"Rio" oder wie ich endlich mal Deutschland besser kennenlerne
Potsdam
23.08.2014: Ich springe relativ früh aus dem Bett, gönne mir das schmackhafte Frühstück im Hotel. Anschließend geht es mal wieder zum Bahnhof Alexanderplatz und dort in einen Zug nach Potsdam. Die Fahrt dauert länger, als gedacht, unterwegs kommt man an der Station "Wannsee" vorbei. ich habe nie gewusst, dass der Wannsee so weit draußen liegt ! Nach etwa 40 Minuten steige ich am Hauptbahnhof in Potsdam aus und hole mir die Informationen in der Tourist-Info direkt am Bahnhof, wie ich zum Schloss Sanssouci komme. Ich bekomme sehr, sehr freundlich Auskunft und die passenden Bustickets gleich dazu für wenig Geld. Nach einem ernsthaften Blick auf die Uhr, muss ich mich aber doch für ein Taxi entscheiden. Denn ich habe ein online-Ticket für 10.15 Uhr und irgendwie ist für den ganzen Weg nach Potsdam doch wesentlich mehr Zeit draufgegangen, als ursprünglich gedacht.
Hinein da ! Der Rundgang durch die in Sanssouci zugänglichen Räumen ist jetzt nicht sooo sehr umfangreich, aber es ist schon ein Palazzo Prozzo für heutige Verhältnisse. Kommt mit: Ich zeige Euch das Schloss ! In Bildern, ich kann die über die Kopfhörer aufgenommenen Informationen nicht mehr wiedergeben, ich habe wohl nicht besonders gut zugehört, mal wieder...
Wie immer in einem historischen Schloss kann ich mir nicht vorstellen, wie die Leute dort damals wirklich so day-by-day gelebt haben. Alles ist immer so leer, so aufgeräumt, so clean, so ungemütlich. Aber das waren doch auch nur Menschen ?! Haben die nie einfach so ihre Klamotten auf den Boden geschmissen oder sich auf ein Sofa gelümmelt ? Sich unter tausend Decken in einem gemütlichen Bett verkrochen oder in einem bequemen Sessel gedöst ? Zumindest sieht es nicht so aus.
Aber man kann in Sanssouci auch mal in die ehemalige Küche und den Weinkeller spitzen, da sieht es dann schon normaler aus...
Da gibt es erstmal die Schreibstube - denn während oben im Schloss geprasst wird, wird hier in den Dienstgebäuden genau Buch geführt.
Ein Traum von Herd muss dieses Teil sein für all die Hensslers, Mälzers, Lichters. Lafers, Olivers und sonstige Fernsehköche dieser Welt
Hier fängt der Hochsicherheitstrakt an: Der Weinkeller. Dort ging sicherlich keine Flasche raus, ohne Vermerk "warum, wieso, weshalb, für wen, wann und wie teuer"
Ich stehe vor dem Grab von Friedrich zwo. Mit einer japanischen Tourimeute um mich herum. Die Reiseleiterin gibt das Rätsel auf "who´s grave is it ?" Tja, ich bin im Bilde, Friedrich II. war der Kartoffelkönig und hat uns per Kartoffelbefehl diese Erdfrucht näher gebracht. Ansonsten: Siehe unten.
Das ist das Grab von Friedrich zwo. Endlich, nach einer Odyssee durch andere Grabstätten. Sein eigener Wunsch war es immer, hier begraben zu sein, neben seinen geliebten Hunden. Schließlich - aber das konnte er nicht wissen - war er auch in einem Sessel in seinem Schloss Sanssouci gestorben. Zunächst war er beigesetzt in der Potsdamer Garnisonkirche an der Seite seines Vaters Friedrich Wilhelm I. Im 2. Weltkrieg musste er umziehen nach Eiche, erstmal in einen Luftschutzbunker, dann in ein Bergwerk und schließlich ins Marburger Schloss, von dort dann auch noch in die hiesige Elisabethkirche 1947. Ich verstehe die Welt nicht mehr: Warum muss man im Chaos des letzten Weltkriegjahres einen seit langer Zeit Verstorbenen derart oft umziehen lassen ? Auf Wunsch eines Nachkommen - Louis Ferdinand von Preußen - zog Friedrich II. 1952 um in die Schlosskapelle vom Schloss Hohenzollern. Von Friedrich zwo und seinem Sarg dürfte gar nichts mehr übrig gewesen sein, als man ihn schlussendlich 1991 da verbuddelt hat, wo er von Anfang an sein wollte, neben seinen Hunden im Garten von Sanssouci. Und dann braucht man sich auch echt nicht mehr zu wundern, dass es in vielen Schlössern und Burgen angeblich "spukt", wenn man die Toten über Jahrhunderte so auf Reisen schickt...
