6. Alleinfahrt in den Senegal
Am 26.12.2009 starte ich wieder einmal allein zu einer Fahrt in den Senegal mit dem Auto. An Sylvester moechte ich in Louga im Senegal eintreffen.
Abfahrt, Fahrt CH, France und Spanien
Meine 6. Alleinfahrt in den Senegal
Endlich ist es soweit! Ich starte zu einer weiteren Fahrt mit dem Auto in den Senegal. Diesmal habe ich einen VW Golf Variant Bj. 94, mit dem ich auch zurück fahren werde, da er ein Geschenk meiner erwachsenen Tochter aus erster Ehe ist.
Weihnachten habe ich noch bei meiner Schwester in Emmendingen bei Freiburg verbracht, da ich noch für Mauretanien das Visum in Rabat beantragen muss. Und auch in islamischen Ländern sind die Behörden an Feiertagen und Wochenenden geschlossen. Zumindest in West-Afrika.
Deshalb Starttermin Samstag den 26.12.09 um 13.20 Uhr bei km Stand 37 431. Zuvor hatte ich gerade soviel Benzin getankt, das es mir bis in die Schweiz reicht. Dort wollte ich dann voll tanken mit den CH Franken die ich noch hatte und nicht rücktauschen wollte, zudem ist der Sprit um einiges günstiger. Meine Route führte mich diesmal über Basel nach Genf, wo ich dann in Frankreich auf die Route Nationale wechseln wollte. Allerdings war mein Navigationsgerät, die Beschilderung der ersten Kreisverkehre und ich uns so uneins, wo es denn nun lang geht, das ich kurz entschlossen den teuren Weg über die Autobahn wählte. Vor Lyon ging es dann wirklich auf RN Strassen weiter, wobei ich feststellen musste, das mein Navi von den vielen Kreisverkehren noch mehr verwirrt wurde als ich selbst. Nun, gemeinsam kämpften wir uns Richtung Spanien. Bei km Stand 38 460, 3.20 Uhr überfuhr ich die Grenze nach Spanien ohne in Frankreich tanken zu müssen. Meine beiden Kanister reichten aus bis La Jonquera, wo ich wieder Tank und Kanister füllte. Auch in Spanien wollte ich keine mautpflichtigen Strassen benutzen und folgte einem Weg, den ich bereits gut kannte und mich quer durch Spanien führte, Eingeweihten auch als Casa Blanca Route bekannt.
In Marbella musste ich sicherheitshalber noch etwas nachtanken, damit ich nicht kurz vor dem Schiff oder nach dem Verlassen desselben zum Stehen komme. In San Roque kaufe ich mir wie immer an einer Ticket Verkaufsstelle mein Ticket für exakt 100 € von Algeciras nach Ceuta (Septa). Angekommen im Hafen treffe ich Jerome, ein Franzose, mit dem ich mich über die Sicherheitslage in Mauretanien unterhalte. Von der Entführung der 3 Spanier Ende November 09 hatte er gewusst, doch von dem neuerlichen Vorfall am 18. Dezember in der Nähe von Kobenni hatte er noch nichts gehört. Dort hatte man das Fahrzeug eines erfahrenen Italieners mit Einschusslöchern verlassen vorgefunden. Er war in Begleitung seiner aus Burkina Faso stammenden Frau. Da Jerome nach Burkina Faso wollte, war es für ihn fast mehr von Belang als für mich selbst. Doch wollte ich auch für mich das Risiko so weit als überhaupt möglich minimieren und suchte bereits hier nach möglichen Reisegefährten. Jerome hatte sein Ticket in Algeciras gelöst und 125 € bezahlt. So hatte ich nicht nur Zeit, sondern auch Geld gespart.
Wir gingen gemeinsam Passbilder und Passkopien machen für das RIM Visum.
Obwohl in Spanien der 2. Weihnachtsfeiertag nicht begangen wird, waren alle Geschäfte und fast alle Tankstellen geschlossen. Wollte ja noch Feuerwerk für Sylvester kaufen, denn in Senegal kennt man das so gut wie gar nicht. Und in Deutschland kann man es erst kurz vor Sylvester kaufen, wo ich ja bereits unterwegs war.
Nun gut, wir fanden eine einzige geöffnete Tankstelle in Ceuta, wo ich mir wieder den Tank plus Kanister voll schlug, in der Hoffnung, der Sprit reicht bis in die West-Sahara, wo der Sprit ja weitaus billiger ist oder sein soll. Bislang hatte ich immer Sprit bis El Marsa dabei, wo ich dann Sprit aufnahm, der mich bis nach Senegal brachte. Jerome war der Meinung, bereits in Guelmin sei der Sprit sehr billig, was ich aber nicht bestätigen kann, im Gegenteil recht teuer.
