Einmal um die ganze Welt ...
Australien - von Sydney nach Cairns
Als wir das Meer über die Harbour Bridge (aufgrund ihrer Form auch "Coathanger" (=Kleiderbügel) genannt) überqueren, erhascht mein Blick das Wahrzeichen der Stadt auf ein Neues.
Die weltberühmte Oper mit ihren Kapuzenähnlichen Dächern, thront auf der nordöstlichen Spitze der Hafenpromenade wie eine Schutzpatronin, obwohl sie real viel kleiner wirkt als wir sie von Bildern und Werbespots kennen.
Klaus vor dem Opernhaus
Während ich versuche uns durch den Feierabendverkehr zu lotsen, läuft mir unser erster Nachmittag an Sydneys berühmter Promenade wie ein Zeitraster vor den Augen ab. Noch sehr genau habe ich den ersten Ausblick auf die Oper und den Hafen vor Augen:
Es ist ein sonniger aber frischer Herbstsonntag.
Fast zu frisch für uns, die gerade aus Asien angereist sind. Ich kann es kaum glauben, nun wirklich auf dem fünften Kontinent zu stehen, wovon ich schon damals als Teenager geträumt habe. Um uns herum herrscht reges Getümmel, Familien mit Kindern und Paare spazieren entlang des Ufers, schlecken Eis oder lauschen Strassenmusikanten und betrachten die Künstler bei ihren Darbietungen.
Wir sitzen eine ganze Weile am Ufer und schauen auf die so perfekt wirkende Kulisse: Weisse Segelboote wippen mit ihren Masten auf der sonnenreflektierenden Wasseroberfläche und Fähren transportieren im Minutentakt Menschen zwischen dem "Circular Quay" und den Vororten der Stadt. Die Abendsonne spiegelt sich in den Hochhäusern des angrenzenden Geschäftsviertels, welches das dahinter liegende Stadtleben abzuschotten scheint.
Hafenpromenade am Circular Quay
Den klaren aber farbenprächtigen Himmel der stimmungsvollen Abenddämmerung geniessen wir bei einem Glas Rotwein und Jazzmusik bis die Sonne hinter der Harbour Bridge versinkt.
Ein Bild wie es an den Rheinterassen in der alten Heimatstadt Köln nicht besser entstehen können.
Zwischen dem ersten Abend in Sydney und heute liegen mehr als 4800 Kilometer sowie zahlreiche Eindrücke unserer vierwöchigen Reise entlang Australiens Ostküste und doch scheinen mir die ersten Tage noch so present als sei es erst gestern gewesen.
In unseren ersten Tagen auf dem australischen Kontinent werden wir zeitweilig von Schwindelattacken heimgesucht, die aber eigentlich keine sind. Obwohl wir ganz ruhig stehen, scheint sich der Boden unter unseren Füssen zu bewegen. Für Sekunden fühlen wir uns wie auf einem wankenden Schiff, oder als würde man den Fahrstuhl eines äusserst hohen Gebäudes verlassen. Der von uns zunächst als asiatischer Virus vermutete Schwindel verlässt uns zum Glück nach ein paar Tagen und so erklären wir uns die Zustände lediglich als ein Ergebnis des krassen Klimawechsels, unzureichenden Schlafs und zu vielen Stunden in Flugzeugen.
Die Suche nach einem Restaurant führt uns an unsrem ersten Sydney - Abend in das alte Observer Hotel im alten Hafenzentrum.
Laute rockige Livemusik ertönt uns entgegen, die Bar ist bereits zu früher Stunde gut besucht und die Menütafel am Eingang verspricht zünftiges Essen zu nicht, wie sonst üblich in dieser Stadt, überteuerten Preisen.
Zunächst nehmen wir auf der ruhigeren Dachterrasse Platz.
Die beiden Fleischgerichte schmecken sehr gut, welches wie wir später lernen sollten, keine Normalität in Australien darstellt.
Um unseren Wein auszutrinken begeben wir uns an die Theke. Auf einem kleinen Podest rockt ein Duo alte Evergreens. Die Stimmung kann besser nicht sein. Das männlich geprägte Publikum singt laut die ihnen wohl bekannten Schlager mit, und in unregelmässigen Abständen lassen sie einen uns ungwöhnlichen Auuuuuh!- Schrei los. Es ist grossartig.
Wie schon so oft haben wir uns nicht nach den im Reiseführer angegebenen Tips gerichtet, sondern liessen uns einfach treiben. Und hier waren wir - inmitten eines stimmungsfrohen Publikums, wie wir es eher nur zu Karneval oder Festen kennen.
Während die zwei gesangstarken Jungs links von uns der Menge weiter einheizen und immer mehr Publikum von der Strasse an die Theke zieht, baut rechts von uns ein zweites Duo ihr Podest aus Kisten und Spanholzplatten auf.
Wir bestellen noch zwei Bier.
Ohne Pause spielt die Band einen Hit nach dem anderen und "Sweet Caroline" erklärt sich zu dem lautstärksten Song des Abends.
Die Messlatte für die folgende Band ist hoch gelegt. Doch entgegen unserer Vermutungen, enttäuschen sie das Publikum nicht. Gleich im Anschluss spielen auch sie sich zu ihrer Höchstform. Es wird weiter getanzt und gesungen und wir führen Small Talk mit einen kalifornischen Piloten und irgendwelche Leute von der amerikanischen Marine aus Alaska, die uns auch prompt noch ein Bier spendieren.
Gegen 22 Uhr machen wir uns auf und zokeln langsam aber zielstrebig Richtung Hotel.
Wir wohnen im Menzies, einem grossen, seiner Zeit einmal populären Hotel, welches heute wohl nicht mehr über dem gewöhnlichen Standard einzustufen wäre. Aber es ist sehr zentral gelegen. Die U-Bahnstation befindet sich direkt auf der gegenüber liegenden Strassenseite.
Unser Frühstück nehmen wir in einem der vielen Cafes in der U-Bahn Mall ein. Gegen 8 Uhr herrscht hier Hochbetrieb. Wie ein Heer Soldaten zieht ein Schwarm dunkel gekleideter und ernst drein schauender Menschen, auf dem Weg zur Arbeit, an Läden, Cafes und uns vorbei. Manche seilen sich für einen Kaffe oder Sandwich zum Mitnehmen kurz vom Trupp ab, gliedern sich aber ebenso schnell wieder in dessen Rhytmus ein.
Wir schliessen uns der Masse Richtung Tageslicht an und bahnen unseren Weg durch die Stadt, am Hyde Park vorbei ins Viertel der Autovermietungsfirmen. Schliesslich muss noch ein passendes Fahrzeug mit "Haus" für die kommenden Wochen gefunden werden.
Wir klapperen die diversen Anbieter ab, die, wenn sie überhaupt Wohnmobile bzw. Camper vermieten, ausgerechnet nur noch ein Fahrzeug zur Verfügung haben. Nachdem wir einige Informationen gesammelt haben, sagen wir einem Fahrzeug zu, welches wir in einer Reiseangentur im Rotlichtviertel angeboten bekommen hatten. Wie wir in dieses Viertel gelangt sind, weiss ich nicht mehr. Wahrscheinlich hatten wir den Reiseführer mal wieder zu lange aus der Hand gelegt. Übermorgen sollen wir das Auto Nähe Flughafen in Empfang nehmen.
Als Besitzer des Sydney Passes, der uns drei Tage unbeschränkten Gebrauch von Bus, Bahn und Fähre ermöglicht, sowie eine Hafenrundfahrt beinhaltet, besteigen wir am Nachmittag den roten Explorerbus.
In zwei Stunden, innerhalb derer man nach Belieben an zahlreichen Busstops aus- und zusteigen kann, führt dieser Erkundungsbus quer durch die zentralen Stadtviertel Sydneys. Diese Rundfahrt ermöglicht uns einen guten Überblick über die Stadt, lässt uns herrliche Ausblicke auf die Skyline erhaschen und versorgt uns über die Ansage zusätzlich mit geschichtlichen Hintergrundinformationen.
Sydneys Vororte; Hafenrundfahrt
Vom blauen Bondi Exporerbus, der im grösseren Umkreis um Sydney verkehrt und mehr auf die direkten Vororte und Strände Sydneys fokussiert ist, machen wir gleich am folgenden Morgen Gebrauch. Auf unserer Liste der berühmte Bondi - Beach. Der berüchtigte Bade- und Surfstrand der Stadt ist zu dieser Jahreszeit nicht grossartig besucht. Er würde allerdings auch sonst nicht zu den schönsten Stränden auf unserer Liste zählen.
Reizvoller hingegen zeigt sich der angrenzende Spazierpfad rund um die Felsabschnitte des Küstenbereichs, der sich über mehrere Orte zieht. Wir spazieren also eine kleine Strecke neben Joggern anderen Aktivitäts hungrigen Genossen bis zur nächsten Bushaltestelle.