Tja, was soll man dazu sagen ? Wenigstens gab es damals noch keine fiesen Tattoo´s, Ungestochen sieht es einfach schöner aus.
Sans souci: Heisst nichts anderes, als "ohne Sorgen" en francais, was damals die Sprache schlechthin war...
Das ganze grüne Zeug ist Wein, die können aber im Winter quasi in "Schränke" weggeschlossen werden. Klasse Idee.
Ich habe nicht genug Zeit, um mir alle Schlösser Potsdams anzusehen oder auch nur den gesamten Schlosspark von Sanssouci abzulatschen, geschweige denn die Innenstadt und die restlichen Sehenswürdigkeiten dieser Stadt anzusehen. Also muss ich wiederkommen, was ja auch kein Problem ist. Für den Nachmittag habe ich mir nämlich echt noch etwas anderes in Berlin vorgenommen: Eine Bootsfahrt auf der Spree.
Also fahre ich ab Schloss Sanssouci mit dem normalen Linienbus zum Bahnhof zurück, bekomme auf diese Weise doch noch ein paar Eindrücke von der Stadt (mega-hübsch) und entere wieder einen Zug gen Berlin Hauptbahnhof. Von dort sind es nur ein paar Schritte bis zu einem Anleger für Spree-Fahrten. Ab auf den Dampfer und los.
Ausblick auf die Waschmaschine - Bundeskanzleramt - und optische Erklärung, warum das Teil so genannt wird. Wie das Bullauge einer Waschmaschine eben.
Und hier endet auch meine Rio-Ersatz-Deutschlandtour und mein Berlin-Aufenthalt. Ich verbringe die letzte Nacht im Grimm´s Hotel, steige am nächsten Morgen sehr früh und ohne Frühstück in ein Taxi zum Berliner ZOB, erlebe dort den Mega-Wahnsinn rundum die noch relativ neue Fernbus-Geschichte, die den ZOB schon jetzt aus allen Nähten platzen lässt und besteige dann erstmals selbst einen solchen Fernbus namens Flixbus nach Flensburg. Für die Fahrt habe ich ganze 19,90 EUR bezahlt. Das ist echt unschlagbar, preistechnisch. Eine Bahnfahrt hätte mich wesentlich mehr gekostet und schneller wäre es auch nicht gewesen, weil ich per DB auf jeden Fall in Hamburg hätte umsteigen müssen mit Zeitverlust und schlimmstenfalls in Neumünster noch ein weiteres Mal mit weiterem Zeitverlust. Im Flixbus sitze ich sehr gemütlich, muss mich nicht selbst um die Verladung meines Gepäcks kümmern, habe die ganze Zeit kostenlos wifi und bin mit Stopps in Lübeck (30 Minuten), Bad Segeberg und Kiel innerhalb von knapp 6,5 Stunden in Flensburg zurück. Ab FL Hauptbahnhof greife ich mir ein Taxi nach Hause und dort sofort mein Auto, um zu meinem Daddy ins Pflegeheim zu fahren, wo auch meine Mom anzutreffen sein dürfte. Na, klar ist sie da. Der Plan für diese Tour ist echt ganz spontan zustande gekommen im Pflegeheim meines Vaters, weil Rio ja nun mal nicht klappte. Und genau hier geht die Reise auch zu Ende. Es freut mich, meinem demenz-kranken Daddy erste Fotos zeigen zu können und meine Begeisterung angesichts dieser Deutschlandreise kundtun zu dürfen.
Ja, echt. Es hat mir gefallen ! Urlaub in meinem Heimatland war klasse. Es war echt cool. Ich habe mal angefangen, mich mit vielen Dingen zu beschäftigen, habe gelesen und geschaut - und war rundum begeistert. D ist eine tolle Urlaubsdestination. Nur leider etwas kosten-intensiv, Indien ist billiger...
Egal: Die nächste Reise steht kurz bevor ! Wohin ? 3 x raten, bitte. RIO, was sonst ???
Aufbruch: | 15.08.2014 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 24.08.2014 |