Latium mit Rom - durch das Land der Etrusker
Die Monti Lepini: Besuch von Norba und Cori
Weiter geht es nach Norma, ein Städtchen mit einem hübschen mittelalterlichen Ortskern. Hier füllen wir am Brunnen unsere Wassertanks auf, bevor wir zu den keine zwei Kilometer entfernten Ruinen von Norba fahren. Norba ist ursprünglich eine latinische Stadt, die der Legende nach von Herkules gegründet wurde. Die Latiner waren ein italischer Stamm, ebenso wie die Volsker, die die Stadt im 5. Jh. v. Chr. eroberten und den Schutzwall aus mächtigen zyklopischen Steinquadern erbauten. Sehenswert sind neben der Zyklopenmauer die Überreste des antiken Straßenpflasters, die kleine und die große Akropolis mit Tempelanlagen sowie eine außerhalb des Grabungsgeländes gelegene Zisterne.
Norba: Zyklopenmauer
Norba: gepflasterte Straße
Wir fahren weiter Richtung Cori. Kurz vor dem Ort biegen wir in die Monti Lepini ab. Das kleine Sträßchen führt bergan und endet an einem im Wald großzügig angelegten Picknickplatz, Ausgangspunkt für den Bergrundwanderweg. Die Zufahrt zum Picknickplatz ist für Kraftfahrzeuge gesperrt. Aber wir sind halt in Italien: Das Gatter ist weit geöffnet und selbstverständlich parken die Besucher ihre Autos direkt an den Picknickplätzen. Diesem schlechten Vorbild leisten auch wir Folge. Wir finden einen schönen Platz unter Bäumen. Doch trotz des Schattens und der Höhenlage und der heraufziehenden Dämmerung werden wir von der drückenden Hitze gequält.
Während wir ermattet in unseren Campingstühlen hängen, kommt ein Trupp Reiter vorbei. Kurz darauf folgt ein Kuhabtrieb. Wir halten unsere Hunde fest, doch sie sind sowieso brav. Wahrscheinlich ist es ihnen sogar zum Bellen zu heiß. Der Kuhhirte, ein älterer Mann, bleibt bei uns stehen. Er findet Ali so nett. Der führt sogleich mit Begeisterung seine Kunststückchen vor wie Männchen machen und eine Rolle drehen. Der Hirte ist schwer beeindruckt. Als wir seine schönen weißen Kühe mit den schlanken Hälsen bewundern, erklärt er uns, sie seien nicht für die Milch- oder Käseproduktion gedacht, sondern sie werden einzig ihres Fleischs wegen gezüchtet. In den normalen Großhandel gelangt dieses Edelfleisch sicher nicht.
Monti Lepini: Picknickplatz
Der nächste Tag wird noch heißer. Nichtsdestotrotz fahren wir nach Cori zur Ortsbesichtigung. Der Legende nach wurde Cori, das zu den ältesten Siedlungsplätzen Italiens zählt, von Dardanos, einem Sohn des Zeus, gegründet. Cori besteht aus zwei Teilen, dem "Tal-Cori" und dem "Berg-Cori". Nachdem wir über die alte römische Brücke Ponta della Catena gefahren sind, parken wir und gehen zu Fuß weiter. Nach dem Stadttor Porta Ninfina liegt zur rechten die überdachte malerische Gasse Via del Porticato. Geradeaus geht es steil bergauf in die malerische Altstadt. Zunächst erreichen wir die Reste des antiken Castor- und Pollux-Tempels (Tempio dei Disocuri) aus dem Jahre 90 v. Chr., von dem noch zwei Säulen stehen.
Cori: Via del Porticato
Die Altstadt ist wunderhübsch, zum Teil sind noch Säulenreste und andere Spolien in die Häuser eingearbeitet. Über Gässchen und Treppen geht es hinauf zur Kirche Santa Oliva, eine beeindruckende romanische Doppelkirche mit antiken Säulen und interessanten Freskenresten. Am Platz vor der Kirche versammeln sich gerade verschiedene Folkloregruppen, zum Beispiel eine Flamencogruppe aus Spanien und buntgeschürzte Gruppen aus dem Balkan. Um zwölf Uhr mittags startet heute ein großes Folklorefestival. Die armen Tänzer müssen in ihren Kostümen bei dieser Hitze ganz schön was aushalten! Von der oberhalb der Kirche gelegenen Bar verfolgen wir das bunte Treiben.
