Ein Wochenende in....Kairo !

Reisezeit: Mai / Juni 2009  |  von Sabine H.

Aufbruch ins Land der Pharaonen...

Am Freitag, 28.05.2009, mache ich ein wenig früher Feierabend, denn mein Zug fährt bereits um 18.09 Uhr nach Hamburg ab. Am Bahnhof Dammtor greife ich mir aus Bequemlichkeit ein Taxi, die S-Bahn hätte es auch getan, aber da hätte ich was verpasst !

Mein Taxi-Fahrer ist gesprächig und neugierig, quetscht mich aus: Wohin, wielange, warum und wieso. Ägypten ? Oh ja, das kennt er ! Kairo ? Klar, auch, wie seine Westentasche...(er war zuletzt in den 70er Jahren dort, wie sich im Gesprächsverlauf herausstellt). Er hat die "ultimativen" Tipps für mich: Das Wasser aus dem Wasserhahn ist geradezu lebensgefährlich - eigentlich sollte man das noch nicht mal zum Duschen verwenden, geschweige denn Zähneputzen. Essen kann man in Kairo gar nichts, das ist alles verseucht. Nur Bananen und Apfelsinen, denn die sind ja auf natürliche Weise verpackt. Für alle Eventualitäten bräuchte ich unbedingt einen Medikamentenvorrat, könne ich auch noch am Flughafen kaufen, wenn ich jetzt aus purer Unwissenheit nichts dabei hätte...oder, er könne mich auch schnell noch zu einer Apotheke mit Notdienst fahren... Also, aus Ägypten sind schon Leute mit den übelsten Krankheiten zurückgekommen, einige davon habe er persönlich im Taxi direkt vom Flughafen ins Hamburger Tropeninstitut gefahren, echt ! Ich winke ab, ich brauche weder Notdienst-Apotheke, noch Desinfektionsmittel. Aber ich habe Lust, diesen Paniker und Besserwisser mal ein wenig zu schocken ! (Und zwar, ohne zu lügen !) "Sehen Sie diese Narbe da auf meiner rechten Wange ? Ja ? Ok, wissen Sie, das war eine langwierige Tropenkrankheit, die ich aus Indonesien mitgebracht habe. 9 Monate hat´s gedauert, bevor es weg war und selbst die Hautärzte im Tropeninstitut hier in Hamburg wussten nicht, was es war. Es wurde sogar aufgeschnitten, daher die Narbe. Geholfen hat letzten Endes eigentlich ein ganz simples Medikament namens D..." Das hat ihn schwer beeindruckt ! "Was ? Das ist ja irre ! Schreiben Sie mir bitte den Namen des Medikaments auf ! Hier haben Sie Zettel und Schreiber, man weiss ja nie !" Leute gibt´s !!!

Nun ja, gepennt im Airlines Hotel, shuttle zum airport Fuhlsbüttel am nächsten Morgen, Flug nach Zürich, Ärgern über unnötige Verspätung, weil die Sicherheitskontrolle personell unterbesetzt war, ruhiger Flug nach Kairo, Ankunft in Terminal 3. Terminal 3 ??? Wieso 3 und nicht 2 ? Egal. Fieberscanner wegen Schweinegrippe passiert, Geld gewechselt, Visa-Aufkleber gekauft, Passkontrolle, (sehr kurzes) Warten auf´s Gepäck. Der Terminal ist wie geleckt, sieht superneu aus, ist total modern und alles geht superschnell und effektiv. Bin ich echt in Kairo ? Vom Verlassen des Flugzeuges bis zum Treffen meines Fahrers hat´s kaum 20 Minuten gedauert. Und jetzt erfahre ich des Rätsels Lösung: Terminal 3 ist brandneu ! Gestern offiziell eingeweiht, der quietscht noch ! Abdul, mein Fahrer für die nächsten 3 Tage, geleitet mich zu seinem Skoda Oktavia und drückt mir ein ägyptisches Handy nebst Ladegerät in die Hand. Das ist ab sofort meine Verbindung zu ihm, zum Hotel, zum Veranstalter Eric und zur weiblichen Tourguide Randa, alle Nummern sind abgespeichert und die Willkommens-SMS von Eric ist auch schon da ! Perfekter geht´s doch gar nicht mehr !!!

Welcome to Cairo ! (Es hat gedauert, bis ich eine fotografierbare Flagge gefunden hatte, die sich dann auch noch entfaltete)

Welcome to Cairo ! (Es hat gedauert, bis ich eine fotografierbare Flagge gefunden hatte, die sich dann auch noch entfaltete)

Abdul fährt mich nach downtown Cairo zu meinem Hotel. Das hat Eric mir vorgeschlagen und für mich reserviert. Aber es ist auch im Lonely Planet gelistet, und zwar als "top pick" unter den "high end"-Unterkünften. Es ist tatsächlich das einzige Boutique-Hotel Kairos. Es ist ein "wow"-Hotel, nach und nach entpuppt sich alles, was man sieht, als immer größeres Schmuckstück. Es liegt superzentral in einer kleinen Seitengasse der Talaat Harb, also der Haupteinkaufsstrasse in downtown Kairo.