Gerne würden wir uns irgendwo entlang des Weges zu einem Getränk nieder setzen, doch die Gegend verfügt sonderbarer Weise weder über einen Kiosk noch über Cafes oder andere Lokalitäten.
Die vielen Apartmenthäuser im Backsteindesign sowie die oft fast verfallenen alten Strandhäuser tragen in unseren Augen nicht gerade zur Attraktivität des sonst schön gelegenen Küstenabschnitts dar.
Die zweieinhalbstündige Hafenrundfahrte startet am Circular Quay, dem zentralen Bus-,Bahn- und Fährgelände.
Die Fähren verkehren hier in Sydney, wie bei uns Busse und Züge. Es ist die schnellste und unkomplizierteste Art zwischen der City und den wasserzugewandten Vororten zu verkehren, ohne Stau und wie wir gehört haben auch ohne Verspätung.
Hafenmuendung ins Meer
Der Hafen von Sydney ist kein gewöhnlicher Hafen. S
o habe ich Häfen immer mit einen Platz assoziiert, der nach Diesel stinkt und von dessen Ufer man immer besonderen Abstand hält, um nicht aus Versehen in das verdreckte Hafenbecken zu fallen.
Hier jedoch ist das Wasser klar wie sonst nur weit draussen auf dem Ozean. Statt auf brauner Brühe schippern wir auf Atlantik - blauen Wogen Richtung Norden. Unzählige kleine Buchten, in denen hunderte von kleinen weissen Segelbooten ankern, markieren die zugehörigen Vororte, die dadurch Romantik und Ferienstimmung ausstrahlen.
Ein Blick auf die Karte zeigt die Landschaft noch deutlicher. Wie gespreizte Finger ragen die Landmassen ins Wasser.
Teure Villen und schicke Strandhäuser säumen die Klippen, von denen manche sogar noch einen Blick auf die Skyline von Sydney geniessen.
Statt der ungeheueren weissen Haien, die das Schwimmen einem hier mürbe machen und schon vielerorts ihr Unwesen getrieben haben, begleitet uns eine Gruppe ihrer freundlicheren Artgenossen. Delphine schwimmen in den Wellen des kleinen Dampfers und Möwen, weiss, als ob mit Perwoll gewaschen, verfolgen uns eifrig, um auch von den hingehaltenen Brotkrümeln einen zu ergattern.
Diese Bootstour mit ihrer traumhaften Scenerie, hat uns bereits jetzt für weitere Entdeckungen zu Landwegen neugierig gemacht.
sydney skyline links und coathanger rechts
Spinnerbridge
Heute, vier Wochen später, passieren wir also den Highway über die Harbour Bridge zu den nördlichen Vororten Sydneys mit einem Hunday Kleinwagen.
Es ist schon dunkel. Wie überall auf unserer Reise ist die Sonne bereits gegen 18 Uhr unter gegangen und es wird Zeit für uns eine Unterkunft für die Nacht zu finden.
Nachdem wir ein Motel im nordöstlichen Manly bezogen haben, wagen wir uns seit langer Zeit noch einmal in ein australisches Restaurant.
Auf der Speiskarte finden wir zu unserer Verwunderung sogar die uns aus Kapstadt bekannte "Boerewors" sowie "Winhoek Lager" - Bier.
Der Wagemut hat sich gelohnt, die Steaks schmecken so gut wie im "Butcher Grill House" in Hout Bay - kein Wunder, das Lokal wird seit über 10 Jahren von einem südafrikanischen Pärchen gemanaget.
Gut gesättigt sinken wir schnell in einen erholsamen Schlaf. Nach den beengten Räumlichkeiten im Wohnmobil, mit seinen klappernden Schranktüren, die jedes nächtliche Umdrehen bemerkbar machten und der quietschenden Autofederung eine absolute Wohltat.
Sonnenaufgang in Manly
Am nächsten Morgen verlassen wir gegen 6.20 Uhr fluchtartig das Zimmer, denn über dem Meer, auf der gegenüber liegenden Strassenseite, beschert uns Mutter Natur mit einem fantastischen Sonnenaufgang. Auf der Promenade herrscht reger Verkehr und als Spaziergänger müssen wir aufpassen, nicht von einem der zahlreichen Joggern überrannt zu werden. Es findet weder ein Wettkampf statt noch sind die vielen Menschen Wochenendfrühaufsteher. Wir haben Mittwoch und ich nehme an, die Sporthungrigen hier, haben noch einen langen Arbeitstag vor sich - Hut ab!
Im Laufe des angebrochenen Tages stillen wir unsere damals geweckte Neugierde indem wir per Auto die schon zu Wasser erkundete Gegend erforschen. Wunderschöne Orte, mit herrlich kleinen Stränden tun sich auf. Die Halbhinsel "Palm Beach" (etwa 60km vom Stadtzentrum Sydney) trifft ganz besonders unseren Geschmack. Auf ihrer Ostseite liegt das offene Meer den Häusern zu Füssen und auf der Westseite reihen sich kleine Buchten mit ankernden Segelbooten aneinander.
Während die kleinen Wellen leise ans Ufer plätschern und ich dem Wippen der weissen Segelbootmasten zuschaue, kommt es mir für einen kleinen Augenblick so vor, als wären wir nie von hier fort gewesen.
Nur zwei Flugstunden liegen die Hafenmetropole Sydney und Cairns am Great Barrier Reef auseinander doch dazwischen liegt weit mehr:
Sonnenaufgang in Manly
Sydnys Skyline mit Opernhaus
Wir finden uns mit unserem Tempo ab und begeben uns auf den Pacific Highway Richtung Norden, der etwa 30 km westlich der Küste verläuft.
Die Strasse ist für die nächsten hunderte von Kilometern mit Eukalyptusbäumen und Grasland gesäumt. Obwohl ich zeitweise meinen Blick in die Baumkronen und Astgabeln schweifen lasse, suche ich verzweifelt danach einen der niedlichen Koalabären zu erblicken. Auf unserer gesamten Fahrt stossen wir auch nur auf ein grasendes Känguru am Wegesrand. Traurigerweise bleibt uns der Anblick der vielen angefahrenen toten Tiere nicht erspart.
Landschaftlich verändert sich die Strassenführung bis Brisbane kaum.
Der Pacific Highway, eine je einspurige Schnellstrasse in beide Richtungen, der streckenweise eine Überholungsspur für die schnelleren Fahrzeuge bietet (auf der die vielen Fahrzeuge und LKWs an uns vorbei ziehen).
So ist es nicht verwundernswert, wenn es uns nach dieser Reise schwer fällt, sich die einzelnen Ortschaften oder sogar Kleinstädte, die wir durchfahren haben, wieder in Erinnerung zu rufen. Dies wird zudem nicht gerade dadurch begünstigt, dass die meisten Städte sich wenig unterscheiden. So prägten überall die bekannten Fast Food Ketten (MacDonalds, Hungry Jacks, Kentucky, Pizza Hut etct.) das Stadtbild, die hin und wieder von einem Einkaufszentrum mit Woolworth oder Coles Supermärkten ergänzt wurden.
So sehr diese Fast Food und Supermarktketten die Stadtbilder vereinheitlichen, haben sie doch den Vorteil, dass man sich jederorts sicher sein kann, was man bekommt und vor allem wie es schmeckt.
Obwohl wir, dabei ich noch mehr als Klaus, keine Fans von regelmässigen Fast Food Verzehr sind, so blieb es uns jedoch oft keine andere Wahl, da uns australische Restaurants immer wieder mit ihren Gerichten enttäuscht hatten. Uns wurde also schell klar, wie gut die Kapstädter Restaurant doch wirklich sind und vor allem, wie frisch die Mahlzeiten dort serviert werden.
Doch ein kleiner Küstenort brannte sich aus irgendwelchen Gründen tief in unser Gedächtnis ein, so dass wir später oft bereut haben, dort nicht einen weiteren Tag verbracht zu haben.
Nach einer zweiten unangenehm kühlen Nacht in Seal Rock, einer kleinen Anglerbucht, treibt es uns schnell wieder auf den Highway. Vorbei an Port Marquarie und kilometerlangen Bananenplantagen erreichen wir kurz hinter Coffs Habour das kleine Nest Red Rocks.
Die Sonne steht bereits tief, als wir den kleinen Campingplatz erreichen.
Wir parken schnell unser Auto und hecheln über die grosse Düne, die Campingplatz und Strand voneinander trennt, um noch die letzten Lichtstrahlen der untergehenden Sonne einzufangen.
Auf der Kuppe der Düne angelangt, erblicken unsere Augen den ersten langen Sandstrand auf unserer australischen Reise. Auf mehrere Kilometer schlagen hier die Wellen unablässig an die Küste und sogar während der Nacht hören wir in Entfernung das Rauschen des Meeres.