Doch noch waren wir ja in Ceuta. Da bekam Jerome mit dem marokkanischem Zoll Probleme wegen fehlender "Prokuration". Er hatte einen Kaufvertrag, aber keine Berechtigung mit dem Auto zu fahren oder es gar zu verkaufen. Das Gleiche Schicksal ereilte auch fast mich, da mein Auto auf meine Tochter zugelassen ist und aus meiner Faulheit heraus auch nicht umgemeldet wurde. Aber da berief ich mich darauf, dass schließlich alles was meiner Tochter gehört auch mir gehört! Schließlich bin ich der Vater! Schwups hatte ich meinen Stempel. Also Warten auf Jerome! Doch die ließen sich nicht erweichen.
Nach einer Stunde Warten fuhr ich allein weiter, da nicht abzusehen war, ob er zurück fahren musste oder noch eine andere Möglichkeit zu finden sei, doch noch nach Marokko ausreisen zu dürfen.
Unterwegs überfiel mich doch tatsächlich so etwas wie Müdigkeit und ich stoppte für knapp 2,5 Stunden. Dann ging es weiter um 7.10 Uhr in Richtung Rabat und dort fand ich auch recht schnell die Botschaft von RIM. Leider war ich nicht der Einzige, sondern einer von fast Hundert Leuten, die sich um eine kleine Tür scharten, wo es erst einmal Formulare gab, die jeder ausfüllen musste. Da gab es schon beträchtliche Rangeleien, weil immer nur einzelne Formulare heraus gegeben wurden. Genau 9.00 Uhr war ich angekommen, 11.30 Uhr hatte ich noch nicht einmal das Formular. Einige Leute führten sich unmöglich auf. Wenn der Angestellte die Tür öffnete, pressten von hinten die vor ihnen stehenden brutal gegen die Tür, sodass der Angestellte Mühe hatte, die Tür wieder zu schließen. Man wollte immer nur zehn Leute einlassen, um ihren Antrag abzugeben und die Gebühr zu entrichten. Kleiner Hinweis, man akzeptiert ausschließlich Dirham, keine €.
Endlich konnte ich einen der Angestellten dazu erweichen, mir ein Formular zu geben. Nachdem das Chaos und die Unverschämtheiten der Antragsteller zu groß wurden, entschloss man sich, Zettel mit Nummern zu vergeben. Das man sich nicht um die Zettel geprügelt hat, war ein Wunder, doch weit war man von einer Prügelei nicht entfernt. Man rief die Nummern auf und ließ nur 10er Blocks ein. Einige fälschten Zahlen, aber so dumm waren die Einlasser nicht, darauf herein zu fallen. Nachdem ich also meinen Antrag eingereicht hatte, meine € in Dirham bei einem anderen Antragsteller freundlicherweise getauscht bekam, die Gebühr entrichtet hatte, stand ich schon wieder auf der Strasse, ohne ein wichtiges Detail geklärt zu haben. Nämlich, wo ich was ausfüllen muss, wenn ich von Senegal wieder durch Mauretanien zurück fahren will. Im Sommer 08 hatte ich einige Unannehmlichkeiten, als ich nach Mauretanien einreisen wollte. Denn Diama kann man nicht ohne Visa passieren, dass geht nur in Rosso. Rosso geht aber extrem langwierig, verlor damals sehr viel Zeit, bei Temperaturen über 40 Grad im Schatten.
Inzwischen hatte ich mir am Bankautomaten Dirhams gezogen und wurde wieder bei einem der Torwächter vorstellig. Der geleitete mich auch zu dem Sachbearbeiter, der allein im Untergeschoss arbeitete. Dem trug ich mein Problem vor, entrichtete die Mehrgebühr und dieser ging direkt zu seinem Vorgesetzten und ließ die Änderung eintragen. Ein sehr höflicher Sachbearbeiter, der sämtliche Visa-Anträge allein bearbeitete, bevor sie zur Unterschrift gingen. Er hatte einen Riesenstapel von Pässen vor sich liegen. Seine Höflichkeit hebe ich deshalb hervor, weil ich in Casablanca auf der RIM Botschaft schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht hatte.
Nun hatte ich alles Machbare getan, nun ging es ans Warten. Zunächst hieß es, Passausgabe gegen 20.00 Uhr, 20.30 Uhr dann Verschiebung auf 22.00 Uhr. Die Zeit vertrieb ich mir mit Schlafen und einigen sich ergebenden Gesprächen.
