The golden west - USA mit unerwartetem Ende
Universal Studios
04.04.2010
Heute ist ein schöner Tag ! Auf die Universal Studios freue ich mich nämlich besonders, ausserdem sind sie nicht weit weg und den Weg dahin würde ich auch ohne Navi finden, aber das Beste ist ja, dass die interne Batterie des Navis jetzt vollständig geladen ist und es kann gar nichts passieren ! Also stöpsele ich das GPS in den Zigarettenanzünder und upps, den Zigarettenanzünder hatte ich bisher ja noch gar nicht unter die Lupe genommen, aber jetzt sehe ich plötzlich 2 silberne Kontakte oben und unten und mir schwant, dass es nicht egal ist, wierum man den Stecker einstöpselt...
Also, Leute, haltet mich jetzt bitte nicht für total verblödet, ich besitze selbst ein Auto + Navi und bei den beiden ist es sch...-egal, wie man den Stecker reinhaut, funktioniert in jede x-beliebige Richtung. Das ist zuhause bei mir die Hersteller-Kombination Peugeot-Becker, hier ist es Chevrolet-Garmin. Ich dachte bisher eigentlich, ich sei im modernen Amerika, aber Navi-Auto-technisch bin ich wohl einfach nur in Amerika... Und daher stopfe ich den Stecker jetzt passgenau zu den Silberkontakten in den Zigarettenanzünder, programmiere das Ziel uuuund... (Trommelwirbel) eine sympathische Frauenstimme spricht mit mir !!!!! "Turn left" Yiiihhhaaa ! Jetzt wär´s ja noch netter gewesen, eine sympathische Männerstimme hätte mir den Weg gewiesen, so wie mein "Navi-Stefan" zuhause, aber ich will ja jetzt auch nicht übermütig werden.
Dank klarer Anweisungen von "Jenny" (so habe ich sie einfach mal getauft), bin ich in nullkommanichts an den Universal Studios angekommen und muss mir Gedanken machen, wie ich parken möchte. 3 verschiedene Alternativen stehen zur Auswahl, ich nenne sie jetzt einfach mal "normal", "super" und "deluxe". Der Unterschied liegt in der Entfernung zum Haupteingang und der Wie-schnell-finde-ich-mein-Auto-wieder-Wahrscheinlichkeit nach dem in der Regel stundenlangen Besuch des Geländes. Ich entscheide mich für die "super"-Park-Option, merke mir den Buchstaben der Parkreihe und die Platznummer, löhne sage und schreibe 20 USD dafür und strebe zum Haupteingang. Wobei ich merke, dass das Wetter ganz schön kühl ist, heute. Die Sonne scheint, aber es weht ein eisiger Wind. In halblanger Hose, T-Shirt und Sandalen friere ich mir jetzt schon einen Ast ab. Da ich aber gleich die shopping-mile der Universal Studios entdecke, investiere ich spontan Geld in eine kuschlige Sweater-Jacke. Und diese Investition erweist sich als sehr klug, es bleibt nämlich kühl den ganzen Tag.
Zum ersten Mal auf dieser Reise bin ich begeistert: Dieses Teil kennt man und ich freue mich riesig auf den Besuch !
Dieser Tag fängt echt gut an ! Erst der Erfolg mit "Jenny", dann die unerwartete Kälte mit wärmender Jacke besiegt und keine Warteschlangen am Eingang. Da ich mit Kreditkarte zu bezahlen gedenke, werde ich sogar aus der kurzen Schlange noch heraus- und zu einem Automaten hinmanövriert, an dem ich ohne jegliche Wartezeit um 69 USD für das Ticket erleichtert werde. Da ich früh unterwegs bin, gibt es auch keinerlei Wartezeiten für die studio-tour per Elektrozug und mache dies als allererstes.