Die Weite des Himmels kommt mir unendlich vor. Die grossen Wolken hängen zum Greifen tief. Das Land, Wasser und Himmel scheinen sich im Abendrot miteinander zu verschmelzen.
Am folgenden Morgen werden wir von einem Vogelgezwitscher geweckt, wie wir es nur aus der zoologischen Vogelvoyäre kennen.
Hunderte von kleinen bunten Papageienvögeln pfeiffen um die Wette und ganz oben, im höchsten Baum sitzt ein anderer uns unbekannter Vogel, der mit seinem schrägen Getriller an einen weniger begabten Flötenkünstler erinnert.
Abendessen in den Blue Mountains
Strand von Seal Rocks
Am frühen Morgen des 06. Augusts begeben wir uns mit dem Zug zurm Autovermietungsbüro von Britz, Maui und Backpacker, wo unser Fahrzeug bereits auf uns wartet.
Nach eineinhalbstunden Wartezeit und Erfüllen der notwendigen Formalitäten sitzen wir in der seperaten Fahrerkabine unseres Toyota Hilux Geländewagen mit "Schneckenhaus", einer Einrichtung mit Bett, Kochgelegenheit, Kühlschrank und Sitzecke. Für eine bequembere Höhe lässt sich das Dach hoch klappen.
Unser Schneckenhaus, so genannt, weil es unsere Unterkunft auf dem "Rücken" trägt, macht seinem Namen schon auf den ersten 100 km alle Ehre.
Die ansteigenden Höhenstrassen in die nahegelegen "Blue Mountains" können wir teilweise nur im zweiten Gang bezwingen und noch dann müssen wir darauf hoffen, nicht komplett schlapp zu machen. Auf gerader Strasse bringen wir dabei gerade mal 80 bis 100 kmh maximal auf die Beine.
Die Fahrt scheint ewig zu dauern und wir fragen uns wie wir wohl den weiten Weg bis Cairns überhaupt zurücklegen sollen.
Sonnenuntergang Seal Rocks
Erstaunlichlicherweise nimmt die Besiedelung nur wenige Kilometer von Sydneys Einzugsbereich rapide ab. Nur noch Eukalyptusbäume und weite Felder säumen, die jetzt schon unendlich erscheinende, Strasse.
Kurz vor Dämmerung erreichen wir den Ort Katoomba.
Ein kleiner Spaziergang ermöglicht uns noch den gigantischen Blick vom Hochplateau auf das dicht bewaldete Tal mit seinen Wasserfällen und den "Three Sisters", eine Felsformation aus drei riesigen Steinbrocken, die senkrecht aus der Felswand ragen.
Nach Sonnenuntergang spüren wir merklich die Abkühlung. Die Nacht beschert uns gerade mal 5 Grad und bald merken wir, dass die mitgemieteten Schlafsäcke für solche Temperaturen nicht sonderlich geeignet sind. Als Entschädigung werden wir mit einem klaren, immensen Sternenhimmel beschert, in dem wir sogar den Schleier der Milchstrasse erkennen können.
die Three Sisters, Blue Mountains
Strassenmarkt fuer Obst und Gemuese
Am nächsten Tag rufen wir die Autovermietung an und erklären ihnen unsere ersten Fahrerfahrungen mit der Ansicht, das irgendetwas an dem Auto nicht stimmen kann. Sie versichern uns jedoch, dass alle Autos regelmässig gewartet werden, und wir uns daran gewöhnen sollten, bei Anhöhen bereits früher zurück zu schalten. Falls wir weiterhin Probleme hätten, könnten wir uns natürlich gerne wieder melden.
Wir finden uns mit unserem Tempo ab und begeben uns auf den Pacific Highway Richtung Norden, der etwa 30 km westlich der Küste verläuft.
Die Strasse ist für die nächsten hunderte von Kilometern mit Eukalyptusbäumen und Grasland gesäumt. Obwohl ich zeitweise meinen Blick in die Baumkronen und Astgabeln schweifen lasse, suche ich verzweifelt danach einen der niedlichen Koalabären zu erblicken. Auf unserer gesamten Fahrt stossen wir auch nur auf ein grasendes Känguru am Wegesrand. Traurigerweise bleibt uns der Anblick der vielen angefahrenen toten Tiere nicht erspart.
Landschaftlich verändert sich die Strassenführung bis Brisbane kaum.
Der Pacific Highway, eine je einspurige Schnellstrasse in beide Richtungen, der streckenweise eine Überholungsspur für die schnelleren Fahrzeuge bietet (auf der die vielen Fahrzeuge und LKWs an uns vorbei ziehen).
So ist es nicht verwundernswert, wenn es uns nach dieser Reise schwer fällt, sich die einzelnen Ortschaften oder sogar Kleinstädte, die wir durchfahren haben, wieder in Erinnerung zu rufen. Dies wird zudem nicht gerade dadurch begünstigt, dass die meisten Städte sich wenig unterscheiden. So prägten überall die bekannten Fast Food Ketten (MacDonalds, Hungry Jacks, Kentucky, Pizza Hut etct.) das Stadtbild, die hin und wieder von einem Einkaufszentrum mit Woolworth oder Coles Supermärkten ergänzt wurden.
So sehr diese Fast Food und Supermarktketten die Stadtbilder vereinheitlichen, haben sie doch den Vorteil, dass man sich jederorts sicher sein kann, was man bekommt und vor allem wie es schmeckt.
Obwohl wir, dabei ich noch mehr als Klaus, keine Fans von regelmässigen Fast Food Verzehr sind, so blieb es uns jedoch oft keine andere Wahl, da uns australische Restaurants immer wieder mit ihren Gerichten enttäuscht hatten. Uns wurde also schell klar, wie gut die Kapstädter Restaurant doch wirklich sind und vor allem, wie frisch die Mahlzeiten dort serviert werden.
Sonnenuntergangsstimmung in Red Rocks
Doch ein kleiner Küstenort brannte sich aus irgendwelchen Gründen tief in unser Gedächtnis ein, so dass wir später oft bereut haben, dort nicht einen weiteren Tag verbracht zu haben.
Nach einer zweiten unangenehm kühlen Nacht in Seal Rock, einer kleinen Anglerbucht, treibt es uns schnell wieder auf den Highway. Vorbei an Port Marquarie und kilometerlangen Bananenplantagen erreichen wir kurz hinter Coffs Habour das kleine Nest Red Rocks.
Die Sonne steht bereits tief, als wir den kleinen Campingplatz erreichen.
Wir parken schnell unser Auto und hecheln über die grosse Düne, die Campingplatz und Strand voneinander trennt, um noch die letzten Lichtstrahlen der untergehenden Sonne einzufangen.
Auf der Kuppe der Düne angelangt, erblicken unsere Augen den ersten langen Sandstrand auf unserer australischen Reise. Auf mehrere Kilometer schlagen hier die Wellen unablässig an die Küste und sogar während der Nacht hören wir in Entfernung das Rauschen des Meeres.
Die Weite des Himmels kommt mir unendlich vor. Die grossen Wolken hängen zum Greifen tief. Das Land, Wasser und Himmel scheinen sich im Abendrot miteinander zu verschmelzen.
Am folgenden Morgen werden wir von einem Vogelgezwitscher geweckt, wie wir es nur aus der zoologischen Vogelvoyäre kennen.
Hunderte von kleinen bunten Papageienvögeln pfeiffen um die Wette und ganz oben, im höchsten Baum sitzt ein anderer uns unbekannter Vogel, der mit seinem schrägen Getriller an einen weniger begabten Flötenkünstler erinnert.
am Strand von Red Rocks
Mein Körper, an die kühlen Nachttemperaturen nicht mehr gewöhnt, streikt nach den kühlen Nächten bereits mit Schupfen, Gliederschmerzen und Kopfweh, nach einer weitern fröstelnden Nacht im Camper.
Die tropische Zone, die bei Rockhampton beginnen soll, vor Augen, reisen wir also am gleichen Tag noch weiter, nach Byron Bay.
Dieser pulsierende Ferienort, früher mal ein Geheimtipp unter den Backpackern, wie uns der Reiseführer lehrt, ist ein starker Kontrast zu den sonst einsam und menschenleer wirkenden Orstschaften. Hier tümmeln sich jugendliche Partyfreunde und wohlhabende Strandhausbesitzer gleichermaßen.
Trotz der Verbindung von Lebhaftigkeit und Naturschönheit, wirkt das Urlaubsdomizil vieler sydnischen Bürger, mit seinem langen Sandstrand und dem vorgelagerten Leuchtturm, nicht sonderlich ansprechend auf uns.
Nach einer Woche kehren wir New South Wales den Rücken und überqueren bei Coolangatta/Tweed Heads die Grenze zum sogenannten "Sunshine State" Queensland.
