USA 2008 - Südwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2008  |  von Uschi Agboka

24. - 27. Mai 2008 - Arizona/Kalifornien

Wyatt Earp Days in Tombstone
"the town too tough to die"

Wyatt Earp Days in Tombstone
"the town too tough to die"

Sonntag, 24. Mai 08 11. Tag Willcox, Arizona

Wir stehen um 7 Uhr auf, frühstücken im Motel: Kaffee, Säfte, Toast, Käse, Obst und fahren um 8.30 Uhr los, Richtung Tombstone (Grabstein). Zuerst besuchen wir jedoch wieder den urigen Friedhof "Boothill". Über 250 Gräber erzählen spannende, aber auch makabere Geschichten. Dann erreichen wir die wohl berühmteste Stadt des Wilden Westen: Tombstone. Mehr als ein Jahrhundert ist vergangen, seitdem seine Tage als Bergbaustadt zu Ende gingen, doch "The town too tough to die" (die Stadt zum Sterben zu zäh) wusste sich touristisch gut zu vermarkten. Mit ihren staubigen Straßen, hölzernen Gehwegen und schwingenden Saloontüren ist sie überraschend unverändert geblieben. 1877 als Silberminen-Boomtown entstanden, zählte sie auf dem Höhepunkt ihrer Berühmtheit mehr als 10.000 Einwohner, aber 1890 war sie bereits wieder von fast allen verlassen. Die meisten der Gebäude sind aus den frühen 80ern des 19. Jahrhunderts. Das berühmte "Bird Cage Theater" ist immer wieder sehenswert. Sieben abgeschirmte Vogelkäfige, die früher angeblich von Prostituierten benutzt wurden, hängen zu beiden Seiten der Haupthalle herab. Das Theater beherbergt eine wilde Kuriositätensammlung und eine Treppe tiefer kann man die alten Spieltische und Bordellzimmer bewundern.
Sehenswert ist auch Tombstone Courthouse State Historic Park. Der ehemalige Sitz des Cochise County Court beherbergt noch immer den kaum veränderten Gerichtssaal, in dem seinerzeit mehrere berühmte Prozesse stattfanden. Vieles steht unter Denkmalschutz. Zwar lebt die Stadt von den Touristen, doch viele Bars, Saloons und Cafes werden auch von "echten" Cowboys und Ranchern aufgesucht, was dem Ort mehr Realität verleiht. Es ist warm geworden, wir packen unsere Lederklamotten in das Motorrad und gehen zu Fuß in die Stadt. An diesem Wochenende sind die "Wyatt Earp Days". Viele alte Geschichten werden auf der Hauptstraße nachgespielt. Der kleine Ort ist fast überfüllt mit Touristen. Wir erstehen einige Dinge für Zuhause, u. a. eine kleine Klapperschlange. Dann sitzen wir in einem gemütlichen Cafe und sehen dem bunten Treiben zu. Viele Leute tragen alte Kostüme, sehr schön anzusehen. Ich entdecke einen wild aussehenden mexikanischen Banditen, der Rolf erlaubt, mich mit ihm zu fotografieren. Toll. Gegen 14 Uhr verlassen wir Tombstone, nachdem Rolf noch etwas sehr Schönes für sich erstanden hat: Hemd und Jacke in einem Stück. Es geht zum Chiricahua National Monument, eine atemberaubende Felsenlandschaft. Die Apachen nannten diese Landschaft "Land der stehenden Felsen". Das kaum zugängliche Labyrinth diente bis zum Sieg der US-Kavallerie über die Apachen 1886 als Rückzugsgebiet für die Krieger um den legendären Häuptling Geronimo. Wir picknicken an einem wunderschönen Platz am Bonita Creek. Dann besuchen wir das Visitor Center. Auf der Straße sehen wir einen "Red Racer". Eine blitzschnelle rote Schlange. Viele Rehe kommen ganz nah an uns vorbei. Und ein Waschbär wandert gemütlich am Straßenrand entlang. Cochise County ist eine herrliche Gegend in Arizona. Es verkörpert den wirklichen Wilden Westen mit all seinen Geschichten und Legenden. Der Name stammt von Cochise, einem berühmten Chiricahua-Apachenhäuptling während der Indianerkriege im 19. Jahrhundert, der hier lebte und 1874 starb. Die legendären Gestalten wie Geronimo und Cochise wurden deshalb so berühmt, weil es ihnen immer wieder gelang, der weit überlegenen US-Kavallerie mit List ein Schnippchen zu schlagen. Gegen 19 Uhr, nach 187 Meilen (301 km) fahren wir dem Sonnenuntergang entgegen, genau wie der Lonesome Cowboy.

