from America a América

Reisezeit: Juli 2010 - April 2011  |  von Björn D.

Wwoofing/Farmarbeit

Nun melde ich mich auch mal wieder zu Wort. Momentan befinde ich mich gerade auf der Farm in Cawston (Similkameen Valley) und versuche die Zeit totzuschlagen, dazu später aber mehr.
Ich bin also am 1. August von Vancouver nach Maple Ridge auf die Farm von Elke und Ken gezogen (Red Barn Plants). Ich wurde nett empfangen und hab endlich auch mal wieder was leckeres, gesundes zu essen gekriegt, nach anderthalb Wochen ungesundem Fast Food. Die Farm liegt ein wenig außerhalb von Maple Ridge, aber mit dem Fahrrad ist man doch in 10 Minuten in der "City". Im Großen und Ganzen bin ich positiv überrascht von Maple Ridge, denn so klein ist der Ort doch gar nicht, es gibt hier wahrscheinlich sogar mehr Subways als in ganz Hamburg. Mit dem West Coast Express ist man zudem in ungefähr einer Stunde in Downtown Vancouver und eine eigene Shopping Mall gibt es auch. Von Maple Ridge selber hab ich am Anfang aber wenig mitgekriegt, da ich die ersten vier Tage immer sechs Stunden täglich auf der Farm gearbeitet habe und nur einmal auf einem Deich aufs Land gefahren bin. Die Farmarbeit bestand größtenteils aus Unkraut jäten, umtopfen, kompostieren und mit Jazzy, dem Hund der Familie spielen (Jazzy wurde nie müde, ich habe noch nie einen Hund gesehen, der so viel spielen wollte).
Gewohnt habe ich in der Scheune (Red Barn) in einem kleinen Zimmer mit Platz für zwei Wwoofer, allerdings war ich der einzige zu der Zeit. Die Familie war echt nett, allerdings auch nicht sehr gesprächig, Konversationen waren sehr limitiert und jeder machte sein eigenes Ding. Von daher musste ich mal dem Farmleben entfliehen und da ich sowieso nach Vancouver wegen meinem Visum musste, hab ich dann auch gleich mein Longboard mitgenommen und mich mit Julzz, meinem ehemaligen Zimmergenossen aus dem Hostel, zum Longboarden verabredet. Im Immigration Office war es wieder dieselbe alte Leier, scheinbar hatten sie mein Formular immer noch nicht bearbeitet, dafür konnte ich diesmal meine Nummer hinterlassen (ja, ich habe mir ein kanadisches Handy gekauft) und sie würden mich anrufen, wenn das Visum so weit wäre.

Nun war es aber gerade mal halb 10 und noch zu früh, um longboarden zu gehen, also entschied ich mich erstmal einen Crêpe in der Granville Street zu essen und pünktlich um 10 bei Hollister (Surfer-Klamottenladen) aufzutauchen, da ich bereits von vielen gehört hatte, wie voll das da doch nachmittags sei. Zu der Uhrzeit ging das aber noch und ich hab mich dann erstmal für das Geld für zwei Tage meiner Reise mit Klamotten eingedeckt.
Danach bin ich erstmal mit dem Bus durch die Stadt gefahren und hab mich dann an den Strand gelegt, um auf Julzz zu warten. Gegen Mittag sind wir dann los in den Stanley Park und haben da den ganzen Nachmittag verbracht, u.a. mit Downhill fahren und Fotos machen. Mein gerade erst gekauftes Softeis hat es scheinbar auch einem kleinen Waschbär angetan, sodass tausende Touris ein Foto von mir und dem Waschbären gemacht haben, ich selbst hab aber natürlich leider keins.
Abends bin ich dann wieder zurück nach Maple Ridge gefahren und hab einen echt schönen Tag in Vancouver Revue passieren lassen.
Am Samstag bin ich dann das erste Mal in meinem Leben Aufsitzrasenmäher gefahren und ich muss sagen, dass das eine echt geile Erfahrung ist. Am Sonntag, dem 8. August hatte ich dann mal wieder einen Tag frei und da bin ich dann wieder auf dem Deich, diesmal bis zum Pitt River, gefahren und hab mich da auf eine Bank über dem dortigen Yachthafen gesetzt und die Ruhe und das Schwanken der Schiffe genossen. Das war echt schön mal den ganzen Tag durch die Gegend zu fahren und sich die Schönheit Kanadas anzugucken.

Am kommenden Montag ging es dann auf die andere Farm nach Cawston mit Erik, dem Sohn der Familie, der dort auf der Farm lebt. Unterwegs war wieder einmal die Natur und die Weite Kanadas eine wundervolle Erfahrung. Vorbei an Seen, Bergen, Wiesen und Flüßen (sogar einen Bär hab ich gesehen) änderte sich die Natur nach ca 3 Stunden drastisch. Die grünen Wälder mit den großen Bäumen wichen zuerst größeren grünen Wiesen, bis diese irgendwann zu einer wüstenähnlichen Gegend wurden, nun war es nicht mehr weit nach Cawston, denn der Ort liegt in einem der trockensten Gebiete Kanadas.

