Laos und Kambodscha
der bamboo train
Noch ein lustiger Name: Drunken Frog Bar!! Restaurant Tigre de la Papier...
Das Boot - wie nicht anders zu erwarten voellig ueberladen - sitzt auf der Sandbank auf, aber mit dem starken Diesel und full power wuehlt es sich durch und kommt wieder frei. noch sind es aber rund 3-4 Stunden flussaufwaerts bis Battambang, unserem heutigen Ziel. Wenn wir da mal nicht noch in die Dreckbruehe muessen (s.u.).
Den Abend vorher war ich dann nochmal in Siem Reap essen, Cambodian BBQ mit Krokodil- und Schlangenfleisch, wo das mit den Grillen ja nicht geklappt hatte...
Das Boot faehrt nun aber erstmal eine Stunde ueber den grossen Tonle Sap See und biegt dann in den Sangker river ein. Er ist zunaechst noch breit, beiderseits gesaeumt von grossen schwimmenden Doerfern. Hier leben vor allem Voelker vietnamesischer Herkunft, z. B. auch Cham, die Muslims sind. Sie werden von den Khmer als zweiter-Klasse-Menschen verachtet und ausgegrenzt. Es sieht sehr romantisch aus, wir machen auch einen Lunchstop in einem schwimmenden "Restaurant", die Toilette ist ein kleiner Verschlag mit einem grossen Loch im Boden, darunter schwappt das Wasser. Wem da der Pass aus der Hosentasche rutscht.....
Wir halten immer wieder an, weil kleine Boote laengsseits kommen, die Briefe uebergeben, Saecke zuladen, auch Personen steigen noch zu.
Dann wird der Fluss aber sehr viel schmaler, er wird sehr flach und windet sich in Dutzenden von Kehren durch die fruchtbare Landschaft. Er verschmaelert sich bis auf 15m, an den Seiten immer wieder Sandbaenke, schwimmende Haeuser, grosse Netze und Fischer in ihren winzigen Boetchen. Das mit den schwimmenden Hausern macht Sinn, denn der Pegelunterschied zwischen Regen- und Trockenzeit scheint erheblich zu sein, die wenigen Haeuser am Ufer stehen sehr fragil auf zweistoeckigen Betonstelzen, also ca. 8-10m ueber dem akteullen Wasserstand. Die schwimmenden Haeuser dagegen passen sich immer an.
Unser Kaeptn (Alter geschaetzt 16) muss nun staendig im Zickzack um alles herummanoevrieren, vor den Kehren hupen, er wechselt im 5-Sekunden-Takt zwischen Leerlauf und Vollgas. Ich vermute er will vermeiden, dass die Haeuser zu sehr schwanken oder die Boote volluaufen. So kommen wir natuerlich kaum vorwaerts. Die letzten 2 Stunden der mit ueber 8 Stunden sehr langen Fahrt gibt er aber Vollgas, ganz gleich, ob da jemand fischt oder nicht!!??
Beim Dinner im White Rose Restaurant treffe ich meinen neuen Freund James vom Boot wieder, er ist genauso jung wie ich und ich komme wie nun fast jeden Abend seit 4 Wochen wieder nicht zum Lesen oder Tagebuch schreiben...
Wir verabreden uns fuer den naechsten Morgen zum "Zugfahren".
Die bamboo trains sind kleine Draisinen, die den lokalen Verkehr auf der (einzigen) Bahnlinie Kambodschas von Thailand nach Pnomh Penh bewerkstelligen. Sie bestehen aus 2 Achsen mit Kugellagern,einer 2x2m grossen Bambus- und Holzresteplattform und einem Mopedmotor.