Das große Drängen begann. Nun hätte man es sich ja einfach machen können, alle Pässe auf einen Stapel und der Reihe nach die Personen aufrufen. Aber nein, man beschloss, die Pässe an der kleinen Pforte aus zu geben, wo ein 40X30 cm großes "Fenster" ist. Derjenige der sich im Geschiebe am Besten halten konnte, durfte dann seinen Namen sagen, woraufhin der Beamte dann den jeweiligen Pass heraus suchte. Dazu muss man wissen, dieses winzige Fenster befand sich in einer Eingangsnische, in die normalerweise 5 Personen hinein passen, nun sich aber ca. 20 Personen hinein quetschten, die restlichen ca. 100 Leute drückten von außen nach, sodass gesichert war, dass auch keiner mehr von innen nach draußen kam. Als ich das sah, zog ich mich mit einem in Deutschland lebenden Iren zurück, der mit seiner deutschen Frau auf dem Weg nach Gambia war. Wir hatten ein interessantes Gespräch, als ich sah, dass die Menschenmenge rasch kleiner geworden war. Irgendein findiger Geist muss eine Erleuchtung gehabt haben und mit den Pässen kurzerhand den Ort und das System gewechselt haben. Ich eilte also an die neue Ausgabestelle und da stand der fleißige Sachbearbeiter vom Nachmittag und wusste auch sogleich, welchen Pass er heraus fischen musste um ihn mir freudestrahlend zu überreichen. Bevor er ihn losließ warf er noch einen kurzen Blick auf das Visa und stellte mit Bedauern fest, sein Chef hatte die Unterschrift vergessen. Meine Aufforderung ihn doch selbst zu unterschreiben, da die Unterschrift doch sowieso kein Mensch kennt, wies er entsetzt zurück. Es tat ihm wirklich leid und war ihm auch sehr unangenehm, doch da war nichts zu machen. Mein Plan, Sylvester in Senegal zu feiern, schien in Gefahr zu geraten. Eine lange Nacht in einem unbequemen Auto stand mir bevor.
Am nächsten Morgen war also meine erste Aufgabe heraus zu finden, wann denn der Chef geruhte zu erscheinen. Na ja, so gegen Mittag. Wunderbar! So hatte ich es mir gewünscht.
Im Verlauf des Vormittags traf Jerome ein, den ich in Algeciras kennen gelernt hatte. Nach Zahlung von 200 € hatte man in doch noch nach Marokko einreisen lassen. Mit Ratschlägen für Neuankömmlinge, Plaudern und Umherwandern vertrieb ich mir die Zeit, unterbrochen vom Nachfragen, ob der Chef nun da sei. Endlich, 10.20 Uhr MA Zeit, das Visa wurde unterschrieben, ich konnte los.
Inzwischen war es ja schon Dienstag der 29.12.09 geworden und später Vormittag. Aber es lagen ja auch nur noch ca. 3 000 km bis zu meinem Ziel vor mir. Dazu wollte ich 2 Tage benötigen, hatte aber so meine Zweifel wenn ich an meine letzte Reise durch Mauretanien dachte, wo ich mich von Kontrollpunkt zu Kontrollpunkt schleppte. Abstand teilweise unter 200m, in Sichtweite des folgenden Kontrollpunktes, vier an der Zahl. An jeder Stelle das gleiche Prozedere, alle Papiere vorzeigen, dann Frage nach einem "Cadeau", was von mir immer abgelehnt wurde, dann weiter zum nächsten, usw. usw. 30 Kontrollen hatte ich damals zu überstehen, inklusive dem Vergnügen in den Lauf einer MPi blicken zu dürfen.
Ab Rabat nahm ich natürlich aus Zeitgründen wieder die Autobahn, die ja bis kurz vor Marrakech ein Jahr zuvor bereits fertig war.
Zügig ging es nun voran, kurz vor Marrakech war das Autobahn Dreieck eröffnet und ich nahm die Richtung Agadir. Dieses Teilstück ging auch bis kurz vor Chichaoua und geht dann über in die N 8 nach Agadir. Weiterhin lief es ganz gut, so dass ich am späten Abend in Guelmin ankam und dort tankte. Auf ein Füllen der Kanister verzichtete ich, als ich sah, dass der Liter annähernd einen Euro teuer war. Da war ich von El Marsa andere Preise gewohnt. Doch diesmal hatte ich nicht so viele Kanister dabei, also konnte ich nicht ganz auf das Tanken verzichten.
Aufbruch: | 26.12.2009 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 31.03.2010 |
Senegal