Kurventraum - Vom Niederrhein nach Südtirol

Reisezeit: September 2012  |  von Ralf Beelitz

Pordoi Joch und Mendelpass

Die Abfahrt hinunter ins Städtchen Arabba stellt kein Problem dar. Die Kurven und Kehren ziehen sich harmonisch durch die Landschaft. In Arraba genießen wir in der warmen Sonne in einem gemütlichen Straßencafe noch einen Cappuccino, dann nehmen wird das Pordoi Joch (2.239) unter die Räder. Wir lernen eine der schönsten Passstraßen der Dolomiten kennen. Auf fantastischen 33 Kehren schrauben sich die Windungen des Asphalts hinauf zur Passhöhe. Kurvenspaß bis zum Abwinken. Eine Schräglage folgt der anderen. Herz, was willst du mehr? Die nicht weniger fantastische Aussicht auf den gleißenden Gletscher der Marmolada und die Türme der Sella sind das Tüpfelchen auf dem i.
Auf der Westseite geht der Kurvenspass auf nicht weniger interessanten 27 Serpentinen weiter. 27 Mal sind herrliche, gut ausgebaute Kurven hinunter ins Fassatal zu durchzirkeln.
Auf der SS48 schwingen wir uns über Pozza di Fassa und Cavalese zügig Richtung Kalterer See. In Kaltern an der Weinstraße haben wir den letzten großen Aufstieg der heutigen Tour vor Augen - den Mendelpass. Dieser verbindet das Überetsch mit dem Nonstal und somit auch Südtirol mit dem Trentino. Er ist der tiefste Einschnitt des Mendelkammes zwischen dem Monte Pénegal (1.737) im Norden und dem Monte Roen (2.116) im Süden. Der Pass führt anfangs durch Obstplantagen um dann relativ schnell im dichten Wald zu verschwinden. Vor uns liegen 14 Km zur Passhöhe, die es in 17 Spitzkehren zu überwinden gilt. Wald und Lichtungen, Kehren und Geraden wechseln sich laufend ab. Dazwischen eröffnen sich uns immer wieder herrliche Panoramablicke nach Osten über das Südtiroler Weinland der Etsch, den Kalterer See und nach Norden auf die Stadt Bozen tief unten im Tal. Wir durchfahren einige breite, lang gezogene Kurven, dann folgen die ersten Kehren. Zum Teil wurde die Straße über weite Strecken abenteuerlich in den nackten Fels geschlagen. Steinfangnetze und Betonstützen sichern die Bergflanken. Kleine Nothaltebuchten entlang der Strecke sind wie geschaffen für kurze Verschnaufpausen und als Aussichtspunkte willkommen. Die Passhöhe selbst ist vom Tourismus geprägt. Tipp: lohnenswert ist ein Abstecher von der Passhöhe hinauf zum Pénegal (1.737). Von dort genießt man einen traumhaften Ausblick ins Etschtal und auf den Lago di Caldaro. Die Westabfahrt des Mendelpasses führt uns erneut durch dichten Nadelwald und wir erreichen nach wenigen Kilometern das Örtchen Fondo. Von Fondo zieht sich eine gut ausgebaute Straße in zahlreichen Kurven und Kehren, an hellen Felsabbrüchen vorbei, hinauf zum Brezer Joch (1.397). Die Abfahrt ist dann deutlich schmaler. Das kurvige Sträßchen bahnt sich den Weg durch Wiesen, Wälder und kleine Weiler und trifft bei St. Laurein auf die ins Ultental führende Straße, welche uns zu unserer Unterkunft in Proveis zurückführt.

Unsere mächtig knurrenden Mägen erinnern uns daran, dass wir heute zwar viele Kilometer gefressen und unsere Maschinen mit sündhaft teuren italienischen Sprit gefüttert (1,95 €/L !) haben, unsere gestählten Körper aber vernachlässigt wurden. So drehen wir nochmals kräftig am Gashahn - schließlich wartet der Koch in der "Neuen Post" mit seinem gigantischen 4-Gänge-Menü auf uns. Dieses genießen wir ausgiebig und lassen uns das ein oder andere Hefeweizen schmecken.

© Ralf Beelitz, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von den weiten Ebenen des Niederrheins zu den mächtigen Felsformationen der Dolomiten - abwechslungsreicher kann eine Motorrollertour kaum sein. Die „Königsetappe“ Stilfser Joch; eine Herausforderung für jeden Motorrollerfahrer und das Pordoijoch; der höchste Pass der Dolomiten mit herrlichen Kurven und super Ausblicken sind nur einige Höhepunkte der Reise.
Details:
Aufbruch: 05.09.2012
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 18.09.2012
Reiseziele: Schweiz
Italien
Deutschland
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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