Darmstadt - Jugendstilzentrale Deutschlands

Reisezeit: August 2011  |  von Herbert S.

Aktuell ist auf der Mathildenhöhe neben der permanenten Ausstellung und den Jugendstilgebäuden noch eine Ausstellung
'Glanz einer Epoche - Jugendstil-Schmuck aus Europa' zu sehen. Da mußten wir hin.

Mathildenhöhe

Die Mathildenhöhe ist zweifellos die Adresse in Deutschland, die man anfahren muß, wenn man sich für den Stil des Aufbruchs der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert interessiert. Das einzigartige Ensemble der Bau- und Kunstgeschichte des Jugendstiles liegt nicht weit vom Zentrum der Stadt Darmstadt in östlicher Richtung, so dass man nach dem Besuch der Mathildenhöhe den PKW ggf. stehenlassen kann (Parkraum noch nicht bewirtschaftet), um die wenigen aber hübschen Sehenswürdigkeiten Darmstadts zu erkunden.

Um 1800 ließ Prinz Christian auf der Anhöhe im Osten der Stadt einen englischen Park errichten. Der Park erhielt seinen Namen von der Gattin des Erbgroßherzogs Ludwig III, der als Erbe des Parks diesen bereits wenige Jahre später umgestaltete. 1877 war die Stadt dann bereits soweit expandiert, dass sich die Bebauung immer mehr dem Park näherte und wegen der Anhöhe (144m) 1877-80 dort ein Hochbehälter für die Trinkwasserversorgung von den städtischen Wasserwerken gebaut wurde. Auf diesem errichtete Joseph Maria Olbrich 1908 das Ausstellungsgebäude, das in weiten Teilen dem heutigen entspricht.

Ausstellungsgebäude

Ausstellungsgebäude

Das etwas versteckt an der unteren Terrasse auf der Gebäuderückseite liegende Brunnenhäuschen hat eine Kuppeldeckung und einfache Vierkantpfeiler in Backstein.

Das etwas versteckt an der unteren Terrasse auf der Gebäuderückseite liegende Brunnenhäuschen hat eine Kuppeldeckung und einfache Vierkantpfeiler in Backstein.

Detail aus dem Mosaik

Detail aus dem Mosaik

Der Schwager von Großherzog Ernst Ludwig war Zar Nikolaus I. Er ließ 1897 vom Petersburger Hofarchitekten Benois die russisch-orthodoxe Kapelle erbauen. Auch wenn sie m.E. nicht recht in die Landschaft paßt, sie prägt mit ihrer reich geschmückten Fassade und den goldenen Turmhauben die Mathildenhöhe mit. (im Inneren wird streng darauif geachtet, dass nicht fotografiert wird)
Sie ist die einzige russische Hofkapelle außerhalb des ehemaligen Zarenreiches.

russisch-orthodoxe Kapelle

russisch-orthodoxe Kapelle

Der Platanenhain wurde bereits 1830 angelegt.
Zur letzten Ausstellung der Künstlerkolonie entwarf der Bildhauer Bernhard Hoetger zahlreiche Skulpturen und Reliefs, die den Kreislauf des Lebens zum Thema haben. Sie sind am Rande des Parks aufgestellt.

Platanenpark

Platanenpark

Der Hochzeitsturm wurde von der Stadt Darmstadt zur Vermählung des Großherzogs Ernst Ludwig gestiftet. Der Entwurf stammt von Olbrich aus den Jahren 1905/06. - Nach dem Krieg wurde viel restauriert, ein Aufzug eingebaut und seit 1993 kann im Hochzeitsturm geheiratet werden.
Der Turm ist 48,5 m hoch und gliedert sich in drei Abschnitte. Die fünf in Kupfer ausgeführten Zinnen erinnern an Staffelgiebel der Backsteinbauten im Norden der Republik.
Vom Fassadenschmuck ist z.Zt. nicht viel zu erkennen, da das Bauwerk 'zugehangen' ist. Auch die seitliche Sonnenuhr von Friedrich Wilhelm Kleukens - 1914 entworfen - ist nicht zu sehen, ebenso wie eine in Blattgold gefaßte Turmuhr von Albin Müller - ebenfalls 1914 (beide Mitglieder der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe)

