Die letzte Reise der Beluga

Reisezeit: März / April 2015  |  von Doris Sutter

Die Donau

Nur noch 2203 km trennen uns von unserem Ziel Galati in Rumänien. Unser erster Weg in der Donau führt uns in die Marina Saal. Der tolle Hafen mit jedem Service, super freundlichem und hilfsbereiten Personal, einschl. Neu- und Gebrauchtboot-Verkauf, hat seinen Preis. Hier bunkern wir Diesel und Wasser und gönnen uns eine superleckere Pizza beim Italiener im Hafen. Jetzt sind wir für unsere lange Donau-Tour gerüstet.
Morgens ist das Boot wieder weiß überzuckert. Deshalb müssen wir unsere Abfahrt verschieben. Beim Ausfahren aus dem Hafen treffen wir schon wieder auf einen Kreuzfahrer. Der einzige Vorteil, wenn wir hinter ihm herfahren, ist, dass er flott unterwegs ist und immer sofort geschleust wird. Beim Einfahren in die Schleuse Abbach braucht er dann genau 20 Minuten. Ich hab auf die Uhr geschaut. In der Schleuse drückt er sich mit einer Schraube an die Mauer, weil sie mit ihren viereckigen Schuhkartons nirgends festbinden wollen oder können. Da es abwärts geht ist das kein Problem für uns. Müssten wir mit der Kammer hoch, gäbe es schon wieder Gezerre. In Regensburg bleibt er in Oberwasser liegen und wir werden alleine zu Tal geschleust. Glück gehabt.
Die Stadt Regensburg ist nur gut zu erreichen, wenn man in den Donau-Südarm einfährt und dort anlegen kann. Auf jeden Fall ist die Stadt einen Besuch wert.
Unterhalb Regensburg weicht der Schwäbische Jura zurück und die Ausläufer des Bayrischen Waldes rücken näher an den Strom.

Walhalla

Walhalla

die Befreiungshalle

die Befreiungshalle

Herrlicher Sonnenschein begleitet unsere weitere Fahrt an der Walhalla vorbei. Wie hingetupfte bunte Punkte ist das Monument von Kiebitzen belagert, die auf einen unverhüllten Blick auf die angekündigte Sonnenfinsternis hoffen. Wir bekommen leider nicht wirklich was davon mit und sind froh um jeden Sonnenstrahl, der uns trifft. Hinter zwei Frachtschiffen schippern wir, für unseren Geschmack viel zu gemütlich, von Schleuse zu Schleuse. In Deggendorf nehmen wir den Schutzhafen für die Nacht. Auch hier sind alle Stege abgebaut und wir sind froh, dass an einem Hausboot einige kleine Ringe sind, an denen wir die Taue befestigen können.

Morgens ist sogar unser Häuschen auf dem Steuerstand total vereist. Aber immerhin lacht wieder die Sonne. Obwohl die Donau sehr breit ist, ist das Fahrwasser ziemlich schmal. PC-Navigo , das Navi-Programm für den Laptop, tut uns sehr gute Dienste. Das war eine hervorragende Anschaffung.
Es kommen uns viele Frachter entgegen, auch ein Arosa-Schiff und das erste Muflon. Muflons sind riesige Schubschiffe, die ich bis jetzt nur hier an der Donau gesehen habe. Je weiter man Richtung Ukraine kommt, desto riesenhafter werden sie. Oftmals sind sie dann mit 12 Leichtern unterwegs. Schleuse Kachlet lässt uns alleine in die Kammer. Und schon sind wir in Passau. Wer diese Stadt nicht kennt, hat was verpennt. Wunderschöne Innenstadt, herrliche Kirchen, die Festung auf der gegenüberliegenden Uferseite, das ganze Panorama mit der weißen Flotte am Kai, einmalig. Aber was uns zum Klatschen bringt, ist der Stadt-Fuchs. So nennt sich hier der Stadtführer. Dieser Mann ist einfach genial. Ob als Nachtwächter verkleidet, oder in den Kostümen der Epochen von denen er erzählt, als Ritter, Edelmann, Graf oder Fürst. Man kann ihn mieten, wenn man z.B. eine Gesellschaft auf der Festung oder in einer Burg oder einem Schloss in der Umgebung hat. Dann erzählt er anschaulich von der Geschichte und bezieht auch das Publikum mit ein. Ruckzuck wird man da zum Kaiser, Knappen oder Henker. Ich könnte ihm stundenlang zuhören.