Bevor wir die nächste Millionenstadt an der Ostküste Australiens, Brisbane, erreichen, führt uns der Pacific Highway entlang der "Gold Coast". Dieser Küstenabschnitt steht im starken Kontrast zu dem bisher erlebten.
Glichen die bis dahin bereisten Orte eher Kleinstädten der 50iger Jahre, wo der Highway gleichzeitig die Hauptstrasse darstellte, sich vereinzelt, mit Holzbrettern verkleidete, Häuser angesiedelt hatten und hier und da ein "Tante Emma Laden" oder andere Geschäfte des täglichen Bedarfs das Stadtzentrum bildeten, so zeigen sich hier schon aus der Entfernung dich aneinander gereihte Hochhäusertürme.
Die Ortschaften, Burleigh Heads, Miami Broadbeach und Surfers Paradise, die zusammen die Gold Coast bilden, sind eigentlich nur durch ihre Ortsschilder unterscheidbar. Vielleicht mit Lorette de Mare in Spanien vergleichbar, sorgen hier Hotelanlagen und Vergnügungsparks für einen erlebnisreichen und sorglosen Urlaub der ganzen Familie.
Nach einer kleinen Erkundungstour durch die Hotel gesäumten Strassen, übernachten wir in einem Ort nur kurz nach der legendären Küste. Dadurch dass wir diesmal schon mittags auf dem Campingplatz einchecken, haben wir endlich die Möglichkeit, das erste Mal unsere Wäsche zu waschen und uns noch einmal die Zeit mit lesen zu vertreiben.
Sandra mit Erkaeltung
Ortschaft an der Goldcoast
Brisbane ist in den vergangen Jahren erheblich gewachsen, wie uns später berichtet wird. Die Regierung lockt mit erheblichen Steuervergünstigungen vor allem Unternehmer an den Brisbane River, Private folgen aufgrund des höheren Arbeitsangebotes.
Während ich fleissig in die Tasten haue, um den Reisebericht über Shanghai online stellen zu können, schneidet unser österreichischer Campingnachbar, Klaus einen pfiffigen Sommerhaarschnitt für die bevorstehende tropische Wärme.
Auf Brisbanes Zeltplatz machen wir auch das erste Mal von einem "Internetkiosk" Gebrauch. Ein Internetkiosk ist eine festmontierte Station aus einem ummantelten Monitor und einer Tastatur bestehend. Die Maus ist eine Kugel, die man rollt und ein daneben installierter Knop ermöglicht den Mausklick. Den Access zum www erhält man durch Münzeinwurf. Wenn auch etwas umständlich, stellt es doch eine gute Methode dar, überhaupt in Kontakt mit der übrigen Welt zu bleiben. Schliesslich sind 90% Australiens nicht durch das GSM Netz gedeckt, welches das Telefonieren über Handy schwierig gestaltet.
Das Highlight unseres Erkundungsmarsches zu Fuß durch Brisbanes Stadtzentrum bei kühlem Nieselregen ist die Reklame von Mac Donalds; hier hängen fünf Bilder, einer People/Lifestyle Serie, die Klaus vor zwei Jahren in Kapstdt geschossen hat, im Grossformat.
Spaziergang Hervey Bay
Haareschneiden in Brisbane
Klaus Bilder bei Mac Donalds in Brisbane
Nach einem weitern Tag Autofahrt erreichen wir Hervey Bay.
Irgendwie hatten wir ein Timing entwickelt, dass uns in den meisten Fällen erst gerade vor Sonnenuntergang zu einem Campingplatz, die Bleibe für die kommende Nacht, brachte.
So ergattern wir das letzte freie Fleckchen auch in Hervey Bay erst gegen 17 Uhr und das bereits perfekt eingespielte Prozedere beginnt wieder aufs Neue: Aus dem Auto raus, Tür vom Schneckenhaus aufschliessen und festhaken, damit der Wind sie nicht zuschlägt, Trittkiste raus (unser selbstgebauter Stufenersatz für leichteres ein und aussteigen), Campingstühle und Tisch rausstellen und aufklappen und Dach hoch stemmen. Dann zügig Schuhe ausziehen und ab zum Strand, um uns für diesen Tag wenigstens ein bisschen Bewegung zu bekommen.
Diesmal bekommen wir nicht nur einem traumhaften Sonnenuntergang, sondern sogar einen Pelikanvogel aus nächster Nähe zu sehen. Der stolze Vogel steht am Strand und lässt sich von den Passanten begutachten. Dann nimmt er Anlauf und nach nur ein paar Schritten fährt er seine grossen Flügel aus und hebt sich wie ein kleines Modellflugzeug in die Lüfte.
Hervey Bay
Am nächsten Tag finden wir uns schon morgens an der Anlegestelle für die Autofähre nach Fraser Island ein, um mit dem ersten Schwung auf die Insel zu kommen und den Tag voll auskosten zu können.
Wir kaufen ein Ticket für die Überfahrt sowie eine Campingerlaubnis für zwei Tage. Dann reihen wir uns in die bereits bestehende Autoschlange ein. Vor uns parkt eine Gruppe Jugendlicher, die jeweils zu acht in einem der voll bepackten 4x4 Autos unterwegs sein werden.
Wir sind aufgeregt. Die Autofähre lässt ihre Rampe herunter und in 45 Minuten werden wir uns auf der grössten Sandinsel der Welt, wie es in der Broschüre heisst, befinden. Das bedeutet aber auch es gibt keine geteerten oder geschotterten Strassen, sondern nur Sandpisten. Der Reifendruck muss reduziert werden, damit wir nicht im Sand stecken bleiben. Um wieviel? Das können wir nur schätzen. Und wenn wir doch stecken bleiben? Obwohl wir auch zu Hause einen 4x4 fahren, haben wir keinerlei Geländeerfahrung. Was machen wir, wenn wir auf der Insel einem der "Dingos" oder gleich mehreren, der gefürchteten Wildhunden, vor denen jede Broschüre und jedes Schild warnt, begegnen? Ich hoffe einfach darauf, das alles gut gehen wird.
Das Beladen der Fähre beginnt. Nach Anweisung des Bordpersonals nehmen die Fahrzeuge ihren Platz ein. Alle Fahrzeuge müssen rückwerts auf die Fähre auffahren. Ich bin schon vorgelaufen und will Klaus einwinken, da dass Schneckenhaus erheblich die Sicht erschwert. Plötzlich drängt sich eine Frau vor mich, sie schubst mich sogar ein wenig als ich nicht gleich verstehe was sie will.
Strand von Hervey Bay
Fraser Island,Lake Boomanjin
Es muss schnell gehen, die Autofähre will pünktlich ablegen. Also lass ich die Frau vom Bordpersonal gewähren und sie winkt Klaus gekonnt in die richtige Parkposition.
Es weht eine frische Brise. Wir stehen an der Rehling und der Wind weht uns um die Nase.
Auf Fraser Island, in Kingfisher Bay angekommen lassen wir als erstes Luft aus den Reifen. Dabei behelfen wir uns eines Löffels, da wir nicht über eine Pumpe mit Messgerät, wie die Profis sie haben, verfügen. Dann wird der Allrad zugeschaltet und die Fahrt kann beginnen.
Die Schotterpiste führt nach ein paar hundert Metern in dichten Regenwald und der Bodenbelag wechselt zu feinem Pulversand. Die Fahrbahn ist einspurig angelegt, aber es finden sich genügend Ausweichstellen, falls einem doch mal ein Auto begegenen sollte, was nicht all zu häufig passiert, ist man erst einmal von der Hauptstrecke abgefahren.
Als Ziel für den heutigen Tag haben wir uns Dilli Village, auf der gegenüberliegenden Ostseite, ausgeguckt. Zweimal zweigen wir von der Hauptroute ab. Der erste Stopp gilt dem See Lake Birrabeen. Dieser Süsswassersee ist von allerfeinstem weissen Sand umgeben. Sein Wasser ist kristallklar und mehr als erfrischend kühl. Obwohl etwa dreissig Leute auf der zugänglichen Seite des Sees Sonnen baden, ist es bis auf drei plaudernde Frauen im Wasser extrem still. Noch gewaltiger wirkt die Stille am zweiten, von uns anvisiertem See, Lake Boomanjin. Wieder finden wir kristallklares Wasser und puderzuckerfeinen Sand vor. Doch die Kulisse ist eine andere. Abgesehen von einer dreiköpfigen Familie in der Ferne sind wir die einzigen am See und können nahezu jedes Wehen der langen Grashalmen hören. Diese schon fast mystische Stille am hellichten Tage lässt uns automatisch schweigen und so liegen wir einfach im Sand und lauschen den leisen Geräuschen um uns herum.
