wowennnichhierwannwennnichjetz
fuer alle Keramikfreunde
Halloooooo liebe Keramiker,
hier in Indien bin ich ja auch und vor allem als Keramiker unterwegs. Immer auf der Suche nach neuen Techniken, Verfahren, Anregungen...ihr wisst ja, die Leidenschaft. Wenn einem mal wieder die Pferde (oda aber auch Chamaeleons) durchbrennen, weil man irgendwo, dort hinten auf dem grauen Huegel, eine Tonscherbe erspaeht hat.
Als leidenschaftlicher Liebhaber keramischer Erzeugnisse, vorzugsweise natuerlich gruener Farbigkeit, war ich also zugegebener Massen, gerade zu schockiert, von den indischen Verhaeltnissen. Anstelle von Tonpoetten tragen die Frauen hier jetzt Berge von buntem Plastik auf ihrem Haupt. Und die Waschschuesseln? aus Plastik! Und das Geschirr? aus Plastik oder Alu! Und worin den Chai? Im Plastikbecher. Einzig und allein einen Joghurt hab ich mal in einem sehr schoenen Tontopf bekommen...mmmmh.
Gab es noch vor 15 Jahren fuer jedes Getraenk und jede Speise ein passendes extra dafuer angefertigtes Gefaess aus Ton, so gibt es jetzt das selbe Design beim Aluhaendler, leichter, billiger, besser zum Reinigen, unkaputtbar. Was soll man da noch sagen...? Moooooeeeehhh...sag ich, weil die Schafe, Kuehe, Schweine...sich so gern den Magen mit dem achtlos weggeworfenen Plastikschrott verderben.
Und die Keramik?
Ist nicht vergessen. Ich glaube sie ruht bloss um dann eine neue Form ihrer Existenz zu finden. So hat sie sich zurueckgezogen in ihre uhrspruenglichen Wurzeln, alte Toepfertradition rottet sich zusammen um sich zu Konzentrieren und zu Wahren. So gibt es zum Beispiel die Kota Keramik in Kerala, Suedindien. Die Kotas, ein Stamm der ziemlich abgeschottet in den Bergen lebt, fuehren das traditionelle Handwerk noch aus, so wie es schon seit Generationen weiter gegeben wird. Sie bereiten den Ton aus den umliegenden Tonvorkommen selbst auf, Drehen auf einer steinernen Toepferscheibe in kauerender Haltung und haben ihre ganz eigenen Formen und Gestaltungselemente.
Da sie sehr zurueckgezogen leben, ist es fuer mich auch nicht moeglich gewesen sie zu besuchen. Jedoch gibt es einen Laden, der ihre Sachen vermarktet und auch ein Buch ueber Kotakeramik heraus gebracht hat.
Ich werde versuchen ein paar Bilder einzuscannen, wenn ich mal wieder einem Scanner ueber den Weg laufe.
Adivasikeramik, alles wird aus gedrehten Stuecken aufgebaut und spaeter werden die Details aufgesetzt.
Ja und gerade habe ich das Glueck, Adivasi in Chhattisgarh, mittleres Indien, auch ein alter Stamm, bei ihrer Herstellung von Gefaess- und Objektkeramik zu begleiten.
Hier gibt es sogar eine Toepferscheibe...juhuuuuuuu...und ich hab seit Monaten der Enthaltsamkeit mal wieder Ton in den Haenden.
Zwar kann ich bloss mehr Becherchen drehn, da meine Drehkenntnisse scheinbar dahin sind, aber was solls, Puppengeschirr macht auch Spass, und die Adivasi freun sich ueber jedes Ding das ich hinstell und lachen sich kaputt, keine Ahnung warum die so nen Spass haben. Vielleicht liegts auch daran, das ich nach einem Becher schon ueber und ueber mit Schlicker beschmiert bin, waehrend sie selbst nach Stunden an der Scheibe ohne jeden Spritzer aufstehn. Wie gut, dass ich auch keine Ahnung hab, wie der Wasserhahn funktioniert und desshalb nach jedem Haendewaschen wie frisch aus der Badewanne gestiegen, ausseh.
Herstellen tun wir im Moment grosse und kleine Elefanten, die aus gedrehten Teilen zusammen gesetzt werden und dann mit Wuelsten reichhaltig verziert werden.
Lustig ist auch, das sie vom Flo erwarten, dass er Riesenvasen dreht, da er der Mann ist, denn hier koennen hauptsaechlich die Maenner drehen. Die Frauen modellieren und bereiten den Ton auf, mit einer Steinzeittrommelmuehle. Frueher haben sie auch noch Steindrehscheiben benuetzt, die einem Wagenrad aehneln. 2 Leute schieben mit einem Stock an, einer Dreht in der Hocke.
Im Drehen scheinen sie recht gut zu sein, jedenfalls beherschen sie das Schnueren perfekt, Enghalsvasen und so.
Der Flo hat gefallen am Drehn gefunden und produziert seine ersten Tassen. Hier hat er aber mal nen indischen Elefanten modelliert, der leider bei unserem naechtlichen Lagerfeuerbrand in tausend Stuecke zersprungen ist...
Aber hier wird mit Ton nicht nur Keramik hergestellt, sondern auch Bronze gegossen. Und was da entsteht ist wirklich unglaublich schoen.
Die Technik ist absolut Kompliziert, sie benuetzen Ton mit Reisspelz gemixt als Grundgeruesst, dann feinen Ton obendrueber, dann wird alles mit einer mir ominoesen Pflanze eingerieben, die den Ton gruen faerbt und poliert.
Spaeter wird in duennen, selbst in einer Art Knoblauchpresse gepressten, Spaghetti die erste Schicht Wachs aufgetragen. Spaeter kommt dann die Ornamentschicht, ebenfalls aus Wuerschten, obendrauf.
Dann wird ein feiner Ton ueber alles gelegt und ein Grober Ton kommt aussen rum, so das das Ganze steht.
Danach wird in eine Tonschale, die aus dem selben Ton besteht, abgewogenes Altmetall gefuellt und eine zweite Schale wird mit Trichter obendrauf modelliert. Das ganze wird dann an das andere Stueck angesetzt.
Danach wird in eine Tonschale, die aus dem selben Ton besteht, abgewogenes Altmetall gefuellt und eine zweite Schale wird mit Trichter obendrauf modelliert. Das ganze wird dann an das andere Stueck angesetzt.
Alle Sachen werden getrocknet und kommen dann in einen selbstgebauten, 70cm Durchmesser Ringofen, mit Kurbelgeblaese, der unter einem alten Mangobaum steht. Das Ei mit dem Metall nach unten werden jeweils 3 Stuecke etwa 2 Stunden gebrand.
Die Figuren werden auf bereits gluehende Asche gestellt und mit Mangoholz umschichtet. Das Ei mit dem Metall drin schaut nach unten.
Und dann kommt der Clou: Die Dinger werden mit einer langen Zange aus dem Ofen genommen und gleich umgedreht, sodass das nun fluessige Metall in die Wachsfigur laufen kann.
Nach dem Auskuehlen werden die Tonschichten weg geschlagen und Feinheiten mit Stahlbuerste und Ritzwerkzeug entfernt. Jede Figur wird dann noch einzeln poliert.
Wie lange sie wohl schon auf ihre Politur warten...? Das Brautpaar rechts ist jedenfalls schon fertig.
So entstehn hier die schoensten Sachen!
Was ihr auch macht, wo ihr auch seid, liebe Gruesse an euch alle!
Aufbruch: | 07.12.2010 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2011 |