Beluga geht durchs Nadelöhr 1
Der erste Grenzübergang
Wir verlassen jetzt Österreich und die Europäische Union, so hätte es noch vor knapp 4 Wochen gestimmt. Doch die Slowakei ist seit 1.5.2004 in der EU und wir sind gespannt wie sie das handeln.
Die Donau fließt hinter Wien völlig ungezähmt durch Europas größten Auwald und erreicht eine Fließgeschwindigkeit von 10 kmh.
Wir sollen anlegen sagen die Österreicher Zöllner, nicht wegen des Zolls, nur Grenzkontrollen. Wir drehen die Nase gegen den Strom, nehmen Kurs auf den kleinen Zollponton. Doch als die Zöllner sehen, dass wir größer sind als ihr kleines Hüttchen, winken sie ab: "Goats weiter, goats weiter!"
Man at work
in der Fußgängerzone in Brastilava
Der Schwell am Slowakischen Zollponton ist noch krimineller. Doch es ist Mittagszeit, der Container nicht besetzt. Wir legen ab, steuern nach Bratislava, legen dort am Zollsteiger an. Hier schießt das Wasser vorbei als wolle es die Formel eins gewinnen. Zwei Offizielle sind sofort zur Stelle. Wir sollen zurückfahren. Hier klariert nur die Berufsschifffahrt ein. Manfred verhandelt. Der junge Polizist läßt sich nach einigen Debatten unwillig herab unsere Pässe zu stempeln. Bootspapiere interessieren ihn nicht. Der andere verlangt doch tatsächlich 25 Euro, weil wir an einem Großschifffahrtsteiger angelegt hätten und die müßten hier auch zahlen. Manfred lacht ihn aus und wir ziehen unbehelligt weiter zu Milan's Treff.
Milan ist der Geheimtip in Bratislava. Wer hier vorbei kommt muss im Seitenarm anlegen, so heißt es überall. Ich stelle mir eine idyllische Auenlandschaft mit einem kleinen Restaurant darin und einigen Sportbooten vor. Der Seitenarm entpuppt sich als kurzes, vielleich 500 m langes Becken, vollgestopft mit kleinen Booten, Milan's und Dodo's Restaurant-Pontons, mehreren kleinen, teils sehr netten, teils schrecklich gammligen Wochenendhäusern. Im Wasser schwimmt jede Menge Unrat und Holz als wir einfahren. Milan und seine Familie sind sehr nett, aber die Nettigkeit ist nicht kostenlos. Natürlich besorgt er Diesel, gegen einen kleinen Aufschlag von 10 Cent pro Liter. Damit ist der Sprit dann teurer als in Österreich. Allerdings kocht seine Frau Lydia sehr gut und Speis und Trank ist für deutsche Verhältnisse dann doch preiswert. Und ein Begrüßschnaps und ein Abschiedssekt waren auch noch drin.
Milan's Treff im Seitenarm in Brastislava
Wenige Kilometer hinter Bratislava erweitert sich der Fluß zu einem enormen Stausee. Die Landschaft sieht aus wie Hochwasser. Bäume stehen bis zum Bauch im Wasser, manche nur noch Gerippe. 20 km lang ist der See und breit? Unüberschaubar!! Wie der Faden ins Nadelöhr mündet er in den Kanal von Gabcikova. Stausee und Kanal waren ein gemeinsames Projekt der Slowaken und Ungarn. Irgendwann bekamen die Ungarn unter dem Druck der Umweltschützer kalte Füße, stiegen aus dem Projekt aus und wollten ihr Donau-Wasser nicht mehr hergeben. Die Slowaken brauchten aber das geplante Kraftwerk für die Energieversorgung ihrer Wirtschaft. Es kam zum Streit vor dem Europäischen Gerichtshof in Den Hag. Er ging aus wies Hornberger Schießen, keiner bekam Recht. Die Slowaken bauten Stausee, Kanal,Kraftwerk und Schleuse in Eigenregie und die Ungarn begnügen sich mit ihrer alten Donau, die sumpfig neben dem Kanal her mäandert und nur noch 30 % ihrer ursprünglichen Wassermenge führt.
Wir haben das Glück See und Kanal zu befahren ohne Wind. Der Gedanke, was hier ein Starkwind verursachen kann, der immerhin 50 km Anlauf durch die schnugerade Wasserschneise nehmen kann, ist nicht angenehm. Vor 3 m hohen Wellen warnt selbst der Donaupapst Verberght.
Dem 500 m breiten Kanal, in dem man beim Hindurchschippern lediglich ein paar Kirchturmspitzen über den Damm blitzen sieht, und der angeblich größten Schleuse Europas ohne Blessuren entronnen zu sein, ist ein gutes Gefühl.
Stausee Gabcicovo
Aufbruch: | Mai 2004 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2004 |
Slowakei
Ungarn
Serbien
Eisernes Tor