Dilli Village ist kein Ort wie wir geglaubt hatten, sondern nur ein Campingplatz, der aber nicht einladend auf uns wirkt. Der Weg zurück wäare zu weit, denn es ist schon Nachmittag. So fahren wir zunächst ein paar hundert Meter weiter bis wir auf den langen Sandstrand (75 Mile Beach) treffen, der die undurchbrochen die gesamte Ostküste der Insel einnimmt. Vorsichtig überqueren wir den tiefen Sand bis zum harten, festgefahrenen Teil des Strandes.
Wir scheinen die einzigen weit und breit zu sein. Wir parken, und in geübter Weise schlagen wir provisorisch unser Camp auf. Auf dem Gasherd bereite ich uns eine Dosensuppe vor, die wir dann vor unserem Campermobil mit Blick aufs Meer genüsslich verzehren.
Fraser Island,Lake Boomanjin
Sandpiste auf Fraser Island
Aus der Entfernungnähert sich ein Fahrzeug und braust mit mehr als 50km/h grüssend an uns vorbei. Ein paar Minuten später folgt ein Bus, dann wieder Autos in unregelmässigen Abständen. Wir sitzen am Rand der schönsten "Autobahn" der Welt.
Die hereinströmende Flut nimmt langsam aber sicher immer mehr des breiten Strandes für sich in Anspruch und bis zur Dämmerung ist es auch nicht mehr lange. Wir beschliessen, zum nächsten Ort "Eurong" zu fahren, um dort eine Unterkunft, sprich Campingplatz zu finden. Doch nach nur wenigen hundert Metern entlang des Strandes, erblicken wir Schilder, die das wilde Campen an gewissen Küstenabschnitten erlauben. Nachdem wir auch die Zelte anderer Zeltfreunde gesichtet haben, fühlen wir uns noch komfortabler und biegen in den schmaleSandweg ein, der uns zu ein paar wenigen unmarkierten Zeltplätzen führt. Sicherheitshalber fragen wir die zeltende Familie, ob dies eine offizielle Zeltgegen sei. Sie meinen ja wohl, aber weiter hinten gäbe es auch noch weitere Plätze. Wahrscheinlich befürchteten sie, wir könnten den Abstand, zu ihrem privaten Revier zu gering halten.
Dennoch campen wir ungestört in deren Sichtweite. Strom oder fließendes Wasser gibt es nicht. Bewundernswert wie hell das natürliche Licht des Mondes die Umgebung zumindest in Umrissen erkennen lässt. Der Sternenhimmel ist klar glasklar und der Mond spiegelt sein Gesicht im tief schwarzen Meer und das Rauschen der Wellen singt und in den Schlaf.
Fraser Islands Ostkueste
Fraser Islands Ostkueste
Die Wanderung zum See "Lake Wabby" führt durch Regenwald hindurch. Den etwa 45 - minütigen Wanderpfad durch Regenwald bestreiten wir barfuß. Wie fast überall auf der Insel laufen wir auch hier auf weichem sandigen Untergrund. Nur ab und zu bereuen wir ohne Schuhwerk zu sein, nämlich dann, wenn sich kleine Hölzer und Dornen in unsere Fusssohlen bohren. Etwas unsicher bewegen wir uns schon voran, denn immer wieder wird auf Warntafeln und Hinweisschildern vor den gefährlichen Dingos gewarnt und der Ratschlag erteilt, man solle nur in Gruppen wandern. Naja, ob 2 Personen bereits eine Gruppe darstellen? Zu unserer Beruhigung bewaffnen wir uns daher je mit einem langen Holz, welches auch wunderbar als Wanderstock dient.
Der See liegt inmitten des Waldes und wird zur einen Seite von einer steilen Sanddüne begrenzt. Grosse Fiesche lassen durch die klare Wasseroberfläche erkennen.
Sobald wir uns alleine und unbeobachtet fühlen, entkleiden wir uns,und wagen ein kurzes Planschbad in dem kühlen Nass.
Herrlich erfrischt und mit neuer Energie bezwingen wir die hohe Sanddüne, welche nur mässig beschildert ist. Der sich daran anschliessende Wanderpfad führt uns aber, wie erhofft, zurück zum Strand. Aus der Entfernung können wir unser parkendes Schneckenhaus bereits erkennen. Als wir schon nicht mehr an das Vorhandensein der gefuerchteten Dingos geglaubt haben, sehen wir an der Duenenbegrenzung einen dieser Wildhunde. Dieser wirkt jedoch genauso scheu wie jedes andere wilde Tier.
Die anschliessende Nacht verbringen wir am gleichen Strand, jedoch weiter nördlich. Diesmal campieren wir direkt am Rand der ersten Düne mit Blick aufs Meer und ein paar Angler, die in kurzen Abständen immer wieder ganz prächtige Fische aus dem Wasser holen.
Dingo auf Fraser Island
Fahren am Strand auf Fraser Island
Morgenstimmung, Fraser Island
abendliche Kaelte, Fraser Island
Offroad auf Fraser Island
Wanderung zu Lake Wabby, Fraser Island
Fraser Island stellt unser Ansicht nach, ein wahres Paradies für naturverbundene Camper dar, die ohne viel Luxus eine besondere Idylle geboten bekommen. Leider müssen wir auch hier auf ein offenes Feuer und damit auch auf das Grillen mit Hohlzkohle verzichten. Wie in all den von uns bereisten Orten sind solche Maßnahmen verboten, obwohl sie in unseren Augen, die Idylle nahezu perfektionieren würden. An einem wärmenden Feuer sitzend, würden wir auch sicher einen längeren Abend unter freien Himmel verbringen koennen.
Zur der Idylle auf der Insel gehört auch die sicher paradox erscheinende Möglichkeit, mit dem Auto am Strand zu fahren. Hätte uns jemand davon erzähltwären wir sicher eine der ersten, die eine solche Tätigkeit als Natur schädigend verachten würden. Doch das Cruisen über den meist festgefahrenen Sand stellt kein isoliertes Spassprogramm für profilierende Erwachsene dar, sondern beschert uns mit einem neuen freien Fahrgefühl.
Genüsslich legen wir bei vorherrschender Ebbe die Strecke zum alten Schiffswrack zurück.
Die ersten Sonnenstrahlen blinzeln uns ins Gesicht und im Fahrtwind inhalieren wir frische Meeresluft, die einen salzigen Geschmack auf unseren Lippen hinterlässt. Der Wechsel der Gezeiten hat die Küste wieder neu gezeichnet und die alten Fahrrinnen weggewischt. So hinterlaesst das Reifenprofil unseres Wagens einen jungfräulichen Abdruck im Sand. Manchmal müssen wir kleine Flussrinsale durchqueren, die sich ihren Weg zum Ozean bahnen.
Zum Frühstücken halten wir irgendwo an dem unendlich erscheinenden Strand und kochen uns, mit Blick auf den weiten Ozean, auf dem integrierten Gasherd zwei Frühstückseier. Das nenne ich wirklich "Camping de luxe".
Baden im Lake Wabby, Fraser Island
Landebahn "Strand", Fraser Island
Fruehaufsteher, Fraser Island
Zurueck zur Faehranlegestelle gelangen wir durchs Landesinnere der Insel. Da wir noch nicht den beruehmtesten See der Insel, naemlich "Lake Mc Kenzie" gesehen haben, schlage ich vor, diesen noch zu besuchen. Nachdem wir jedoch von der Hauptpiste abgezweigt sind, entscheiden wir uns doch umzudrehen, da wir aufgrund der moeglichen Geschwindigkeit von 20-40 km/h, die komplette Zeit im Auto vebringen wuerden. Die zu passierende Anhoehe ist durch ein tiefes ausgefahrenes Schlagloch gekennzeichnet und so manoevriert Klaus das Fahrzeug moeglichst weit links vorbei. Doch der Abstand zur Boeschung ist zu gering und wir sacken mit dem rechten Hinterreifen ein. Vorwaerts bewegt sich gar nichts mehr und beim versuchten Rueckwaertsfahren buddelt sich das Rad dermassen in den weichen Untergrund ein, dass wir uns keinen Millimeter mehr vor oder zurueck bewegen. Der Anblick des Disasters ist noch viel schlimmer. Sogar das linke Vorderrad steht in der Luft; der Hinterreifen ist komplett im Sand verschwunden. Bis zum Ablegen der Faehre zeigt die Uhr noch zwei Stunden. Ich hoere das Motorengeraeusch eines Fahrzeuges, welches auf der oberhalb liegenden Hauptpiste unterwegs ist. Wie ein Geistesblitz durchfaehrt es mich und ich renne hinauf, um das Auto anzuhalten. Ich erklaere die Situation und schliesslich willigt der Beifahrer ein, sich die Lage mal anzuschen. Ganz ruhig geht dieser an die Sache ran. Er sammelt ein paar Aeste, etwas Holz und Gruenzeug ausm Gebuesch und ich helfe ihm, das versunkene Rad mit unseren blossen Haenden wieder freizulegen. Dann werden die Aeste und Holzstuecke soweit wie moeglich darunter geschoben. Darauf folgend setzt Klaus das Auto langsam zurueck. Der Allrad packt wieder an und befoerdert den Wagen mit aller Kraft aus moeglich darunter geschoben. Darauf folgend setzt Klaus das Auto langsam zurueck. Der Allrad packt wieder an und befoerdert den Wagen mit aller Kraft aus dem Loch heraus. Um nicht abermal stecken zu bleiben, schuetten wir und unsere gnaedigen Helfer das Schlagloch mit Sand zu, und wir erhalten freie Weiterfahrt. Die ganze Angelegenheit hat nicht mehr als 15 Minuten in Anspruch genommen, hat uns aber eine ganze Menge gelehrt.