Sonntag, 25. Mai 08 12. Tag Blythe, Kalifornien

Nach einem wieder sehr guten Frühstück im Hotel und Einkauf im Safeway fahren wir um 9 Uhr los, Richtung Tuscon, welches wir gegen 10 Uhr erreichen. Es ist zwar eine riesige Stadt, doch mit einem einzigartigen Charme. Wir kaufen alkoholfreies Bier und Wein (heute Morgen bekamen wir das nicht, da es vor 10 Uhr war!) ein und fahren dann zum Harley-Dealer, wo wir für Rolfs jüngste Enkelsöhne etwas einkaufen und für mich eine tolle Tasche erstehen. So gut bepackt fahren wir um 12 Uhr weiter, immer durch Wüsten-landschaft mit vielen blühenden Kakteen. Heute wollen wir bis nach Kalifornien. Das Wetter ist schön warm, aber nicht zu heiß zum Fahren. Um 13.30 Uhr halten wir unser Mittagspicknick in der Wüste: Schinken, Karotten, Salzbrot, Bananen und Tee. Eine Eidechse leistet uns Gesellschaft. Dann geht es weiter durch eine der weiteren großen Wüsten der USA, die Sonora-Wüste. Die Sonora-Wüste ist mit einer Fläche von ca 320.000 km² eine der größten sowie eine der vielseitigsten und artenreichsten Wüstenregionen der Welt. Sie bestimmt in Mexiko einen großen Teil des gleichnamigen Bundesstaates Sonora, des östlichen Küstengebiets von Niederkalifornien sowie in den nördlich angrenzenden USA den südwestlichen Teil des Bundesstaates Arizonas und den südöstlichen Teil des Bundesstaates Kalifornien. Der dortige Teil wird auch Low Desert genannt. Im Norden grenzt die Sonora-Wüste an die Mojave-Wüste, im Osten an die Chihuahua-Wüste. Von den flachen Küstenregionen im Westen steigt sie nach Osten bis in eine Höhe von 3.000 m an.

Wir sehen den Colorado River und fahren durch eine Indianerreservation, um 17.45 Uhr überqueren wir die Grenze von Arizona nach Kalifornien. Es ist schön warm und wir finden in Blythe ein sehr hübsches Motel, wo wir raussitzen können. Heue waren es 364 Meilen (586 km).

Montag, 26. Mai 08 13. Tag Mojave, Kalifornien

Wir stehen um 6.30 Uhr auf, frühstücken gemütlich im Motel mit Toast, Käse, Butter (!), süßen Teilchen und Kaffee. Um 8.15 Uhr geht die Fahrt los, durch die Wüste zum Joshua Tree National Park, der wohl ungewöhnlichste und zugleich faszinierendste National Park Kaliforniens. Der Joshua Tree, das Wahrzeichen der Mojave Wüste, wurde von den Mor-monen so genannt, weil sie glaubten, seine Arme (Zweige) wiesen den Reisenden den Weg nach Westen. Joshua Tree, Yucca, ist ein Riese aus der Lilien-Familie. Was der Sa-guaro Kaktus für die Sonora-Wüste ist, ist der Joshua Tree für die Mojave-Wüste. Der Nationalpark beinhaltet die Colorado-Wüste unter 2.000 m und ist ein Teil der Sonora-Wüste. Der westliche Teil des Parkes, über 2.000 m hoch, ist die Mojave Wüste und der Joshua Tree ist hier überall in den verschiedensten Formen zu sehen. Er ist ja kein Baum an sich, trotzdem z. T. sehr hoch, bis 13 m, und manche Pflanzen sind bis zu 300 Jahren alt. Er wird Baum des Lebens genannt, weil er vielfältig Leben spendet: In seinen Wurzeln lebt die Wood Ratte, die ähnlich der Elster glitzernde Dinge sammelt. Und auch eine Schlangeart lebt in diesen Wurzeln. Dann gibt es eine kleine Spechtart, Eulen, Raben, Falken und viele kleine Vögel, die in und mit dieser Pflanze leben. Wir haben das Glück, auf der Straße eine Bullsnake zu sehen, die sich sonnt. Rolf scheucht sie von der Fahrbahn, damit sie nicht überfahren wird. Sie schlängelt davon, laut fauchend wie eine Katze. So was haben wir noch nie erlebt. Und dann begegnet uns ein magerer Coyote, der langsam dahin trottet. Andere Bewohner dieser Wüstenlandschaft sind Big Horn Schafe, Eidechsen, u. a. das giftige "Gila Monster", Schildkröten, Kaninchen und Füchse. Diese Wüste lebt, auch mit mannigfaltigen Pflanzen- und Kakteenarten. U. a. findet man hier den Cholla Kaktus. Wir durchwandern einen riesigen Garten, voll mit diesen außergewöhnlichen Kakteen. Das Wetter ist schön, nicht zu warm, richtig angenehm. Gegen Mittag machen wir Picknick im Schatten eines riesigen Felsens. Die Berge hier sind z. T. 1,6 Millionen Jahre alt. Unfassbar. Wie jung ist die Menschheit dagegen. Wir haben ein gutes Baguette, Putenbrust, Tomaten, Bananen. Es ist einfach herrlich, so mitten in der Natur zu sitzen, zu essen und das alles ohne Hast und Eile. Später fahren wir durch das Hidden Valley (wo sich früher die Wilddiebe versteckten) zum Keys View. Von dort sieht man den höchsten Berg (3.506 m) Süd-Kaliforniens, den San Gorgonio Mountain, auf dem Schnee liegt. Die Sicht reicht bis nach Los Angeles. Rolf macht viele Bilder, denn die Aussicht ist wirklich einmalig. Später geht es auf der alten Route 66 gen Westen, wir wollen nach Mojave. Dort wollen wir übernachten. Es ist eine tolle Fahrt durch die ständig wechselnde Wüstenlandschaft. 1/4 der Fläche Kaliforniens sind Wüsten, die sich in zwei Regionen teilen: die Colorado-Wüste oder Low Desert im Süden, die sich bis Mexiko und Arizona erstreckt und die Mojave-Wüste oder High Desert im zentralen Kalifornien. Die Wüsten sind größtenteils unter Naturschutz gestellt. Doch von den 10 Mio. Hektar kalifornischer Wüste werden ca. 1 Mio. Hektar von den Militärs der US Regierung genutzt. Plötzlich kommt starker Wind auf, es ist fast ein Orkan. Und es wird eiskalt. Total durchgefroren kommen wir in Mojave an, finden gleich ein nettes Motel, Desert Inn. Schnell laden wir aus und fahren dann erst mal einkaufen. Heute Abend gibt es Lemon-Pepper-Hähnchen, Bier und Wein und Baguette. Um 21 Uhr sind wir im Bett. Es war ein toller Tag. Täglich erleben und sehen wir so viele schöne Dinge. 304 Meilen (489 km).