Passau

Passau

Jochenstein ziert sich ein bisschen, er weiß nicht, wann das mit uns weitergeht. Was solls, ich haue meine Bratkartoffeln in die Pfanne. Als wir uns gerade an den Tisch setzen zum Essen, kommt der Ruf über Lautsprecher, er schleust uns alleine. Den Jochenstein mit seinem Kapellchen und – ich nehme an, dass er es ist, dem Nepomuk darauf fotografiere ich von allen Seiten. Am Grunde des Felsen hat Isa, die Schwester der Loreley, ihr Nixenschloss und warnt die Schiffer bei Nebel. Leider glänzt sie durch Abwesenheit. Schade.

der Jochenstein

der Jochenstein

es geht durch Österreich

Wir sind jetzt in Österreich. Um genau zu sein, in Oberösterreich.
Ich bin mal gespannt, ob sie sich mit den Schleusen genauso aufführen, wie die Asfinag auf der Straße. Wenigstens schicken sie uns auf dem Wasser keine Rechnung nach. (hoffe ich)
Hier beginnt das „Passauer Tal“ der Gebirgsdurchbruch der Donau. Die Fahrt ist nicht besonders spannend. Rechts und links Wald und steile Berge. Wäre natürlich wunderschön, hätten wir Frühling und alles wäre grün, doch so sieht man nur kahle braune Hänge. Die Donau macht hier einige wilde Schlingen. Die Krönung ist natürlich die Schlögener Schlinge, ähnlich der Mosel- oder Saarschleife.
Obwohl die Schleuserei ganz leidlich geht, schaffen wir unser Ziel Linz heute nicht mehr. Wir legen in Ottensheim an einem ehemaligen Arbeitsboot an, das hier von der Gemeinde stationiert ist, extra für Sportboote. Spätabends rauscht ein Kreuzfahrer in voller Marschfahrt an uns vorbei, dass wir ernsthafte Bedenken haben, dass unsere Taue reißen. Und irgendwann spät in der Nacht das gleiche Spiel. Als wir vor 1o Jahren auf unserer Donau-Reise in Calafat am Wasser-Tanksteiger anlegen wollten, war der nur noch verbogenes Blech. Das machen die Hotelschiffe, wenn sie nachts hier vorbeifahren, wurden wir aufgeklärt. Ich glaube die Schiffsführer der Personenschifffahrt machen extra Kurse in Rücksichtlosigkeit. Manfred hat ihn über Funk sehr deutlich aufgeklärt, was er von solchem Verhalten hält. Allerdings kann ich es nicht wiederholen, da nicht jugendfrei.
Bei Ottensheim beginnt ein neuer Donaudurchbruch, die Linzer Pforte. Wir gehen abends mit Regen schlafen und wachen morgens mit Regen auf. Als ein alter Bekannter, die „Valentina“ an uns vorbeifährt, werfen wir die Leinen los und fahren hinterher. Leider legt er eine dreiviertel Stunde später an um zu tanken. Dass wir nicht nach Linz gefahren sind, war ein Glück für uns. Der Winterhafen liegt so voller Hotelschiffe, dass man ihn trockenen Fußes überqueren könnte. Und weiter am Ufer liegen sie gar in Zweierreihen. (Ein Torpedo und es wäre Ordnung auf dem Bach. Wenigsten für eine Weile.)

ich musste noch schnell ein paar Erinnerungsfotos machen.... wir werden dich so vermissen.

ich musste noch schnell ein paar Erinnerungsfotos machen.... wir werden dich so vermissen.

Unsere Heizung macht Probleme. Hoffentlich kann Manfred sie wieder in Gang setzen, sonst sehen wir kühler Morgentoilette entgegen. Wenn wir fahren übernimmt ja ein Motor das Aufheizen der Radiatoren, aber im Stand und nachts brauchen wir die Heizung.
Durch die vielen Staustufen und das niedrige Wasser hat die Donau kaum Strömung. Schade, wir hatten uns ein bisschen „Rückenwind“ erhofft. Jede dieser Schleusen hat ca. 10 m Fallhöhe , da kann man sich vorstellen, wie die Donau hier durchgerauscht ist, als sie noch nicht aufgestaut war. Ein echter Wildbach. An jeder Staustufe ist heute ein Kraftwerk. Alleine das Kraftwerk Linz z.B. bringt jährlich mehr als 1000 Millionen Kilowatt Strom. Linz liegt 250 m über dem Meer, die müssen wir noch runter. Eines muss man den Ösis lassen, und ich denke es muss auch mal gesagt werden: die Schwimmpoller in ihren Schleusen laufen im wahrsten Sinne des Wortes wie geschmiert. Kein Jammern, kein Quietschen oder Kreischen, kein Gewackel oder Geschepper. Sie laufen butterweich und völlig geräuschlos.
Ach ja, noch was Gutes. Sie haben eine tolle Küche. Die k. und k.-Küche. K. und k. steht für die kaiserliche und königliche Herrschaft der Habsburger über Österreich-Ungarn bis 1918. Insbesondere böhmische und ungarische Einflüsse fanden den Weg nach Wien. Sie sind noch heute in Gerichten wie Gulasch, Buchteln oder Palatschinken erkennbar. Während Kaiser Franz-Joseph selbst kein großer Esser war, wurden unter seiner Herrschaft bei Gala-Diners bis zu zwölf Gänge serviert. Für jeden Gast wurden 250 Gramm Konfekt eingeplant. Dieser verschwand meist in den Geheimtaschen der weiten Röcke. Franz-Joseph wurden zahlreiche Speisen gewidmet. So kann man in Österreich auch heute noch Kaiserschmarrn, Kaiserknödel, Kaiserschnitzel oder Kaiserstollen essen. Überhaupt sind süße Mehlspeisen typisch für Österreich. Die Liste der stets warm zubereiteten Mehlspeisen ist lang und umfasst Spezialitäten wie Palatschinken, süße Knödel, Schmarrn, Tascherl, Buchteln oder Pofesel. Auch die Kombinationsmöglichkeiten sind unerschöpflich. Knödel werden gerne mit frischen Früchten wie Zwetschgen oder Marillen gefüllt. Serviert werden die Köstlichkeiten mit Zimt, Vanillesauce, Powidl (Pflaumenmus) oder Schlagobers (Schlagsahne). Salzburger Nockerln, nicht vergessen. Wer Süßes liebt, wie ich, ist in Österreich richtig.
Während ich mich in der Kombüse ums Mittagessen kümmere, fährt mein Skipper sang- und klanglos durch den Strudengau. Als ich ihn anmeckere, dass ich ja wohl ein paar Fotos machen wollte, zuckt er die Schulter. „Nimm doch die vom letzten Mal, bei dem diesigen Wetter gibt ‘s doch eh keine vernünftigen Fotos.“ Dieses Boot bleibt die Hölle für die Crew!!!
Wegen des Problems mit unserer Heizung legen wir heute zeitig im Hafen Emmersdorf an .

