USA 2008 - Südwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2008  |  von Uschi Agboka

4-wöchige Motorradtour durch Colorado, Texas, New Mexiko, Arizona, Kalifornien, Nevada, Utah von Mitte Mai bis Mitte Juni 2008

14. - 18. Mai 2008 - Colorado/Texas

Mittwoch, 14. Mai 08 1. Tag Greeley, Colorado

Aufstehen 6 Uhr, frühstücken, Auto packen und Abfahrt um 8 Uhr Richtung Flughafen München. Wir lassen unser Auto beim Park-Service Huber stehen und sind pünktlich um 10.45 Uhr am Flughafen. Um 13 Uhr geht es los, Richtung Philadelphia. 15.30 Uhr landen wir dort. Es geht durch den Zoll und div. Sicherheitskontrollen und um 18.20 Uhr fliegen wir weiter nach Denver. Dort angekommen nehmen wir den Shuttle Bus nach Greeley, wo wir gegen Mitternacht ankommen. Hundemüde.

Donnerstag, 15. Mai 08 2.Tag Springfield, Colorado

Um 6.30 Uhr sind wir aufgestanden, ausgiebig gefrühstückt und umgepackt. Rolf holt das Motorrad aus der Garage und lädt alles, was wir mitnehmen wollen. Dann fahren wir los, Richtung Denver. Es ist kalt und sehr windig. Am Blue Star Memorial Highway, Rest Aera, machen wir Mittag: Tee, Radieschen, Bananen, Baguette und Leberwurst. 14.15 Uhr, wir fahren von Pueblo bis Las Animas, dem letzten Wohnort Kit Carsons. Und dann geht es auf der 101 Richtung Oklahoma. Leider hört die Straße nach ein paar Kilometern auf und Regen droht. Vor uns liegen fast 50 Meilen, nur Schotter! Eine menschen- und tierleere Gegend. Doch wir haben Glück, es regnet nicht und gegen 18 Uhr sind wir in Springfield, suchen uns ein Motel und ruhen uns aus. Heute gefahrene Meilen: 328 (528 km).

Freitag, 16. Mai 08 3. Tag Monahans, Texas

Wir sind schon um 6 Uhr aufgestanden, denn gestern sind wir früh (21 Uhr) ins Bett gegangen. Da es kein Frühstück gab, sind wir um 7.15 Uhr losgefahren, nachdem Rolf unsere Sachen auf dem Motorrad umgepackt hat. In Campo haben wir in einem schönen Cafe gefrühstückt: Eier, Schinken, Toast, Kartoffeln, Kaffee und alles zusammen für $ 10,50. Ein sehr gutes Frühstück. Dann geht es weiter, Richtung Süden. Um 8.50 Uhr passieren wir die Grenze nach Oklahoma. Eine fast menschenleere Gegend. Die Grenze nach Texas überqueren wir um 9.40 Uhr. Es wird langsam wärmer, bleibt aber sehr windig. Gegen 14 Uhr machen wir in Dimmit Mittag. Dann geht es weiter. Durch endlos weites Land, wo Getreide angebaut wird, dann folgen riesige Weiden mit den berühmten Hereford-Rindern. Wir sehen unzählige Rindersammelstellen, wo die Rinder auf die Bahn verladen werden. Hier stinkt es fürchterlich. Dann kommen wir in das Land des Erdnussanbaues. In Odessa wollen wir übernachten, aber es erscheint uns zu teuer, also geht es weiter bis Monahans. Dort finden wir zwar ein Motel, was nur $ 50 kostet, aber schmutzig ist. Ich bin trotzdem froh, mein Bein ausruhen zu können. Zum Abendbrot gibt es Käse, Wurst, Ölsardinen, Brot, Möhren und alkoholfreies Bier. Heute sind wir 10 Std. auf dem Motorrad gesessen, sehr lange. Es waren 459 Meilen (739 km). Mein persönlicher Eindruck der Fahrt durch diesen Teil Texas: Zum Teil chaotisch und langweilig.