Cori: Porta Ninfina
Dann machen wir uns auf den Weg nach Cori a Monte. Vorbei an einem großen Stück erhaltener Zyklopenmauer steigen wir durch enge Gässchen hinauf zur Piazza Tempio d'Ercole. Die Piazza hat ihren Namen von dem Herkulestempel aus dem Jahre 80 v. Chr. mit seinen acht noch aufrecht stehenden Säulen und vollständig erhaltener Vorhalle mit Giebel und Fries. Auf dem Brunnenplatz machen wir auf einer der Sitzbänke Rast. Auch eine Schüssel mit Wasser für die Hunde gibt es hier.
Cori: Herkulestempel neben Glockenturm
Zurück geht es durch die Gässchen der Altstadt zu unserem Auto. Beim Verlassen der Stadt schauen wir noch an den in Cori a Valle gelegenen Kirchen Chiesa dell'Annunziata und Santa Maria della Pietà vorbei. Nun ist's aber genug bei dieser Hitze! Wir beschließen, noch eine Nacht auf dem Picknickplatz in den Monti Lepini zu verbringen.
Bei der Rückfahrt zu unserem Wald geht kurz vorher eine Zufahrt ab, die mit ristorante/pizzeria "Fontana del Prato" (www.fontanadelprato.it) ausgeschildert ist. Unsere Stadtbesichtigung hat uns hungrig gemacht und so können wir der Aufforderung zum pranzo nicht widerstehen. Wir nehmen das Tagesmenü und werden wirklich sehr angenehm überrascht: Als antipasto gibt's einen sehr leckeren Schinken-Salami-Käse-Teller mit einem Körbchen noch warmen Brot, das so knusprig schmeckt, dass wir das Körbchen sogleich leer gegessen haben. Unverzüglich stellt uns die nette Wirtin, die auch unsere beiden Hunde willkommen heißt, ein neu gefülltes Brotkörbchen auf den Tisch. Das prima besteht aus einer pasta mit Steinpilzen, zum secondo werden uns eine Grillplatte vom Feinsten mit Rosmarinkartöffelchen und Romanasalat serviert. Dazu gibt es einen halben Liter Wein und zwei Flaschen Wasser. Den Abschluss bildet ein frisch gebrühter caffè. Fünfzehn Euro kostet dieser Genuss pro Person!
Am nächsten Morgen brechen wir Richtung Rom auf. Über Giulianello erreichen wir Artena. Kurz vor dem Städtchen macht sich leider unser Auspuff bemerkbar. Er hängt nur noch an einem Fädchen. Da heißt es, schnellstens eine Werkstatt aufsuchen. Bei der Ortseinfahrt von Artena findet sich gleich rechts ein servizio. Die Mechaniker sind unglaublich nett! Obwohl sie viel zu tun haben, machen sie sich unverzüglich an unseren Auspuff. Professionell wird alles wieder irgendwie zusammengeschweißt und Hellmut meint, das hielte mindestens noch ein Jahr. Nach einer Stunde können wir unsere Fahrt fortsetzen. Dem Mechaniker ist es echt peinlich, für die Reparatur dreißig Euro zu verlangen. Verschämt steckt er das Geld ein. Das Trinkgeld fällt großzügig aus.
Artena: Friedenstäubchen
Aufgrund der Verzögerungen machen wir nur einen kurzen Abstecher in die malerische Altstadt von Artena, deren Häuser und Gässchen sich so eng an den Berg schmiegen, dass nur Esel und Maultiere den Aufstieg bewältigen. Artena ist eine alte Volskerstadt; leider haben sich aus diesen vorrömischen Zeiten nur wenige Überreste erhalten.
Aufbruch: | 20.07.2013 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 16.08.2013 |