Schleuse Melk

Schleuse Melk

Ab Melk windet sich die Donau 30 km lang durch das wald- und rebenreiche Engtal der Wachau. Weil die Steganlage hier verschlossen ist, gibt’s auch kein Marillenschnapserl für uns. Wir müssen uns anderweitig wärmen. Leider ist Manfred Reparaturversuch an der Heizung nicht von Erfolg gekrönt. Wir lassen das Aggregat laufen und behelfen uns mehr schlecht als recht mit dem Heizöfchen. Tagsüber wärmen wir die Heizkörper mit dem Motor und zusätzlich kann noch ein Gebläse laufen. Aber das Schiff kühlt natürlich recht schnell aus, wenn man bei stehenden Motoren nicht nachheizen kann.

Es ist nicht nur die senile Bettflucht, die Manfred ziemlich früh aus der Koje kriechen lässt. Als ein Feuerball neben Stift Melk hochsteigt, werfen wir die Leinen los. 58 km liegen zwischen der Schleuse Melk und der nächsten, Altenwörth. Unreguliert ist die Donau hier ganz flott unterwegs und auch wir bekommen ein wenig Schub. Wunderschön das Tal der Wachau, zauberhaft die Schlösser, Burgen und die kleinen Orte, die sich ans Ufer schmiegen. Schönbühel, majestätisch auf einem Feld, davor Felsen im Wasser, ähnlich der Pfalz bei Kaub am Rhein. Die Teufelsmauer am linken Ufer, St. Michael am rechten Ufer, ein Felsrutsch, ganz frisch, der einem einen Schauer über den Rücken jagt, dann Dürnstein mit der blauen Kirche, ein Traum und außerdem das bekannteste Weinbaugebiet der Wachau. Prompt liegt auch ein Hotelschiff davor. Stift Göttweig, Krems, die Sehenswürdigkeiten reihen sich wie Perlen an einer Schnur am Ufer entlang.

Felsabbruch

Felsabbruch

das erste Mufflon

das erste Mufflon

die blaue Kirche von Dürnstein

die blaue Kirche von Dürnstein

wir kommen nach Wien

wir kommen nach Wien

das Boot der Uni Wien

das Boot der Uni Wien

Unterhalb Krems/Stein greift die Aufstauung von Altenwörth und die Donau wird wieder breit wie ein See und nix mehr ist mit Strömung. 16 m Fallhöhe hat Altenwörth, 14 m die Schleuse Greifenstein. Das Kraftwerk hat eine Jahresleistung von 1720 Millionen Kilowatt.
Leider ist von Wien nicht wirklich viel zu sehen. Am Praterkai stehen nur Hoch- und Geschäftshäuser und natürlich Kreuzfahrer. Von der Altstadt kann man nur etwas sehen, wenn man den Donau-Kanal nimmt. Und der ist mehr oder weniger Einbahnstraße . Die Schleuse Nussdorf schleust nur zu Berg. Und befahren ist auch nur von April bis September erlaubt. Schade.
Die Kommunikation mit der Marina Wien läuft wie geschmiert. Abends schicke ich dem Betreiber, Herrn Gundacker, eine sms, dass wir morgen ankommen. Morgens telefonieren wir und ich bitte ihn, dass er uns einen zusätzlichen Heizlüfter besorgt. 90 Minuten vor Ankunft schicke ich wieder eine sms und als wir kommen steht bereits der Tankwart am Steiger und erwartet uns. Auch das ersehnte Lüfterchen ist schon bereit. Klasse! Danke Herr Gundacker. Ein Profi bleibt ein Profi.