Eingangsbereich von der Gasse aus, das Foyer des Gebäudes, nicht des Hotels ! Das liegt nämlich im 5. Stock !

Eingangsbereich von der Gasse aus, das Foyer des Gebäudes, nicht des Hotels ! Das liegt nämlich im 5. Stock !

Im Foyer des Gebäudes gibt es einen Singer-Nähmasschinen-Laden, sonst nichts. Nur die beiden abenteuerlichen Fahrstühle.

Der uralte Paternoster-hafte Fahrstuhl. Er quietscht und ächzt und mit Elektronik hat das Ding gar nichts zu tun, man sieht das Gegengewicht. Eine schöne mechanische Angelegenheit.

Der uralte Paternoster-hafte Fahrstuhl. Er quietscht und ächzt und mit Elektronik hat das Ding gar nichts zu tun, man sieht das Gegengewicht. Eine schöne mechanische Angelegenheit.

Ein Traum aus 1001 Nacht !

Ein Traum aus 1001 Nacht !

Mein Zimmer Nr. 14 (es gibt nur 16)

Mein Zimmer Nr. 14 (es gibt nur 16)

Ich muss dieses Hotel so ausführlich vorstellen, weil ich es so sehr gemocht habe ! Es ist liebevoll und aufwändig dekoriert, das Personal ist unglaublich freundlich und hilfsbereit, und zudem mindestens 4-sprachig (Englisch, französisch, deutsch, arabisch). Der Service ist exzellent und die Lage ist p e r f e k t ! Mc Donald`s ist gleich gegenüber, für alle, die sich mit arabischer Küche nicht anfreunden können, jede Menge Banken mit Geldautomaten sind in Reichweite, die nächste U-Bahn-Station, das Nile Hilton Hotel und das ägyptische Museum sind in 10 Minuten zu Fuss erreichbar. Selbst der Basar Khan al Khalili ist noch in Gehweite (ca. 50 Minuten). Es gibt kostenlosen internet-Zugang über einen hoteleigenen PC in der Bibliothek und selbstverständlich auch drahtlosen Internet-Zugang für das eigene laptop.

Bibliothek

Bibliothek

So, genug über´s Hotel geschwärmt. Raus auf die Strassen Kairos ! Der Verkehr ist chaotisch, klar. Wie sollte es anders sein in einer nordafrikanischen 20-Millionen-Metropole ? Strasse überqueren geht nur nach dem "Vietnam-Prinzip": Augen zu und rüber, nicht zögern, nicht stehenbleiben, nicht die Geh-Geschwindigkeit verändern, dann wissen die Autofahrer Bescheid und sortieren sich um einen herum. Selbst, wenn man ein Auto aus dem Augenwinkel heranrasen sieht und man denkt "der fährt Dich über den Haufen", Ruhe bewahren und stetig weitergehen. Am Straßenrand wird´s dann wirklich eng, denn zwischen den geparkten Autos sind oftmals keine 2 cm Platz. Bauch einziehen und durchquetschen lautet die Devise ! Wo will ich eigentlich hin an diesem ersten Spätnachmittag ? Ich weiss es auch nicht, einfach nur so herumlaufen, die Atmosphäre der Stadt aufsaugen, ein bisschen orientieren, keine Ahnung. Nur mal sehen, wie Kairo so "tickt". Grobe Richtung: Nil. Was hatten sie mich doch alle gewarnt, die "Ägypten-Experten" in meiner Heimat: Anmache und Nepp überall und ohne Ende ! Und was war ? Nichts, nothing, nada.

Ich erreiche den Midan Tahrir, diesen überdimensionalen Kreisverkehr am Nilufer. Zu Fuss über die Straße geht hier gar nicht mehr, nur noch per Untergrund-Unterquerung. Ich bleibe stehen und sehe mir die Umgebung an: Das ägyptische Museum, das Nile Hilton, daneben das Marriot oder Sheraton, all die großen Hotelketten sind hier aufgereiht. Ich bin so froh, in einem persönlichen kleinen, aber feinen Hotel untergebracht zu sein. Direkt gegenüber, die Mogamma. Das Bürokratie-Moloch Ägyptens. Daneben die amerikanische Universität, die aber inzwischen in einen Vorort ausgelagert wurde. Das Gebäude beherbergt aber immer noch die wohl sehr gute Bibliothek der Universität.

Die Mogamma

Die Mogamma

Midan Tahrir

Midan Tahrir

Ägyptisches Museum

Ägyptisches Museum

Ich werde müde, sehr sehr müde. Meine Augen brennen und ich kann nicht mehr. Also laufe ich zurück zum Hotel, ziehe mir unterwegs noch irgendwo ein Chicken-Shawarma rein, was die arabische Ausgabe des Döner ist und ziehe mich in mein Hotel zurück. Es reicht für heute, das war ein langer Tag !

© Sabine H., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Pfingsten - ein verlängertes Wochenende. Es kribbelt, ich muss weg ! Nach Kairo...
Details:
Aufbruch: 29.05.2009
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 02.06.2009
Reiseziele: Ägypten
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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