USA 2008 - Südwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2008  |  von Uschi Agboka

5. - 7. Juni 2008 - Utah/Colorado

Capitol Reef National Park

Capitol Reef National Park

Donnerstag, 5. Juni 08 23. Tag Mexican Hat, Utah Am San Juan River
Heute schlafen wir länger, denn es stürmt und regnet stark. So lassen wir uns Zeit, warten bis die Sonne scheint und starten erst um 10 Uhr. In einem netten Espresso-Cafe trinken wir Kaffee und es gibt ganz tolle frische Croissants. Wir halten noch einen Plausch mit anderen Gästen und fahren dann in den Capitol Reef National Park. Wir kennen ihn von früherem Besuch. Aber es ist immer wieder schön, an diesen beeindruckenden rötlichen Felsformationen vorbei zu fahren. Wir halten an einem sonnigen Platz, es ist strahlend blauer Himmel und das Unwetter von gestern ist vorbei und vergessen. Wir genießen unser Mittagspicknick im Park: Fisch, Salami, Baguette, Tomaten, Gurken. Wir fahren den schönsten Weg im Capitol Reef, ehe wir uns dann auf den Weg nach Hanksville machen. Es ist nur in der Sonne warm, so behalten wir unsere dicken Lederjacken an. Wir halten auch dieses Jahr wieder an Hot Springs, ein schöner Platz zum Rasten und Schauen. Dann geht es weiter auf der wunderbaren Straße (Highway 95) durch die Glen Canyon Recreation Area. Man könnte dauernd anhalten und fotografieren, so schön ist es hier. Beim Hite Overlook halten wir und machen eine kurze Pause, um den Zauber der Landschaft und den Blick auf den Colorado River auf uns wirken zu lassen. Später biegen wir ab, auf die 261, Weg der Alten. Eine wunderschöne Straße. Dann folgen Warnungen: Sehr starkes Gefälle, mehr als 10 %, scharfe Haarnadelkurven, Geschwindigkeit nur max. 20 km/h und die Straße ist nicht mehr geteert, alles loser Kies. Von oben sieht das mehr als unheimlich und gefährlich aus, aber die Aussicht und die Weitsicht sind atemberaubend. Man nennt das Muley Point bzw. Mola Dugway. Ein "Dugway" ist eine Straße oder Weg entlang des Gebirges für den Transport. Diese scharfkurvige Straße wurde 1950 während des Uranbooms von der Texas Zinc Minerals Firma gebaut, von den Minen auf der Cedar Mesa zu den Mühlen Nähe Mexican Hat (so genannt, weil es hier einen Felsen gibt, der aussieht wie ein mexikanischer Hut). Ich kann mir den Luxus erlauben, den Rundblick zu genießen. Rolf muss höllisch aufpassen, wegen des rutschigen Kies und der extremen Haarnadelkurven und das alles ohne Leitplanken. Aber er schafft es, uns heil runter zu bringen. Ich habe da sowieso nie Angst, denn Rolf fährt vorsichtig und sicher. Wir machen noch einen Abste-cher zum "Goosenecks State Park". Vom Aussichtspunkt (welcher sich in ca 1.500 m Hö-he befindet) kann man einen Blick auf den San Juan River werfen, welcher sich im Ver-lauf von Millionen Jahren inzwischen gut 300 m tief gegraben hat. Der Fluss windet sich auf einer Länge von 8 km vor und zurück und legt dabei gerade einmal eine Luftlinie von 1,6 km zurück. Aus der Vogelperspektive sehen die Gebilde, die der San Juan River geschaffen hat, wie Gänsehälse (Goose Necks) aus, deshalb der Name Goosenecks State Park. Da es viel geregnet hat, führt der San Juan River viel Wasser. Wir genießen ein bisschen die warme Sonne, ehe wir weiterfahren nach Mexican Hat, wo wir im San Juan Inn ein sehr schönes Zimmer finden, mit Blick auf den San Juan River und die Berge. Es war auch heute wieder ein besonders schöner Tag, wir haben so viel gesehen, obwohl wir nur 209 Meilen (336 km) gefahren sind. Abends sitzen wir draußen, am Fluss und picknicken. Super! Und wieder können wir die Fledermäuse beobachten, die auf Insektenjagd sind. Wenn man das alles so sieht, auf sich wirken lässt, spürt und erkennt man, wie unwichtig und klein wir als Menschen in dieser Welt sind.

