Und ab dafür!

Reisezeit: Februar 2013  |  von Marius Schebaum

Volldepp + Volldepp + zu viel Ferien + viel zu gute Laune = ziemlich bekloppte und viel zu spontane Reiseidee

Reise brainstorming

"Ok, was machen wir morgen?"

"Tja, keine Ahnung, lass doch wegfahren!"

Gesagt, getan!
Mein liebster Kurz- und Städte-Trip-Partner Lucien (im Volksmund auch Lüssi genannt, doch aus sozialvertäglichen Gründen im Laufe des Berichts als Luc bezeichnet) und ich haben am Sonntag Nachmittag eine Stunde lang ein spontanes brainstorming zweckes Reiseplanung anberaumt und sind in einer Art speed-Dating durchgegangen, was und vor allem womit man ab Montag Morgen von der schönsten Stadt am Rhein namens Düsseldorf (die Kölner mögen mir verzeihen an dieser Stelle, dafür habt ihr auch die nettesten Menschen am Rhein ) aus einfach mal wegfahren könnte...

1.Flugzeug:
Die klassische low-budget Variante "blind booking"? hm, da Städtetrips sozusagen unser Hobby sind, müssten wir mittlerweile recht viele Städte ausschliessen, was die ganze Schose wieder relativ teuer macht.
Die laut eigener Aussage "pünktlichste Airline Europas" namens Ryanair? Wie schon seit Jahren irgendeinen Hinterwäldler-Militär-Flughafen ansteuern "in der Nähe" einer bekannten Stadt, an dem man sich immer fragt, ob man hier überhaupt noch mal weg kommt oder ob man zu einer geheimen Militär-Operation eingeladen wurde, ohne das man davon wusste?

Venedig? Schön und gut und vor allem leider sehr teuer vor Ort. Also raus.

Barcelona? Flug in die Metropole Reus, um von dort noch eine gratis-Rundfahrt durchs hintere Spanien zu geniessen, was einem einen Grossteil der Zeit und vor allem der Nerven des 3-Tages-Trips bereits nehmen würde.

Lissabon? Auch vor Ort nichts für ein ziemlich dünnes Studenten-Portemonnaie, da wir für ca. 30 Stunden später wohl kaum noch jemanden finden würden, der uns netterweise seine Couch im Austausch gegen das Kennenlernen unserer Kultur anbieten würde (sonst allerdings das Mittel der Wahl: www.couchsrufing.com).

Kurz um, fliegen scheidet aus.

2. trampen?
einst das altbewährte Fortbewegungsmittel der elterlichen Hippie-Generation, klappt das zwar immer noch, allerdings würde man auch hier wohl kaum bis in den Harz kommen innerhalb der eingeplanten 3 Tage und hätten immer noch kein Platz zum pennen und unter der Brücke mit nem Zelt lässt sichs aushalten, aber ein Blick auf die Wettervorhersage lässt einem bei ca. -5 Grad nachts einen eisigen Schauer über den Rücken laufen.

Diese Abenteurer-Variante scheidet also nach ca. siebeneinhalb Minuten Telefonat auch aus.

3. Zug
Ach ja, die Deutsche Bahn. Auch wenn viel über sie geschimpft wird, den ein oder anderen last-minute oder auch first-minute-Schnapper gibts mit ein bisschen Fuchsigkeit auch zu ergattern. Aber einen Tag vorher eine Strecke von ca. 1600 km mit einem möglichst auch noch schnellen Gefährt zu überwinden, gibt die Reisekasse dann leider doch nicht her und man würde den Grossteil der 3 Tage eben auch Transsib-mässig damit verbringen, die vorbeiziehenden verschneiten Tannenwipfel zu zählen.

