"Rio" oder wie ich endlich mal Deutschland besser kennenlerne
Dresden
19.08.2014: Es ist noch dunkel, als ich mich aus meinem Hotel davonschleiche und zum Bahnhof begebe. Es regnet. Und die Goethestraße ist ´ne echt fiese Gegend um diese Uhrzeit, Angst habe ich nicht, aber es lungern schon komische Gestalten herum. Im Hauptbahnhof erwerbe ich mein Frühstück-to-go: Ein Käsesandwich und Kaffee im Pappbecher + BILD-Zeitung. Das Sandwich verstaue ich erstmal im Rucksack und frühstücke so rein Asi-mäßig: Pappbecher-Kaffee und Zigarette auf der Bahnhofsvortreppe. Dann zum Gleis und dem dort bereit gestellten Zug. Die Türen sind aber noch verschlossen. Und noch nicht viele Leute da. Ich bin ein echter Bahnhofspaniker, ich hasse Bahnhöfe, Züge, Gleise, alles, was damit zusammenhängt.
Aber irgendwann sitze ich warm und trocken auf meinem reservierten Sitzplatz, packe das Käsebrötchen aus und erfahre, was die BILD für heute so vermeldenswert hält. In Nürnberg steige ich um in einen Zug, dessen Waggons unterwegs so nach und nach abgehängt werden, nur der absolut vordere Zugteil wird bis Dresden durchfahren. Auch ein Grund, warum ich Bahnfahren nicht mag: Ist man ein wenig schusselig, landet man statt am Ziel irgendwo in der Pampa... Da ich heute morgen aber nicht schusselig bin, lande ich gegen Mittag in Dresden. Und wieder Premiere: Ich befinde mich heute zum ersten Mal in meinem Leben in Ostdeutschland (außerhalb Berlins) ! Ich war früher nie in der DDR, ich war erst 2006 das 1. Mal überhaupt in Berlin (seitdem nie wieder) und ich habe noch nie einen Ort in den neuen Bundesländern eben außerhalb Berlins besucht.
Mein Hotel ist das Ibis Bastei in Dresden in der Prager Straße - schön Plattenbau à là DDR, aber super-zentral nur ein paar Schritte vom Hbf. entfernt und bis zu den Top-Sehenswürdigkeiten Dresdens sind es zu Fuß auch nur ca. 15 Minuten - höchstens !
Da ich für Dresden nur den heutigen Nachmittag und Abend und den vollen Tag morgen habe, sprinte ich sofort los. Wenn irgend möglich, soll das absolute Highlight gleich stattfinden: Hinein in die Frauenkirche ! Ich weiß ja nicht, aber meine Mutter hatte mir etwas von endlosen Warteschlangen und Eintrittsgeldern erzählt, daher bin ich echt skeptisch, ob ich wohl Glück habe und heute hineinkomme...
wunderschöne Bebauung in Dresden, wenn man sich vorstellt, wie es hier 1945 ausgesehen hat (Fotos davon habe ich gesehen), ist es geradezu unglaublich, wie toll das alles wieder aufgebaut wurde.
Es sieht nicht wirklich rappelvoll aus rundum die Frauenkirche, sollte ich tatsächlich Anfängerglück haben ??? Und gleich hinein können ???
Wie Phönix aus der Asche. Eine Meisterleistung ist dieser Wiederaufbau. Solange nach der Zerstörung. Hammercool finde ich, dass man die noch brauchbaren und vor allem lokalisierbaren Steinquader des Originals benutzt hat, um sie im Neubau wieder einzufügen. Das sind die vielen dunklen Tüpfel in der Fassade der Kirche...
Es war ein Dienstag Nachmittag, ca. 15.00 Uhr. Völlig zufällig stehe ich vor der Frauenkirche zu einer Zeit, in der "offene-Kirche" ist. Also kann ich ohne jede Wartezeit pronto hinein, zahle nix, quetsche mich in eine Kirchenbank und staune Bauklötzer: Hammerschön !!!