Freitag, 6. Juni 08 24. Tag Cortez, Colorado

Um 7 Uhr stehen wir auf, es gibt kein Frühstück, nur eine Banane. Um 8 Uhr geht es los, Richtung Monument Valley. Auf der ganzen Fahrt dorthin haben wir tolle Ausblicke in die Landschaft, da die Sonne von hinten scheint. Rolf macht viele Fotos. Es ist immer wieder ein erhebender Anblick, wenn man ins Monument Valley fährt. Für mich auch ein Ort, der viel zum Nachdenken anregt. Gegen 8.45 Uhr überqueren wir die Grenze nach Arizona. Wir befinden uns seit der Abfahrt vom Hotel in der Navajo Reservation. Bald erreichen wir den Eingang zum Monument Valley und wir finden wieder "unsere" Bank, oben auf der Plattform, von wo aus man einen herrlichen Blick in alle Richtungen hat und das heute bei strahlendem Wetter. Wir lernen einen netten Biker, Josef, aus Wien kennen, der mit einer Gruppe fährt und total unzufrieden ist. Er hat die ganze Zeit über nur geschimpft. Schade, da gibt man so viel Geld aus für eine Reise und dann ist der ganze Urlaub versaut wegen Querelen in der Gruppe. Rolf weiß schon, warum er meist allein fährt. Wir haben es wirklich besser, bei uns ist jeder Tag ein ganz besonderes Erlebnis. Wir erstehen einige schöne Mitbringsel: ein John Wayne Schild, Steine aus dem Monument Valley, 2 Pins, Topflappen. Wir trinken Kaffee, sitzen in der Sonne und genießen es, einmal wirklich die Seele baumeln zu lassen. Erst um 12.30 Uhr verlassen wir diesen schönen Ort, nachdem wir noch einige interessante Gespräche mit einem Navajo-Park-Ranger hatten. Rolf hat mal wieder einige seiner Zigarillos verschenkt. Es geht nun nach Kayenta, die Stadt der Arbeiter der Uranminen. Und weiter nach Cortez, Colorado, unser heutiges Ziel. Um 14.45 Uhr überqueren wir wieder eine Grenze, von Arizona nach Colorado. Es war eine tolle Strecke, mit Blick auf schneebedeckte Berge und wir haben schöne Felsformationen gesehen, u. a. den Eulenfelsen. Phantastisch. Gegen 15 Uhr erreichen wir Cortez, eines meiner Lieblingsstädtchen in USA. Wir beziehen Quartier in Aneth's Lodge, wir waren hier schon 3x. Rasch wird ausgepackt, wir essen ein paar Erdnüsse, trinken etwas und fahren dann zum Safeway einkaufen: Alkoholfreies Bier, Saft, Lachs, Erdbeeren und Brot. Dann müssen wir noch in einen Liquershop, um Wein zu kaufen. Leider musste ich auf eine 1,5 l Bottle zurückgreifen, da die anderen zu teuer waren. Und dann gehen wir in den City Park von Cortez, wo wir picknicken. Heute gibt es mal wieder ein leckeres Hähnchen. Rolf beobachtet irgendwelche Leute, die Wasser tanken. Es ist ein herrlicher Abend, 25 Grad warm. Gegen 18 Uhr laufen wir zurück ins Hotel. Wieder ein toller Tag.

Rolf unterhält sich noch vor dem Hotelzimmer mit einem jungen Mann aus Dresden, der allein mit dem Auto unterwegs ist, kein Englisch spricht und kontakscheu ist. Erstaunlich, wie unterschiedlich wir Menschen Lebensqualität einschätzen.