Hochzeitsturm

Hochzeitsturm

Zur Zeit unseres zweiten Besuches war der Hochzeitsturm leider verhüllt, trotzdem erhält man ein gutes Bild, da die Verhüllung geschickt mittels eines Abbildes erfolgt.
Ein besseres - vor allem unverhülltes - Bild des Hochzeitturms läßt sich hier ansehen.
Wir konnten auch nicht in die Höhe steigen, da an unserem Besuchstag halbstündlich Hochzeiten im Zimmer der Großherzogin zelebriert wurden. Lediglich den Eingangsbereich konnten wir uns noch einmal anschauen.

Eingang

Eingang

beide Mosaiken in der Eingangshalle stammen von Kleukens - sie zeigen Liebes- und Glücksmotive (oben der Kuß - unten Glücksgöttin)

beide Mosaiken in der Eingangshalle stammen von Kleukens - sie zeigen Liebes- und Glücksmotive (oben der Kuß - unten Glücksgöttin)

In den inneren Ebenen 2 und 3 ist heute eine Bibliothek untergebracht, Ebenen 4 und 5 sind die Fürstenzimmer und noch zwei Ebenen höher ist bei gutem Wetter eine fantastische Aussicht zu genießen.

auf dem Vorplatz zum Ausstellungsgebäude fallen Jugendstilelemente als Trennglieder auf, die in den floralen Motiven und Formen an der Eingänge der Pariser Metro erinnern.

auf dem Vorplatz zum Ausstellungsgebäude fallen Jugendstilelemente als Trennglieder auf, die in den floralen Motiven und Formen an der Eingänge der Pariser Metro erinnern.

Für die letzte Ausstellung 1914 entwarf der Leiter Albin Müller den "Keramischen Pavillon" - mit blüten- und schwanenverzierten Keramischen Kacheln.
Eine Besonderheit ist die Akustik: Steht man in der Mitte und spricht, wird der kleine Tempel zum Flüstergewölbe.
Heute ist/war dieser Tempel stark frequentiert für die Hochzeitsfotos der frisch vermählten Paare.

Gartenpavillon - 1914 - Albin Müller zur letzten Künstlerkolonieausstellung

Gartenpavillon - 1914 - Albin Müller zur letzten Künstlerkolonieausstellung

blüten- und schwanenverzierte keramischen Kacheln

blüten- und schwanenverzierte keramischen Kacheln

Das Atelierhaus, zur ersten Jugendstilausstellung 1901 von Joseph Maria Olbrich entworfen und nach dem Erbauer Großherzog Ernst Ludwig benannt, wurde 1901 fertiggestellt und bot acht Künstlern Arbeitsräume und zudem gemeinsame Ausstellungsmöglichkeiten.
Seit 1990 beherbergt es das Museum Künstlerkolonie, in dem gezeigt wird, was die 23 Künstler der Kolonie in 15 Jahren geschaffen haben.

Das Gebäude ist 55 m lang und mit einem schmuckreichen Mittelportal versehen. Zwei Kolossalfiguren flankieren den mit goldverzierten Blütenornamenten versehenen Eingang.

Das Gebäude ist 55 m lang und mit einem schmuckreichen Mittelportal versehen. Zwei Kolossalfiguren flankieren den mit goldverzierten Blütenornamenten versehenen Eingang.

Der heutige Eingang liegt auf der anderen Seite des Gebäudes. Im nächsten Kapitel stelle ich dann zunächst die permanente Ausstellung vor.

Der heutige Eingang liegt auf der anderen Seite des Gebäudes. Im nächsten Kapitel stelle ich dann zunächst die permanente Ausstellung vor.

© Herbert S., 2013
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 27.08.2011
Dauer: 2 Tage
Heimkehr: 28.08.2011
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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