Einmal um die ganze Welt ...

Reisezeit: Mai - Oktober 2005  |  von Sandra tiedge

...nicht nur um dem Kapstaedter Winter in diesem Jahr zu entfliehen, sondern auch um in die vielen anderen Gesichter unserer Welt zu blicken.
Unser Schluessel -ein flexibler Job und ein Round the world ticket der Star Alliance.
Unsere Reiseroute in Stationen: Kapstadt - Koeln - Singapur - Koh Samui - Shanghai - Sydney - Maui - San Francisco - Calgary (Kanada) - Koeln - Kapstadt.

Singapur - unser Knotenpunkt in Suedostasien

Der Morgen bricht gerade an als wir uns im Landeanflug auf Singapur befinden.
Die Abfertigung am Flughafen geht schnell und mit dem ersten Berufsverkehr befinden wir uns in der MRT, der lokalen Strassenbahn, auf dem Weg ins Stadtzentrum.

Die Fahrt dauert etwa eine dreiviertel Stunde.
Es herrscht Kühlschrankkälte im Inneren der Bahn und ein für dieses Klima typischer, leicht schimmeliger Geruch, kreist um unsere Nase.
Eine Frau trägt ihren, in einer extra vorgefertigten Plastiktüte steckenden, Regenschirm wie eine Handtasche am Arm.

Ein tropischer Regen hatte zuvor die Strassen Singapurs zum Dampfen gebracht. Damit kein Nass für glitschige Böden verantwortlich ist, hat die Regierung wohl Regenschirmtaschen vorgeschrieben.

Eine der vielen Regelungen, die Singapur zu einer der saubersten Metropolen der Welt macht. Da die Strafen für Zuwiderhandlungen wohl unangemessen hoch sind, ist das Ergebnis gut: Keine Kaugummis auf Gehwegen, keine plattgetreten Zigarettenkippen, kein Papierchen, das nicht den Weg zum Mülleimer gefunden hat. Manchen Besucher halten die Stadt sogar für zu klinisch rein.

Dieser Eindruck ist nicht fernab. Die vielen unter Tage befindlichen Einkaufsmeilen sind alle gefliest, sauber und klimatisiert. Das darüber empor wachsende Gebäude ist modern, bevorzugt aus Glas und Stahl. Nur selten muss man sich im Freien aufhalten, die nicht-klimatisierte Zone betreten, da fast alle Gebäude irgendwie auf unterirdischen Wegen oder überirdischen Schläuchen miteinander gekoppelt sind.

Für uns führt der Weg von der Bahn durch die unterirdische Einkaufsmeile "iLink" direkt ins Hotel, das Swisshotel der Raffles Gruppe.
Hier haben wir schon vor 2 Jahren gewohnt und deshalb der erste Anlaufpunkt für eine Herberge.

Einschecken ist üblicherweise erst gegen 14 Uhr, will man nicht für 2 Nächte zahlen.
Die Uhr zeigt erst 8 Uhr morgens und wir sind todmüde.
Der Flug, die Zeitverschiebung und das Klima zehren an uns. Wahrscheinlich hat dies auch der Rezeptionist erkannt und ermöglicht uns direkt ein Zimmer zu beziehen. Dies ist im 48. Stock. Ein Raucherzimmer, aber annehmbar.

Trotz spektakulärer Aussicht auf das Strassennetz und die umliegenden Hochhäuser, fallen wir nach einer erfrischenden Dusche unmittelbar ins Bett und schlafen bis in den Nachmittag hinein.

Ausblick aus unserem Zimmer des Swisshotels im 48.Stock

Ausblick aus unserem Zimmer des Swisshotels im 48.Stock

Wir trinken einen Kaffee im Starbucks. Später laufen wir wie hypnotisiert durch die Strassen. Bei unserem letzten Besuch haben wir schon viel erkundet und momentan ist uns weder nach einkaufen noch nach Stadterkundung.
Wir schleppen uns mühsam voran. Wir fühlen uns wie ferngesteuert Roboter ohne Ziel in diesem open air Gewächshaus.

Die Menschen scheinen hier keine Zeit zu haben.
Sie telefonieren im Café, auf den Strassen, im Gehen im Stehen, überall. Sie reden Englisch nicht in ganzen Sätzen, sondern schmeissen einem nur Wörter an den Kopf: die Rezeptionistin fragt nur "check out?" und der Concierge sagt "how spell?" als wir ihn nach einem Telefonbucheintrag fragen. Das überaus höflich erscheinende britische Englisch, welches wir uns auch erst angewöhnen mussten, scheint hier nicht zum guten Ton zu gehören.

Ein Taxi bringt uns zum Reisebüro, welches wir über einen Geschäftskontakt schon vor 2 Jahren einmal besucht hatten.
Dort wälzen wir den Tischkalender vor und zurück, um unsere Flüge nach Koh Samui und Shanghai im Zeitplan unseres Anschlussfluges nach Sydney zu koordinieren.

Shanghai für uns ein Muss. Überall sehen wir Werbung mit der Skyline dieser neu entdeckten Stadt. Dort pulsiert nicht nur das Leben, dort passiert Geschichte, die unsere Welt verändern wird.

