Radl-Ferntour von Frankfurt am Main nach Neu-Ulm
3. Etappe 17.6.2015: Lauffen - Gammelshausen
Bevor es am Morgen des neuen Tages frisch gestärkt nach dem Frühstück von Lauffen aus wieder weiter am Neckar in Richtung Stuttgart entlang ging, eine interessante Anmerkung, die ich vom Hotel-Chef erfuhr:
Lauffen am Neckar erhält neben vielen anderen Abnehmern sein Trinkwasser vom Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung über eine lange Pipeline vom Bodenseegebiet her. Ganz schön beachtlich !
Nachdem am Vortag ab Eberbach entlang des Neckars der Weinbau schon gut ausgeprägt war, ging's ab Lauffen wieder so richtig los und es wollte bis nördlich von Ludwigsburg gar nicht mehr so recht enden.
Einfach eine herrliche Landschaft, die an einem vorüberzieht !
Die Streckenführung läßt sich auf einer Landkarte leicht nachverfolgen und ich möchte an dieser Stelle einige Durchgangsorte erwähnen, die von Lauffen bis Remseck am Neckar nacheinander folgen:
Kirchheim, Walheim, Besigheim, Hessigheim, Mundelsheim, Pleidelsheim, Freiberg, Marbach und Neckarweihingen.
In einer Beschreibung heißt es:
"Auf dieser Etappe dominiert der Weinbau und kaum ein sonnenbeschienener Berghang wird nicht von den Winzern bewirtschaftet."
Was für ein Glück, daß an diesem Tag auch die Sonne vorherrschte und mir, sowie auch den anderen Radlern und Wanderern einen besonderen Landschaftsgenuss bereitete.
Was auch aus Radler- und Wanderersicht ein besonders dickes Plus verdient, ist die bereits ab Eberbach sehr ruhige Verkehrsführung auf gut ausgebauten Feld- und Wirtschaftswegen fern des üblichen Verkehrs. Selten muss eine Nebenstraße benutzt werden.
Bin schon die Rheinstrecke von Bonn bis Bingerbrück und an der Mosel von Koblenz bis Trier geradelt. Diese Strecken sind natürlich landschaftlich auch toll, aber vom Zustand der Radelwege gesehen, hat die Rheinstrecke eindeutig die "Looserkarte" zu ertragen. Und an der Mosel geht's gehäuft neben den Straßen entlang, wenn auch der Radweg in einem viel besser befahrbaren Zustand ist.
Wer also besonders die relativ "pulsierende Hektik" des Mittelrheintals meiden möchte, dem sei von meiner Seite her der Neckarradweg bzw. die angrenzende Region ans Herz gelegt !
Südlich von Lauffen.
Noch sind die Weintrauben in etwa der Bildmitte unscheinbare grüne Knötchen, aber mit viel Entwicklungspotential in Bezug auf den Spezial-Ausdruck "Grad Oechsle"
Technischer Zwischeneinwurf:
Das Atomkraftwerk Neckarwestheim, von dem ein Reaktor noch in Betrieb ist. In der Mitte des recht niedrigen Kühlturms links sieht man etwas verdunstetes Kühlwasser als schmalen Wolkenschlauch austreten.
Als Radtourist, der in diesem Reisebericht verschiedene Landschaftszüge in Wort und Bild dem Landschaftsgenießer vorstellen will, verzichte ich bei diesem und dem nächsten Bild auf jegliche politische Wertung, sondern möchte diesen Gedenkstein mit dem vergrößerten Zitat am Fuße des Steillage-Weinbergs nur als kleinen Zwischenhalt der dreieinhalbtägigen Radtour darstellen. Gemeint ist das vorher gezeigte Atomkraftwerk in Neckarwestheim.
Vor dem Neckartor in Kirchheim. Gut 100 m weiter gab's trotz Begleitung von vier weiteren erfahrenen Fernradlern einen klassischen Verfahrer, da wir ein schlecht postiertes Radweg-Hinweisschild nicht bemerkten. Die Bemerkung einer der vier temporären Mitradler: "im Zweifelsfall geradeaus" war die Grundlage für einen kapitalen Zeitverlust von etwa fünf Minuten .