von diesem Flussarm ist wirklich nicht viel von Wien zu sehen

von diesem Flussarm ist wirklich nicht viel von Wien zu sehen

es geht weiter durch die Slowakei

Weils noch früh am Tag ist, schippern wir weiter. Die Schleuse Freudenau ist unsere letzte Schleuse in Österreich. Jetzt haben wir freie Fahrt bis Bratislava, denn auch in der Slowakei sind die Grenzformalitäten weggefallen.
Die Donau läuft hier erstaunlich schnell und wir sind entsprechend flott unterwegs. Schon von weitem sieht man den Burgfelsen von Theben mit seiner riesigen Ruine. Und gleich daneben die ehemalige Zollstation Devin mit ihrem Leuchttürmchen.
Bratislava, das ehemals deutsche Pressburg, hat sich in den letzten Jahren sehr stark verändert. Neue Brücken, neue Hochhäuser und überall wird immer noch gebaut. Bratislava blüht dank der Gelder der EU. Es gab sogar mal Pläne für einen Donau-Oder-Kanal, die reichen aber schon sehr lange zurück und sind auch schon sehr lange auf Eis gelegt. Schade, das wäre eine Reise, die wir garantiert auch gemacht hätten.

Theben

Theben

ehemalige Zollstation Devin

ehemalige Zollstation Devin

Wir schleichen uns in den Altarm um einen Nachtplatz zu finden. Ehemals war hier Milan’s Treff, eine Institution für alle Donau-Fahrer, doch Stege und Ponton wurden schon vor drei Jahren verkauft und gehören jetzt einem privaten Club. Gegenüber ist immer noch die Anlage von Dodo. Er ist seit 4 Jahren tot. Seine Frau Eli kümmert sich um alles. Wie lange noch, das wusste sie nicht zu sagen. Aus den ehemals armseligen Hüttchen, die das Ärmchen bevölkerten wurden teilweise sehr elegante Datschen. Wir sind schwer beeindruckt.

Vor uns liegen der Gabcikovo-Kanal und die Schleuse mit ihren gigantischen Ausmaßen. 275x34x20 m Hub. Die Donau plätschert unsichtbar neben uns her, denn der Kanal ähnelt hier einem See. Gefährliche Wellen bilden sich bei Sturm, selbst bei dem derzeit strammen Ostwind, der von einem Sturm noch weit entfernt ist, springen uns 1 m hohe Wellen entgegen. Beluga schneidet sie wie Butter. An der Schleuse werden wir Aufenthalt haben, entnehmen wir dem Funk. Es werden Taucherarbeiten durchgeführt. Und tatsächlich, mit 2 Stunden sollen wir rechnen, erklärt uns der Schleusenchef. In sehr guten Deutsch übrigens.
Wir sollen so lange an die rechte Mauer liegen. Kaum sind wir fest, kommen zwei Herren um unsere Papiere zu kontrollieren. Sie habens sehr wichtig. Zulassung, Schiffsbrief, Führerschein, Versicherung. Und dann werden wir nachdrücklich aufgeklärt, dass wir uns viel zu spät angemeldet hätten. Bei km 18 hätten wir die Schleuse schon rufen müssen. Es könnten ja gefährliche Wellen entstanden sein, dann hätten wir nicht fahren dürfen, bla,bla bla…. Als wären wir blind. Wir müssen hoch und heilig versprechen, dass wir uns beim nächsten Mal unbedingt bei km 18 melden müssen. Allerdings steht weder was im Donau-Handbuch, noch in den Karten von Verbergh, noch gibt es eine Hinweis-Tafel an Land. Anscheinend müssen die Skipper und Schiffsführer hier auch Hellseher sein.

Circa 170 km fließt die Donau durch die Slowakei. Kaum jemand weiß, dass die Slowaken nicht nur erfolgreich unsere Autos bauen, sondern auch als Weinerzeuger ganz erfolgreich sind.
Es gibt verschiedene Qualitätsmerkmale für slowakische Weine garantierten Ursprungs:
„Mladé víno“. Der Wein muss vor Ablauf des Kalenderjahres, in dem die Trauben geerntet wurden, in Flaschen abgefüllt werden. Der Verkauf des Weins ist ab dem ersten Montag im November desselben Erntejahres gestattet.
„Archívne víno“ Der Wein ist nach der Ernte mindestens drei Jahre lang gereift.
„Panenská úroda“ Die Trauben stammen aus der ersten Ernte einer Rebfläche. Die erste Ernte ist diejenige des dritten oder spätestens vierten Jahres nach dem Anpflanzen.
Wir warten auf ein deutsches Frachtschiff und dann geht’s abwärts wie die Feuerwehr. Unten warten bereits ein Koppelverband, zwei Frachtschiffe und… natürlich ein Hotelschiff. Ich gebe es zu, wir sind ein bisschen gehässig und gönnen dem Kreuzfahrer, dass er als allerletzter in die Schleuse darf, obwohl er bretzelbreit vor der Ausfahrt liegt. Es gibt halt doch noch eine Gerechtigkeit.

