Ein Frosch auf Reisen

Reisezeit: März - Mai 2011  |  von Kristina Beatrice Holler-Bouldin

Become your dream

Um 8 Uhr klingelte Kris' Wecker und während sie unter der Dusche stand, packte ich schonmal ihren Koffer. Dann war es auch schon wieder an der Zeit "The Windmill" zu verlassen und zur Tube zu laufen. Da Menschen ja ab und zu Nahrung zu sich nehmen müssen, kehrten wir noch zum Frühstück in ein Schnellrestaurant an der U-Bahnstation ein. Kris bestellte sich ein englisches Frühstück, mit Speck, Wurst, Ei, Bohnen und Toast. Und es hat ihr sogar geschmeckt! Ich bin ja froh, dass wir nicht in Frankreich waren, sonst hätte ich sicher ganz gut auf meine Froschschenkel aufpassen müssen! (gell, Anja B.??)

Dann ging es weiter zum Flughafen. Ich bin ja ganz froh, dass ich als Frosch einfach in Kris' Tasche oder auf ihrer Schulter mitreisen kann, denn dann muss ich nicht diesen ganzen Aufwand, den Kris zu durchlaufen hatte, auf mich nehmen. Erstmal ging es zum Check-In, der mittlerweile nur noch über einen Automaten funktioniert. Auf einem Flug in die USA will der Automat auch besonders viel von einem wissen und stellt Fragen über Fragen über Fragen. Der Automat überprüft den Reisepass, anschließend überprüft nochmal eine Dame Reisepass und Bordkarte, bevor man am Schalter sein Gepäck abgeben kann, dann geht es zur Sicherheitskontrolle, wo nochmals Reisepass und Bordkarte überprüft werden. Dann muss man alle Taschen, Jacken, Kameras, Handys, etc. ablegen, Kris musste sogar ihre Schuhe ausziehen - vor ihr komischerweise keiner. Naja, gepiepst hat es bei ihr zumindest nicht. Dann geht es nochmal durch die Passkontrolle zwecks der Ausreise und dann darf man entweder shoppen gehen oder am Gate warten.

Die Kris ging ausnahmsweise mal shoppen. Aber nicht etwa im zollfreien Laden Alkohol, Parfum oder Zigaretten kaufen, sondern in der Apotheke Antihistaminika, weil sie nämlich einen ganz blöden Heuschnupfenanfall bekommen hatte und ständig am Niesen war! Da bin ich wieder einmal froh, dass ein Stofffrosch wie ich keinen Heuschnupfen bekommen kann!

Dann sind wir noch ein bisschen durch den Flughafen gelaufen um uns die Zeit bis zum Abflug zu vertreiben. Von Kris' Schulter aus konnte ich die anderen Leute ganz gut beobachten: Da waren große und kleine, junge und alte, schwarze und weiße. Nach kurzer Zeit kam dann die Durchsage, dass das Flugzeug zum Einsteigen bereit sei und ich verkroch mich für eine Weile in Kris' Rucksack. Viel zu schnell wurde der Rucksack dann auch schon wieder geöffnet. Ich wusste, Kris konnte in der kurzen Zeit noch gar nicht im Flugzeug Platz genommen haben. Verdutzt guckte mich eine Mitarbeiterin der Airline an, dann musste sie lachen. Sie hat wohl noch nie einen Frosch in einem Rucksack gesehen. Bevor sie den Reißverschluss wieder zumachte, kramte sie noch ein bisschen im Rucksack herum, ließ aber alles drinnen und passte natürlich auf, dass sie mich nicht unter Büchern und dem Laptop von Kris begrub.

Kris erzählte mir dann später, dass sie nochmal durch eine Sicherheitskontrolle musste, die von der Airline durchgeführt wurde. Da musste aber auch nicht jeder seine Tasche aufmachen, sondern nur "zufällig ausgewählte" Leute. Komischerweise wurde erst nach der Bordkarte gefragt, dann auf eine Liste geschaut und dann das Gepäck durchsucht... Ob das so zufällig war?

Als dann alle Passagiere auf ihrem Platz saßen und angeschnallt waren konnte es losgehen, unser Flieger hob in London ab und setzte uns ein paar Stunden später wieder in New Jersey ab. Die beinahe 8 Stunden Flugzeit verbrachte Kris damit zu lesen (Ken Follets - The Pillars of the Earth), einen Film zu schauen (Precious: Based on the novel Push by Sapphire) und am Laptop zu arbeiten. Ab und zu machte sie auch ein paar Fotos aus dem Fenster raus.

