Guatemala - erste Begegnung mit Mittelamerika

Reisezeit: Februar 2005  |  von Ingo Runde

Aktiver Aufstieg auf aktiven Vulkan

"Das ist ein leichter walk - das wird dir gefallen" Ich hatte seine Worte noch im Ohr, als ich mich zum zehnten Mal fragte, Warum mach ich das hier eigentlich? Ich koennte doch einfach zurueck gehen. Joerg, ein Deutscher, den ich in der Sprachschule in Antigua getroffen hatte, war bereits auf dem Vulkan gewesen, den ich auch noch besteigen wollte. Pacaya. Leicht zu organisieren von Antigua, weil der Aufstieg von jedem travel agent angeboten wird. Es wird davor gewarnt, den Aufstieg allein zu machen, allerdings kostet so ein organisierter Halbtagesausflug auch nur $ 7.
Wir waren mit ungefaehr 25 Leuten, viel mehr, als ich dachte und gehofft hatte, leider.
Die Fahrt von Antigua dauert ca. eineinhalb Stunden.
Der Aufstieg beginnt recht steil auf einem kleinen Betonweg, bevor es durch Wald und ueber grosse Wiesenflaechen weiter geht, dann nicht mehr ganz so steil. Zwischendurch gibt es fantastische Blicke ueber fast alle Vulkane, die es im Hochland von Guatemala gibt. Wir hatten ziemlich viel Glueck mit dem Wetter, klare Sicht. Das ist nicht immer so. Was allerdings immer so ist, das ist der letzte Abschnitt des Aufstieges. Wenn man schon direkt am Vulkan, am Krater ist. Es gibt dann keine gruene (oder verbrannte, je nach Jahreszeit) Wiesenflaeche mehr, nur noch schwarzes Geroell, ehemals Lava.

Und dann wird es erst spannend. Es wird kaelter und kaelter, windiger und windiger, und schwieriger und schwieriger. Ich kann nun von mir nicht behaupten, dass ich der unsportlichste bin, aber bei dem letzten Rest bis zum Gipfel geht - oder kriecht - man nur noch ueber loses Geroell, das einen meist weiter nach unten rutschen laesst als man hoeher gelangt. Nach einer halben Stunde Rutschen war der Moment gekommen, wo ich dachte, eigentlich reicht das doch. Aber dann hat mich doch zum Glueck mein Ehrgeiz gepackt, und ich bin weiter gekrochen. Und das war auch gut so. Irgendwann war ich dann oben angelangt, auf einem kleinen Plateau, auf das der Wind freien Zugriff hatte, was er auch schamlos ausgenutzt hat. Es war arschkalt (wenn ich so etwas hier schreiben darf) und sehr windig. Ich denke auch, dass ich mir dort oben meine Erkaeltung geholt habe - aber das ist ein anderes Thema. Gelohnt hat sich die ganze Anstrengung deshalb, weil der eigentliche Krater des Vulkans, den man zwischendurch immer wieder von unten sehen konnte, in ca. 20 m Luftlinie vor mir war. Den austretenden Dampf konnte man auch immer wieder auf dem Weg sehen. Aber was man nicht sehen konnte, war erst jetzt zu bestaunen. Es war tatsaechlich ein aktiver Vulkan. Und er spuckte fleissig die ganze Zeit ueber Lava aus. Brocken, die so gross wie eine grosse Salatplatte waren, flogen bis zu zehn Metern hoch und landeten klatschend auf dem Kraterrand. Das war nun etwas, das ich nicht erwartet hatte - und damit war fuer mich auch klar, dass Joerg nicht ganz oben war. Denn es war nun wirklich kein easy walk, und von dem lavaspuckenden Ziel haette er bestimmt etwas erzaehlt, wenn er es gesehen haette. Das war aber auch moeglich, weil manchmal der letzte Abschnitt gesperrt ist, wenn es zu gefaehrlich waere. Das beruhigte mich doch sehr, zeigte es mir, dass dieser Aufstieg nicht von einem anderen als easy walk gesehen werden kann.
Aber dieses Erlebnis, die Lavabrocken aus dem Vulkan fliegen zu sehen, kann fuer mich nur noch von einer riesengrossen Walflosse direkt neben den kleinen Boot, in dem ich gerade bin, uebertroffen werden.
Da zeigte sich wieder einmal, dass die Natur doch tatsaechlich das groesste ist, was diese Erde zu bieten hat.

Der ganze Trip von Antigua aus dauerte uebrigens sieben Stunden. Ich empfehle, auf jeden Fall den morgentlichen Ausflug zu machen, weil es sich nachmittags schon zugezogen hat und auch voller wurde.

Volcano Pacaya

Volcano Pacaya

Volcano Pacaya

Volcano Pacaya

Volcano Pacaya, Aufstieg

Volcano Pacaya, Aufstieg

© Ingo Runde, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zweieinhalb Wochen Guatemala - davon eine Woche Sprachschule in Antigua. Der Rest ist bislang noch unbekannt, mal sehen, wo es mich hin treibt...
Details:
Aufbruch: 04.02.2005
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 22.02.2005
Reiseziele: Guatemala
Der Autor
 
Ingo Runde berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.