Samstag, 18. Mai 08 4. Tag Study Butte, Texas

Heute sind wir später aufgestanden, Abfahrt war gegen 8.30 Uhr, ohne Frühstück. Dieses hatten wir in Pepitos Cafe in Fort Stockton: Rühreier, Schinken, Kartoffeln, French Toast, Kaffee und das Alles für $ 12. Dann fuhren wir weiter gen Süden auf dem Highway 85 bis Marathon. Auf dieser schönen Strecke sahen wir kaum mal ein Auto, aber 16 tote Antilopen und viele Geier. Ob die auf uns gewartet haben? Dann erreichen wir den Nationalpark Big Bend, direkt an der Grenze zu Mexiko. Er umfasst den Fluss Rio Grande, die Wüste Chihuahuan mit vielen Kakteenarten und Berge mit Pinienwäldern. Wir machen unser Mittagspicknick im Park bei Daniels Ranch. Es ist 14.30 Uhr und sehr schön warm. Wir sind ganz allein, bis auf eine Herde Javelinas, Tiere, die nur in Texas, New Mexiko und Arizona vorkommen. Sie sehen ähnlich aus wie Wildschweine, sind aber eine eigene Spe-zies. Und wir erleben von ganz nah viele schöne bunte Vögel (400 verschiedene Arten gibt es hier, ein Paradies für Vogelkundler) und Geier, die ihre gewaltigen Flügel ausbreiten, als wollten sie zeigen, wie prächtig sie sind. Und das stimmt, es sind, bis auf den hässlichen nackten Kopf, sehr schöne Vögel. Weiter geht es in das Bären- und Berglöwengebirge, phantastische bizarre Berge. Leider sehen wir auf der Straße eine verletzte Schlange, die wir aber nicht retten können, da kein Stock zur Hand ist. Wer diese Landschaft mit ihren Wüsten, Gebirgen und dem mächtigen Fluss, dem Rio Grande, erforscht, wird ihre Geheimnisse zu würdigen lernen. Hier findet man z. B. eine Wüstenamphibie, die Couch'sche Spatenfusskröte, den Moskitofisch, den es außer in einem einzigen Teich in diesem Park auf der ganzen Welt nicht gibt, ein kleines Säugetier, die Känguruhratte, die in ihrem eigenen Körper die Kohlehydrate in ihrer Nahrung in Wasser umwandelt und ei-nen ziemlich großen Vogel, den Erdkuckuck, auch Roadrunner, der lieber mit ca. 30 km/h läuft als fliegt. Es gibt Insekten hier, die ihr ganzes Leben in, auf und von einer einzigen Pflanzenart leben, dann gibt es Kojoten, die fast alles fressen. Die Eselhasen hier haben so lange Ohren, dass sie sie dazu benützen können, Körperwärme an die Umwelt abzugeben. Der Name Big Bend (Große Schleife) bezieht sich auf die große Schleife des Rio Grande hier in Südwest Texas. Der Fluss sieht wie eine lange, bogenförmige Oase aus, ein grünes Band, das sich durch die Wüste zieht und sich buchstäblich durch die Bergkette frisst. Wie alle Flüsse, die eine Wüste durchqueren ohne zu versickern, hat der Rio Grande seinen Oberlauf außerhalb der Wüste. Heutzutage kommt der größte Teil des Wassers, das durch den Park fließt, eigentlich vom Rio Conchos, der etwas oberhalb in den Rio Grande fließt, und nicht vom Rio Grande selbst. Der Urfluss, der die drei tiefen Schluchten ins Parkgelände grub, war wahrscheinlich der Rio Conchos. Heute stellt der Rio Grande auf 172 km die Südgrenze des Parkgebiets dar. Der Knochenhecht und einige Schildkrötenarten, die hier im Fluss leben, sind lebende Fossilien, die an den Urzeitcharakter der Gegend als fruchtbare Savanne und Sumpfland vor 50 Millionen Jahren erinnern. Ihre Vorfahren schwammen damals zusammen mit Krokodilen und flusspferdartigen Geschöpfen herum.

