Mährens Perlen kennenlernen
Prostejov und Kromeriz
Es tropft nicht mehr von allen Zinnen.
Erich hat unser nächstes Quartier in Kromeriz bestellt, dorthin werden wir nun über Prostejov fahren.
Von beiden Orten habe ich noch nie etwas gehört.
Prostejov, etwa 24 km südwestlich von Olmütz, hatte seine Blütezeit Ende des 19.Jahrhunderts in den "Gründerjahren". So findet man ein fast geschlossenes Bild einer Stadt im Jugendstil, allem voran das Rathaus, in das wir heute, am Sonntag, leider nicht reinkommen.
Das Theater auch im Jugendstil erbaut und noch heute als Theater genutzt, Sonntag mittag aber auch geschlossen
Das Museum mag geöffnet sein, aber da werden wir nur reingehen, wenn neuer Regen hereinbrechen sollte!
Solange es noch trocken bleibt, wollen wir lieber weiter radeln, Richtung Kromeriz, weitere etwa 30 km nach Südosten. Wir fahren durch eine weite Ebene, in deren Mitte die March (Morava) fließt, die Sicht wird besser, wir können im Nordosten sogar eine Wallfahrtskirche ausmachen, die offenbar ganz allein in der Landschaft steht.
....restauriert im Jahr 2000 von der Gemeinde Tovacovo aus einem Zuschuß des tschechischen Verteidigungsministeriums
Kurz vor Kojetin eine Burg, die kürzlich noch verfiel und rundum abgesperrt war. Heute findet hier ein großes Kinderfest statt.
Man zahlt nur einen kleinen Eintritt in die Burganlage, für die Kinder ist die Benutzung aller Spielgeräte gratis. Ein Vergnügen, das alle hergelockt hat.
Endlich scheint sogar die Sonne! Wir radeln gelassen von Ort zu Ort, von Burganlage zu Wassermühle bis wir nach Kromeriz kommen.
Rechts der Zufahrtstraße ein riesiger Park - wieder Unesco-Welterbe. Hier hatten die Bischöfe von Olmütz ihre Sommerresidenz und Generationen von Bischöfen haben hier einen Prunk entfaltet, über den man nur staunen kann. Hat hier der Bischof von Limburg Nachholbedarf für sich festgestellt ?
Solch ein Park würde einer Großstadt gut anstehen, die Bischöfe ließen ihn zu Repräsentationszwecken anlegen und demonstrierten ihren internationalen Besuchern aus Adel und Geistlichkeit ihre weltliche Macht
Aber dieser große Park ist noch nicht alles. Wenige Straßen weiter kommt man zu den bischöflichen Gärten, die wiederum eine geschlossene Anlage bilden.
Der Unterhalt und die Pflege dieser Anlagen schafft Hunderte von Arbeitsplätzen in Kromeriz - während der Sommermonate
So sieht die Rückseite des Säulenganges aus, die Bischöfe hatten sich mit einer hohen Mauer vor dem gemeinen Volk verschanzt.
Zwei Drittel der Gartenanlage sind erst restauriert. Etwa 40 solcher Teilgärten laden zum Flanieren ein.
Bei so viel Prunk komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Dass Ludwig der XIV sich in Versailles so einen Prunk leistete, ist bekannt, dass die preußischen Könige sich in Potsdam ähnliches leisteten, um mitzuhalten, weiß man auch, aber hier ? Und dann auf Veranlassung Geistlicher? Da bekommt man eine Vorstellung, welche weltliche Macht hier die Kirche gehabt haben muß.
Und das alles wird als Weltkulturerbe heute vom tschechischen Staat restauriert und in Ordnung gehalten, Respekt, Respekt!
Doch Erich zeigt mir noch mehr in Kromeriz: Ein Sanatorium für Gemütskranke, 1906 im Jugendstil gebaut. Auch das ist eine Augenweide:
Auf dem Rückweg fahren wir auf einer Straße mit Villen im Jugendstil, alle vom Feinsten restauriert. Kromeriz allein war diese Reise wert !
Abends regnet es leider schon wieder, aber auffällig ist doch, wie leer der Marktplatz ist. Kromeriz ist vom Tourismus noch nicht entdeckt !
Gut, dass Erich uns hier gleich zwei Nächte reserviert hat. So haben wir abends noch Gelegenheit, die Innenstadt und die örtliche Gastronomie kennen zu lernen.
Tschechisches Bier hat bekanntlich Weltruf, aber werden wir in einem Touristenort auch eine Kneipe finden, die Erich als "typisch mährisch" einstufen würde?
Nun, Erich kennt sich ja aus, und seine Empfehlung ist der absolute Volltreffer.
Aufbruch: | 27.05.2013 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 11.06.2013 |