Kambodscha

Reisezeit: Oktober 2010  |  von Anke Schlingemann

Angkor Thom: Bayon - Banteay Srei -Ta Prohm

Angkor Thom

Zunächst fahren wir nach Angkor Thom. Zur Blütezeit der einstigen Königsstadt im 12. Jahrhundert lebten hier auf etwa zehn Quadratkilometer etwa eine Million Menschen - London hatte zur selben Zeit gerade einmal 50.000 Einwohner.

Angkor Thom - Steinfiguren am Südeingang

Angkor Thom - Steinfiguren am Südeingang

Bevor man die Stadt durch eines der fünf Elefantentore betritt überquert man einen Wassergraben. Die Brücke wird rechts von einer Reihe Götter-Figuren und links von Dämonen geschmückt. Das Geländer stellt eine siebenköpfige Schlange dar. Am besten sind die Figuren am Südeingang erhalten bzw. bereits restauriert.

In der Mitte der Stadt Angkor Thom befindet sich der Tempel Bayon. Dieser dreigeschossige Bergtempel hat 54 Türme. Das Besondere an dieser Tempelanlage, sind die 216 Gesichter, die die Türme schmücken. Ein insgesamt 1,2 km langes Relief verziert die Wände. Dargestellt werden Szenen aus dem Leben im 12. Jahrhundert. Da heute die Sonne scheint und die Luft relativ klar ist ergeben sich schöne Fotomotive. Der Rundgang durch den Tempel ist schier überwältigend.

Gesichter am Tempel Bayon - Angkor Thom

Gesichter am Tempel Bayon - Angkor Thom

Ebenso sehenswert ist die in der Nähe gelegene 350 m lange Elefantenterrasse, die für öffentliche Zeremonien genutzt wurde. Neben einer Elefantenparade werden ebenfalls Löwen sowie lebensgroße Garudas (ein Wesen halb Mensch, halb Vogel, das dem Gott Vishnu als Fortbewegungsmittel diente) dargestellt. Nördlich schließt die sieben Meter hohe Terrasse des Leprakönigs an, ebenfalls geschmückt mit Statuen und Reliefs. Es werden zahlreiche sitzende Apsaras dargestellt.

Tempel Banteay Srei (Zitadelle der Frauen)

Anschließend verlassen wir die Region Angkor Thom, um etwa 20 km zum Tempel Banteay Srei (Zitadelle der Frauen) zu fahren. Diese vergleichsweise kleine Anlage misst nur 95 x 110 m, ist aber in einem sehr guten Zustand und nicht minder sehenswert. Die eingeschossige Anlage hat drei Türme und ein schönes Eingangstor. Auch eine der beiden Bibliotheken ist sehr gut erhalten. Die zahlreichen Steinmetzarbeiten sind besonders filigran.

Tempel Banteay Srei (Zitadelle der Frauen)

Tempel Banteay Srei (Zitadelle der Frauen)

Auf dem Rückweg fahren wir an weiteren Tempelanlagen vorbei, die aber nicht alle gut erhalten sind. Interessant ist es zu sehen, wie die Menschen hier rechts und links der Straße in einfachen Behausungen leben.

Ta Prohm

Nach einem einfachen aber wieder delikatem Mittagessen steuern wir Ta Prohm an. Auf dem Fussweg zum Tempel spielt eine Gruppe durch Landminen Versehrter folkloristische Musik. In dieser Tempelanlage wird es für uns nun vorstellbar, wie der Dschungel einen Tempel einnehmen kann. Riesige bis zu 600 Jahre alte Bäume ragen über die Türme der Tempelruine hinaus. Meterdicke Baumwurzeln haben sich durch die dicken Mauern gefressen und hinterlassen eine überaus mystisch wirkende Anlage. Hier wurden Teile des Films Tomb Raider gedreht. Wir schlendern eine gute Stunde durch den Tempel und bewundern die wunderschönen Reliefs, die in dieser Umgebung besonders antiquiert wirken. Ein besonderes Highlight.

