Der Weg ist das Ziel

Reisezeit: Juni - September 2011  |  von Veronika H.

Kanada: Abenteuer Cariboo Wagon Road

Prince George ist nicht sehr einladend. Viele Häuser sind verfallen und die Gegend erscheint trostlos. Der Regen tut das Übrige oder vielleicht trübt er auch unseren Blick für die schönen Seiten von Prince George?! Wir jedenfalls wollen so schnell wie möglich raus. Nur ein kurzer Stopp an der Tanke und im Info Center und dann machen wir uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Die Suche nach detailliertem Kartenmaterial für die Umgebung, sogenannte Backroad- oder Forestry Maps war wieder vergebens. Weder im Info Center noch an der Tankstelle waren wir erfolgreich. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten, dass der Mangel an guten Karten noch zu diversen Schweißausbrüchen und Fluchanfällen führen sollte. Die erste nervenaufreibende Aktion folgte auch sogleich. Denn einen Platz für die bereits hereinbrechende Nacht zu finden, sollte sich als Suche nach der Nadel im Heuhaufen herausstellen und der Bedienstete an der Tankstelle soll verflucht sein, gesagt zu haben:" You don´t need such maps!" Eigentlich ...

Wir haben schlussendlich dann doch noch einen gemütlichen Campground gefunden, wo wir uns sogar über gratis WLAN und warme Duschen freuen konnten. Also alles in Butter, wie man sagt. Mal abgesehen von den sinnlos verfahrenen Kilometern, den dabei verbrauchten Leben unseres Mobils und unseren strapazierten Nerven.

Der Campground mit dem klingenden Namen "Lazzy Bee" liegt zwar direkt am Highway aber geschlafen haben wir trotzdem gut. Drei Nächte verbringen wir schlussendlich dort. Das Angebot von gratis Internet und heißen Duschen kosteten wir natürlich voll aus. Wer weiß wie lange wir davon zehren müssen. Auch eine Laundry (Waschmaschinen und Trockner) gibt es und ein Teil unserer Klamotten hat eine Wäsche auch dringend nötig.

Die Ausflüge in die Umgebung sind nicht nennenswert aufregend. Doch eines ist gewiss, die Vertragsklausel die besagt, dass das Befahren jeglicher Art von Schotterstrasse ausdrücklich untersagt ist... naja nehmen wir nicht wirklich wörtlich. Aber im Ernst, ohne das Befahren von sog. Dirtroads (Dreck-, Schlammpisten) kann man sich hier nicht wirklich abseits des Highways bewegen.
Neben jeder Menge Staub aufwirbeln, haben wir auch die Zeit mit gratis WLAN genützt und unsere Weiterreise geplant.

Quesnel ist unser nächster Etappenpunkt , wo es einen super schönen Campground direkt am Ufer des Dragon Lake geben soll. Wir sind mal gespannt...
Alles wirkt sehr vielversprechend. Die Sonne kämpft sich langsam durch und lacht bereits vereinzelt durch Lücken in der sonst immer noch recht dichten Wolkendecke. Wir kommen ohne Probleme am Campground von Robert Roost am Dragon Lake an und sind wirklich glücklich diesen Campingplatz gewählt zu haben. Endlich können wir unsere Shorts auspacken und uns ein wenig bräunen. Selbst die sonst allgegenwärtigen Mosquitos lassen und in Frieden und wir genießen die angenehme Wärme. Voller Hoffnung auf ebenso gutes Wetter am darauf folgenden Tag mieten wir uns ein Motorboot, um den See ein wenig zu erkunden.
Der nächste Tag startet wie erhofft mit strahlendem Sonnenschein. Doch die Freude währt nicht lange. Die ersten Wolken machen sich schnell breit und es kühlt sofort empfindlich ab. Kein Badewetter. Naja baden im Dragon Lake wär sowieso nicht unbedingt zu empfehlen. Der ganze See ist relativ flach, daher auch sehr verkrautet und zudem kämpft er mit einer Überpopulation von Enten. Wer will schon in einer nach Entenkot stinkenden Kloake schwimmen ...
Wir verbringen trotzdem zwei schöne Tage am Robert´s Roost Campground. Ach ja für die Angelenthusiasten unter euch, der Dragon Lake ist ein sog. Trophy Gewässer. Das heißt, dass wirklich kapitale Burschen im See darauf warten, gefangen zu werden. Aber auch in Kanada gilt das Sprichwort: " it´s called fishing not catching" wie wahrscheinlich überall anders auf dieser Welt. Ach ja, zum essen sind die Rainbows sowieso nicht geeignet (zumindest nicht in den Sommermonaten) ... Entenscheißegeschmack !!!

