Polenreise 2010

Reisezeit: Juni / Juli 2010  |  von Heinz-Jürgen Frank

8. und 9. Tag Elblag

Heute Morgen hieß es bei wieder wunderbarem Sonnenwetter um 07.00 Uhr mit dem Wecker aufstehen. Es ging weiter nach Elblag und nachmittags um 13.00 Uhr wurde Deutschland gegen Serbien übertragen, bis dahin musste der Platz erreicht, der Wohnwagen und die Schüssel aufgebaut sein. Das war der Tag, der zu der eingangs erwähnten Einschränkung führte, dass fast alles gut geklappt hatte.
Die 174 Km von Leba nach Elblag liefen sehr gut, bis etwa 100 m vor der Campingplatzeinfahrt. Die Mitreisenden hatten ein Vorfahrtszeichen übersehen und schon war es passiert. Ein polnischer Kleintransporter traf das Zugfahrzeug an der linken Seite, die Schuldfrage war eindeutig. Der Schaden war zum Glück recht gering, kein Personenschaden, alles noch fahrbereit. Natürlich wurde die Polizei verständigt. Fahrer und Beifahrer des Kleintransporters versorgten in der Zeit die aufgeregten Unfallverursacher netterweise mit frischen Klein-Croissants. Nach einiger Zeit erschienen zwei polnische Polizeibeamte, nahmen den Unfall auf und kassierten 300 ZL, umgerechnet etwa 75 €. So belastend die Situation auch war, trotz der Sprachschwierigkeiten mit den polnischen Beamten (Englisch war möglich), so entspannt war die Situation auch. Es kam deutlich das Gefühl auf, dass man fair und gerecht behandelt wurde, insbesondere den Unfallgeschädigten tat es aufrichtig leid, dass uns, den Gästen, solch ein Missgeschick passiert war.
Die letzten 100 m zum Campingplatz wurden unfallfrei zurückgelegt, vom Campingplatzbetreiber, der den Vorfall mitbekommen hatte, wurden wir ebenfalls mit Mitleidsbekundungen empfangen, zwei Plätze, eng beieinander (aber das ist das nächste Thema) wurden uns zugewiesen.
Schnell waren die Wohnwagen und die Schüssel aufgebaut und mit einer Verspätung von 2 Minuten lief die Fußballübertragung. Das Spiel verlor die Deutsche Nationalmannschaft mit 0:1
Der Platz in Elblag ist sehr schön gelegen, direkt am Kanal, man sieht die vorbeifahrenden Schiffe, ist sehr gepflegt, die Sanitäranlagen schlicht, aber auch hier sehr sauber, Übernachtungskosten umgerechnet etwa 12 € pro Tag. Unser Pech war, dass kurz vor uns eine Reisegruppe vom DCC mit 22 Gespannen auf den Platz gefahren war. Da ist eine Dusche pro Geschlecht doch etwas wenig. Das alles wurde aber wettgemacht durch die schöne Lage des Platzes und die Freundlichkeit des Betreibers, ein älterer Mann, der gut Deutsch spricht (er konnte uns auch für den nächsten Tag in der Nähe ein Lokal empfehlen, in dem es typische Polnische Gerichte gibt, sehr gut!).
Zum Frustabbau dieses Tages (Unfall, verlorenes Fußballspiel, übervoller Platz) haben wir mit unseren Mitreisenden abends spontan eine "Beulen-Fete" gefeiert. Danach ging es besser.

Campingplatz Elblag Nr. 61

Campingplatz Elblag Nr. 61

In Elblag muss natürlich das Schiffshebewerk am Oberländischen Kanal besichtigt werden. Das kann man per Schiff machen, die Fahrt dauert mindestens 6 Stunden, die Karten können über den Betreiber des Campingplatzes bestellt werden. In einem Reisebericht im Internet hatte ich jedoch gelesen, dass es eine Stelle am Kanal gibt, die mit dem Auto anzufahren ist. An dieser Stelle, so stand im Internet, soll der Transport der Schiffe über Land sehr gut zu sehen sein. Die ersten Schiffe erreichen diese Stelle ab etwa 10.00 Uhr. Die Geo-Daten lauten wie folgt:

E:54°02´15´´, N:19°34´30´´.

Wir hatten uns entschlossen, diesen Rat zu befolgen. Mit dem Auto und dem Navi fuhren wir zu der beschriebenen Stelle, und siehe da, alles stimmte. Es war schon ein etwas komisches Gefühl, dass Auto quasi in der "Wildnis" stehen zu lassen, aber ich nehme es vorweg, nach unserer Rückkehr war das Auto noch da, es war auch nicht "entglast", also alles kein Problem.
Man muss wissen, dass die Art des Schiffshebewerkes am Oberländischen Kanal einmalig auf der Welt ist, es soll noch eine gleiche Anlage in den USA geben, die aber nicht mehr in Betrieb ist, hier fahren immerhin noch Schiffe, die gezogen werden, auch wenn es nur Ausflugsschiffe sind. Umso mehr verwunderte es uns, wie wenig diese "Show" vermarktet wird, gar nicht. Es gibt keine Pommes-Bude, keinen Bier- oder Andenkenstand, keine Bank zum niedersetzen, es kostet nicht mal Eintritt. Man findet eine Hütte mit 2 Bediensteten und ein voll funktionierendes Maschinenhaus mit einem Maschinisten, der dort wirklich (in echt und in Farbe) arbeitet. Diese 3 zeigen und erklären alles, das Maschinenhaus darf betreten, besichtigt und fotografiert werden. Hier steht auf einem Tisch ein kleiner Teller, auf dem man Trinkgeld hinterlassen kann (sollte man machen!).
Es stimmte auch tatsächlich, dass ab 10.00 Uhr die Ausflugsschiffe an dieser Stelle ankommen. In einem Abstand von wenigen Metern ist genau zu beobachten, wie die Schiffe aus dem Wasser über Land gezogen und oben wieder ins Wasser gefahren werden. Wir haben die Gäste auf den Schiffen angesehen, dass sie uns beneidet haben, denn das Schiff darf nicht verlassen werden. Ich will damit sagen, wir haben alles richtig gemacht, von Land aus sieht man wesentlich mehr. Dazu kommt die Zeitersparnis.

Das Schiff fährt bergauf....

Das Schiff fährt bergauf....

....weiter bergauf....

....weiter bergauf....

....und wieder ins Wasser

....und wieder ins Wasser

Das ist die Technik, und sie funktioniert

Das ist die Technik, und sie funktioniert

Diese Zeitersparnis war auch der Grund, warum wir vom Kanal aus unmittelbar zur Marienburg gefahren sind. Über diese Sehenswürdigkeit wird in jedem Reiseführer ausführlich berichtet, so dass ich mir hier eine weitere Beschreibung spare. Sehenswert ist es auf jeden Fall! Wichtig ist hier zu wissen, dass es für Rentner ermäßigte Preise gibt, man wird an der Kasse nicht danach gefragt, sondern man muss schon sagen, dass man "Senior" ist.

Imposant, die Marienburg

Imposant, die Marienburg

Ein Teil des Innenhofes

Ein Teil des Innenhofes

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wohnwagenreise entlang der polnischen Ostseeküste bis nach Masuren
Details:
Aufbruch: 11.06.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 04.07.2010
Reiseziele: Polen
Der Autor
 
Heinz-Jürgen Frank berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.