Festung Komarom

Festung Komarom

durch Ungarn

Noch 8 km Kanal sind zu bewältigen, dann treffen wir wieder auf die Donau. Ab sofort ist das rechte Ufer bereits ungarisch. Früher musste man in Kamárno auf der slowakischen Seite ausklarieren und gegenüber in Komárom auf der ungarischen Seite einklarieren. Dieser Papierkrieg bleibt uns heute erspart. Leider gibt es in den Schwesterstädten keinen vernünftigen Anlandeplatz für uns. Komarom ist uns wohl bekannt. Hier waren wir schon mit dem Wohnmobil in einem Thermalbad mit stark schwefelhaltigem Wasser, dem wahre Wunderkräfte zugeschrieben werden. Tatsache ist, dass es Manfreds Gelenken monatelang zu Schmerzfreiheit verhilft. Allerdings gibt es schönere und gepflegtere Bäder, die genauso gutes Thermalwasser haben.
Gerne hätten wir hier in einem der großen Tesco-Supermärkte eingekauft, doch ohne passenden Liegeplatz ziehen wir weiter. Unspektakulär ist die Fahrt. Der Fluss ist breit, die Fahrrinne mäandert darin und ist teilweise so schmal, dass sich zwei Schiffe nicht begegnen dürfen.

es geht nach Esztergom

es geht nach Esztergom

Ich freue mich sehr auf Esztergom und den erhabenen Anblick seiner prachtvollen Kirche, eine kleine Ausgabe des Petersdoms. Bei seiner Einweihung dirigierte Franz Liszt seine „Graner“ Messe. Gran ist der ursprüngliche (deutsche) Name von Esztergom.
In Esztergom ist unsere Milchstraße entstanden. Als im 9.Jh. Großfürst Arpad die ungarischen Stämme geeint nach Ungarn führte, bildete der Staub seiner Pferde unsere Milchstraße.
Unterhalb des Doms schleichen wir uns wie auf unserer ersten Reise in den kleinen Seitenarm zur Steganlage von Attila. Er ist sogar vor Ort und freut sich richtig uns zu sehen. Wir wären das erste Boot in diesem Jahr. Und noch bevor wir richtig belegt haben, klappert er schon mit Steckdose und Torschlüssel.
Es ist noch früh genug um auch etwas für unser leibliches Wohl zu tun. Die ungarische Küche hat weit mehr zu bieten als die allgegenwärtige Paprika. Historisch basiert sie auf der traditionellen bäuerlichen Küche und der Magnatenküche des ungarischen Hochadels. Eine eigentliche bürgerliche Küche hat sich, wie in ganz Osteuropa, erst ab dem 19. Jahrhundert entwickelt. Ungarn besitzt seit alters her hochwertige Weinanbaugebiete mit so bekannten Produkten wie dem Tokajer, Erlauer Stierblut und Erlauer Mädchen. Wunderbar sind die Schnäpse, allen voran der Barackpálinka oder, wer ganz hart im Nehmen ist, der versucht den Zwack Unicum. Apropos Schnaps. Jeder Ungarn dar f seinen eigenen Schnaps brennen. Ich kenne keinen, der es nicht tut. Und jeder hat natürlich den Besten. Fusel, dass sich die Zehennägel krümmen. Im Baumarkt oder Supermarkt kann man Destillen kaufen, voll aus Kupfer. Sie sind so schön, dass ich gerne eine mitgenommen hätte, aber mein ewig gesetzestreuer Skipper war nicht dazu zu bewegen. Er wollte sich nicht auf einen Ringkampf mit Zoll und Fiskus einlassen. Dabei wäre sie ja nur optisches Lustobjekt für mich.
Was gibt’s noch, außer Suff? Leckere Süßspeisen, wie Palatschinken, Strudel und Pogatschen oder Schomlauer Nockerln (ung. „Somlói Galuska“ aus Somló), Biskuitstücke mit Rum, Rosinen, Schokosoße, Nüssen und Schlagsahne. Und wer kennt nicht die ungarische Salami, Debreziner oder Kolbász. Gulasch, unter gulyás verstehen die Ungarn allerdings eine „Gulaschsuppe“, „Bográcsgulyás“, die „Urform“, des Kesselgulasch, oder Pörkölt, es ist von der Konsistenz her dem deutschen Gulasch vergleichbar, geschmacklich deutlich anders. Und Hähnchenbekommt man in allen Variationen. Fisch gibt’s eigentlich überall und sehr oft komplett frittiert. Wie bei uns der Döner oder die Curry-Wurst, gibt es in Ungarn Stände mit „Langos“. Das sind frittierte Teigfladen, die mit Sauerrahm und/oder Käse, oder süß mit Zucker und Zimt verzehrt werden. Einfach köstlich und fettig. Wenn wir im Heilbad sind, gehen wir regelmäßig sonntags in eine Czarda und lassen uns mit so üppigem Buffet, dass man nicht mal ein Häppchen von jedem Gericht probieren kann, verwöhnen. Selten zahlen wir mehr als 5 Euro pro Person.

