Philippinen: Bohol und Mindanao
Zu Besuch beim weltweit grössten Krokodil
Nachdem ich Bohol hinter mir gelassen hatte, ging es zurück nach Mindanao. Ich nahm dazu die Fähre von Tagbilaran nach Cebu und anschließend von Cebu nach Nasipit bei Butuan, dann ging es im Morgengrauen weiter mit dem Bus Richtung Davao bis ... Bunawan, Lolong's Eco Park, wo das weltweit größte Salzwasserkrokodil in einem Pool für die Öffentlichkeit gehalten wird. Es wurde gefangen, nachdem es ein 12 Jahre altes Schulmädchen (Rowena) auf dem Lake Mihaba vor ca. 2 Jahren tödlich attackierte.
in der Ortschaft BUNAWAN als Teil von BAYUGAN 2 auf dem Nat'l Highway zwischen San Francisco / Rosario und Trento befindet sich der LOLONG ECO-PARK. Hier mal einige Fakten aus einem sehr schoenen Artikel von Jeffrey M. Tupas im Philippine Daily Inquirer vom 29. August 2010 zu Lolong und zur Agusan Marsh: "Auf die kleinen Kanus der in der Agusan Marsh seit Jahrhunderten ansaessigen Manobos passen mal gerade 4 Menschen. Der Lake Tagsubon ist als Brutstaette der Krokodile bekannt. Die Manobo verehren hier auch ihre Goetter, die fuer die Harmonie zwischen Menschen und Natur zustaendig sind. Tausende Wandervoegel aus ganz Asien nisten in diesem Gebiet im Sommer.
Bei den Klaengen des Dschungels fernab jeder Zivilisationsgeraeusche hoert man auch Stimmen, von denen man gar nicht weiss, ob sie wirklich vorhanden sind. Die Anwohner hier berichten von Begegnungen mit Unbekanntem. So wuerden Namen gerufen werden, die es gar nicht in der Gegend gibt. Die Stimmen kommen in finsterer Nacht aus dem Dickicht des Dschungels oder aus den sumpfigen Gewaessern. Das muessen wohl die Goetter sein, wie die Manobos glauben.
Die Menschen hier haben schon immer auch mit den Krokodilen eintraechtig gelebt. Vor den rechtwidrigen Abholzungen lebten die Manobos in Baumkronen im Dschungel. Noch heute sind die Manobos tief in der Agusan Marsh ansaessig. Ihre Wohnstaetten befinden sich auf Floessen. Die Marsh liefert den Manobos alles, was sie fuer ihr Leben brauchen.
Die Menschen hier verstehen das Verhalten der Krokodile bestens. Sie respektieren diese Tiere und deren Lebensraum. Ihr Territorium ist ihr Territorium, meint ein Haeuptling der Manobo.
Die Graswurzelorganisation Lake Mihaba Fisheries Association (Lamifa) hat den Lake Tagsubon zum Schutzgebiet vor Siedlern erklaert, damit die Krokodile ungestoert dort leben koennen. Die Manobos meinen, dass es notwendig ist, die Begegnungen mit diesen Tieren zu verringern, sie in Ruhe zu lassen. Jede Begegnung mit diesen Tieren wuerde mysterioese Kraefte in der Marsh herbeirufen.
Der Manobo-Haeuptling erzaehlt, dass er 6 Jahre alt war, als er erstmals beim Fischfang mit seinem Vater ein Krokodil sah. Das Maul des Krokodils war weit geoeffnet, moeglicherweise wartete es auf einen der Fischer als Beute. Das war beaengstigend. Aber heute weiss der Manobo-Haeuptling, dass die Krokodile lediglich ihre Rolle in der Marsh und zum Schutz der Marsh spielen.
Kuerzlich wurde ein 6 Jahre altes Schulmaedchen von einem Krokodil angegriffen und getoetet, als sie abends mit ihrem Boot paddelte. Jener Platz ist mittlerweile von den Bewohnern verlassen worden.
Das Maedchen war mit Reis und Nahrung als Schuelerin auf dem Heimweg. Sie sang, als das Krokodil sie angriff. Roy Dagaas, 23 Jahre alt, beobachtete alles. Er wollte helfen, aber da war es bereits zu spaet fuer jede Rettung des Maedchens.
Drei Tage lang suchten die Dorfbewohner vergebens nach dem Leichnam. Erst als auch die Hilfe von Sehern und Schamanen der Manobos griff, konnten sie den Leichnam unter den Wasserlilien des Lake Malindong finden.
Die Einheimischen meinen dazu, dass die Goetter ueber einen Dorfbewohner in Zorn geraten waren, der weiter entfernt von der Dorfgemeinschaft ein Haus mit galvanisiertem Eisen auf dem Dach gebaut hatte, dessen Reflektion das Wasser verstoerte, was die Goetter erzuernte. Der Angriff des Krokodils waere demzufolge eine ernste Warnung der Goetter gewesen, so sagt es der Haeuptling der Manobos.