Universal ist eigentlich ein Vergnügungspark und dergleichen würde ich in Deutschland nie betreten, aber das hier ist echt ganz grosses Kino - im wahrsten Sinne des Wortes ! Es ist Kitsch und Kommerz pur, was das Drum-und-Dran angeht, also die Fressbuden, die "rides" mit den Fahrgeschäften und das ganze merchandising. Aber ich bin auf der studio-tour und staune Bauklötzer ! Man sollte hierfür in den letzten Jahren jedoch hin und wieder im Kino gewesen sein oder die Videothek seines Vertrauens aufgesucht haben, ansonsten versteht man den Hype um einige locations und sets nicht so wirklich.
Okay, was sieht man ? Riesige Hallen, in denen die sets für die Innenaufnahmen aufgebaut werden - und zwar ganz schön viele dieser Mega-Hallen... Einige, in denen man Horrorfilme gedreht hat, sollen verflucht sein und man hat die Original-sets nie abgebaut, weil das ziemlich grausiges Unglück bringen soll. Da leistet man sich im Kommerz-orientierten Hollywood aber ganz schön teuren Aberglauben, finde ich ! Einige recht kleine, unscheinbare Häuschen tauchen auf, aber wir lernen, dass hier die Regisseure ihre Domizile für die Zeit der Dreharbeiten haben und selbstverständlich gibt es auch ein Häuschen, das stets von Alfred Hitchcock bevorzugt wurde. Apropos Hitchcock...
Mr. Bates schleppt gerade die unter der Dusche grausam gemeuchelte Leiche (wer erinnert sich nicht an das im Abfluss der Dusche zusammenlaufende Blut ?) zum Kofferraum seines Wagens und fühlt sich auf frischer Tat ertappt. Der gestörte Typ mit psychotischem Mutter-Syndrom fühlt sich scheinbar von uns entdeckt und zückt das Fleischermesser... Also echt, Anthony Perkins hat den irren Blick ja echt drauf gehabt, aber dieser Typ hier und heute steht dem kaum nach !
Diese Szene verstehen jetzt nur alle über 40, alle anderen an Bord des Zuges sind zu jung und kennen Psycho nicht, daher gähnen die Kiddies nur, als Mr. Bates mit gezücktem Messer auf uns zu kommt...
...und dabei hat er den irren Blick wirklich sooo gut drauf ! Die ganze Szene kommt völlig ohne special effects aus und ist trotzdem gruseliger, als alles andere, was jetzt noch kommt !
Diese Flugzeugabsturz-Szene ist nicht echt, aber die gecrashte Boeing 747 ist echt ! Die ausrangierte Maschine hat 60.000 USD gekostet, der Transport hierher nochmal 200.000 USD und um sie so zerstören, als wäre sie tatsächlich gerade abgestürzt, war wahrscheinlich nochmal so teuer. Wirklich beeindruckend !
Rätsel: In welchen Film gehört dieses Rathaus ? Die Rathausuhr ist leider nicht zu sehen, spielt aber eine sehr wichtige Rolle !
Und da steht er - der stolze De Lorean - aus "Zurück in die Zukunft", was dann auch des Rätsels Lösung ist.
Okay, noch ein Rätsel für Leute, die weiblich sind: Wie heisst diese Strasse ??? Kleiner Tipp: Alle Häuser hier sehen so ähnlich aus...
Es gibt noch so viel mehr zu bestaunen: Tanzende und gleichzeitig explodierende Autos auf elektronischen Hydraulik-Armen. Plötzlicher künstlicher Regen + künstliche Totalüberschwemmung eines "mittelamerikanischen" Dorfes, Häuserfassaden, die für wahlweise "alles" in Europa oder New York herhalten können - man muss nur die Strassenschilder austauschen..Kulissen, Kulissen, Kulissen. Was im Film total echt aussieht, ist wirklich nur Pappmachè, gestützt von ein paar Balken dahinter.
Ein mittelamerikanisches Dorf geht auf Knopfdruck unter und ist eben so schnell wieder knochentrocken...
