Island zum Reinschnuppern im tiefsten Winter
Und los !
14.02.2014
Morgens um 5.30 Uhr mache ich vom Acker. Die Fahrzeit bis Sonderborg beträgt gerade mal 35 Minuten, aber genau 30 Sekunden, bevor ich auf den Parkplatz des winzigen Flughafens abbiege, schockt mich mein Auto: eine Warnlampe leuchtet rot auf und verkündet "Motoröldruck zu niedrig". Im Moment stellt das kein Problem dar, weil ich nur noch ca. 5 m fahren muss bis zur finalen Parkposition. Was allerdings die Rückfahrt angeht, habe ich jetzt 4 Tage Zeit, mir Gedanken zu machen.
Egal, über ungelegte Eier mache ich mir nun zunächst keine Sorgen, sondern betrete den Mini-Airport. Ich war zwar schon schätzungsweise 800 mal in meinem Leben in Sonderborg, aber noch nie am Flughafen. Es ist hyggelig hier, gemütlich. Um kurz nach 6.00 Uhr morgens brennen auf den Tischen echte Kerzen, gemütliche Ledersofas mit kuscheligen Kissen stehen parat, Kaffee und Tee gibt es gratis und der Check-in dauert 30 Sekunden. Die Sicherheitskontrolle nimmt man angesichts der ca. 15 Passagiere trotzdem ernst und ich muss meinen Rucksack öffnen. Vermutlich wegen des ganzen Kabelsalates, der dort drinsteckt. Etwas peinlich sind mir dann schon die 3 in Alufolie eingewickelten Käsebrötchen, die ans Tageslicht kommen, aber was soll's. Ab in die bereitstehende, schicke Maschine.
Der Flieger bietet Platz für ca. 60 Passagiere bei unglaublich viel Sitzabstand. Das Flugzeug bleibt mit ca. 15 Passagieren praktisch leer. Die meisten sind Geschäftsleute und haben nur Handgepäck dabei. Die Flugzeit nach Kopenhagen beträgt 30 Minuten und somit ist auch nur wenig Kerosin an Bord. Die Maschine ist also unglaublich leicht und benötigt nur einen Anlauf von gefühlt 100 m, bis sie wie eine Feder abhebt.
Trotz der kurzen Flugzeit gibt es durchaus einen Service an Bord: Ein Rosinenbrötchen in die Hand beim Einstieg und sogar für Kaffee/Tee/Saft bleiben noch ein paar Minütchen übrig. Selten habe ich mich an Bord eines Flugzeuges so sauwohl gefühlt...
Die unglaubliche Menge von 2 eingecheckten Gepäckstücken wird ausgeladen am Terminal 1 in Kopenhagen, wofür offensichtlich je ein Exklusiv-Gepäckwagen bereit steht. Es dauert 1 Minute zufuss bis ins Terminalgebäude und weitere unschlagbare 30 Sekunden, bis die 2 Gepäckstücke auf dem Band erscheinen.
Nun muss ich jede Menge Zeit totschlagen, um genau zu sein: 4 lange Stunden. Ich tapere daher zufuss zum Terminal 2, wo die Abfertigung der isländischen Billigairline Wow Air erfolgt, streune durch das Terminalgebäude, esse und trinke etwas, lese und nutze hocherfreut mein niegelnagelneues i-pad ausgiebig zum Spielen. Nichtsdestotrotz wird es langweilig. Mein Frühmorgens-Erlebnis mit dem - angeblich - mangelnden Öldruck meines Autos kommt mir wieder in den Sinn. Ich schreibe meinem Arbeitskollegen C. eine SMS, weil ich weiss, dass er ganz viele Freunde hat, die als KFZ-Mechaniker tätig sind. Ich schildere das Problem und bitte ihn, einfach mal seine Freunde um eine Einschätzung zu fragen.
Die erste Stunde an Bord werden wir etwas durchgeschüttelt, es gibt Turbulenzen nicht zu knapp. Ich sitze ganz vorn in Reihe 2 u habe Ausblick auf die Galley. Es scheppert in der Bordküche, der gerade begonnene Service wird abgebrochen, da auch die Flugbegleiter sich setzen und anschnallen müssen. Der Flug dauert 3 Stunden, es ist später also noch genug Zeit, um ess- und trinkbares zu konsumieren und duty free Zigaretten zu shoppen.
Obwohl ich im Vorfeld der Reise allerhand negatives zu Wow Air gelesen hatte, muss ich sagen: es gab nichts an dieser Airline zu bemängeln, weder auf dem Hin- noch auf dem Rückflug.
Das dürfte dann wohl die weltberühmte blue lagoon auf Island sein... da will ich auch gleich hin und baden..