In Esztergom sind wir nur noch 97 m über dem Meer. Hier beginnt eine wunderbare Durchbruchstrecke, das Donauknie, die ungarische Wachau. Jetzt wird die Fahrt wieder abwechslungsreicher. Die Hänge sind teilweise bebaut, Villen, Herrschaftshäuser, Wochenendhäuser und Burgen, kleine Orte, Visegrád und kurz danach die Andreasinsel. Hier zweigt der Arm nach Szentendre ab. Aus dem ehemaligen multikulturellen Künstlerdorf ist heute eine Hochburg des Tourismus geworden, Außer Kirchen, Galerien und Museen findet man hier alles an Folklore und aufgefädelten Chili und Paprika. Und Touristen, Touristen, Touristen und Nepp natürlich.
Vác, das ehemalige Waitzen, hier wurde die erste ungarische Eisenbahn zwischen Budapest und Vác eröffnet. Schon liegt vor uns die Wasserteilungstonne vor der Margerethen Insel.

Budapest, die Königin der Donau liegt, im Gegensatz zu Wien, wirklich an der Donau, bzw. die Donau fließt mitten durch das Herz der Stadt. Es ist faszinierend. Eigentlich nur vergleichbar mit einer Fahrt durch Paris.
Budapest ist auch berühmt für seine Thermal-und Heilquellen und Wellness-Tempel. Und außerdem sind die Ungarn hervorragende Zahnärzte. Wir haben Freunde, die lassen sich nur in Ungarn die Zähne richten, zu einem Spotpreis gegenüber uns. In fast jeder größeren Stadt sind Zahnkliniken und auch die niedergelassenen Zahnärzte haben richtig was los.

Jachthafen Budapest

Jachthafen Budapest

Nach Budapest taucht die Donau ein in die große ungarische Tiefebene. Für uns bedeutet das, bewaldete Ufer mit Steinschüttung oder Sandstrand, ab und an eine Kies- oder Maisverladestation, ellenlange Sandbänke bevölkert von Kormoranen, sie sind hier genauso eine Plage wie bei uns die überhandnehmenden Graugänse. Ein breiter, träger Strom und wenige Ansiedlungen. Dann ein Dorf, das sich bestimmt einen Kilometer lang am Fluss entlangzieht.
In Budapest beginnt der Ráckeve-Arm und läuft 57 km durch ein landschaftlich sehr reizvolles Gebiet. Hier mündet er wieder in die Donau, verschlossen durch eine Schleuse. Wer Zeit zum Bummeln hat, macht einen schöner Umweg.
Um 15 Uhr wird aus dem stammen Ostwind ein Starkwind, knapp vor dem Sturm. Unser Verdeck flappert wie ein alter Kuhschwanz und muss einen Härtetest bestehen. Wie jeden Tag wird es ab 16 Uhr ungemütlich und diesig. Eigentlich wollten wir heute ankern, doch das können wir uns wohl abschminken. Wir brauchen einen Nachtplatz an dem wir gut vertäut liegen können. Damit ist es hier nicht weit her. In Páks fragen wir den Fährmann und bekommen prompt die Erlaubnis an einem offiziellen Steiger anzulegen. Gegen Bares natürlich. 25 Euro werden wir dieses Mal gerne los. Ein guter Platz und sogar Strom.

Obwohl es abends noch regnet, scheinen wir heute mit Sonne rechnen zu können. Es ist klar und nur leicht bewölk. Doch leider kann man sich heute nicht mal mehr auf die Sonne verlassen. Kaum aufgegangen, zieht sie einen Wolkenvorhang über sich und es beginnt zu tröpfeln. Wir starten jeden Morgen früher, heute gings schon vor dem Frühstück los. Muss das sein? Sind wir auf der Flucht? Ich denke schon, wahrscheinlich flüchtet mein Skipper vor dem Abschied, den er nicht hinausziehen, sondern so schnell wie möglich hinter sich bringen will. Aber ein aufgebackenes Brötchen und ein Tässchen Tee hätte es schon noch Zeit. Doch wer fragt schon die Crew.
Heute erreichen wir die Grenze zu Serbien, das erste Land in dem wir einklarieren müssen. Auf unserer ersten Donau-Reise haben wir hier 6 Stunden warten müssen, bis wir endlich abgefertigt wurden. Mal gespannt, wie das heuer sein wird.
Zu unserer Rechten zweigt der Sio-Kanal ab. Er darf heute auch von Ausländern befahren werden und führt direkt in den Balaton.
Ein wunderschönes Wassersportgebiet sind die Altarme um Baja. Hier könnte man wirklich einige Tage Pause einlegen. Unterwegs kommt uns ein schwimmendes Fußballfeld entgegen. Vier Leichter nebeneinander, zwei hintereinander und ein Schuber, so groß wie ein Passagierboot.