Dienstag, 27. Mai 08 14. Tag Fresno, Kalifornien

Auch heute sind wir früh auf, gegen 7 Uhr haben wir uns Kaffee im Zimmer gemacht, aus der Lobby süße Teilchen geholt und gefrühstückt. Es ist relativ kalt, ca. 15 Grad. Um 8.15 Uhr fahren wir los, erst Richtung Bakersfield und zum Sequoia National Park und Kings Canyon, ca. 153 Meilen (246 km). Erst durch endlose Ölfelder, dann sehen wir riesige Rinderherden und später folgen große Obst- und Olivenplantagen. Gegen 11.15 Uhr erreichen wir den Park. Das Wetter ist nicht gerade berauschend, aber das tut unserer guten Laune keinen Abbruch. Was mir auf der Strecke immer wieder auffällt, sind wirklich superschöne Häuser neben den letzten Gammelhäusern oder Bruchbuden. Und wir sehen viel Armut. Das ist manchmal bedrückend. 2006 waren wir schon einmal bei schönem Wetter im Sequioa National Park. Hier gibt es die größten lebenden Bäume der Erde, den Sequioa Gigant (Höhe über 80 m), manche 2.500 bis 3.000 Jahre alt. Als wir in den Park hineinfahren, scheint es, als würde sich das Wetter bessern. Aber je höher wir kommen, desto nebeliger und kälter wird es. Es ist wirklich saukalt. Und wegen des starken Nebels kann man kaum was sehen. So halten wir nur kurz am Visitor Center Logdepool, um zur Toilette zu gehen und fahren dann schnell weiter. Ich ziehe noch Rolfs Lederjacke über meine Leder-jacke, denn ich friere ganz arg. Aber dann kommt das Highlight des Tages: Wir sehen eine Bärin mit ihren Jungen im Schnee. Das entschädigt uns für alles. Überall im Park ist noch eine Menge Schnee zu sehen. Das ist doch recht ungewöhnlich für diese Zeit des Jahres. Es ist so kalt, dass wir nicht mal im Park picknicken und das will was heißen. Also geht die Fahrt durch den ganzen Park ohne weiteren Stopp bis nach Fresno, wo wir ein schönes Zimmer im Super 8 Motel finden, wo ich baden und auch meine Haare mal wieder ordent-lich pflegen kann. In Fresno herrschen wieder angenehmere Temperaturen. Trotz Kälte war es ein wunderschöner Tag, 283 Meilen (456 km). Nur die Armut in dem reichen Amerika ist für mich immer wieder bedrückend zu sehen.

Diese Bullsnake fauchte wie eine Katze!

Diese Bullsnake fauchte wie eine Katze!

Der Baum des Lebens, Joshua Tree

Der Baum des Lebens, Joshua Tree

Im Chiricahua National Monument
"Land der stehenden Felsen"

Im Chiricahua National Monument
"Land der stehenden Felsen"

© Uschi Agboka, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
4-wöchige Motorradtour durch Colorado, Texas, New Mexiko, Arizona, Kalifornien, Nevada, Utah von Mitte Mai bis Mitte Juni 2008
Details:
Aufbruch: 14.05.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 12.06.2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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