Fotografieren in der Frauenkirche ist - laut Schildern - eigentlich verboten. Alle anderen fotografieren und dann tue ich es auch.
Zu den folgenden Bildern erzähle ich morgen viel mehr. Heute habe ich ja praktisch nur einen Orientierungslauf durch Dresden unternommen, bin aber schon auch noch auf einen der City-Sightseeing-Busse gehüpft und habe am ersten Nachmittag wesentlich mehr (von außen) gesehen, als ursprünglich erwartet. Was daran liegt, dass sich die Highlights der Stadt sehr komprimiert auf einem relativ kleinen Areal direkt in der Altstadt und an der Elbe befinden. Dresden ist also sächsisch-praktisch-gut.
Schön, dass es immer noch Pferdekutschen gibt - sehr hygienisch mit Pferdeäpfel-Auffangsack unter dem Schweif der Rösser.
Die City-Sightseeing-Busse sind sehr praktisch hier in Dresden und auch günstiger, als in München. Dank meines 48-h-tickets habe ich mich mit dem Dresdener ÖPNV (Busse und Straßenbahn) nicht beschäftigt. Aber sonderlich kompliziert wäre sicher auch das nicht gewesen.
Oh, was ich noch gar nicht erwähnt habe: Bevor ich mich auf den 1. Dresden-Rundgang gemacht habe, bin ich notfall-shoppen gegangen. Fast direkt neben meinem Hotel Ibis Bastei bin ich nämlich über einen Schuhladen gefallen, der Ausverkauf machte. Und dieser Schuhladen bescherte mir für knapp 30 EUR neue, schmerzfreie Schuhe ! Vorne offen, hinten offen, richtige Gesundheitslatschen - da konnte einfach nichts mehr scheuern. Nicht zuletzt aus diesem Grund habe ich den Nachmittag so gut überstanden. Allerdings habe ich abends schon wieder feststellen müssen, dass trotz der neuen Treter echt Alarm war: Die letzten paar Meter auf der Prager Straße wurden schon wieder zur Qual. Was ich in München zu Schanden gelaufen hatte an meinem rechten Fuß, war nicht mehr zu retten. Plan A für morgen: Besuch in einer Apotheke !
Gründe zum Shoppen gibt es ja viele: Heute nachmittag war es notfall-shoppen, heute abend ist es Anti-Schmerz-shoppen. Nur ein paar Meter neben meinem Hotel liegt eine große TK-maxx-Filiale. Da kann wirklich passieren, was will, dieser Laden geht immer. Ausbeute war ganz gut und ich hatte auch noch einen netten Schwatz mit einer der Angestellten dort an der Kasse: Ich habe gefragt, ob man gekaufte Waren auch in irgendeiner anderen Filiale umtauschen/zurückgeben könne ? Ja, kann man. Die Kassiererin fragte, welche Filiale das dann wohl möglicherweise sei ? Flensburg. Uuii, eine Kundin aus Flensburg - so sagte sie mir - habe sie noch nie gehabt, wie denn die Filiale dort so aussehen würde ? Wahrheitsgemäß habe ich geantwortet "wesentlich kleiner und sehr viel unaufgeräumter". Es entspricht der Wahrheit und das Kompliment hat die Maus an der Kasse sehr gefreut. Nun bin ich aber echt fällig. Ich habe seit dem Käsebrötchen im Zug heute Morgen nichts gegessen und sterbe vor Hunger. Laufen geht ja auch nicht, also schleppe ich mich ins open-air-Restaurant vom Ibis Königstein ca. 50 m von meinem Ibis Bastei entfernt, bestelle das Tagesgericht, welches aus Spaghetti mit Pilz-Sahnesauce besteht, lasse mich vom Kellner beraten bezüglich eines sächsischen Weißweines und genieße alles sehr. Von dem sächsischen Weißwein bestelle ich sogar noch ein 2. Glas...
Geiler Tag ! Sehr nette Leute überall und ich mochte so gerne dieses sächsisch hören...aber nun zzzzz.....
Aufbruch: | 15.08.2014 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 24.08.2014 |