Es gibt nur 320.000 Isländer und die bilden eine vollständige Volkswirtschaft ab mit allem Drum und Dran. D.h. sie haben (fast) alles und müssen aus dem begrenzten Menschenpool alles hergeben: Piloten, Ärzte, Anwälte, Landwirte, Servicekräfte, Lehrer, Krankenschwestern, Fischer, Politiker, Autoren, Fernseh- und Radioleute, Taxifahrer, Köche, Musiker, einfach alles. Und das scheint erstaunlich gut zu funktionieren. Nur die isländischen Banker hat wohl Island und die Welt nicht wirklich gebraucht, 2008 ist das isländische Bankensystem kollabiert und somit haben fast alle 320.000 Isländer und unzählige Geldanleger aus aller Welt schweineviel Geld verloren... Aber das macht wohl nichts aus auf einer Insel, die zur Not auch "back to the roots" kann. Island hat sich von der schweren Finanzkrise erstaunlich schnell erholt. Der Kurs der isländischen Krone ist allerdings bis heute grottenschlecht.
So, ich bin auf dem super-effektiven Flughafen Keflavik gelandet, greife nach ca. 5 Minuten meine Reisetasche und weiß, dass ich nun bis 16.30 Uhr warten muss auf den Bus zur Blauen Lagune. Die Wartezeit vergeht allerdings schnell, ich betätige mich am Geldautomaten und habe dann tausende von isländischen Kronen in der Hand, trinke einen Kaffee und tausche meinen voucher in das Ticket für den Weitertransport. Am Ticketschalter von Iceland Excursions erhalte ich das Ticket. Der nächste Bus zur Blauen Lagune geht erst um 16.30 Uhr, ich bin hundemüde und habe nicht wirklich Lust auf diese Aktion, aber was soll´s. Zu gegebener Zeit latsche ich dem Busfahrer hinterher, der mich kurz zuvor noch gefragt hat "you are going to the blue lagoon ?" "Yes." Und lädt meine Reisetasche in einen Bus, der sich zusehends füllt. 16.30 Uhr, Island tickt pünktlich, der Bus fährt los. Ca. 10 Minuten später bemerke ich, dass wir wohl nicht auf dem Weg nach Grindavik sind, wo sich außer der Blauen Lagune fast gar nichts befindet, sondern auf dem direkten Weg nach Reykjavik. Ich sitze im falschen Bus. Punkt. (oh, ich habe wohl zuviel "Dschungel-camp" geguckt..."Punkt" gehört doch irgendwie zu Larissa und nicht zu mir ?) Egal, ich bin jetzt auch verirrt, nicht im australischen Dschungel, sondern auf Island. Stört mich allerdings auch gar nicht, denn mein Hotel und ein Bett rücken in greifbare Nähe !
Angekommen auf dem Parkplatz von Iceland Excursions in Reykjavik frage ich allerdings schon noch den Busfahrer, warum er mich in den falschen Bus gesteckt hat ? Ein "warum" gibt es natürlich nicht, ich war verpeilt, er war verpeilt, shit happens und ich bekomme im Office einen Gutschein für die bisher verpasste blue lagoon. Spontan werde ich in einen Minibus gesteckt für den Transfer zu meiner Unterkunft, dem Hotel Hilda. Alles gut für mich.
Im Hotel Hilda begrüßt mich Hildur, die Eigentümerin. Ich beziehe ein äußerst gemütliches Zimmer, werfe meinen Krempel ab und ziehe sofort wieder los. Ich brauche noch kurz was zu essen und einen ersten Erkundungsrundgang durch meine neue Umgebung.
Ich fühle mich nie wohl auf Reisen, wenn ich nicht sofort meine neue Umgebung erkundet habe. Ich muss immer wissen, wo ich abgeblieben bin. Stadtpläne/Landkarten kann ich mir ins Gehirn brennen, wie andere Leute Geburtsdaten oder Telefonnummern. Mein Orientierungssinn ist grandios und da bin ich auch echt ein wenig stolz drauf. Aber hallo: Orientierungssinn in Reykjavik ??? Braucht kein Mensch ! Die Stadt bzw. das Zentrum ist sooo klein, Kindergarten-Nummer. Ich finde einen kleinen Laden, kaufe Wasser, isländische Orangenbrause in knall-orange und Lakritz. Zwischen den Häusergassen sehe ich Schiffe, da ist also der Hafen ! Ich weiss auch nicht, aber Häfen ziehen mich magisch an. Und da unten am Hafen steht dann D I E Hotdog-Bude schlechthin. Für ca. 700 ISK kaufe ich ein isländisches Hotdog "with everything". Die Wurst sieht komisch aus, rein farblich. Sie ist nicht knallrot, wie ich das von dänischen Hotdogs gewöhnt bin, aber so what. Schmeckt hammerlecker ! Der Grund für die blasse Farbe ? Es ist Lammfleisch.
Meinen Rundgang setze ich noch eine Weile fort, aber es wird nun dunkel und ich bin extrem müde. So verbringe ich den Rest des Abends gemütlich in meinem Hotelzimmer mit TV und Internet und freue mich auf den morgigen Tag.
Aufbruch: | 14.02.2014 |
Dauer: | 5 Tage |
Heimkehr: | 18.02.2014 |