Ein Wochenende in....Kairo !
Islamisches Kairo, Zitadelle und Museum
01.06.2009
Einen Tick länger habe ich heute morgen Zeit, weil wir erst um 08.00 Uhr aufbrechen. Die Zeit nutze ich allerdings nicht für längeres Schlafen, sondern ausgiebigeres Frühstücken. Randa und Abdul sind pünktlich zur Stelle. Wir fahren zum nördlichen Eingangsbereich des alten islamischen Kairo und entern dieses durch das Siegestor, Bab an-Nasr. Nahebei liegt der nördliche Friedhof, ein Teil der "city of the dead", der keineswegs tot ist, sondern im Gegenteil sehr belebt, weil zehntausende Menschen hier in den alten Mausoleen leben. Es gibt Schulen und Krankenhäuser auf den Friedhöfen und teilweise zahlen die Leute sogar Miete ! Ich hätte es mir gerne angesehen und hatte Eric auch im Vorwege danach gefragt, aber er hatte mir mitgeteilt, dass Randa als anständige Mittelklasse-Ägypterin dort nicht hingehen würde und es auch keine gute Idee sei, dort allein umherzuwandern.
Ich wundere mich über die super-sauberen Gassen, das Pflaster, das wie geleckt ist und die wunderbar erhaltenen Gebäude. Randa erklärt, dass man hier in den letzten Jahren wahnsinnig viel Geld investiert hat, um alles wieder herzurichten. Ansonsten dreht sie als studierte Architektin auch auf und erläutert mir die Unterschiede zwischen mamelukkischen, fatimidischen und ottomanischen Moscheen und Gebäuden.
Die lesenden Mädels sind Schülerinnen, 35 Minuten vor einer total wichtigen Mathe-Klausur, wir haben gefragt.
Und der Basar ist geschlossen. Es ist vor 10.00 Uhr am Vormittag, da ist das Ding wochentags auch zu. Ägypten will mir nichts verkaufen, so scheint es !
Okay, ich komme wieder, heute am frühen Nachmittag und dann gibt es "shop-´til-you-drop", ich schwöre es ! Randa und ich wandern weiter bis zur Bab Zuweila, dem Südtor. Im Mittelalter war dies ein beliebter Platz für öffentliche Hinrichtungen. Zur allgemeinen Belustigung hat man hier Straftäter zweigeteilt oder gekreuzigt. Die Minarette der Bab Zuweila kann man hochklettern und von dort soll man einen tollen Blick über Kairo haben. Tja, ich habe es nicht gemacht, denn die Aussicht über Kairo war es mir nicht wert, endlose, enge Wendeltreppen hochzuklettern (Klaustrophobie !), nur um dann festzustellen, dass ich doch nicht auf die Balkone gehen kann wegen zu niedriger Brüstungen (und meiner Höhenangst !). Randa geht´s genauso, sie kann da auch nicht hoch.
Abdul wartet an der Sharia al Azhar. Die Al Azhar Moschee gehört zur grössten islamischen Universität der Welt. Wir fahren jetzt zur Zitadelle, dem einstigen Regierungssitz vieler vergangener Herrscher Ägyptens. Hier befinden sich heute viele leere Gebäude, aber auch die Alabaster-Moschee, eine der schönsten Kairos.
Sie ist noch gar nicht sooo alt, nur 161 Jahre und es hat auch nur 18 Jahre gedauert, sie fertigzustellen. Bis in 11 m Höhe ist alles aus Alabaster. Wer die Blaue Moschee in Istanbul kennt, wird sich an irgendetwas erinnert fühlen ! Denn die Alabaster-Moschee ist der Blauen Moschee nachempfunden, sie hat allerdings nur 2 Minarette und nicht 6 !
Letzter offizieller Programmpunkt: Ägyptisches Museum. Da spalten sich ja offenbar die Geister, die einen sagen "wow" und andere behaupten "schmutzig, staubig und eine Schande, derartige Schätze so zu präsentieren". Na, mal abwarten.