Gerade als wir angekommen waren zog jedoch ein Unwetter über den Bergen auf, sodass wir das geplante Tomatenpflücken auf den kommenden Tag verschieben mussten. Dieser begann dann auch gleich super, mein Wecker klingelte nämlich um 5 Uhr morgens, denn nachmittags wird das hier zu heiß, um draußen zu arbeiten. Da Ken, der Vater der Familie, am Dienstag immer kommt, um das Gemüse, das hier gepflanzt wird, abzuholen, hieß das dann auch gleich eine doppelte Schicht einzulegen. Nach 10 Stunden Bohnen waschen, Möhren binden und Kartoffeln stechen fiel ich dann auch erstmal erschöpft ins Bett. Sobald Ken aber wieder weg war, stellte sich die ganze Arbeit als doch viel entspannter raus, sodass immer nur den halben Tag gearbeitet wurde, also von halb 9am bis meistens 12 oder 1pm.
Nun stellte sich allerdings die Frage, was mache ich den restlichen langen Tag? Einmal fuhr ich zum Similkameen River mit dem Fahrrad und einmal auf einen der anliegenden Berge, sonst gibt es hier in Cawston aber auch einfach nichts zu tun. Das einzige Geschäft ist ein kleiner Lebensmittelladen und dann gibt es noch ein deutsches Restaurant. Wie fast überall in Kanada trifft man auch hier wieder auf Deutsche. Gefühlt jeder zweite spricht hier deutsch in Kanada und so gut wie jeder hat deutsche Vorfahren. Essen war ich jedenfalls nie in dem Restaurant, sogar obwohl das Essen hier doch sehr dürftig ist. Erik wohnt halt in einem Junggesellenhaushalt und dementsprechend sieht auch die Kulinarik aus, Burger, Hot Dogs, Tiefkühllasagne...
Und da ich die ganzen Highlights der Region schon nach zwei Tagen abgeklappert habe, verbringe ich die ganzen Nachmittage nun immer damit im Intenet zu surfen, zu lesen oder mich am Pool zu sonnen. Auf Dauer ist das jedoch auch extremst langweilig und deswegen freue ich mich auch schon, wenn ich am Mittwoch für eine Woche zurück nach Vancouver fahre. Dort treffe ich mich dann mit Jasmin und ich hatte eigentlich vor diesmal das volle Touriprogramm durchzuziehen und endlich mal die ganzen Sehenswürdigkeiten Vancouvers zu entdecken. Wahrscheinlich reichen da eine Woche kaum, aber ich komm ja bestimmt im Oktober nochmal wieder. Denn nach Vancouver fahre ich für 1-2 Wochen nach Denman Island (eine der Gulf Islands), um dort in einem Hostel zu arbeiten. Danach wollte ich eigentlich nach Tofino und mich dort um einen Job bemühen, um danach über Nanaimo und Victoria nach Vancouver zurückzukehren. Dann ist es wahrscheinlich auch schon Oktober und es wird kälter hier in Kanada. Deswegen tue ich es den Vögeln gleich und ziehe Richtung Süden, mein Alaska-Trip wurde auf Grund von zeitlichen Engpässen jedoch gestrichen, vor allem auch auf Grund der enormen räumlichen Distanz, die mir auf der Fahrt nach Cawston überhaupt erst bewusst wurde. Vielleicht schaffe ich das ja noch wann anders in meinem Leben nach Alaska zu kommen, momentan begnüge ich mich auch schon mit Denman und Vancouver Island. Bis dahin viele Grüße nach Deutschland oder wo immer du dich auch auf der Welt befinden magst.

die Red Barn, oben links hab ich gewohnt

die Red Barn, oben links hab ich gewohnt

auf dem Weg nach Cawston

auf dem Weg nach Cawston

Ich mit dem Similkameen Valley im Hintergrund

Ich mit dem Similkameen Valley im Hintergrund

Blick von der Terasse in Cawston

Blick von der Terasse in Cawston

© Björn D., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mich, Björn, 19 Jahre jung, zieht es nach Amerika, um die nördliche Hälfte der Panamericana zu bereisen. Ich werde zuerst zwei Monate lang in Kanada arbeiten, um dann erst gen Norden ans Nordpolarmeer zu fahren und dann gen Süden durch die USA und Mittelamerika bis nach Panama zu fahren, falls nichts dazwischen kommt...
Details:
Aufbruch: 21.07.2010
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: April 2011
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Björn D. berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.