Blick von unserem Wohnmobil in Richtung Dragon Lake

Blick von unserem Wohnmobil in Richtung Dragon Lake

Nach ein paar erholsamen Tagen am Dragon Lake, fahren wir weiter in Richtung Süden. Doch einfach die Kilometer am Highway abzuspulen wär zu eintönig. Wir wollen mehr. Ab Mc Leese Lake verlassen wir den Highway und begeben uns ins Hinterland. Was wir wiederum nicht wissen ist, dass rund 30 Kilometer ungepflegte Dirtroad vor uns liegen.
Der starke Regen am Tag zuvor, hat sein Übriges getan und den Straßenzustand nicht unbedingt verbessert. Wieder einmal hat uns unsere schlechte Karte aufs Glatteis geführt, denn laut dieser sollte es sich um eine paved road also um eine asphaltierte Straße handeln. Der verfluchte Tankwart ...

Doch allesamt kommen wir unbeschadet in Likely, dem Vorposten der Zivilisation im Nirgendwo an. Wir wollen zum Spanish Lake. Dort soll es einen schönen Campground direkt am Seeufer geben. Nach drei Kilometer wohltuendem Asphalt, finden wir uns auf einer desolaten Schotterpiste wieder. Unsere Vorstellung von einem traumhaft gelegenen Campground schwindet von Kilometer zu Kilometer. Doch nach drei Bärenbegegnungen und unzähligen Schlaglöchern entdecken wir endlich ein vielversprechendes Schild am Straßenrand. Da steht tatsächlich "Spanisch Lake Campground". Wir sind beide verblüfft, doch nicht einer Meinung was die Befahrbarkeit der Straße/Weg betrifft. Also marschiere ich (Michi) los und stelle mit Erstaunen fest, dass bereits alle Plätze belegt sind. Unverrichteter Dinge und etwas verärgert machen wir uns auf den holprigen Rückweg nach Likely.
Wir wollen nur mehr schlafen und so nehmen wir den nächst besten Campground. Am Cedars P.P. Campground checken wir für die Nacht ein. Doch nach einem kurzen Plausch mit dem ansässigen Betreuer der Anlage, packt mich das Angelfieber und wir starten nochmal durch, um zum "Cedars Dam Lake" zu fahren.
Laut dessen Aussage ein schöner, kleiner See mit Campground und absolute Spitze zum Angeln. Doch irgendwie scheint er übersehen zu haben, dass wir ein 20 Fuß langes Gefährt dort hinsteuern müssen ...

Lange Rede kurzer Sinn, die Fahrt war ein Himmelfahrtskommando aber die Natur und die Fischerei Weltklasse .

Schlaglochpiste zum Cedars Dam Lake

Schlaglochpiste zum Cedars Dam Lake

Zu weit entfernt! Aber im Hintergrund ist ein gewaltiger Elchbulle beim "frühstücken" ! Absoluter Hammer!!! Einen Augenblick später schwamm sogar noch ein Biber um die Ecke

Zu weit entfernt! Aber im Hintergrund ist ein gewaltiger Elchbulle beim "frühstücken" ! Absoluter Hammer!!! Einen Augenblick später schwamm sogar noch ein Biber um die Ecke

Fette Beute ...  für eine halbe Stunde Angeln

Fette Beute ... für eine halbe Stunde Angeln

Es gibt Ihn wirklich

Es gibt Ihn wirklich

Auf dem Highway 97 (Cariboo Wagon Road) geht die Fahrt weiter. Immer in Richtung Süden, über 100 Mile bis Lillooet. Übernachtet haben wir am Greenlake (Sunset View Campground) und am Horselake (Cariboo Bonanza Resort) in der Nähe von 100 Mile House.

