Arminius on Tour - einmal um die Welt mit Ingrid und Jörg
Neufundland – Ein Elch auf dem Hintern
Bei ruhiger See fahren wir auf der Fähre in eineinhalb Stunden nach St. Barbe, Neufundland, zurück. War das Wasser in Labrador blau und von unglaublicher Klarheit, hat es auf Neufundland eine zutiefst dunkelgrüne und undurchsichtige Färbung. Wir legen mittags am Fähranleger an, als die ersten Regentropfen fallen, die sich kurz darauf zum gewohnten strömenden Regen akkumulieren.
Am linken Fahrbahnrand tauchen Elch Nummer 19 und 20 auf. Jörg bremst zum Glück schon ab, als einer der beiden beschließt, statt in den Wald quer über die Fahrbahn vor unser Auto zu laufen. Elche handeln weder vernünftig noch planbar. Ich hege größte Skepsis Tieren gegenüber, die einen verdächtig kleinen Kopf im Vergleich zur Gesamtkörpergröße besitzen. Das trifft auf viele Vogelarten zu, aber eben auch auf Elche. Natürlich haben wir gelernt, dass nicht die Hirnmasse entscheidet, sondern die Anzahl der Windungen - trotzdem. Elch 20 versucht, vor unserem Truck herzulaufen. Dabei hat er sich geringfügig überschätzt. Die nasse glitschige Straße tut ihr Übriges. Dem Huftier gleiten die Hinterläufe weg, er setzt sich auf seinen Allerwertesten und gleitet darauf elegant ein paar Meter die Straße entlang. Eigentlich ein Bild zum Quietschen, wenn nicht Jörg damit beschäftigt wäre, den Wagen abzubremsen. Wir haben nämlich schon genug Elchfleisch im Kühlschrank. Und ich habe die Kamera nicht parat. Nummer 20 rappelt sich indessen auf und folgt seinem Kumpel in den Wald. Nummer 21 bis 25 kurz darauf zeigen artgerechtes Fluchtverhalten.
Mangels Alternative fahren wir die gleiche Strecke in Richtung Süden, auf der wir vor über einer Woche gekommen waren. An einer Tankstelle kaufe ich uns zwei dieser typischen Sandwiches, wo fetter Mayonnaisebelag zwischen zwei riesige babyweiche diagonal halbierte Weißbrotscheiben geklemmt ist. Viele in Vollkornbrot-Deutschland aufgewachsene Europäer mögen ja diese schwammartigen belegten Brote nicht, aber ich finde, sie lassen sich im Auto während der Fahrt wenigstens halbwegs unfallfrei verzehren. Versucht das mal mit einem krossen deutschen 12-Korn-Baguettebrötchen, wo Einhandbedienung fast unmöglich ist. Bei jedem Bissen quellen seitlich die Gurken- und Tomatenscheiben raus und drei Quadratzentimeter Krume bröseln auf Schoß und Sitz.
Eine kurze Regenpause beschert uns ablandigen Starkwind. Der bügelt das Meer gegen die Wellenrichtung glatt und schwarz. Böen peitschen über die Straße und schlenkern die Fahrzeuge hin und her. Die - hoffentlich isolierten - Stromkabel der Überlandleitungen tanzen und klatschen aneinander. Als wir anhalten und aussteigen, müssen wir feststellen, dass die vom Thermometer angezeigten 17° relativ sind. Unser Anemometer zeigt neun Beaufort an. In Böen ist die Windgeschwindigkeit an den Nasenlöchern so hoch, dass das Atmen schwer fällt. Fallwinde aus den Bergen saugen Wasserfontänen aus Seen hoch wie die Bora an der berüchtigten kroatischen Adriaküste. Die kleinen Tannen zappeln als wollten sie gleich abheben. Allein die Geräuschkulisse ist schon furchteinflößend. Die Möwen haben den Flugverkehr eingestellt und kauern im Windschatten. Ein kleiner Vogel scheitert beim Versuch, vor unserem Auto im Wind die Straße zu überqueren. Er klatscht gegen die Motorhaube. Jörg steht auf dem Gaspedal um dem Gegenwind zu trotzen und Arminius schlürft den Diesel nur so in sich rein.
Bei der neuerlichen Einfahrt in den Gros Morne National Park sehen wir, dass das Schild, das Auskunft über die Unfallzahlen mit Elchen nur innerhalb des Parks gibt, geändert wurde. In nur 10 Tagen ist die Zahl von neun auf 12 gestiegen.
Sämtiche Fotos und Reiseberichte gibt es unter www.arminius-on-tour.de
Aufbruch: | April 2010 |
Dauer: | 4 Jahre |
Heimkehr: | April 2014 |
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