Nach einer Weile ist eine Buchung für unsere Flüge möglich.
Nach Koh Samui geht es bereits am nächsten Tag.
Wenn wir von Koh Samui zurück nach Singapur fliegen, wird es direkt weiter nach Shanghai gehen - ohne Aufenthalt.

Nun benötigen wir nur noch ein Visa für die Einreise nach China. Dies fällt uns erst nach der Buchung wieder ein. Da wir morgen schon nach Koh Samui abreisen und Shanghai ein Anschlussflug ist bleibt uns nur ein Tag, um ein Visa zu organisieren. Laut unserer Recherchen im Internet benötigen die Behörden für die Ausstellung des China Visas jedoch etwa 3-4 Werktage.

Catherine, die Reiseagenturbesitzerin, meint es wäre kein Problem. Für eine extra Gebühr von etwa 70 Euro würden sie bis morgen ein Visa für uns besorgen können. Wir füllen ein Antragsformular aus und lassen schnell Passbilder vom Automaten machen, die wie jeder weiss, immer furchtbar aussehen. Erst recht, wenn man völlig übermüdet und verschwitzt versucht ein freundliches Gesicht zu machen.

Zu Hause in Kapstadt hatten wir vorsorglich etliche schöne Passbilder machen lassen, die nun im Hotel lagen.
Um ein paar Euro zu sparen, haben wir uns die vier Aufnahmen pro Durchgang am Automaten geteilt.
Nach zwei mal Blitzen bin ich schnell raus aus der Kabine und Klaus ist reingesprungen. Dabei hat Klaus viel zu hoch gesessen und sein Kopf war an der Stirn abgeschnitten.
Doch laut Catherine wäre das unerheblich für die chinesische Botschaft. Wir lassen auch noch unsere Pässe dort und verlassen das Büro mit der Hoffnung, das alles glatt geht.
Morgen um 16.30 Uhr sollen wir kommen und unsere Tickets sowie unsere Pässe inclusive Visa abholen.

Als wir später den Geschäftspartner von Klaus treffen, teilt er uns mit, das Reisebüro habe vergeblich versucht uns zu erreichen. Zur Beantragung des Visas benötigten sie dringend den Einreisezettel Singapurs. Diese Zettel waren natürlich nicht im Pass, sondern im Hotelsafe.

So nehme ich ein Taxi zurück zum Hotel, hole die gefragten Zettel und sicherheitshalber noch ein paar ordentliche Passbilder (deutsche Genauigkeit), um dann wiederum ein Taxi zu Reisebüro zu nehmen.

Zwar wollte das Reisebüro warten, doch mir war nicht klar wie lange. Wir hatten bereits 17 Uhr und die Rush hour hatte gerade begonnen.
So wartete ich nicht nur mit fünf anderen Personen am Taxistand vorm Hotel, sondern als ich endlich im Taxi sass, stand dieses auch noch im Stau.
Ich beobachtete unablässig die Uhr am Amaturenbrett als würde dadurch die Zeit schneller vergehen.
Der für singapurische Verhältnisse aussergewöhnlich gesprächige Taxifahrer erzählte mir über den Aufschwung Singapurs, aber das es auch viele arme Leute hier gäbe. Autos und Immobilien seien nur für Ausländer finanzierbar. Diese kämen aus Europa, Amerika und vereinzelt aus China und Hong Kong.
Endlich treffen wir an der Ecke des Orchard Towers ein, wo auch das Reisebüro liegt. Ich hetze die Treppe hoch. Das Reisebüro scheint schon geschlossen.
Da sitzt jedoch eine zierliche Dame, die wirklich auf mich und die Papiere gewartet hat. Ich bin erstaunt und erleichtert.
Sie nimmt alles an sich und verschwindet.

Ausblick 48.Stock

Ausblick 48.Stock

Am Abend essen wir auf dem lokalen Markt, der immer bei Einbruch der Dunkelheit zwischen den Hochhäusern des Business Districts geöffnet wird. Hier brutzeln und grillen die Chinesen, die Inder, die Moslems etc. in einer grossen offenen Halle oder direkt am Strassenrand nicht nur für Touristen, sondern auch die Einheimischen. Auf einer gesperrten Strasse stehen Tische und Plastikhocker. Hier essen Familien mit Kindern genauso wie Geschäftsleute im Anzug.
Eine Frau serviert Krügeweise Bier und ein alter Mann, der zwei Plastiktonnen hinter sich her zieht, sammelt gebrauchtes Geschirr und Besteck ein und säubert die Tische.
Der Kontrast ist faszinierend. Moderne Architektur und Geschäftswelt beherbergt den traditionellen Food market. Man fühlt sich wie auf einem mittelalterlichen Markt zur Weihnachtszeit - nur das Klima lässt uns nicht nach Glühwein, sondern nach ein paar mehr Eiswürfeln für das Bier fragen.

Die Erfrischung kommt allerdings erst im outdoor Swimmingpool des Hotels unter dem Sternenhimmel der Nacht.

Am nächsten Tag fahren wir mit gepackten Taschen direkt zum Reisebüro. Alles liegt vor, auch das Visa und unsere Pässe - wie auch immer sie dies bewerkstelligt haben. ..
Wir bezahlen und nehmen die MRT zum Flughafen.

© Sandra tiedge, 2005
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 29.05.2005
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: Oktober 2005
Reiseziele: Singapur
Thailand
China
Australien
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Sandra tiedge berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.