Die Kilometeranzeige steigt, die Tanknadel fällt. Je weiter wir nach Süden kommen, desto mehr ändert sich auch das Landschaftsbild. Wo gerade noch dichte Wälder mit unzähligen Seen die Landschaft prägten, sind nur wenige Kilometer südlich kaum noch Bäume zu finden und man fühlt sich in einen Western versetzt.

Stimmungen am Greenlake ...

Stimmungen am Greenlake ...

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Gerade noch unendliche Wälder und strömender Regen bei +10 Grad Celsius; 50 km weiter schwitzen bei +36 Grad im Schatten

Gerade noch unendliche Wälder und strömender Regen bei +10 Grad Celsius; 50 km weiter schwitzen bei +36 Grad im Schatten

Ohne Worte ...

Ohne Worte ...

Unverhofft kommt oft ...

Das nächste Abenteuer lässt nicht lange auf sich warten.

Eigentlich wollten wir einen schönen, sonnigen Tag am Ufer des Loon Lake verbringen. Doch wieder einmal spielt uns das Leben einen Streich. Das gesamte Ufer des Loon Lakes ist in Privatbesitz. Lediglich zwei oder drei Resorts gibt es, die aber aufgrund des Staatsfeiertages (01.07.) aus allen Nähten platzen.
Was nun ...? Zurückfahren?
Kurzer, ratloser Blick auf die Karte. Hi-hium Lake heißt die Alternative.
Doch wenn wir gewusst hätten...

30 Kilometer achsmordende Schotterpiste lagen vor uns.
Irgendwann, die Hoffnung haben wir eigentlich bereits aufgegeben, taucht ein desolates Schild mit der Aufschrift "Hi-Sky Lodge - Hi-Hihium Lake" auf. Wir trauen unseren Augen nicht. Hier im Nichts, eine Lodge ... ? Die Straße wird von Meter zu Meter desolater aber an umkehren ist nicht mehr zu denken. Also Augen zu und durch. Wir staunen nicht schlecht, als wir nicht nur ein Zelt, sondern eine ganze Heerschar von Campern sehen.
Doch kein Womo unserer Größe ist vertreten...
Wir stellen unser Gefährt auf den erst besten Stellplatz und köpfen sogleich ein kühles Bier. Kaum angekommen, begrüßen uns auch schon unsere Nachbarn und laden uns zum Barbecue ein. Wie sich schnell herausstellt sind allesamt aus Italien. In einem netten, flüssigen Abend (Vino) lassen wir diesen anstrengenden Tag ausklingen .

Der nächste Morgen. Das Thermometer zeigt Frost. Mit etwas schwerem Kopf geht die Fahrt zurück zum Highway. Lillooet ist die nächste, größere Siedlung. Der dramatische Klimawechsel innerhalb geringer Entfernung ist unglaublich. Von der Nässe und Kälte in den Bergen, geht es in eine fast wüstenähnliche Klimazone im Bereich des Fraser Valleys. Die Nacht am Hi-hium Lake war bitterkalt und heute schwitzen wir bei 36 Grad Hitze. Crazzzzyyy !!! Die laue Nacht verbringen wir auf einem gratis Campground nahe Lillooet.
Wir folgen der Duffey Lake Road in die Berge und ...
wie kann es anders sein?! Der Regen begleitet uns wieder .
Wir hätten Dich wahrlich nicht vermisst...
Eigentlich wollten wir eine Wanderung um die Joffre Lakes machen. Doch als wir dort ankommen schüttet es wie aus Kübeln.
Langsam windet sich die Straße wieder bergab und mit dem Wetter geht es zum Glück bergauf.
Wir erreichen Whistler und ...
man glaubt es kaum, es scheint die Sonne .

© Veronika H., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
111 Tage, 3 Kontinente, 6 Länder, 24 Zeitzonen .... Eine Reise um die Welt und zu uns selbst
Details:
Aufbruch: 12.06.2011
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 30.09.2011
Reiseziele: Kanada
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Veronika H. berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.