Spontantrip Polen (August 2013)
Ort dessen Namen wir nicht aussprechen können
Wir haben mehrmals versucht, uns den Namen des Zielbahnhofes Zielona Góra (Grünberg in Schlesien) zu merken, was auch tagelang später nicht gelang. Wir haben uns dann darauf geeinigt vom "Ort, dessen Namen wir nicht aussprechen können" zu reden.
Eigentlich sollte der Urlaub ein paar Wandertage mit einschließen, entweder in der Masurischen Seenplatte, dem Nationalpark bei Suwalki (freilebende Bisons) oder ggf. auf der kurischen Nehrung in Litauen. Nun sind bei 35° aufwärts auch 12 kg im Rucksack zu viel, so daß wir das Programm bald einschränkten.
Zunächst mußte eine Fahrkarte her. Zu den üblichen Sprachproblemen kam noch die Tatsache, daß die Dame am Schalter von Suwalki ganz offensichtlich noch nie gehört hatte. Wir bekamen dann doch eine Verbindung herausgesucht über Posen (7 Stunden Aufenthalt), Nachtzug (Abfahrt 2.30 Uhr) nach Warschau, dort Anschluß zum ein Mal täglich fahrenden Direktzug nach Suwalki. Die 646 km ab Posen waren mit 146 Zl für zwei (ca. € 36) überraschend billig.
Vom "Ort, dessen Namen wir nicht aussprechen können" -- bald darauf gaben wir es auf jegliche Konsonantenkombination mit Z, W, B auszusprechen -- ging es in einem wunderbaren alten Bummelzug, in dem sogar noch die Fenster öffnen konnte -- nach Posen.
Es blieben gut drei Stunden den an sich netten Ort Z.G. (viel Grün, nette Altstadt) zu erkunden. Angesichts der Hitze flüchteten wir in ein klimatsiertes Einkaufszentrum -- H. brauchte sowieso einen neuen Gürtel.
Wunderschöne rote Kunstledersitze, wie sie auch bei uns bis in die 1980er Standard waren. Man klebt mit schweißnassen Oberschenkeln wunderbar fest -- ein geiles Retro-Gefühl. (Das ich das noch mal erleben durfte )
Als der Zug auf vermeintlich freier Strecke im Nirgendwo (links Felder soweit das Auge reicht, rechts Felder und Bäume soweit das Auge reicht) enteckte ich plötzlich ein Wartehäuschen und eine Frau daneben. Wir waren am Bahnhof Brodów (51°30' N, 16°17' O). Der deutsche Name Brodelwitz beschreibt die Situation viel treffender. Es war keinerlei menschliche Ansiedlung zu entdecken. [Anm.: Der Ort hat tatsächlich einen [verweis=https://en.wikipedia.org/wiki/Brod%C3%B3w]wikipedia-Eintrag:[/verweis] Länge zwei Zeilen!]
Sitzbank im posener Bahnhof -- praktischerweise kann man sein Gepäck auf die Gestelle an der Seite stellen und muß es nicht in den Dreck werfen.
Posen
In Posen hatten wir dann fast acht Stunden Aufenthalt, was wir für einen ausgiebigen Stadtbummel nutzten.
Photoshooting einer Wassernixe im Brunnen am Hauptplatz. Wie alle Brunnen in Polen voller planschender Kinder und Erwachsener. Auch ein beliebter Treff wild knutschender Teenies. Manch deutscher "zufällig vorbeiommender Rentner, der seinen Dackel ausführt" wäre ob derartiger "Schamlosigkeit" wohl entrüstet (Nein, wir haben Claudia Roth nicht getroffen!)
Die halbe Nacht verbrachten wir dann wartend im 24 Stunden geöffneten Bahnhof, dessen gigantischer Neubau halb fertig ist.
Nun "mußten" wir auch einmal. Für 2 Zl. Gebühr, gab es nachfolgendes Erleuchtungserlebnis:
Hat mit dem Standard DB-Bahnhofsklo wenig gemeinsam (vor allem nicht den Geruch). Auch die überteuerten McShit-Filialen in deutschen Großsstädten sind keine Konkurrenz.
Polnische Fernzüge -- fast sämtlich reservierungspflichtig -- des Betreibers PKP führen noch die in den 1950ern europaweit standardisierten UIC-Z-Waggons mit Abteilen -- diese jedoch in der 8sitzigen Ausführung, so daß bei voller Belegung ziemliche Enge entsteht. Geschlafen haben wir dann bis Warschau (an 7.30) auch kaum.
Angesichts der Wettervorhersage von 36° haben wir dann die Wanderpläne ebenso wie die Weiterfahrt nach Litauen vollends aufgegeben und sind in der Hauptstadt geblieben.
Aufbruch: | 02.08.2013 |
Dauer: | 9 Tage |
Heimkehr: | 10.08.2013 |