Kurz vor Hessigheim: Rose am Rebstock als Früh-Indikator für Mehltau, damit der Winzer diesen rechtzeitig bekämpfen kann.
Schleichwerbung hin, dasselbe nochmal her: Falls der Pannenteufel an der hoffentlich richtigen Stelle zuschlägt, sich kein Ersatz bzw. Flickzeug in der Packtasche befinden sollte oder dieser durch eine Pechsträhne aufgebraucht sein sollte und Geschäfte geschlossen sein sollten:
Dies war der einzige Schlauchautomat, dem ich direkt zwischen Frankfurt - Stuttgart - Neu-Ulm begegnet bin. Es gibt aber auch Smartphone-Apps, die einem den Weg zu diesen Spendern weisen können. Ich hatte übrigens zwei Reserveschläuche (Achtung, ausgleichende Schleichwerbung) der Marke mit einem Vogel, der gerne in Kuhställen nistet bzw. des Begriffs, der umgangssprachlich in etwa der vorausgegangenen Aktion eines nicht berechtigten Elfmeters entspricht...
Übrigens war ich die ganze Ferntour komplett pannenfrei. Weder die Kettenluft ging aus, noch gab es anderweitige technische Miesmacher !
Das wünsche ich auch meinen anderen Hobby-Kollegen, egal welche Entfernungen sie zurücklegen !!!
Schlussfazit zum Foto bzgl. der früheren Ware in diesen Automaten:
Kippen raus - Radlschläuche rein !!!!!!!!!!
Ein Fischreiher beim lobsamen Mäusefang auf einer Wiese vor Remseck. Er stand einige Zeit recht nahe bei mir am Radweg und ließ sich nicht so recht aus der Ruhe bringen. Erst kurz bevor ich die Foto-Funktion meines Handys aktivieren konnte, entfernte er sich gemächlich für einige Schrittlängen.
Unter dieser architektonisch gelungenen Radler- und Fußgängerbrücke mündet die Rems bei Remseck in den Neckar, der von der rechten Seite her fließt, hier aber unglücklich vom Schifffahrtszeichen und Gebüsch verdeckt ist.
Dieselbe Brückenkonstruktion führt hier über den Neckar und wird vom Brückenteil über die Rems nur durch die trennende Landzunge unterbrochen, auf der sich ein Restaurant befindet.
Da ich auf der anderen Seite des Neckar-Brückenteils nachsehen wollte, ob es dort für mich auch in Richtung Stuttgart - Bad Cannstatt weiterging, bin ich kurzerhand über die Brücke gefahren. Ich hätte zwar einen ungeplanten, regionalen Abkürzer über's Land in Richtung Plochingen nehmen können, kehrte aber wieder auf die linke Neckarseite zurück, da ich diesen nicht komplett verlassen wollte.
Etwas weiter neckaraufwärts, auf diesem Steg, näherte sich dann ein (leeres) Lastschiff mit einem originellen Namen.
Es handelt sich dabei um die "Bayerischer Wald", über die ich gerade beim Verfassen dieses Textes über eine Suchmaschine erfahre, daß man darauf mittels einer Gästewohnung auch als Privatperson mitfahren, also einen Spezial-Urlaub verbringen kann. Wär mal etwas anderes...
Und wer's immer noch nicht glauben will: ELVIS LEBT steht auf dem Hinweisschild am rechten Dachende des Hauses mit der speziellen Fassade...
Die große Eisenbahnbrücke bei S - Bad Cannstatt ist erreicht. Von links kommen die Züge aus Richtung Ulm, rechts ist es nicht mehr weit zum Hauptbahnhof Stuttgart. Eigentlich wäre mein Mindestziel erreicht und ich könnte meine Rückreise per Zug nach Hause antreten.
Aber bei dem Top-Radlwetter ziehe ich gerne die Tourverlängerungs-Option über die Schwäbische Alb und weiter nach Neu-Ulm aus der Tasche und WEITER GEHT'S !