Die Wüsten:
Nordamerika hat vier warme Wüsten: Das Grosse Becken, die Mojave-Wüste, die Sonora- Wüste und die Chihuahua-Wüste, die sich bis tief nach Mexiko hinein erstreckt. Der Big Bend Nationalpark ist zu 97 Prozent ein Teil der Chihuahua-Wüste. Diese Wüste ist auf drei Seiten von Bergen umgeben, die den Regen abhalten, und die vierte Seite geht in ein riesiges Steppengebiet über. Die Chihuahua-Wüste ist jung, vielleicht weniger als 8000 Jahre alt. Sie ist außerdem eine grüne Wüste, die ihre Regenfälle fast ausschließlich in den Sommermonaten erhält, wenn sie am dringendsten gebraucht werden. Die Hauptpflanze in der ChihuahuaWüste ist die "Lechuguilla" eine Agave, die wie eine Handvoll Dolche aus dem Wüstenboden sprießt. Ihre groben, starken Fasern werden zum Flechten von Matten, Seilen, Taschen und anderen Haushaltsgütern benutzt, die so auch eine Art Produkt der Chihuahua-Wüste sind. Die Lechuguilla ist ein deutlicher Beweis dafür, dass die Wüste nicht wie oft angenommen wird, tot, sondern durchaus lebendig ist. Das Leben hier hat sich nur darauf eingestellt, so wenig Energie wie möglich zu verausgaben und mit allen Mitteln Wasser anzusammeln, wie wir am Beispiel der Känguruhratte sehen können.
Eigentlich wollen wir im Park übernachten, aber es ist kein Zimmer frei, denn wir haben "Weekend", viele Amerikaner sind unterwegs. So fahren wir weiter, nach Study Butte und bekommen ein großes Zimmer mit zwei Betten und einer herrlichen Aussicht. Unser Abendessen können wir draußen genießen: Es gibt Wurst, Thunfisch, Karotten, Brot, Äpfel und kalifornischen Rotwein. Zu der Fahrt zum Nationalpark Big Bend ist zu sagen dass uns der Weg durch den "Panhandle" führte, eine Region, die die Texaner selbst das "wahre Texas" nennen. Im 16. Jahrhundert schlugen die Goldsucher Stöcke in den Boden, um in der endlosen Gleichförmigkeit den Weg wieder zurück zu finden. Daher auch die Be-zeichnung "Llano Estacado" = mit Stöcken versehene Ebene. Nachdem die Büffel und die Indianer vertrieben worden waren, enthüllte der unwirkliche Panhandle in den 70ern Jahren des 19. Jahrhunderts nach und nach gewaltige Bodenschätze: Helium und Öl. Diese Bodenschätze haben, neben der Landwirtschaft, die Gegend reich gemacht. Das Besondere am Panhandle sind nach wie vor die stolzen und gastfreundlichen Menschen, die auch heute noch mit den Naturgewalten zu kämpfen haben.

Wir genießen von unserer Veranda aus einen traumhaften Sonnenuntergang. Einfach toll. Heute sind wir 266 Meilen = 429 km gefahren.