Durch den jurassic park kommt man natürlich auch und trifft ein paar dieser fiesen Dino-Hühner, aber das ist in meinem Fall nicht der Rede wert. Besser finde ich die Einfahrt nach "Amityville" ! Das ist dann mal die nächste Preisfrage - ohne, dass es einen Preis gibt - in welchen Film gehört "Amityville" ???
Der Plastikhai erschreckt Kinder unter 10 und die haben ja wahrscheinlich noch niemals den Film gesehen !
...Hai ! aber auch ich muss jetzt durch mein persönliches Desaster hier durch, es droht "the mummy", die Mumie. Ein Film, den ich nicht gesehen habe und ich weiss nicht, was mich erwartet und worum es geht. Der Zug fährt in einen total schwarzen Tunnel ein. Es muss natürlich was mit Ägypten zu tun haben. Aber was sie jetzt hier mit uns machen, ist mir total unbegreiflich. Es ist ein - ja, ich weiss echt nicht - 3-D-Erlebnis, das total irre ist ! Was sie da abfahren, weiss ich nicht, ich sitze an Ort und Stelle, bewege mich nicht, aber verliere völlig das Gefühl für Raum, Zeit, Entfernungen, einfach alles. Es ist das total unkontrollierbare Gefühl, in einen Tunnel zu fallen, wo sich alles dreht. Mir wird richtig schlecht und ich schliesse die Augen. Das kann ich nicht vertragen.
Der unkontrollierbare Horror geht weiter. Wir fahren in eine scheinbar normale U-Bahn-Station ein...
Und nun verdunkelt sich alles und die Erde bebt ! Ein Erdbeben der Stärke 8,5 auf der Richter-Skala wird simuliert. Es brechen (scheinbar) Betonwände zusammen, die entgleiste U-Bahn rast auf einen zu und ein schon brennender Tanklaster auch. Die Erde schüttelt sich.
Dem Elektrozug entstiegen, total begeistert und inzwischen hungrig, konsultiere ich den Orts- und Zeitplan für die restlichen Attraktionen des Parks. Es ist fast schon mittags, die Zeit verfliegt hier ! Ich will mich zu den stages begeben, wo sie die "special effects" erklären, das sollte ich zeitlich schaffen. Zuerst werden einige visuelle Spezialeffekte gezeigt und in einer zweiten Halle dann Sound-Effekte, sehr beeindruckend !
DAS mache ich nicht ! Amerikaner scheinen Achterbahn-verrückt zu sein, ich nicht. Dies ist das Ende des Jurassic-Parc-Rides.
Meinen aufkommenden Hunger stille ich an einem Hot-Dog-Stand und mache mich dann auf zur waterworld-Show, wo ich diesmal ca. 20 Minuten Schlange stehen muss, aber wie sich zeigen wird, ist es das wert.
Der Film "Walterworld" war ja extrem teuer, aber auch ziemlich erfolglos. Ich habe ihn auch nie gesehen. Trotzdem bin ich hier und heute sehr beeindruckt von dieser wilden Wasser- und Feuerschlacht !
Abgesehen davon, dass am Ende der show fast alles in Flammen aufzugehen scheint, finde ich am irrsten, dass urplötzlich auch noch ein Flugzeug in dem Bassin landet ! Echt ganz grosses Kino, diese show !
Nun schlendere ich noch ein wenig über den Rest des Geländes, bevor ich mich von hier am späten Nachmittag losreisse. Man sollte wirklich einen ganzen Tag für Universal einplanen, erst recht, wenn man mit Kindern unterwegs sein sollte. Ich finde mein Auto wieder und bin gespannt, ob "Jenny" wieder mit mir sprechen wird. Sie tut es ! Zurück im Hotel gehe ich nur noch kurz in einem benachbarten Restaurant etwas essen und lege dann die Füsse hoch: Es reicht für heute !
Aufbruch: | 02.04.2010 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 25.04.2010 |