Mährens Perlen kennenlernen
Glanzpunkt: Mährens Hauptstadt Brünn
Unsere Unternehmungslust, wieder zu radeln, wird durch immer neue Horrormeldungen über Überschwemmungskatastrophen an der Oberelbe und durch trostlose Wettervorhersagen gebremst. Vielleicht sind wir auch angeschlagen seit dem Trip nach Uherske Hradiste.
Als Erich vorschlägt, erst einmal Brünn zu besichtigen, egal mit Bahn, Bus oder Auto, bin ich gern einverstanden.
Mit dem Auto kommen wir schnell genug vor dem nächsten Regen hin.
Neben dem Hauptbahnhof finden wir einen zwar gebührenpflichtigen, aber guten Parkplatz mit kurzen Wegen zur Innenstadt. Erich steuert gleich das Theater an.
Man kann, wenn man einfach den Bühnenarbeitern beim Reintragen eines Stuhles hilft. Ein Blick ins Foyer, in das man sonst nur mit Theaterkarten kommt.
In der Kellergruft einer Kirche gibt es Schauriges zu bewundern: Aus menschlichen Schädeln aufgestapelte Wandverkleidungen. Hatte man hier früher die Toten nicht beigesetzt, sondern deren Schädel präpariert und gesammelt?
Buchhandlungen haben in Tschechien ihren eigenen Charme, besonders, wenn sie schon über 500 Jahre alt sind
Einkaufspassagen sind nicht in Beton und Glas, sondern in alten Geschäftshäusern stilvoll integriert.
Einkaufsgassen mit Flaniermeilen schießen allenthalben aus dem Boden, aber immer im Stil des 19.Jahrhunderts, der k.u.K-Zeit
Erichs Geheimtipp zur Mittags-Brotzeit, ein Stehimbiß genau gegenüber dem Bahnhof, preiswert, schmackhaft und reichlich
Der Bummel durch die Altstadt hat uns leicht ermüdet und hungrig gemacht, da ist der Imbiß genau das Richtige. Nur hinterher wäre Spazierengehen noch mühsamer - aber Erich hat die Idee: Fahren wir zum Schlachtfeld von Austeritz, wo Napoleon die übrigen Europäer besiegte.
Auf einem freien Feld ein weithin sichtbarer Hügel mit einem Denkmal. Genau hier hat die Schlacht stattgefunden, im zugehörigen Museum wird alles genau beschrieben.
Das Denkmal wurde 1911 fertiggestellt und sollte neben der Ehrung der Gefallenen ein Mahnmal gegen den Krieg sein. Erstaunlich, dass man nur 3 Jahre später in Europa zunächst begeistert in den 1.Weltkrieg gezogen ist
Die Besiegten haben das Denkmal errichtet, die Schlacht muß ein grausames Gemetzel gewesen sein, aus dem Napoleon durch seine List als Sieger hervorging. Wie hätte die Gedenkstätte wohl ausgesehen, wenn der Sieger sie hätte bauen lassen ?
Zum Abschluß doch noch radeln ?
Erichs gutes Markenrad läuft viel zu schwergängig, vermutlich, weil der Zahnriemen, mit dem es an Stelle einer Kette angetreten wird, zu stramm gespannt ist.
Aber selbst mit der Wartungsanleitung und brauchbarem Werkzeug schaffen wir es nicht, es leichtgängiger zu machen. Eine Werkstatt, die sich mit Nabenschaltungen auskennt, gibt es in ganz Hodonin nicht; eine Anfrage im Internet nennt uns eine Werksvertretung 40 km weit in Österreich und eine Fachwerkstatt in Uherske Hradiste. Bleibt also nichts anderes übrig, als mit den Rädern erst einmal per Bahn dorthin zu fahren. Erichs beste Idee dabei ist, für sich ein zweites Rad mit Kettenschaltung mitzunehmen, mit dem er auf jeden Fall mit mir zurückradeln könnte, wenn er das andere Rad in der Werkstatt lassen muß.
Für mein Rad brauche ich eine Mutter mit Feingewinde für die Hinterradnabe, die ich in Hodonin auch nirgends bekommen kann. Vielleicht klappt es dort.
Der Fachmann weiß sofort, welche Mutter ich brauche. Er kramt in einem Karton mit Hunderten von Muttern, eine einzige passt! Welch ein Glück !
Endlich ein Sonnentag! So können wir unsere Tour von Uherske Hradiste nach Hodonin doch noch mit dem Rad vollenden. Sie führt im Marchtal auf eigenen Radwegen durch malerische Orte und an Fischteichen entlang.
Der viele Regen zeigt Folgen: Die March führt sehr viel Wasser. Und das in einer Gegend, die sonst im Sommer künstlich bewässert werden muß
Interessant wird es an der Stelle, an der auf der Karte die Kreuzung des Batuv-Kanals mit der March eingezeichnet ist. Wird es da ein Aquädukt geben ? Oder wie sonst kommen die Schiffe da über die March ?
Vor 80 Jahren spielte Zeit in der Schiffahrt keine Rolle. Also endet der Kanal vor der March mit einer Schleuse, dann müssen die Schiffe die March quer zum Strom überqueren und auf der anderen Seite beginnt die Fortsetzung des Kanals wieder mit einer Schleuse. Damit an dieser Stelle die March immer genug Wasser führt, hat man sie aufgestaut.
Auch die Schleusenwärterhäuser am Batuv-Kanal sind im Bauhaus-Stil wie die Wohnbauten in Zlin gestaltet
bis kurz vor Skalica in der Slowakei, wo der restaurierte Teil des Kanals heute endet. Hier ist ein Freizeitzentrum entstanden, in dem man auch Hausboote mieten kann.
Aufbruch: | 27.05.2013 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 11.06.2013 |