Sonntag, 18. Mai 08 5. Tag Van Horn, Texas

Wir stehen um 7 Uhr auf, um 8.15 Uhr geht es los, Richtung Santa Elena Canyon im Big Bend Nationalpark. Dieser Nationalpark ist nicht stark besucht, auch deshalb, weil er et-was abseits liegt. Wir fahren den tollen 30 Meilen langen Ross Maxwell Scenic Drive. Sehen "Mule Ears Peak", einen "Eselohrenberg" und "Castalan-Peak", einen Berg, der wie ein Schloss ausschaut. Es gibt noch viele andere interessante bizarre Gesteinsformen in diesem Gebirge. Ein Sprichwort der Apachen sagt: "Der große Geist hat hier die Steine versteckt, die bei der Erschaffung der Welt übrig blieben."
Der Rio Grande rauscht durch drei gewaltige Schluchten in diesem Park. Wir halten am Santa Elena Canyon, 13 km lang, 450 m tief und zum Teil nur 9 m breit. Das Wasser des Rio Grande hat ihn im Laufe von Jahrhunderten ausgewaschen. Hier finden wir auch die ersten blühenden Kakteen im Park. Seit 7 Monaten hat es nun vor einigen Tagen zum ersten Mal geregnet und man erwartet in den nächsten 10 Tagen, dass sich im Park die Kakteen in ein blühendes Meer verwandeln. Aber so lange haben wir keine Zeit, darauf zu warten. Schade. Es geht weiter zum Sotol Overlook. Sotol, eine Pflanze, die aussieht wie eine Kaktee, aber zu den Liliengewächsen gehört. Das Innere der Pflanze wurde von den Bewohnern der Wüste gegessen. Aus den Blättern stellte man Schuhe und Kleidung her. Und dann sehen wir die alte Homer Wilson Ranch. Ein Haus, welches nur aus den Materi-alien der Gegend gebaut wurde. Der Rancher lebte hier bis 1945, mit 4.500 Schafen und 2.500 Ziegen. Da es noch früh am Morgen ist, ist es herrlich ruhig, kaum Leute und Autos und daher traumhaft schön. Später fahren wir an der Terlingua Ghost Town vorbei. Dieser Ort wird langsam wieder von so genannten Alternativen bevölkert. Und dann folgt eine sehr kurvige und hügelige Strecke durch die Wüste (60 Meilen),entlang am Rio Grande bis nach Presidio. Es geht sehr steil bergauf und bergab. Ich komme mir vor, wie auf einer Achterbahn. Es ist sehr heiß und so machen wir bald Mittagspicknick an einem Rastplatz, mit Wigwams als Sonnenschutz. Sehr schön hergerichtet, mit Blick auf den Rio Grande und trotz der heißen Mittagssonne ist es hier sehr angenehm, auch weil ein leichter Wind weht. Es gibt Thunfisch, Wurst, Brot, Möhren und Tee. Gegen 13.30 Uhr fahren wir weiter, an der mexikanischen Grenze und dem Rio Grande entlang, durch die Wüste, bergauf und bergab. Wir sehen und vor allen Dingen riechen einige tote Stinktiere am Wegesrand. Wir passieren den Ort Marfa und kommen nach Fort Davis. Ein altes historisches Städtchen, mit schönen alten Häusern und Hotels. Und wir schauen uns noch das eigentliche Fort an, welches von 1854 bis 1891 eine wichtige Rolle in der Geschichte des Südwestens spielte. Ein Schutzwall gegen die Komantschen und Apachen. Leider war um 17 Uhr dort Feierabend, so dass wir das Fort verlassen mussten. Weiter ging es über eine landschaftli-che sehr schöne Strecke bis Kent. Dort machten wir eine kurze Pause wegen meines Beines, welches Probleme machte. Später fuhren wir auf der Autobahn weiter bis Van Horn, wo wir im ersten Motel, was wir sahen, Halt machten. Es war inzwischen 19 Uhr und wir waren 11 Stunden unterwegs. Gefahrene Meilen: 324 (522 km).

Bilder zu dieser Reise unter www.harley-rolf.de

Bis auf den Kopf ist der Geier ein schöner Vogel. Hier präsentiert er sich nur für uns.

Bis auf den Kopf ist der Geier ein schöner Vogel. Hier präsentiert er sich nur für uns.

Am Santa Elena Canyon im Big Bend National Park

Am Santa Elena Canyon im Big Bend National Park

Picknick am Rio Grande in einem Wigwam - angenehm kühl in der heißen Wüstenlandschaft

Picknick am Rio Grande in einem Wigwam - angenehm kühl in der heißen Wüstenlandschaft

© Uschi Agboka, 2008
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 14.05.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 12.06.2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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