raus aus der EU

In Mohács erscheint am rechten Ufer ein sehr formell aussehender Bau mit Fahnen davor. Noch lange nicht der Zollsteiger, der in der Karte ausgewiesen ist. Manfred beäugt das Ganze mit dem Fernglas. Dann entschließt er sich zu wenden und gegen den Strom hier mal anzulegen und zu fragen. Doch bevor er noch die Kurve einleitet erschallt ein Hubsignal. Aha, also doch hier ausklarieren. Wir wollen die EU verlassen und da führt kein Weg an den Behörden vorbei. Eine Stunde ist Manfred weg, verschiedene Ämter sind von Nöten, einschl. ein Arzt, dem zu bestätigen ist, dass wir die Pest, die Cholera oder Schwarzen Pocken nicht ausführen… und natürlich dass wir keine Tiere an Bord haben.
In der Schlacht von Mohács im Jahre 1526 verloren die Ungarn gegen die Türken und die türkische Besatzungszeit begann. Erst 1687 wurde das türkische Heer hier vernichtend geschlagen. So kann man behaupten, dass die Herrschaft der Türken und die Herrschaft der Habsburger über Ungarn hier endete.
Und auch für uns endet die Fahrt durch Euro-Land in Mohács, mit einem Haufen Papierkrieg und fünf hochoffiziellen Herren in Uniform, die zwar auf den Ponton kommen, aber Beluga nur von außen begutachten.

Zollsteiger Mohacs

Zollsteiger Mohacs

rein nach Serbien

25 km später erreichen wir Bezdan. Unser Einklarierungsort in Serbien. Es versteht sich von selbst, dass an dem alten Steiger ein Frachter hängt. Auf der Innenseite des Pontons liegt das Versetzboot Erika. Und neben der Barkasse sind vielleicht noch 10 m Platz bis zum Ufer. Die Haare stellen sich mir im Genick, als Manfred nach dem Echolot verlangt und Beluga neben die Erika rangiert. Erstaunlicherweise hat es aber Wasser genug. Ich marschiere zum Hafenamt, auf alle Unbilden gefasst. Immer noch knicken die einzelnen Stufen der Treppe nach hinten weg. Da hat sich gar nix verändert. Doch in dem Gebäude hat sich viel getan. Alles ist frisch gestrichen. Jeder einzelne Raum in einer anderen Farbe. Und was für Farben. Giftgrün, grellorange, aufdringlich pink, mir flimmert vor Augen. Der Hafenkapitän ist ein sehr netter, ruhiger Vertreter, mit ganz vielen Streifen am Sakko. Er spricht ein bisschen englisch. Dann kommt ein junger Mann, stellt sich als Agent vor, kassiert 70 Euro und verschwindet. Derweil muss der Chef neue Crewlisten tippen und andere Listen ausfüllen. Insgesamt 16 Blätter druckt er aus. Jeder Satz, auch den, den ich erhalte, hat 4 Blätter, hochoffiziell abgestempelt und von ihm und mir unterschrieben. Im Einfingersuchsystem dauert das zwar ein bisschen, aber trotzdem dauert Einklarieren in Serbien heute nicht so lange, wie raus aus der EU. Und als hätten wir uns das redlich verdient, lacht die Sonne und es ist frühlingshaft warm. Er hätte mal zwei Monate in Deutschland gearbeitet, erzählt mir der Chef, da wäre er fast erfroren. Dann begleitet er mich ans Boot und verabschiedet sich mit dem Wunsch, dass wir im nächsten Jahr wieder kommen.

Apatin mit seiner wundervollen orthodoxen Kirche direkt am Ufer ist für lange Zeit die einzige Ansiedlung auf serbischer Seite. Unter Maria Theresia war Apatin eine rein deutsche Siedlung. Was jetzt folgt, sind Sandinseln mit Auwald und Buhnen. Dass die Donau hier nicht immer so zahm ist, wie sie sich uns derzeit präsentiert, sieht man an den vielen umgefallen Bäumen, die die serbischen Ufer zieren.
Auf der kroatischen Seite Aljmas, das sich sehr malerisch bestimmt über 3 km an einem Hügel entlang zieht, mit sehr gepflegt wirkenden kleinen Häusern.
Leider ist hier kaum noch Verlass auf unser PC-Navigo. Tonnen, die da sein müssten fehlen, Tonnen, die da sind, sind im Programm nicht angezeigt. Die angezeigte Route würde uns sehr oft über Buhnen oder Sandbänke führen. Gut, dass wir auch die Karten des Donau-Papstes Verbergh dabei haben und natürlich, dass Manfred ein erfahrener Flussfahrer ist, der weiß wie und wo der Bach fließt.
Auch auf das Donau-Buch von edition maritim ist nur bedingt Verlass. Für Boote unserer Ausmaße sind die meisten der angegebenen Steiger und Yachthäfen viel zu klein, sie haben diesen Namen kaum verdient.