Auf den Schrecken halten wir bei naechster Gelegenheit zur Rast mit Earl Grey Tee.
Als wir uns in die Autoreihe fuer die Faehrfarht eingliedern, sehen wir trotz Haendewaschen immer noch aus, als haetten wir beim Acker umgraben geholfen. Die Jugendlichen, die bei der Hinfahrt vor uns standen, treffen wir hier wieder an und durch Zufall steht genau dasselbe Fahrzeug in der Reihe vor uns, wie zwei Tage zuvor.
Die Beladung der Faehre verlaeuft diesmal schnell, da alle Fahrzeuge vorwaerts einparken duerfen.
Nachdem die Fähre sicher wieder in Hervey Bay angelegt hat, verbringen wir noch eine weitere Nacht in diesem Ferienort.
Der ausgewählte Campingplatz strahlt mit ein wenig Spiessigkeit, die aber keinesfalls unangenehm wirkt. Die Stellplätze belegen zu 90% Senioren. Die geputzten Wohnwagen werden von gepflegten kurz geschnittenem Rasen umgeben, die abgregrenzten Blumenbeete wurden genauestens plaziert und sogar die Gemeinschaftsküche erinnert durch ihre hervorstechende Reinheit und Ordentlichkeit eher an Großmutters eigene Kochzeile daheim.
Schiffswrack, Fraser Island
Teepause nach unserer Panne auf Fraser Island
In Rockhampton, die Stadt der einstigen Rinderbarone, kennzeichnet den Übergang von der subtropischen zur tropischen Zone. Hier verläuft der Wendekreis des Steinbocks, wodurch die Küste auch ihren Namen "Capricorn Coast" erhalten hat. Das parallel zur Küste verlaufende Great Barrier Reef ist in den hiesigen, südlichsten Ausläufen zwar weit vom Festland entfernt, doch begünstigt es ebenso die beginnenden Tropen.
Für uns ist jedoch kein grossartiger Klimawechsel zu verspüren, wie das Rausstrecken des Armes während der Fahrt bestätigt.
Wir fahren bis zum Hereinbruch der Dunkelheit und gelangen zu dem kleinen Küstenort Yeppoon.
Das Bezeichnende an diesem Ort sind nicht etwa die Segelboote des Yachtclubs, sondern die Nachtschwärmer. Zu Scharen belagern Fledermäuse, mit einer Flügelspanne von ca. 40cm die Baumkronen des Campingplatzes.
Während wir mit unserer kleinen Taschenlampe versuchen die schnell vorbei huschenden Fledermäuse anzustrahlen, begegnen wir einem Campnachbarn mit einem langen zotteligen Bart, durch den er uns schwer verständlich zumurmelt, dass diese Vampire sich von den Früchten der umliegenden Farmen ernähren. Tags über sollen diese Geschöpfe zu tausenden kopfüber unter der Brücke, in der Nähe des Highways, hängen. Sobald die Dämmerung hereinbricht, verlassen sie ihren Unterschlupf, wobei sie den Himmel für einige Sekunden schwarz färben. Eine Vorstellung, wie im Märchen.
Der Mann, dessen dicker Bierbauch über der viel zu kleinen kurzen Jogginghose hängt und auf dessen Tisch geleerte Rumflaschen stehen, kramt kurz in seinem nach Motoröl stinkendem Pick-up und drück uns einen Nachtstrahler in die Hand, der jede einzelne Fledermaus im Blätterwerk erkennen lässt. Er fügt seinen Erläuterungen hinzu, dass es mehr Spass machen würde auf diese Nachtschwärmer zu schiessen, anstatt sie zu beobachten und mit Lichtstrahlen zu ärgern. Als wir fragen, warum man auf sie schiessen solle, meint er trocken, "eben nur so zum Vergnügen."
Entsetzt treten wir, mit unser schwach leuchtenden Taschenlampe, den Rückweg an.
Müde vom langen Sitzen im Auto beschliessen wir am nächsten Tag, nur auf dem anknüpfenden Küstenabschnitt, mit den vorgelagerten Keppel Islands, nach einer schönen Unterkunft suchen.
Noch mehr als der sonnig warme Tag, an dem wir endlich noch mal das ausgiebige Lesen geniessen, wird uns der bevorstehende Abend in dem Ort Emu Park im Gedächtnis bleiben.
Wir haben das Glück, an dem einmal jährlich stattfindenden "Hot Pot" anwensend zu sein.
Zum "Hot Pot" serviert jeder Teilnehmer ein Hauptgericht für vier Personen. Getränke, Geschirr, sowie Stühle werden von jedem selbst mitgebracht. Unser Campmobil parkt am gemeinschaftlichen Festplatz angrenzend, und so können wir die Einladung nicht ausschlagen. Als abendlichen Beitrag können wir einen Fleischpie kaufen, obwohl dieser neben den grossen Töpfen mit Hausmannskost eher mickrig wirkt.
Wir werden schnell von den sogenannten "Grey Normads" (graue Normaden) ins Gespräch verwickelt. Die anwesenden Senioren im Alter von 60 bis 85, stammen zum grössten Teil aus dem südlichen Adelaide oder Melbourne. Vor dem kalten Winter fliehend, treffen sich viele von ihnen jedes Jahr zur gleichen Zeit hier wieder. Der "Hot Pot" läutet damit für sie die zwei- bis dreimonatige Campingsaison ein.
zwischen Yeppoon und Emu Park
"Hot Pot" Buffet in Emu Park
Ein Mann, indischer Abstammung, singt zu Kassettenmusik bekannte Oldies. Dieser reist von Campingplatz zu Campingplatz entlang der Küste und erhält für seine Künste eine Unterkunft, eine Mahlzeit sowie eine Spende des Publikums.
Nicht lange verweilen wir am wärmenden Feuer aus den Metallfässern, da winken uns zwei Omis zur Tanzfläche herüber. Nach kurzem Zögern geben wir nach und nachdem Klaus erst einmal seine Tanzkünste unter Beweis gestellt hat, sind die alten Damen hin und weg. Jede will nun einmal mit ihm tanzen und da sich dies schwierig gestaltet gehen sie zum Ringelreim - Tanzen über. Alle fassen sich an die Hände und drehen sich im Kreis.
Wir sind die einzig "jungen" Leute im Publikum und ich habe das Gefühl, dass wir den Abend der Senioren erheblich aufgewertet haben. Viele der Senioren bedanken sich sogar vor dem zu Bett gehen persönlich für unser Dabeisein. Das Vergnügen war dabei ganz auf unserer Seite. Es war herrlich, mit anzusehen, welch eine Lebensfreude diese alten Menschen immer noch haben und wie anders sie doch ihren Lebensabend verbringen.
Lange nachdem die Musik abgebaut hat, verlassen wir als letzte den Festplatz.
Auf der Suche nach Australiens tropischer Wärme haben wir keinen grossen Erfolg. Obwohl zu dieser Jahreszeit wenig Niederschlag fällt, treffen wir auf eine Regenperiode von über einer Woche.
"Hot Pot" Abend mit Tanz und Gesang in Emu Park
Regenwald, Eungella Nationalpark, Mackay
mit Birkenstocksandalen auf Entdeckungstour durch den Regenwald
In dem Nationalpark Eungella in der Nähe von Mackay wandern wir, passend zum Wetter durch, den dichten Regenwald. Mit hoch gekrempelten Hosen und Birkenstock Sandalen stapfen wir auf einem schmalen Pfad. Regentropfen prasseln auf das dichte Blattwerk, ein Geräusch, das an verregnete Zelttage erinnert. Doch auch das Zeltdach des Regenwaldes schützt nicht hundert prozentig und so sind unsere Fleecejacken nach dem 30 minütigen Spaziergang durchgeweicht.
