Spätsommerliche Radtour in die Slowakei
Gipfelsturm auf den Krahola Vola
Entweder wir flicken Dominiks Rad heute und radeln anschließend in die Muranska Planina auf die Burg "Ziganki" oder wir nehmen uns zu Fuß die Tausend Höhenmeter auf den Hausberg von Telgart vor, den Krahola Vola.
So ein Prachtwetter sollten wir ausnutzen; wir entscheiden uns für die Bergwanderung. In dreieinhalb Stunden soll man oben sein, in weiteren zweieinhalb Stunden wieder unten.
Der roten Markierung soll man folgen. Doch irgendwo haben wir die Markierung verloren und als es nach unserer Meinung zu weit nach Osten geht, nehmen wir den nächsten Weg aufwärts nach Westen. Und tatsächlich, wir finden den Weg wieder. Der allerdings geht steil bergauf, immer unter einer Stromleitung entlang. In der prallen Sonne ist das schweißtreibend.
Am Ende des steilsten Stücks überqueren wir einen Bach, der hundert Meter oberhalb entsprungen ist. Ich ziehe mein T-Shirt aus und wasche es im Quellwasser und ziehe es anschließend naß über.
Was für eine Erfrischung!
Dominik legt sich sein Hemd zusammengerollt über die Schulter und geht im übrigen mit nacktem Oberkörper weiter. Ein großer Leichtsinn, wie sich später zeigen wird.
Von Sumiac führt eine Versorgungsstraße zum Sender auf dem Gipfel. Ehrgeizige Mountainbiker strampeln hier rauf !
1946 Meter über dem Meer, genau 1000 Meter über Telgart. So einen Höhenunterschied hat Domi bisher noch nie erwandert.
Oben angekommen, sind wir bei weitem nicht allein.
Da sind die Extremradler, aber auch Leute, die per Geländewagen auf der Versorgungsstraße raufgekommen sind.
Alle wollen die einmalige Gelegenheit genießen, mal so einen warmen Tag auf dieser Höhe zu haben.
Aber es gibt auch Wanderer, die von hier aus mit vollem Marschgepäck westwärts auf dem Kamm der Niederen Tatra von Gipfel zu Gipfel weitergehen.
Mit dem Blick nach Norden auf die Hohe Tatra muß das ein Erlebnis besonderer Art sein, denn die Hohe Tatra zeigt sich tagsüber von Quellwolken verhüllt, aber abends und morgens erstrahlt sie in voller Schönheit, sagt uns ein Wanderer.
Beständige Wetterlage, nicht zu feucht und 26 Grad im Schatten. das dürfte hier oben nicht oft vorkommen. Wir haben ein unerhörtes Glück mit dem Wetter
Denselben Weg zurückgehen wie hin, wäre doch zu langweilig. Also wählen wir den grün bezeichneten Weg zurück, der zudem noch über einen weiteren Gipfel weiter südöstlich führt.
Dort erleben wir Natur pur, aber auch zugewachsene Abstiege, in denen wir manchmal nur erahnen können, wo es wohl weitergeht.
Im Zweifel weiter bergab, aber plötzlich stehen wir am Rand eines Abgrundes.
Also weiter links ?
Da ist wieder eine Markierung auf dem Felsen!
So geht es fast eine Stunde durch hüfthohes knorriges Kieferngstrüpp, bis wir wieder an die Baumgrenze kommen.
Aber dort haben Borkenkäfer gewütet. Man holzt den Berghang großflächig ab - dabei wurden auch die Bäume mit den Markierungen mit gefällt und abtransportiert.
Nun müssen wir nach Gefühl weiter abwärts. Zunächst auf einem Weg, der am Hang entlang, aber zum Schluß wieder bergaufwärts führt.
Das kann ja nicht richtig sein.
Weit unterhalb sehen wir Telgart liegen, also steigen wir steil am Hang bergab bis auf den nächsten Holzabfuhrweg und gehen dort bergab.
Und tatsächlich, hinter einer Biegung kommt uns die Gegend bekannt vor: eine rote Markierung, unser Aufstiegsweg !
Den gehen wir nun flott bergab. das ist anstrengender als gedacht: Man rutscht im Schuh ständig nach vorn und klemmt sich den großen Zeh.
Dominik wird es auf dem Rücken verdächtig heiß: er hat sich einen Sonnenbrand geholt.
Wir erreichen Telgart erst nach etwas über drei Stunden Rückweg, und das letzte Stück auf der Straße bergauf bis zu unserer Pension u 'Hanky kommt uns schier endlos vor.
Geschafft !
Unser Wirt begrüßt uns, die Steinpilze dampfen schon in der Pfanne, als Bier ziehen wir die leichtere Sorte vor. Dafür die doppelte Menge !
Das war ein toller Tag !
Aber Dominik hat schon Schwierigkeiten, sein Essen einzunehmen, er hat Fieber, der Sonnenbrand macht ihm zu schaffen. Mir brennt es nur im Gesicht und auf der Kopfhaut.
Am nächsten Morgen hat es Dominik voll erwischt: Erbrechen, Durchfall, Schmerzen auf der Haut im Rücken, immer dickere Blasen auf der Schulter. Unser Wirt beschafft Medikamente und beruhigt mich: Morgen word das Schlimmste vorüber sein.
Da ist an Unternehmungen heute nicht zu denken und wohl auch morgen nicht.
Ich werde die Zeit mit dem Flicken des Fahrrades von Domi zubringen, aber das erweist sich als unnötig. Die Luft ist noch stramm auf dem Reifen !
Aber bis zum nächsten Geldautomaten bis nach Helpa sind es 22 km, dorthin radle ich am Nachmittag hinunter, kaufe vorsichtshalber auch noch eine Luftpumpe und fahre wieder zurück nach Telgart.
Dominik geht es abends noch nicht viel besser, immerhin hat er schlafen können.
Und morgen abend muß er schon zurück nach Hause !
Aufbruch: | 20.08.2011 |
Dauer: | 7 Tage |
Heimkehr: | 26.08.2011 |