Ostseeradfernweg
Von Rerik nach Wustrow
2. Tag: 16.04.2010, Start 09:00Uhr von Rerik nach Wustrow (85km)
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Brötchen und Ei nebst (einseitiger) Unterhaltung durch die Wirtin, ging es wieder auf den Drahtesel und zum Einkauf von Marschverpflegung im nahe gelegenen Edeka Markt. Problem war nur, dass das gesamte Gepäck natürlich wieder aufgeschallt war und ich das Rad während des Einkaufs nicht im Auge behalten konnte. Also das Problem ignorieren und auf die Ehrlichkeit der Mitmenschen hoffen. Es ging alles gut und ich startete mit leichtem Muskelkater durch.
Der Wind hatte zu meiner Freude etwas gedreht und kam jetzt überwiegend aus nördlichen Richtungen, also eher Seitenwind. Aber die Steigungen verbrauchten die Körner zusehends.
Erstes Ziel war Kühlungsborn. Dort führt der Weg direkt an die Promenade.
Im weiteren Verlauf der Strecke nach Heiligendamm (unbefestigter leicht sandiger Weg) hörte ich plötzlich einen Pfiff einer Dampflok. Um nicht irgendetwas zu verpassen schlug ich mich nach rechts durchs Gestrüpp auf einen Acker durch und sah einen Dampflokzug (Molly), der offenbar Richtung Bad Doberan fuhr.
In Heiligendamm ging es dann wieder auf asphaltierten Radwegen über Nienhagen nach Warnemünde.
Hier gab es dann einen kleinen Imbiss an der Kaje direkt vom Kutter und die obligatorischen Fotos der Sehenswürdigkeiten.
An der Fähre über die Warnow war ich als Fremder nicht in der Lage das gesamte Tarifkonstrukt des lokalen Nahverkehrs in der verbleibenden Zeit bis zur Abfahrt am Ticketautomaten zu verstehen (jedenfalls ist es wohl ungewöhnlich, dass jemand mit einem Fahrrad ohne Rückfahrt nur übersetzen möchte). Also Automaten ignorieren und sich beim Abfertigungspersonal anstellen (bitte unbedingt durch die extra eingerichtete Schleuse (Zaun) gehen und nicht während der Abfertigung der etwa 5 Personen ansprechen). Auf meine freundliche Frage nach dem zu entrichteten Betrag gab es erst mal die Antwort "1,20€". Ich sagte ihm, dass ich mit dem Automaten nicht zurecht gekommen bin und keinen Preis für das Fahrrad finden konnte. Seine Antwort: "Steht da alles drauf", sogar ein Symbol soll da sein. Also ein erneuter Versuch einen Fahrschein zu lösen, nicht am Automaten sondern beim Personal (ich halte die gesamte Zeit mein Fahrrad). Ich solle mich erst in der nicht mehr vorhandenen Schlange hinter dem Zaun zusammen mit dem Fahrrad einfinden, bevor ich eine Fahrkarte bekomme. Gerade wollte ich frustriert beidrehen und mich, wie im real existierenden Sozialismus, in der fiktiven Schlange anstellen, als mir dann zwei Tickets (1,20€/Erwachsener und 0,80€/Kind oder Fahrrad) zum Kauf angeboten wurden. Ich nahm dankend an und schluckte meinen Frust erst einmal runter.
Die Überfahrt zur Hohen Düne selbst verlief ohne weitere Störungen und am anderen Ufer ging es dann direkt in die Rostocker Heide (6000ha Waldgebiet, nicht wie die Lüneburger Heide).
Durch den Wald führen teilweise abenteuerliche Wege, die dann kurz vor Fischland auf einem Deich mündeten
Vorbei an Graal-Müritz,
Dierhagen
bis Wustrow.
Der Versuch ein Zimmer über den Fremdenverkehrsverein zu finden war aufgrund der Öffnungszeiten bis 16:00Uhr vereitelt und private, kommerzielle Vermittler hatten keine Pensionen oder Zimmer im Angebot. Der gute Mann markierte dann aber in einem Ortsplan die potentiell möglichen Quartiere. Die erste (sehr schöne) Pension mit Gaststätte hatte leider nur drei bereits belegte Zimmer. Die nette Dame empfahl aber das Hotel am Hafen, da sei immer was frei.
Im Nachhinein weis ich warum. Das mir angebotene Zimmer war behindertengerecht eingerichtet und bis auf die Sauberkeit im Bad und die Aussicht auf eine Hinterhofidylle nett eingerichtet.
Der Übernachtungspreis von 59,00€ incl. Frühstück war definitiv nicht angemessen (späte Erkenntnis, mangels Vergleichsmöglichkeit). Das Frühstücksbüfett war gut und das Fahrrad hatte einen trockenen Platz in einem überdachten Unterstand.
Es folgte ein Besuch des kleinen Hafens am Saaler Bodden.
Auch an diesem Ort musste ich wieder den Getränkevorrat aufstocken und fuhr mit dem Fahrrad zum Lidl. Dort gab es aber nur Getränkegebinde für Großfamilien. Dunkel erinnerte ich mich an einen Spar Markt, der jedoch zwischenzeitlich zum "Markant" mit stark eingeschränktem Sortiment mutiert war.
Aufbruch: | 15.04.2010 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 20.04.2010 |