Allein mit dem Fahrrad von Saigon durchs Mekong Delta nach Ankor Wat (2008)

Reisezeit: Januar / Februar 2008  |  von Heinz Thomann

Cambodia (Takeo - Ankor Wat): Kompt Chhnang - Pursat - Battambang (210 km)

Beladen mit heisser Bouillon, ich weiss ich wiederhole mich, aber sie schmeckte sooo gut! .. und auf nach Pursat (100 km). In Cambodia sind die Strecken von Unterkunft zu Unterkunft weiter als im Mekongdelta mit dem verzweigten Strassennetz. Zu Hause in Basel hätte ich mich gefragt, eine solche Distanz zu schaffen. Das flache Gelände und immer ein bischen Wind von hinten liessen einen Schnitt von 20 - 23 km/h zu ... und v.a. das neue Velo! Nur mein Allerwertester meldete sich jeweils bereits nach 15 km. Für den Rest bis ins Ziel sorgte die Freude am Tripp als Ansporn. Schon bald traf ich auf einen 72-jährigen Velotramper in Bestform. Eine Asienreise auf seinem 'Rennvelo' mit normalen Pneus!! mache er Jahr für Jahr. Ich merk's mir. Laos ..nächstes Jahr !?

Ein Treffen ... irgendwo ....

Ein Treffen ... irgendwo ....

Strasse nach Pursat (Sandpiste seitlich zum Ausweichen)

Strasse nach Pursat (Sandpiste seitlich zum Ausweichen)

Endlich gegen 13 Uhr, die Sonne brannte, erreichte ich Pursat. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich mich in Asien befände, hätte der Ort auch eine Präriestadt sein können. Gerade aus in die Stadt .. und geradeaus aus der Stadt. Ich übernachtete im Phnom Pech Hotel am Fluss - 13$. Leider nicht 1. Wahl - wahrscheinlich besser wäre das Vimean Tip oder daneben das neue Victoria GH. Eine Strasse weiter ein NGO-Restaurant mit Handycraft in einer Gartenanlage. Das Nachtessen ebenfalls dort zusammen mit einem jüngeren Belgier, der in Phmom Penh verheiratet ist und die "Vorzüge" einer Bahnfahrt nach Battambang erkunden wollte. (PS: Auf dem abgetakelten Geleise am Samstag ein Zug nach Battambang und am Sonntag zurück nach Phnom Penh. Ansonsten Pause ... ausser Bamboo-Trains!) Ich erfahre, dass er ca. 1000 US$ an der Privatschule pro Jahr verdient. Lokale Lehrer ca. 500 US$/Jahr. Diese holen ihren "Zustupf" bei den Schülern und Studenten ... wer nicht zahlen kann, wird z.B. keine mathematischen Fächer belegen können oder bekommt eben schlechte Noten..(Korruption auch hier?). - Ich freue mich auf Morgen, denn der Bamboo-Train sollte mich nach Battambang bringen.
Nächster Morgen um 7 Uhr am Platz der Sammeltaxis. Ich war der erste Kunde bei einem Pickup-Taxi in Richtung Battambang. Das Velo hatte gerade der Länge nach Platz. Nach und nach wurden weitere Gäste angeworben. Start mit 15 Menschen an Board, 2 Reissäcken, Handgepäck und mitten drin .. mein Velo.

Velo als 1. Reisegepäck im Sammeltaxi ....Pickup leer.

Velo als 1. Reisegepäck im Sammeltaxi ....Pickup leer.

Und los, mit Volldampf. Immer wieder unerwartete Stops und ein Gast mit Gepäck dazu. Die Ladebrücke runterklappen und nochmals 3 Leute drauf. Ich wusste kaum mehr, wo ich meine langen Beine unterbringen konnte. Und noch ein Stop... dies-mal ca. 100 Hühner. Ich zählte 20 Fahrtkollegen! Mein Velo mitten unter den Hühner mit ihren spitzen Schnäbeln; wenn das nur gut geht. Dann endlich Muong Ruessei (50 km). Velo und ich runter ... 5$ an den Chauffeur und herzlicher Abschied von meinen verbliebenen Fahrtkollegen.

Pickup ..voll! Ciao ... Bye, Bye ... à bientôt !

Pickup ..voll! Ciao ... Bye, Bye ... à bientôt !