Rein da ! Wow, Menschenmassen. Sicherheitsschleusen gleich 3-fach, immer noch mal Taschen-check, durchleuchten. Touristenpolizei und Militär ohne Ende. Kameras muss man abgeben, Fotos gibt´s also nicht. Randa führt mich zielsicher durch die Ausstellungen, stellt mir die Meisterstücke vor und bringt mich dann ziemlich schnell dahin, wohin es alle sehr schnell zieht: Die Tutanchamun-Ausstellung.
Dieses Museum ist alt und befindet sich in einem Land, in dem man nicht die Mittel hat, um es modern aufzupeppen. Was ein Glück ! Keine Computer weit und breit ! Also keine PC-animierten Präsentationen oder interaktive Was-Weiss-Ich-Programme, keine begleitenden Fotoausstellungen, kein sound-and-light, keine audio-guided-tours, kein Firlefanz. Museum pur. Und etliches ist eingestaubt, na und ? Die Schätze liegen in einfachen Glasvitrinen oder Holzkästen mit Glasdeckel, verschlossen mit Vorhängeschlössern, sympathisch ! Das viele, viele Gold der Tutanchamun-Ausstellung haut einen um, sicher auch deswegen, weil es so simpel präsentiert wird. Die Totenmaske sieht aus, als sei sie vorgestern hergestellt worden und allein der innere, goldene Sarkophag ist 100 Mio. USD wert ! Irre finde ich auch teilweise die Konstruktion von einigen Grabbeigaben, so gibt es z.B. eine Klappliege und einen Klappstuhl - die alten Ägypter haben die Campingmöbel erfunden !
Bevor ich die mummies-Räume betrete, muss ich mich von Randa verabschieden. Ein dickes Bakschisch wandert von meiner Hand in ihre. Sie ist toll ! Jetzt widme ich mich Leichen, Mumien. Schon komisch, sie sind seit tausenden Jahren tot und sind so gut erhalten. Speziell im Fall der Hatshepsut, die bis vor kurzem noch nicht identifiziert war, frage ich mich, woher man wissen will, wer wer ist ??? Mehr als 20 Mumien sind in der Ausstellung, sebst Details wie Fingernägel und Haare sind erhalten. Mir wird fast ein bisschen schlecht, die Vorstellung hier vor Leichen zu stehen, behagt mir nicht.
Ich hole meine Kamera ab und verlasse das Museum. Ich habe echt Hunger, wenig Zeit und noch viel vor für heute. Also ab zu good old friend Mc Donalds. Big Mac, french fries und Cola, das Standardmenü, das weltweit zu haben ist und immer passt !
Shopping, jetzt aber echt !
Das El Fishawy ist eine Institution in Kairo, eines der berühmtesten Cafés. Es sieht aus, als sei es seit 200 Jahren ununterbrochen geöffnet gewesen und ist voller Touristen.
Ich kaufe fast nichts. Die Auslagen jedes Goldgeschäftes sehe ich mir an. Nichts gefällt mir, alles zu arabisch-schnörkelig-überladen. Am Ende habe ich die obligatorische ägyptische Teetasse (Sammelleidenschaft von mir) und einen Messing-Duftkerzen-Behälter. Es wird unendlich viel Kitsch angeboten, von kleinen Alabaster-Pyramiden bis zum Pharaonen-T-Shirt. Es gibt alles, was die Welt nicht braucht.
Zurück in meinem Hotel schalte ich den Fernseher ein und sehe die Nachrichten von der abgestürzten Air France Maschine. Ich sitze gebannt vor dem TV. Mein Gott ! Es ist gerade mal 5 Wochen her, dass ich von Rio mit der Air France nach Paris geflogen bin !!!!
Wer meinen Indien-Reisebericht auf umdiewelt.de gelesen hat, weiss, dass ich dort in Varanasi bei einem Wahrsager war, was für mich ein ziemliches spukiges Erlebnis war, denn der wusste alles über mich. Dieser Wahrsager hat mir prophezeit, 83 Jahre alt zu werden. Angesichts der Nachrichten von der Air France, glaube ich immer mehr an diese Vorhersage !
Aufbruch: | 29.05.2009 |
Dauer: | 5 Tage |
Heimkehr: | 02.06.2009 |