4. Leihwagen
Nachdem wir innerhalb von zweieinhalb Minuten (das Ganze spielt sich ungefähr zwischen Minute 38 und 40 unseres Telefonats ab und die Reiseplanung muss langsam in die heisse Phase gehen, wenn das bis Morgen Früh noch was werden soll) durchgegangen sind, ob wir von irgendwem ein Auto leihen könnten und uns schnell klar wurde, dass wir entweder unsere Eltern Ihres fahrbaren Untersatzes und damit der Möglichkeit, zur Arbeit zu gelangen, berauben würden müssen oder solche dem Schrottplatz geweihten Rostbeulen nehmen würden müssen, die uns wahrscheinlich gerade mal nach Leverkusen gebracht hätten und dann dort transportmittellos zurückgelassen gelassen hätten, fiel die Entscheidung zugunsten eines spontanen Mietwagens!

Da wir Männer entgegen landläufiger Meinungen doch multi-tasking-fähig sind, wenns hart auf hart kommt, schaute Luc während unseres Telefonats (gut, ich gestehe, dass ich zur Abwechslung mal 2 Minuten den Mund gehalten habe, um ihm die nötigen Rahmenbedinungen fürs multi-tasking zu lassen) mal eben bei Sixt und Europcar, was so eine 2-Mann-Karre für 3 Tage kostet, in der man sich auch mal gediegen mit nem Schlafsack lang machen kann, um Hotelkosten zu sparen...
Und zack-die-Wupp, Ford-D-Max, mit Champions-League-Aufklebern für das nötige Standing auch im europäischen Ausland und ab ging die wilde Fahrt ins Ungewisse!

Hm, ja ok, n Auto ham wa, aber wohin gehts eigentlich? Na gut, könnte man vielleicht mit Hilfe von google maps auch nochmal 5 Minütchen dran verschwenden, wenigstens so grob, damit man nich nachher im Kurhotel in Schloss-Holte-Stukenbrock endet...
Gut, irgendwo Richtung Süden, da solls ja ein wenig wärmer sein Ende Februar

Luxembourg? Jo, kennich, weisich, warichschomma, passt, nehmwa mit!

Metz und Nancy? Kein Plan, aber liegt auf dem Weg und sieht rausgezoomt bei google maps aus wie was grösseres, also nehmen wir das auch einfach mit.

Strassbourg? Da sind doch diese ganzen Europa-Dinger, kann also ja nicht ganz so klein sein, gut, liegt eh auf dem Weg rüber nach Deutschland, wird also auch erstmal eingeplant.

Freiburg? Waren wir beide schonmal und is schön. Grosser Pluspunkt: Ein richtiges Bett! Aufgrund unseres weit verzweigten sozialen Netzes kennt Luc jemanden, der dort studiert, ne schöne WG bewohnt und uns für eine Nacht Asyl gewähren würde, bevor wir dann von dort am 3.Tag zurück nach düsseldorf fahren.

Na, das ist doch mal ein Plan, gegessen wird unterwegs vom Armaturenbrett, geschlafen wird mit mehr oder weniger (das weniger bezieht sich in dem Fall eindeutig auf mein Exemplar, ein dünner brauner Sommerschlafsack aus dem Sammelsurium des mütterlichen Speichers, Erwerbsjahr und Kälteresistenz unbekannt) muckelig im Auto, geparkt wird da, wo es möglichst wenig oder gar nichts kostet und besichtigt wird per pedes und zwar zackig, schliesslich haben wir nur 3 Tage Zeit und viel vor.

In diesem Sinne, Montag Morgen ein paar Sachen in die Sporttasche geschmissen (bei so einem automobil-geprägten Urlaub ist das mit der Dusche ziemlich weit her, weshalb man z.B. entscheidenden Platz bei den Hygien-Artikeln wie Duschgel sparen kann und dafür lieber ein paar Flaschen Hopfenschorle einpackt für gemütliche Abende unter der Windschutzscheibe), am Bahnhof getroffen und um 13.45 Uhr rollten die Räder...

zwei Jungs auf wilder Fahrt: ohne Plan aber dafür mit guter Laune

zwei Jungs auf wilder Fahrt: ohne Plan aber dafür mit guter Laune

© Marius Schebaum, 2013
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: Februar 2013
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Februar 2013
Reiseziele: Deutschland
Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Marius Schebaum berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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