Samstag, 7. Juni 08 25. Tag Durango, Colorado

Um 9 Uhr fahren wir heute los, nach nur Kaffee im Hotel. Es ist ein herrlicher Tag, strahlend blauer Himmel. Die Fahrt führt uns wieder durch das traumhafte Dolores-Tal. Einige Male schon sind wir diese Strecke gefahren, immer wieder schön. Wir machen Halt im kleinen Ort Rico, um Kaffee zu trinken. Leider hat "unser Cafe" geschlossen. Wir erfahren von einer alten Dame, die einen tollen Antiquitätenladen besitzt, dass die Besitzerin sich um ihre Tochter kümmern muss, die einen schweren Unfall hatte. Aber es gibt ein Restau-rant, die uns Kaffee machen und so können wir einige Zeit in der Sonne sitzen und den tollen Blick auf die hohen schneebedeckten Berge genießen. Und der Antiquitätenladen bietet viele Schönes zum Schauen. Kaufen geht ja leider nicht, wir haben keinen Platz mehr auf dem Motorrad. Weiter geht die Fahrt auf einer landschaftlich sehr schönen Stre-cke. Gegen 13 Uhr erreichen wir Ouary und essen dort im gleichen schönen Internet-Cafe, wie schon vor Jahren einmal, tollen Apfelkuchen. Es ist heute ein wirklich schöner sonni-ger Tag. Weiter geht die Fahrt über den Red Mountain Pass, ca. 3.358 m hoch. Es gibt hier noch sehr viel Schnee. Gegen 14.20 Uhr erreichen wir das alte historische Minerörtchen Silverton, wo wir im Stadtpark Mittagspicknick machen. Später sitzt Rolf mit einer Ziga-rillo auf einer Bank vor den vielen hübschen kleinen Geschäften und beobachtet das Treiben der Menschen. In der Zwischenzeit mache ich einen Bummel durch die Läden und erstehe einen kleinen Bären für unsere Hausdekoration in Spiegelau und Blumensamen für unseren Garten. Später geht die Fahrt von Silverton über den Molas Pass, über 3.000 m und dann weiter über den Coalbank Pass, ebenfalls über 3.000 m. Die Aussichten auf dieser Strecke sind traumhaft, der Schnee glitzert in der Sonne und man kann weit sehen. Die ganze Strecke ist ein Traum. Gegen 17 Uhr erreichen wir Durango, finden ein hübsches Motelzimmer im 2. Stock, mit einem tollen Ausblick. Es ist immer noch sehr warm. 193 Meilen (311 km) waren es heute. Schnell wird ausgeladen, umgezogen und dann fahren wir nach Durango Downtown, zu einem französischen Restaurant, um dort ein einmalig gutes französisches Baguette zu kaufen. Der Manager lädt uns auf ein Glas Wein ein, Rolf trinkt jedoch nur Wasser, da er uns ja noch wieder zurück zum Hotel fahren muss. Wir haben eine nette Unterhaltung mit dem noch jungen Manager, der aber schon viel von der Welt gesehen hat. Und dann müssen wir, trotz Einladung, den Wein bezahlen. Ich hatte schon so etwas befürchtet und daher nur einen preiswerten Hauswein gewählt. Es ist wirklich immer noch ein schöner Tag, 25 Grad warm. Als wir vor 2 Jahren hier waren, habe ich bei der Fahrt über die Pässe ganz schön gefroren. Dieses Jahr ist es anders, strahlend blauer Himmel, viel Schnee bis in die Täler und trotzdem warm. Wir machen noch einen kleinen Bummel durch den schönen Ort Durango und fahren dann ins Hotel. Auf dem Balkon machen wir es uns gemütlich mit dem leckeren Baguette, Salami, Oliven, Bier und Wein. Wir sitzen noch lange draußen und genießen die Ruhe und den schönen Blick. Es sind diese kleinen Momente, die wichtig sind, nicht das Gigantische, Spektakuläre.

Weitere Bilder dieser Reise unter www.harley-rolf.de

Goosenecks State Park - Blick auf den San Juan River

Goosenecks State Park - Blick auf den San Juan River

Auf der Fahrt nach Silverton, durch die Red Mountains, die aber hier weiss sind!

Auf der Fahrt nach Silverton, durch die Red Mountains, die aber hier weiss sind!

© Uschi Agboka, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
4-wöchige Motorradtour durch Colorado, Texas, New Mexiko, Arizona, Kalifornien, Nevada, Utah von Mitte Mai bis Mitte Juni 2008
Details:
Aufbruch: 14.05.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 12.06.2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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