Ta Prohm - vom Dschungel überwuchert

Ta Prohm - vom Dschungel überwuchert

Seidenfarm

Damit haben wir für heute genug von Tempeln. Mit einem Tuk Tuk fahren wir am Nachmittag zur außerhalb der Stadt Siem Reap gelegenen Seidenfarm Angkor Silk Farm in Puok. Die Fahrt mit dem Tuk Tuk ist für uns ein ganz neues Erlebnis. Plötzlich spielt sich das Leben hautnah um uns herum ab. Für die knapp 20 km lange Fahrt brauchen wir 1 1/4 Stunden.

Auf der 1991 gegründeten Seidenfarm -angeblich die größte Kambodschas- erwartet uns eine sehr informative Führung. Hier arbeiten 300 Menschen. Zunächst werden uns die Maulbeerbäume gezeigt, die als Nahrung für die Seidenraupen gezüchtet werden. Wir können uns selbst davon überzeugen, wie gut selbigen die Maulbeerblätter schmecken. Kurz bevor die Raupen mit der Kokonbildung beginnen, verfärben sie sich. Sie werden dann in ein Rattangestell gesetzt. Der Prozess vom Schlüpfen der Raupe bis zum fertigen Kokon dauert insgesamt 47 Tage. Die Kokons, die nach fünf Tagen fertig sind, werden direkt weiterverarbeitet. Für ein Kilogramm Seide benötigt man 12.000 Kokons. Diese werden nun in warmes Wasser gelegt, um den Klebstoff zu lösen. Das Äußere wird als Rohseide verarbeitet, im Inneren befinden sich die feinen Seidenfäden.

Seidenproduktion - Auskochen der Kokons Seidenherstellung

Seidenproduktion - Auskochen der Kokons Seidenherstellung

Über Spindeln werden mehrere Seidenfäden zusammengedreht zu einem stärkeren Faden. Die so gewonnenen Fäden werden nun zunächst gebleicht und dann eingefarbt. Nur zehn Prozent der hier verwendeten Farben sind Naturprodukte. Bevorzugt setzt man chemische Farben ein, um ein gleichbleibendes Farbergebnis zu erzielen. Nun werden die farbigen Fäden aufgespult. Um aufwändige Muster zu erzielen wird eine Art Batik-Technik eingesetzt.

Seidenproduktion - Webstuhl

Seidenproduktion - Webstuhl

Hierfür werden die Fäden zunächst auf einen Rahmen gespannt und mit einer Abbindetechnik in mehreren Schritten die Muster erstellt. Auf altertümlich wirkenden Webstühlen werden nun Tücher hergestellt und andere sehr hochwertige Seidenstoffe gewebt. An einen Tag schafft eine Weberin ein etwa einen halben Meter langes Stück zu weben.

Mit dem Tuk tuk geht es wieder zurück zum Hotel, doch es bleibt nur wenig Zeit für eine Siesta. Abends sehen wir uns eine traditionelle Khmer Tanzveranstaltung an.

Khmr Tanzveranstaltung - Apsara-Tänzerinnen

Khmr Tanzveranstaltung - Apsara-Tänzerinnen

In bunte Seidenkostüme gehüllte Tänzerinnen verbiegen ihre Gliedmassen und führen anmutige Tänze auf. Leider ist der Rahmen nicht ganz angemessen. Der Raum gleicht eher einer kargen Halle und ist hell erleuchtet, damit die Gäste sich zwischendurch am riesigen Buffett bedienen können. Schade, denn die einstündige Vorführung fanden wir durchaus sehenswert. Erschöpft beenden wir den fabelhaften Tag, der schönste der ganzen Reise!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kambodscha-Reisebericht. Kambodscha-Ziele: Königsstadt Angkor Thom, Angkor Wat, Ta Prohm, Banteay Srei, Tonle Sap Sea.
Details:
Aufbruch: 17.10.2010
Dauer: 3 Tage
Heimkehr: 19.10.2010
Reiseziele: Kambodscha
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!