aufzustehen und 2 Schritte zur Tuere zu gehen.
Da wurde dann eben so viel gesoffen, das geht selbst einem gut trainierten deutschen Studenten an die Leber.
Die Geschichten sind einfach zu zahlreich und die Filmrisse zu lang werde ich mich mal auf einige ausgewaehlte Stories beschraenken. Ein highlight war sicher die Abschiedsparty von Dan, einem Englaender der Auszog um ein Jahr in Australien zu reisen. Was er wohl selbst nicht erwartet haette war, dass er nach einem Monat an der Goldcoast 11 Monate arbeitend und zischend im Pink House verbrachte und statt australischem Outback einzig den Backyard des Hostels genaustens in Augenschein nahm. Wie jeden Dienstag und Donnerstag machten wir uns in die World Bar auf um dort einen gebuehrenden Rausch in Empfang zu nehmen. Der springende Punkt bestand darin, dass Frauen bis 12 Uhr Champagner for free saufen durften und nicht nur Frauen, sondern auch Maenner, die als Frauen verkleidet waren (zu meiner Ehrrettung werde ich keine Bilder von mir im Tigertanga reinstellen . Was voellig absehbar war, trat dann auch ein: 30 Affen im Frauenkostuem belagern die Bar und ziehen ein Glas nach dem anderen. Bald stellte sich meine alte Hilzinger Hochform wieder ein und die Exe zischte was die Champagnerflaschen hergaben. Mit der Zeit fand ich mich immer besser in meiner Rolle als weiblicher Menschenaffe zurecht und wirbelte mit geschmeidigem Hueftschwung ueber die Tanzflaeche. Da keine Bananen als Grundnahrungsmittel zur Verfuegung standen, wurde eben weiter froehlich Sekt und Woodi gebechert. Irgendwann war die Metamorphose dann perfekt und ich hielt mich endgueltig fuer Charlie, die lebende Affenlegende von der ARD. Es stellte sich das nachdrueckliche Verlangen ein in bester Schimpansenmanier von Liane zu Liane durch die Luefte zu schwingen. In Abwesenheit natuerlicher Baumlianen blieb dann nur der Griff zur Plastikversion, mit anderen Worten auch Lampe genannt, die zu diesem Zeitpunkt noch gluecklich von der Decke baumelte. Mit Brusttrommeln und Triumphgeheul stieg ich auf die Schultern des Nachbarschimpansen um zu einem unwiderstehlichen Flug durch die klare Dschungelnacht anzusetzen. Das Vergnuegen war allerdings eher kurzfristiger Natur, da die Liane nicht mit dem Gewicht eines ausgewachsenen deutschen Dorfschimpansen zurechtkam und ich mich ueberraschend schnell auf dem Hosenboden in der Mitte der Tanzflaeche wiederfand. Hier verliessen mich dann allerdings die natuerlichen Instinkte; denn anstatt schleunigst das Weite zu suchen, tanzte das ganse Rudel johlend um die zur Schaustellung qualitativ minderwertiger Zivilisationerrungenschaften. Jedoch war auch diese Freude nur von kurzer Dauer. Wir erhielten naemlich Besuch von einigen ausgewachsenen und aeusserst graetigen Gorillas, die ihr Revier auch gleich nachhaltig markierten und uns mehr oder weniger galant aus der Bar befoerderten. Doch da Menschenaffen bekanntlich sehr intelligente Tiere sind, wurde unter Tauschen von Tops und Sonnenbrillen ein ausreichender Grad an Tarnung erreicht um den Wiedereintritt in den natuerlichen Lebensraum zu erzwingen. Unsere Lernfaehigkeit war zu diesem Zeitpunkt doch sehr eingeschraenkt, denn anstatt den Abend unauffaellig im Feindesrevier zu verbringen, wurde wie es sich fuer einen weiblichen Schimpansen gehoert gleich mal wieder richtig einer auf der Frauentoilette draufgemacht.
Die Gorillas haben dann doch ziemlich schnell geschnallt, dass da gewisse feindliche Kreaturen in ihrem Harem wildern und haben uns diesmal mit Nachdruck aus ihrem Revier befoerdert, indem der heftig Wiederstand leistende franzoesische Schimpanse und meine Wenigkeit aus der Bar getragen wurden und lebenslanges Hausverbot erteilt wurde; dafuer haben die Gorillas aber noch Salven deutsch franzoesischer Missgunstsbekundungen aushalten muessen, hehehe...
Aufbruch: | 19.08.2007 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | März 2008 |