Kanada von oben

Kanada von oben

Am Nachmittag landeten wir dann auf amerikanischem Boden und Kris lief mit mir zur Einreisekontrolle. Dort mussten wir erstmal ein bisschen warten, weil ja noch viele andere Leute vor uns aus dem Flugzeug ausgestiegen waren. Als Kris dann endlich an der Reihe war wurden ihr, wie den anderen zuvor, einige Fragen gestellt. Aber ihr wurden wieder einmal mehr Fragen gestellt, als den anderen. Und nachdem sie die alle beantwortet hatte wurde sie von dem netten Officer zu seinen Kollegen geleitet. Da mussten wir erstmal eine Weile warten und haben ein paar Löcher in die Luft gestarrt. Ein kleiner Spatz ist auch durch die Halle gehüpft, der hatte sich wohl verirrt. Kris musste dann wieder - mehr oder weniger dieselben - Fragen beantworten: Was ist der Zweck Ihrer Reise, wie finanzieren Sie das, wie können Sie sich als Studentin das leisten, wenn sie doch gerade erst in Ägypten-China-Dubai waren, wie ist das Ihrem Mann... ? Und so weiter und so fort. Dieses mal wollten sie aber nicht das Gepäck überprüfen und auch der Officer hier war sehr nett und es ging dann doch relativ schnell. Kris bekam den Stempel in ihren Reisepass und wir konnten den Koffer holen und den Flughafen verlassen: Wir waren wieder in den USA!

Vom Flughafen aus gab es einen Bus, der uns bis nach Manhattan zur Grand Central Station gefahren hat. Auf der Fahrt haben wir uns beim Blick aus dem Fenster erstmal gedacht: hmmm, sind wir jetzt wirklich in den USA oder doch in China? Das sieht nämlich irgendwie alles sehr ähnlich aus!

Hier musste ich erst einmal überlegen, ob wir nun in den USA oder doch eher in China waren. Schaut nämlich irgendwie ziemlich ähnlich aus!

Hier musste ich erst einmal überlegen, ob wir nun in den USA oder doch eher in China waren. Schaut nämlich irgendwie ziemlich ähnlich aus!

Hier wusste ich dann, dass wir in den USA waren, denn solche gelben Schulbusse habe ich in China nicht gesehen!

Hier wusste ich dann, dass wir in den USA waren, denn solche gelben Schulbusse habe ich in China nicht gesehen!

Von Grand Central (in der East 42nd Street gelegen) wollte Kris dann zu Fuß zum Hostel (East 94th) laufen. Wir hätten zwar auch mit der U-Bahn fahren können, aber nach so vielen Stunden im Flugzeug war ein Spaziergang nicht schlecht. Das Wetter war auch ok und es waren ja nur 5 km.

Wir liefen vorbei an Saks, dem Rockefeller Center, der St. Patricks Cathedral, Tiffany & Co., dem Plaza Hotel, FAO Schwarz, am Central Park, am Metropolitan Museum of Art und am Guggenheim Museum.

Irgendwo zwischen der 70. und der 80. Straße wurde Kris dann von jemandem angesprochen, ob sie wüsste, wo die nächste U-Bahn Station sei. Sie konnte es aber nicht so genau sagen, wusste nur, dass wir bisher auf der 5th an keiner vorbeigekommen waren und wusste aber auch, dass es zumindest in der 96th Street eine geben sollte, denn das war die, die dem Hostel am nächsten war.

Von da an waren wir dann zu dritt, denn Ray lief mit uns nach Norden und Kris und Ray unterhielten sich auf dem Weg. Er kommt aus Ghana und wohnt seit etwa einem Jahr in der Bronx. An diesem Tag war er zum ersten Mal in Manhattan, hat sich dort wohl mit Freunden getroffen und war gerade auf dem Heimweg, daher die Suche nach der U-Bahn Station. Nach kurzer Zeit unterhielten sie sich gerade darüber, was Ray einmal machen möchte, was er studieren will und wie er sich seine Zukunft vorstellt, also über seine Träume. Da entdeckte ich plötzlich etwas auf dem Fußgängerweg. Ich stupste Kris an und machte sie darauf aufmerksam, was ich gesehen hatte. Jemand hatte mit Kreide die Worte "Become your dream" auf den Boden geschrieben.

Ich glaube ja nicht an Zufälle! Und ich freue mich über so kleine Botschaften oder Weisheiten, die immer mal wieder zur rechten Zeit irgendwo auftauchen.

Ich mit meinem Kumpel Ray und der Kris

Ich mit meinem Kumpel Ray und der Kris

Dann waren wir auch schon an der 94. Straße angekommen und wir verabschiedeten uns von Ray. Das Hostel (Tone on Lex) war ganz leicht zu finden, Kris checkte ein, verstaute ihr Gepäck im Zimmer und wir gingen Pizza essen, denn so ein Spaziergang macht ganz schön hungrig! Den Abend verbrachten wir dann im Hostel, denn Kris war ganz schön müde von der Reise, weil es zwischen London und New York immerhin 5 Stunden Zeitunterschied sind.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Frosch. Kermit der Frosch. Geboren wurde ich vor einigen Jahren in China, mein genaues Geburtsdatum weiß ich leider nicht. Auch meine Vergangenheit liegt im Dunkeln, denn ich wurde in eine Kiste verpackt und als ich wieder etwas sehen konnte befand ich mich mit vielen anderen Fröschen, Hasen, Schweinen und Tigern in einem großen Glaskasten, in dem oben ein Greifarm schwebte, der immer wieder einen meiner Mitinsassen entführte, im Oktober 2008 auch mich.
Details:
Aufbruch: 28.03.2011
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 20.05.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Großbritannien
Der Autor