Unterwegs im Yukon

Reisezeit: Mai - August 1994  |  von Reinhard Wirfler

Aufbruch

Der Ablauf des Sees war ca. 200 m breit. Treibende Eisschollen, eiskaltes Wasser, also kaum möglich, zur anderen Seite zu gelangen.

Tags zuvor hatte ich zur Umsetzung meiner Idee die Gegend mit dem Auto erkundet. 4 Kilometer hinter mir gab es eine kleine Holzbrücke, die ich zum Überqueren nutzen wollte.
Dann auf der rechten Seite entlang durch den Busch. So sollte es sein.

Nach zwei Stunden war ich wieder am Ausgangspunkt - nur auf der anderen Seite. Die Hütte in Sichtweite konnte nun der Marsch zum Ledge Creek beginnen.

Eigentlich sollte es am Ufer einen schmalen Sandstreifen geben, auf dem ich bequem laufen wollte. Durch die Buchten und Biegungen des Sees, hätte sich der gerade Weg sowieso um einige Kilometer verlängert.
Aber durch den hohen Wasserstand und der aufgetürmten Eisschollen, gab es so gut wie keinen Strand und ich musste immer wieder in den Busch ausweichen.

Nach 5 Stunden habe ich zum ersten Mal daran gedacht, aufzugeben. Den gleichen Weg zurück - und ich hätte mich 10 Stunden umsonst gequält. Also weiter!
Nach sieben Stunden durch z. T. schwierigstes Gelände, schlug ich das Zelt auf, um eine Regenphase darin zu verbringen. Eine Stunde später ging es weiter.

Immer wieder veranlassten mich die von den Seitenhängen herabfließenden Bäche zu einem anstrengenden Umweg. Die Ufer der Bäche waren in Seenähe versumpft und voller Schlamm, so dass ich dem Bach einige hundert Meter entgegen gehen musste, um oben am Hang einen möglichen Übergang zu nutzen.

Nach 8 bis 9 Stunden blieb mein Hovawart, ein lauffreudiger und klettergewandter Hund, stehen - und kotzte. Fix und fertig!

Zwei Stunden später kam ich am Anderson Creek an. Dort, wusste ich, stand von einem bekannten Kanadier ein Trailer, den ich zur Übernachtung benutzen wollte. Von den Bekannten hatte ich auch den Tipp, dass er vor einigen Jahren am Ufer des Sees, im Busch, ein Kanu deponiert hätte. Für alle Fälle.

Nach nochmals 3 Stunden im Eiltempo konnte ich das altersschwache Boot nach langer Suche finden.
Nach 16 Stunden, etwa 55 - 60 Kilometern, unter teilweise extremen Bedingungen, war ich stehend K.O.

Mein Kanu nach der Ankunft

Mein Kanu nach der Ankunft

© Reinhard Wirfler, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Abflug am Flughafen Frankfurt/Main, Nonstop nach Vancouver. Ziel: Ein Besuch bei meinem Bruder am Mayo Lake, in der Wildnis des Yukon. Die Reise begann zu früh, der See war noch zugefroren und die Tour wurde schwieriger als erwartet. Mein Begleiter: ein schwarzer Hovawart.
Details:
Aufbruch: 18.05.1994
Dauer: 11 Wochen
Heimkehr: 04.08.1994
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Reinhard Wirfler berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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