In etwa auf Höhe des Cannstatter Wasen erscheinen zwei Schwimmer mit auffälligen Anhängseln. Ein anderer Radler, den ich nach dem speziellen Bewandtnis frage, weiß, daß es sich um die zwei Neckarschwimmer handelt, über die seit Tagen groß in der Presse berichtet wird. Diese wollen den Neckar von der Quelle bei Villingen-Schwenningen (besser gesagt, von wo man drin schwimmen kann) bis zur Mündung in den Rhein bei Mannheim kraulend abschwimmen.
Nach 15 Tagen und fast 300 km den Neckar entlangkraulend haben die beiden, wie ich gerade im Internet recherchiere, die Neckarmündung in den Rhein bei Mannheim erreicht. GRATULATION und einen RIESEN RESPEKT !!!!!
und die Daimler Konzernzentrale mit Werk Untertürkheim. Dort und in obigem Museum hatte ich vor wenigen Jahren schon mal eine Führung.
Prädikat "Höchstinteressant"
Zurück am Neckar-Radweg ging es einige Zeit lang direkt an den ausgedehnten Produktionsanlagen der Marke mit dem Stern entlang.
Auf dem Werksgelände ein schmucker alter Benz, der einer Fremdfirma gehörte. Mit vier Ringen oder einem weiß-blauen Rotor auf dem Kühlergrill wären die Aufträge vom Stern bestenfalls dünn gesät. Aber so dürfte man gute Karten im Vergabepoker haben...
Für diesen Tag war es das letzte Foto, da ich bis auf Höhe von Plochingen unter der Führung eines E-Bikers, der bei Daimler beschäftigt ist und auf dem täglichen Heimweg nach Kirchheim unter Teck war, nachstrampelte. Allerdings nicht mehr am Radweg, sondern direkt südlich der starkbefahrenen B 10 auf ruhigen Landstraßenstücken auf denen man rasch vorwärts kam. Den Aussagen des E-Bikers nach wäre der Radweg sehr holprig und viel von Radlern befahren, so daß diese Variante viel hinderlicher am Vorankommen gewesen wäre und mindestens 20 Minuten Zeit gekostet hätte. Aber bei meiner einmaligen Tour hätten diese 20 Minuten normal keine große Rolle gespielt. Denk ich mal.
Und nach dem schnellen Teilstück bin ich leider, wie in früheren Zeiten, fotografierfaul geworden, obwohl ich bis zur späteren Unterkunft noch gut 32 km zu radeln hatte und in der Erinnerung zurückblickend noch mehrere Motive vorhanden gewesen wären.
Ab Wernau, gleich südlich von Plochingen, wo sich die Wege des rasanten E-Bikers und mir trennten, wollte ich südlich des Filstales bis maximal Bad Überkingen radeln. Allerdings schien mir dies für diesen Tag dann doch zeitlich etwas zu knapp und mittels einer Auskunft über Gasthöfe wurde mir bereits in der Ortschaft Heiningen ein solcher in Schlat empfohlen. Allerdings war dieser wie gehabt bereits ausgebucht, jedoch übermittelte man mir von dort am Telefon die Nummer einer Pizzeria mit Fremdenzimmern in Gammelshausen, der südlichen Nachbarortschaft von Heiningen in ca. 3 km Entfernung. Dort war noch ein (frisch renoviertes) Zimmer frei, das ich nicht gerade ungerne für mich buchte. War noch amüsant, da ich anstatt der direkten Landstraßenverbindung einen kleinen Umweg über Wirtschaftswege fuhr, nicht aufpasste und in der direkt daneben liegenden Ortschaft Dürnau (das Ortsschild war mir nicht aufgefallen) in der gleichlautenden Straße, in der es die entsprechende Hausnummer jedoch nicht gab, nach der Pizzeria suchte. Auf Nachfrage bei einem Anwohner konnte dieses Problem aber umgehend behoben werden.
Aufbruch: | 15.06.2015 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 18.06.2015 |