Motor anwerfen, Keilriemen spannen und schon gehts los. Zunaechst lustig, wird mir doch etwas komisch, als er richtig Gas gibt. Es reisst einen von rechts nach links, die Plattform schwankt bedrohlich, die Schienenstoesse ragen bis zu 15 mm hoch, da knallt er volle Pulle (voellig ungefedert) drueber, dass man selbst hochhuepft. Mankann sich nirgends festhalten oder abstuetzen und muss sehen, dass man nicht zum gelaenderlosen Rand abdriftet und von der Plattform fliegt. Ich erwarte eigentlich jeden Moment, dass wir entgleisen und ungebremst durch die Luft fliegen, die Schienen sind krumm und schief. Es geht ueber wacklige Bruecken. Alle paar km gibt es Gegenverkehr, ab und zu kommt wohl auch mal ein richtiger Zug. Aber das ist alles gar kein Problem: halten, sich einigen, Motor runter, Plattform zur Seite heben (mit 2 Mann), die Achsen runter, Gegenverkehr durch, Achsen auf die Schienen, Plattform drauf, Motor drauf, Keilriemen einlegen und schon geht die rasende Fahrt weiter.
Nach 30 min sind wir in einer kleinen Siedlung, der Hintern tut weh, wir schauen uns in einer kleinen Ziegelbrennerei um und nach einer kleinen Pause geht es wieder zurueck. Jetzt bin ich schon viel relaxter, man gewoehnt sich eben an allem (auch am Dativ). Ein Erlebnis der besonderen Art, in 2-3 Jahren soll die Linie erneuert werden,dann ist es vorbei mit dem Spass.
Theoretisch kann man natuerlich auch weiter fahren, sogar bis Pnomh Penh (so um die 300 km).... James verhandelt fuer die naechsten 70 km bis zur naechsten Durchgangsstrasse, soll er mal.
Am gleichen Tag geht es mit dem Bus weiter nach Kampong Chnang, neben mir ein unsympathischer aelterer Englaender, der immer mehrere Monate hier ist "wegen der girlies". Ich kann nur hoffen, dass er wenigstens erwachsene Maedchen meint und nicht Kinder. Ekelhaft!!
Laos und Kambodscha machen ja einen sehr friedlichen Eindruck, die Menschen sind sehr freundlich, selbst die zahlreichen Hunde bellen oder jaulen nicht oder verfolgen einen, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs sind.
Aber unter der Oberflaeche brodelt es doch, vor allem in Kambodscha. Es gehoert zu den aermsten Laendern der Erde, lt. Transparency International zu den 15 korruptesten Laendern, waehrend der Praesident Hun Sen - seit 20 oder 30 Jahren mit wachsender, fast schon sozialistischer Mehrheit im Amt - der 7.reichste Mann der Erde sein soll!! Ihm gehoren die Oelindustrie,alle wichtigen Hotelketten, der gesamte, lukrative Verkauf der Eintrittskarten fuer Angkor liegt in der Hand seines Clans (wer schon da war, weiss, was ich meine)!!! viele der Minister und anderer Politiker sind ehemalige Rote Khmer, die Prozesse gegen die obersten 5 ziehen sich seit Jahrzehnten hin, das Ende werde die Angeklagten (weit ueber 80) wohl nicht mehr erleben...
Die preisgekroente Menschenrechtlerin Somaly Mam (Buch Das Schweigen der Unschuld) sagt: Es gibt Gesetze, die alle ignorieren und es gibt das Gesetz des Geldes. Man kann alles kaufen, auch Richter. Seit Pol Pot haben die Menschen gelernt, dass es am besten ist, wenn man sich taubstumm stellt. Alle Probleme werden unter den Teppich gekehrt. Die Zuhaeltermafia kauft die Maedchen und Kinder vom Lande und misshandelt sie, schreckt auch vor Mord nicht zurueck, sie steckt mit der Polizei und den Politiker unter einer Decke, daher wird auch kaum etwas dagegen getan.....
Als einfacher Reisender bekommt man aber von alledem nichts mit. Ich erfahre lediglich, dass selbst im Tourismusgewerbe der Monatsverdienst bei etwa 40$ liegt....
mein neuer Freund James McDonald (links,62 Jahre, email-Adresse openingmyheart@....!!!, ganz lieber Mensch), T.C (geboren in Dundee,Scotland, ein echter Schotte also) und meine Wenigkeit
Aufbruch: | 06.01.2011 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 19.02.2011 |
Kambodscha
Thailand