Mit Massstab und Dreisatz berechnete ich die wichtige Abzweigung in Richtung 'Bamboo Train'. Bamboo Train? Das einspurige Eisenbahgeleise Phnom Penh - Battambang wird kaum öffentlich benutzt. Dafür haben die angrenzenden Dörfer begonnen, eigene "Züge" zu konstruieren. 2 Achsen, ein Bambusgestell darüber, ein Motor und 1 Keilriemen als Antrieb genügen, um auf der Bahnstrecke zu fahren. Beim Zusammentreffen zweier "Züge" werden das Bambusgestell, die beiden Achsen innert Sekunden von dem Geleise gehoben und nach dem Manöver wieder zusammengestellt. So einfach. Kambodschaner sind wirklich von Geburt an "Bricoleure".

Nebenstrassen  - Augen zu und durch ... zu den Bamboo-Trains!

Nebenstrassen - Augen zu und durch ... zu den Bamboo-Trains!

ein Bamboo-Train

ein Bamboo-Train

Ein Bericht in einem GEO-Heft hat mich auf die Bamboo-Trains aufmerksam gemacht. Ein Fahrt, die mein Rücken kaum vergessen wird. Ohne Federung über Geleiseunebenheiten, die das Velo und mich in die Luft katapultierten. Aber schön und einzigartis war's. Mit 25-30 km/h ging's in Richtung Battambang - ab und zu ein 'Umsteigen' und die letzten Kilometer wieder auf dem Fahrrad. In B. stellte sich mir die Wahl von mehreren Hotels. Ich wählte das "Royal" mitten in der Stadt und wurde nicht enttäuscht - 15$. Das Restaurant auf dem Dach (Morgenessen und für Zwischendurch) bietet eine tolle Sicht auf die Stadt und den Markt. Im Restaurant "White Rose", das unter Backpackers sich rumspricht, isst sich's wirklich gut. Ein Beef Luc Lac allein schon aufgrund der Farbenpracht (Gemüse / Früchte) kann ich nur empfehlen. Orange ist trumpf .. ja, ich begegnete einigen Holländern ... mit Tandem oder auch mit Liegevelos.

Beef Luc Lac im White Rose, Battambang

Beef Luc Lac im White Rose, Battambang

Und wieder bin ich auf der Suche nach Tonis Hängebrücken. Der Chef vom "Royal" bestätigte mir, dass oberhalb Battambang 3 Brücken über den Sankarfluss gebaut wurden. Also nichts wie los und 7km südlich B. in Richtung Banan fand ich die erste Brücke. Erbaut wahrscheinlich im Jahre 2004, alles intakt, doch die vertikalen Stahlseile rot von Rost und kaum mehr Farbe an den 'Pipelines'., Nachhaltig- keit ... Verantwortung ... in Cambodia ... lassen wir dieses Kapitel?

eine von vielen 'Recycling-Brücken' von Toni Rüttimann, 7km südlich von Battambang

eine von vielen 'Recycling-Brücken' von Toni Rüttimann, 7km südlich von Battambang

Bevor mich ein Boot nach Siem Reap brachte, fuhr mich ein Mototaxi auf der 15km langen sandigen Strasse mit Mund-schutz nach den Hügeln von Phnom Sampeu, dem eine Legende nachsagt, dass sie einen Rumpf eines versengten Schiffes darstellen verbunden mit einer Romeo-und-Julia-Legende. Der obligatorische Führer, ein Schüler von 14 Jahren, führte mich für 1$ steil zum Gipfel, zu den Höhlen, Pagoden und wieder steil herunter. Mit dem verdienten Sackgeld kann er einen Teil seiner Schule bezahlen. Ich fragte mich, ob sich der Ausflug mit dem Unfallrisiko und dem vielen Staub gelohnt hatte? Battambang ist auf jeden Fall sehenswert und ist Sprungbrett nach Thailand und per Boot (bei genügend hohem Wasserstand!) nach Siem Reap.

mein junger Reiseführer

mein junger Reiseführer

© Heinz Thomann, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Fahrrradtour sollte mich zurück zu den Reisfeldern von 1986 in Cambodia bringen, einem NGO-Bewässerungsprojekt, kurz nach der Schreckensherrschaft Pol Pots. Zudem ein Blick auf Hängebrücken von 'Toni el Suizo' aus Recyclingmaterial.
Details:
Aufbruch: 18.01.2008
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 18.02.2008
Reiseziele: Vietnam
Kambodscha
Der Autor
 
Heinz Thomann berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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