Wie sich herausstellt, haben wir den Regenwald in dieser doch so zivilisiert wirkenden Gegend erheblich unterschätzt. Wir befinden uns eben nicht im Siegtal, uns so mussten wir lernen, dass die Kombination von Birkenstock Sandalen und hoch gekrempelten Hosen keine adequate Ausrüstung für diese Region darstellt. Wieder im trockenen Auto sitzend, entdeckt Klaus einen Blutegel, der an seinem Unterschenkel zappelt. Der noch nicht vollgesogene Parasit lässt sich zum Glück auf einfache Weise von seinem Wirt entfernen.
Unser Schneckenhaus erweist sich ebenfalls nicht als besonders wetterbeständig und die ersten Rinnsale laufen uns beim Öffnen der Tür entgegen.
Die folgende Nacht verbringen wir in Hoffnung auf besseres Wetter in einem Motel in Mackay, dessen weiche Bett unsere gereizten Gemüter besänftigen kann.
Klaus im Regenwald
Nach Spaziergang im Regenwald
in Cardwell
Besseres Wetter, welches wir dringend für einen der berühmten Segeltörns rund um die Whitsunday Islands bei Airlie Beach benötigt hätten, bleibt aus. Es regnet ohne Unterlass und so treibt es uns immer weiter durch Nebel verhangene Täler, vorbei an Townsville bis nach Cardwell.
In Cardwell hängen die Wolken immer noch tief, aber zumindest bleibt es für einige Stunden trocken.
Am Strand warnen Schilder vor den beheimateten Salzwasserkrokodilen.
Für ein Sonnenbad am Strand ist es aber sogar diesen Kreaturen zu kalt und nach Auskunft zweier Einheimischer bevorzugen diese die sumpfigen Mangroven.
Gespräche mit Einheimischen lassen uns des öfteren wissen, dass das derzeit vorherrschende Wetter überaus untypisch für die Jahreszeit sei und schon seit Jahrzehnten nicht mehr so aufgetreten ist.
Da wir solche Geschichten auch während unserer Südafrikareise im vergangenen Jahr gehört haben, müssen wir langsam glauben, dass wir auf unseren Reisen den seltenen Zyklus des Wetters zu verfolgen scheinen.
Vom schlechten Wetter zügig Richtung Norden getrieben, erreichen wir schon bald Cairns, die Touristenmetropole am Great Barrier Reef.
Als Abwechslung zu der eher eintönigen, immer noch mit Zuckerrohrfeldern gesäumten, Küstenstrasse verlassen wir den Highway kurz hinter Innisfail, wo uns die Inlandsroute durch das "Atherton Tableland" führt.
Die Aussichtspunkte auf der kurvenreichen Strasse in das Hochland bieten uns leider nicht den auf Postkarten versprochenen Blick auf das weite Tal mit seinen grünenfarbenen Feldern.
Dichte Nebel- und Wolkenfelder prägen die hügelige Landschaft. Die einspurige Strasse führt vorbei an Maisfeldern, Bauernhöfen und grasenden Kühen. Ich fühle mich, als würde ich eine Zeitreise auf den Dorfstrassen meiner alten Heimat unternehmen. Doch dann zweigt wieder ein Weg, zu einem der tosenden Wasserfällen, ab. Speziell am "Milaa Milaa" wirkt die Kulisse der hinab stürzenden Wassermassen, der mannshohen Farnen und dem klaren Waldbach wie eine Märchenszenerie.
Sandra mit kleinem Wallabie, in Cardwell
Teefelder
Der immer noch anhaltende Regen, erreicht seinen Höhepunkt in Youngburra. Knöcheltief waten wir durch Wasser, welches die Wiese des Campingplatzes nicht mehr aufzusaugen vermag.
Den Abend vertreiben wir uns mit dem Zweiteiler "Born free".
Dicht aneinander gekuschelt schauen wir die DVD auf unserem Laptop und schweifen dabei, obwohl der Film in Kenia spielt, gerne mit den Gedanken in unsere neue Heimat Südafrika.
In dem Ort Mareeba kosten wir bei "Coffeeworks", einer Kaffeeplantage und Rösterei, diverse Kaffeesorten und lernen dabei den Prozess vom Strauch bis zur Tasse kennen.
Die Route durch das Atherton Tableland führt uns wieder auf den Pacific Highway. Zwischen Cairns und Port Douglas schlängelt sich dieser ausnahmsweise direkt an der Küste entlang und erlaubt uns Blicke auf die wunderschönen Palmenstrände, wo türkisblaues Meer auf weissen Sand trifft. Jedoch leider nicht für uns. Die Sonne scheint zwar wieder und es ist auch merklich warmer, doch die Schlechtwetterperiode und der immer noch vorherrschende Wind trübt den paradiesischen Genuss.
Wasserfall "Milaa Milaa" im Atherton Tableland
500 Jahre alter "Figtree", Atherton Tableland
Ortschaft vor Cairns
Aussicht auf "4 mile beach" Port Douglas
Yachthafen von Port Douglas
Als wären wir in die Einfahrt eines grossen Ferienresorts eingebogen, leitet uns die mit Alexanderpalmen gesäumte Hauptstrasse, vorbei am "4 Mile Beach", ins Zentrum von Port Douglas.
Dieser Ferienort, etwa 70 km nördlich von Cairns, damals ein kleiner Fischerort, hat einen besonderen Charme bewahrt.
Klaus im Ultraleichtflieger, ueber Port Douglas
Der Tandemflug mit einem Ultraleichtflieger präsentiert uns aus angenehmer Höhe die vielen kleinen Läden, Restaurants und Cafes, die sich in viktorianisch rekonstrukturierten Häusern angesiedelt haben, und das Stadtzentrum bilden. Die umliegenden Gebäude, die nicht über zwei Stockwerke hinausragen, werden vom Yachthafen mit Promenade auf der einen und vom Palmen gesäumten "4 Mile Beach" auf der anderen Seite begrenzt. Dazwischen liegt ein Flussbett mit Mangrovenwäldern, wo auch die Salzwasserkrokodile zu Hause sind.
Der durch einen Motor angetriebene Ultraleichtflieger steht mit seinen Nylontragflächen, wie ein Vogel im Gleitflug, in der Luft. Ähnlich einem Drachenflieger lässt sich der Flieger durch das Hin- und Herschieben der Mittelstange, die die beiden Tragflächen verbindet, lenken.
Der Wind weht kräftig in den Lüften. Zu Beginn traue ich mich gar nicht zu bewegen, denn ausser des Kindersitz ähnlichen Platzes, umgibt mich nichts ausser Frischluft. Als wir wie von selbst in der luft zu stehen scheinen, bekomme ich sogar die Gelegenheit, diesen Flieger einmal selbst zu steuern.
Doch irgendwie gelingt es mir nicht, den Abstand, zu dem Ultraleichtflieger vor uns, in dem Klaus mit dem anderen Piloten sitzt, zu verringern.
ueber 100 Jahre alte Baeume in Mossmann
Blick auf den Fluss von Port Douglas,vom Ultraleichtflieger
Das Fliegen in dieser "Nussschale" ist einzigartig. Passend zu "über den Wolken" erscheint mir die Freiheit so grenzenlos und unbeschwert, während ich die friedlich unter mir liegende Landschaft oder die Weite des tiefblauen Meeres betrachte, welches keinen Horizont zu haben scheint.
Aber wie so oft vergehen solche aussergewöhnlichen Momente immer sehr schnell und nach einer geschickten Drehung sowie einem anschliessenden Tiefflug, visiert der Pilot auch schon wieder die Landewiese an.
Von Glücksgefühlen berieselt, lassen Klaus und ich den Abend in Port Douglas ausklingen. In einem Ecklokal, mit weisser Holzverandah und surrenden Deckenventilatoren, sitzen wir draussen. Einige Meter entfernt hüpfen Kinder zu Livemusik und andere Touristen schlendern mit ihrer fein herausgeputzten Garderobe an uns vorbei - Ferienstimmung aus dem Bilderbuch.
nach der Landung, Sandra im Ultraleichtflieger, Port Douglas
Zuckermuehle in Mossmann; Abladen der Wagons
In Mossmann besuchen wir eine über 100 Jahre alte Zuckermühle. Nach einer kurzen theoretischen Einführung können wir mit Helm und Ohrstöpseln ausgerüstet die Mühle betreten. Es ist laut, heiss und dreckig. Niemand scheint hier seit den 100 Jahren Spinnweben oder Staub entfernt zu haben.
Besichtigung Zuckermuehle in Mossmann
Zwischen Juni und November läuft die Mühle auf Hochtouren, denn dann werden jeden Tag ca. 350 t Zuckerrohr pro Stunde weiter verarbeitet. Die heutigen Erntemaschinen mähen etw 1 t pro Minute im Gegensatz zur historischen, sehr Aribeitsintensiven Ernte, die 15 t pro Tag hervorbrachte. Von den Feldern der Umgebung wird das in ca. 25 cm Stücke gehexelte Zuckerrohr auf Eisenbanwagons zur Mühle transportiert. Tag und Nacht laufen Wagons mit Ladungen von 10 bis 12 t in der Mühle ein. Innerhalb von sieben Stunden wird aus den grünen faserigen Stangen durch Pressen, Waschen und Erhitzen brauner, klebriger Rohrzucker.