Erst im darauffolgenden Maerz kehrten die Menschen wieder in ihr Dorf aus Floessen zurueck, nachdem sie ein Ritual abgehalten hatten, um die Goetter zu besaenftigen.
Manches ist zu schwer zu erklaeren, aber so laeuft es eben in der Marsh, lt. Haeuptling Calderon. Im Grunde geht es darum, die Natur und Menschen und auch die unsichtbaren Dinge zu respektieren.
Insofern gilt die Marsh als mystisches Land der Wunder. Die Marsh besteht aus 113 Hektar Sumpf- und Seenlandschaft, ist also so gross wie Metro-Manila. Sie ist damit eines der groessten Gebiete ihresgleichen in ganz Asien. 59 Seen gibt es in der Marsh. Die Calderons sind als Touristen- und Jagdfuehrer taetig. In einem anderen Teil der Marsh formierten sich die Manobos in der Katiguman hong mga Mangingisda hon Kelobedan (KMK), um sich und den Lake Kelobedan vor Eindringlingen zu schuetzen. Mit schaetzungsweise 100 Hektar Flaeche ist auch der Lake Kelobedan mit Menschen bevoelkert, die auf Floessen in Gemeinschaften leben.
Das auf Floessen befindliche Dorf der Lamifa auf dem Lake Mihaba zaehlt 50 Einwohner, die sich als Tourguides auch gerne um Gaeste kuemmern. Sie erwarten jedoch von jedem Besucher Respekt vor der Marsh und deren Bewohnern. Ein Gast zahlt 100 Pesos fuer eine Tour und 50 Pesos fuer eine Uebernachtung in einem der mittlerweile 3 Gaestezimmern in der Mitte der Dorfgemeinschaft. Die Bewohner der Marsh fordern nur eines: den Schutz der Marsh!
So weit aus dem Artikel des Philippine Inquirer.
Ich wollte alles selbst sehen. Lolong. Rowenas Familie. Den Lebensraum der Krokodile.
Rowenas Eltern leben auf einem der 16 Floßhütten des Lake Mihaba. Ich traf dort Manobos, die mir berichteten, daß sie als Kinder Krokodile als beste Freunde hatten und mit ihnen täglich im See herumschwammen.
Ich fragte, wie das mit Rowena passieren konnte. Sie sagten mir, daß Rowena mit ihre Kanu nach 17 Uhr, nach Einbruch der Dämmerung, wenn die Krokodile als Nachtjäger auf Beute aus sind, mit ihrem Paddelschlag offenbar ein von ihr nicht gesehenes großes Krokodil erschreckt und zum Angriff aus dessen Verteidigungsinstinkt heraus provoziert haben muß. Hinter Rowena fuhren noch zwei Kanus, niemand konnte dem Mädchen helfen, denn der Angriff geschah blitzschnell.
Wochen später gingen Dutzende Jäger in einer Gruppe an den Fang von Lolong. Jetzt wollen sie noch Lolongs Weibchen fangen. Die Manobos wollen das nicht. Die Krokodile und die Menschen in der Agusan Marsh brauchen vor allem Schutz vor Eindringlingen. Es ist seit fast 100 Jahren viel Raubbau in der Gegend getrieben worden, derzeit machen Elektrofischen und Wilderei immer noch sehr zu schaffen! Und der Wald wurde immer wieder abgebrannt, wie zu sehen ist. Es gibt Wiederaufforstungsversuche. Und nein, Rowenas Eltern haben nichts gegen die Krokodile. Auch sie wollen Ruhe und Frieden für die Agusan Marsh, sie sind arme Fischer.
Später im Gespräch mit der Gemeindeverwaltung komme ich auf meine Eindrücke zu sprechen. Ich finde den Lolong Eco Park bestens, allerdings sollte Rowena dort auch gedacht werden, so daß Besucher ihr Beileid gegenüber der Familie von Rowena bekunden und etwas Geld für sie spenden können. So meine Anregung, die aufgenommen wird.
Die Fahrt zum Lake Mihaba war abenteuerlich, es ging durch Mangroven und Schlingpflanzen in sumpfigen Kanälen. Seltsamerweise gab es keine Mosquitos. Ich sah nur zweimal einen blauen Sittich, sonst nichts von der gepriesenen Vogelvielfalt.
Reismehl
Und hier ist ein größeres Becken im Bau, für Familie Lolong, denn sie wollen ja noch sein Weibchen fangen ...
Gut zu sehen, Rettungsjacken für die Eco Tourists und nicht zu sehen sind die ausleihbaren Ferngläser.
Ein letzter Blick auf die Brücke in Bunawan vom National Highway und los geht es in die Agusan Marsh.
Auch ein anderes Touristenboot kämpft sich durch die "grüne Hölle". Erstaunlicherweise keine Mosquitos!!!
Was für ein schöner See, der Lake Mihaba ... aber würde ich auch hier schwimmen? Tagsüber sollen die Krokodile ja ungefährlich sein ...
Ich wünsche diesen Menschen ihren Frieden und viel Schutz für ihren Lebensraum und den der Krokodile.
Aufbruch: | 03.02.2012 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 13.03.2012 |