Dadurch dass die Mühle wegen eines Feiertages ausser Betrieb war, können wir leider nicht den ganzen Prozess live mitverfolgen. Das Fertigprodukt Zucker kosten wir also erst später bei Kaffee und Tee.
Besichtigung Zuckermuehle in Mossmann
Strand Cape Tribulation
Umgebung von Cape Tribulation
Die kleine Autofähre bringt uns in der Nähe von Daintree über den kleinen braunen Fluss, der die Schleuse zwischen Zivilisation und Abenteuer bildet. Auf der anderen Uferseite beginnt Cape York, eine Halbinsel diverser Vegetation, die nur mit Allradfahrzeugen zur Trockenzeit befahren werden kann.
Vor uns in der Reihe treffen wir auf die holländische Familie, die unsere Campingnachbarn in Port Douglas waren. Sie haben ihr Wohnmobil gegen einen Toyota 4x4 mit Dachzelt eingetauscht. Der Anblick weckt bei uns wieder die Freude auf Abenteuerurlaub und zu gerne hätten wir ein paar Tage mehr Zeit, um Cape York zu erkunden.
Nahe der Fähranlegestelle verkaufen Kleinbauern an einer Bretterbude Bananen, Mangos und Ananas. Die noch asphaltierte Strasse schlängelt sich wie eine enge neu geschlagene Trasse durch den dichten Regenwald. Das Regenwasser der vergangenen Tage bildet zwischen den Mangroven kleine Feuchtgebiete.
Dieser Kontrast zu den eintönigen Zuckerrohrfeldern bewirkt, dass wir meinen, eine andere Welt, oder zumindest ein anderes Land betreten zu haben.
Bis zu dem Ort Cape Tribulation stossen wir immer wieder auf lange und breite Sandstrände. Obwohl diese sehr dicht aneinander liegen, strahlen sie eine solche Einzigartigkeit aus, als würden sie an verschiedenen Küsten liegen. Da gibt es Palmen gesäumte, durch Dünen begrenzte oder solche Strände, die unmittelbar an Regenwald oder Mangrovenkolonien angrenzen. Manchmal mündet ein Fluss ins Meer oder die Gezeiten verändern ständig das Bild einer vorgelagerten Lagune.
Mangrovenwald zwischen Strand und Ortschaft, Cape Tribulation
Umgebung von Cape Tribulation
Klaus auf dem "Rumrunner", die Wogen genau im Blick
Bislang hat uns das Wetter vor einer Schnorchelpartie am Riff zurückgehalten. Doch die Tage des Abflugs sind gezählt und es wäre eine Schande, das Great Barrier Reef zu verlassen, ohne die vielfaltige Unterwasserwelt der Korallen besucht zu haben.
Der Wetterbericht verspricht für die nächsten zwei Tage sonniges Wetter und mässigen Wind. Diese letzte Möglichkeit wollen wir uns nicht entgehen lassen und buchen wir einen Tagesausflug auf dem Katamaran "Rumrunner".
Am nächsten Morgen werden wir bereits um 7.30 Uhr vom Tourveranstalter mit einem Büsschen abgeholt. Unsere Schuhe müssen wir vor Betreten des Motorbootes, welches uns zum auf Anker liegenden Katamaran chauffiert, ablegen. Das gesamte Schuhwerk, dassin Boxen verstaut, wird uns erst bei Betreten des Festlandes wieder ausgehändigt werden.
Als erste Gruppe an Bord, unterzeichnen wir die Versicherungsformulare "alles auf eigene Gefahr" schnell und können die erste Tasse Tee nnoch in der Morgensonne auf dem Vorderdeck geniessen. Nachdem alle 40 Passagiere geboarded haben, legen wir ab, und die schaukelige Fahrt beginnt. Die Segel können aufgrund des doch noch starken Windes nicht gehisst werden, also bringt uns die Kraft der zwei Motoren allein voran. Schon nach kurzer Weile spritzen die Wellen durch den Aufschlag des Bootes so stark an Bord, dass keiner auf dem Vorderdeck trocken bleibt. Die ersten Wetsuits (Tauchanzüge) werden verteilt. Während ich den trockenen, überdachten Teil bevorzuge, steht Klaus am Durchgang zum Vorderdeck, wo er sich kramphaft an einen der Fosten klammert. Trotz der Einnahme von Reisetabletten lässt ihn die Sorge nicht los, dass diese ihre Wirkung versagen könnten.
Eine volle Stunde schaukeln wir über die Wellen hinaus aufs Riff. Vor einer kleinen Sandinsel gehen wir schliesslich auf Anker und wie von Zauberhand berührt, steht der Katamaran nun fast still und wippt nur noch unmerklich über die kleinen Wogen hinweg.
nach Sandra's erstem Tauchgang, Great Barrier Reef
Um für das Mittagsbuffet ausreichend Appetit zu sammeln findet sogleich die erste Schnorchelpartie statt. Während die ersten Teilnehmer mit Wetsuit, Flossen, Brille und Schnorchel das Boot verlassen, steigt meine Aufregung. Für meinen ersten Tauchgang werde ich gerade mit Bleigurt und Sauerstoffflasche ausgestattet. Dann folgt der grosse Ausfallschritt vom Boot ins Wasser. Unter der Last der Flasche zittern mir die Knie. Dann mache ich einen Schritt nach vorn, tauche unter und werde wie ein Kkorken wieder an die Wasseroberfläsche geschossen. Bis die Tauchlehrerin bereit ist, übe ich das Atmen, indem ich mit gesenkten Kopf und ausgestreckten Armen am Heck des Katamarans die ersten bunten Fische beobachte. Bevor wir in die Tiefe absinken, probt die Tauchlehrerin noch einmal die zuvor theoretisch besprochenen Zeichen, damit wir uns auch unter der Wasseroberfläche verständigen können.
Wie schwerelos gleiten wir durch die Unterwasserwelt. Vor unseren Augen zeigen sich riesige Korallenberge mit diversesten Bewachsungen, dazwischen liegen Muscheln, die bei Berührung zuschnappen, ein Clownfisch tummelt sich im Schutz der Algenblätter und hunderte von bunten Fischschwärmen begleiten uns. Weiche Seegurken säubern den sandigen Meeresboden und Rochen mit langem Schweif schweben genauso schwerelos an uns vorbei. In der Ferne lassen sich die Umrisse einer grossen Wasserschildkröte im getrübten Meeresblau erkennen.
Nach einer halben Stunde begeben wir uns wieder in die Senkrechte. Als ich den Katamaran wieder betrete, zittere ich am ganzen Körper. Die Wassertemperatur in 12 Meter Tiefe, haben mich trotz Tauchanzug erheblich unterkühlt. Die heisse Tasse Tee wibriert in meiner Hand. Pure Euphorie überwältigt mich mit einem Mal. Gleich nach dem Mittagsbuffet mache ich mich für einen zweiten Tauchgang fertig.
Diesmal entdecken wir in der Höhle einer Koralle einen gestreiften Tigerfisch, der sich dort zu verschanzen versucht.
Kurz nachdem wir wieder an Bord kommen, brechen wir auch schon zur Rückfahrt auf. Die Nachmittagssonne ist hinter einer grauen Wolkendecke verschwunden. Die aufpeitschende Brise, nun keine willkommene Erfrischung, durchnässt unsere Kleidung, so dass wir schon mit Sehnsucht einer warmen Dusche entgegen blicken.
nach Sandra's erstem Tauchgang und Klaus' Schnorcheltour am Great Barrier Reef
Am folgenden Tag verlassen wir Cape Tribulation. In zwei Tagen werden wir unser Schneckenhaus in Cairns der Autovermietung zurückgeben und per Flugzeug die uns so endlos erscheinende Strecke bis nach Sydney in nur zweieinhalb Stunden zurück legen.
Wie der Verkäufer uns erklärt haben Termiten alle Didgeridoos, die er verkauft, das Innere des Astes ausgehöhlt und nicht etwa Bohrmaschinen in Fabriken.
Wir verbringen etwa zwei Stunden hier, immer wieder teste ich ander Instrumente, doch schliesslich entscheiden wir uns für das, was dem Verkäufer aufgrund seiner kraftvollen Tonlage sehr am Herzen liegt. Ein einzigartiges, nicht zu kopierendes Kunstwerk, wie er zu verstehen gibt.
Bis ich auf dem Didjeridu selbst erstklassige Töne spiele wird sicher noch eine Weile vergehen, aber es hat mich in seinen Bann gezogen.
Aufbruch: | 29.05.2005 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2005 |
Thailand
China
Australien
Vereinigte Staaten