Apatin

Apatin

Apatin

Apatin

an Kroatien vorbei

Von Bezdan bis Vokovar windet sich die Donau wie eine Schlange, Krümmung folgt auf Krümmung, Inseln, Seitenarme und Untiefen und oft fehlen die Tonnen. Da wir in Kroatien nicht einklariert haben, müssen wir uns auf der relativ menschenleeren serbischen Seite einen Nachplatz hinter einer Insel suchen. Zu Beginn eines Seitenarms liegen einige Fischernachen mit dem Bug auf Land, darüber Fischerkaten, sehr armselig. Darauf steuert Manfred zu. Sofort kommt ein Mann angerannt und will uns eine Lücke am Ufer zuweisen. Doch danke, mit dem Bug auf Land und morgen früh bei fallendem Wasser vielleicht hoch und trocken, das muss nicht sein. Wir gehen vor Anker. Und haben hier eine herrliche ruhige, fast schwarze Nacht. Morgens ist mein Skipper früher wach als die Sonne. 18 km/h mehr schaffen wir nicht, denn der Fluss hat kaum Strömung.
Weil Manfred weder mit Schmutzwäsche im Flieger sitzen will, noch benutzte Wäsche an Bord lassen will, werfe ich die Waschmaschine an. Es verspricht wieder ein herrlicher Tag zu werden, da trocknet es sicher schnell. Es ist ein bisschen Wehmut dabei. Das wird in diesem Leben das letzte Mal sein, dass ich an Bord mit dieser Maschine wasche. Und was passiert? Wasser das oben reinläuft, läuft unten wieder raus. Klasse. Das Fusselsieb ist nicht richtig drin. Das sind so die kleinen Freuden zu Beginn der Saison. Na gut, ich wollte in dem Schrank eh noch putzen. Nach dem Gesetz der Serie regnet es immer, wenn ich die Waschmaschine anwerfe oder die Fenster putze. Warum sollte das heute anders sein? Kaum hört die Sonne die Maschine rattern, zieht sie beleidigt einen Wolkenvorhang über sich, weckt ihre Schwester die Regen-Trude und die spuckt auf uns.

das war ein richtiger Mammut-Käfer

das war ein richtiger Mammut-Käfer

Auf kroatischer Seite das kleine Dorf Dalj, heute sind alle Serben fortgezogen. Manchmal noch ein zerbombtes Haus. Dann Vukovar. Es hat eine gewisse traurige Berühmtheit durch den Balkankrieg erlangt. Heute erstrahlt die Stadt wieder neu. Eine alte Fabrik zeigt noch die Kriegsschäden, doch daneben ist sie nagelneu wieder aufgebaut. Ein zerschossener Turm, damit man auch wirklich nicht vergisst, ein Wasserturm mit Einschusslöchern. Wieder auferstanden aus Ruinen… oder so ähnlich. Vukovar war einst im Besitz der Grafen von Eltz, sie haben ihren Stammsitz in Eltville am Rhein und Burg Eltz in der Eifel gehört ihnen auch.

Jachthafen Vukowar

Jachthafen Vukowar

In Ilok verabschieden wir uns von Kroatien. Kroatien war schon immer wohlhabender als Serbien, sie hatten schon sehr früh Tourismus an der Adria. Wir beziehen aus Kroatien verschiedene Cremes, Salben und Tinkturen hergestellt von Imkern aus Propolis und sonstigen Bienenerzeugnissen. Backa-Palanka liegt gegenüber von Ilok. Mit Palanka wurden Ansiedlungen bezeichnet, die nur mit einem Erdwall oder Holzzaun befestigt waren. In Backa-Palanka gab es eine Tradition beim Erntefest. Beim altslawischen Rundtanz Kolo gossen sich die Tänzer gegenseitig Wasser über den Kopf… Hab ich das nicht kürzlich erst irgendwo gesehen????

Jetzt fahren wir nur noch in Serbien weiter. Kurze Zeit später erreichen wir die Fruska-Gora, die Frankenberge. Hier war früher eine Hochburg des Glaubens. 17 Klöster waren hier angesiedelt, 15 davon sind heute noch erhalten. Kilometerweit ziehen sich schmucke Häuschen an den Hügeln entlang, während auf der linken Uferseite Katen stehen, die sehr bescheiden anmuten. Vor Novi Sad wird die Bebauung dichter. Hausboote bevölkern die Ufer. Kurz vor der Brücke die Einfahrt in den Yachthafen. Hier hatten wir schon vor 10 Jahren Probleme einen vernünftigen Platz für uns zu bekommen. Trotzdem mussten wir einige Tage ausharren, denn damals war die neue Brücke noch nicht erbaut und die Behelfs-Ponton-Brücke wurde nur alle paar Tage geöffnet. Die Überreste der zerschossenen – von der Nato übrigens – Brücke stehen heute noch im Wasser.
Hoch über dem rechten Ufer thront die Festung Petrovaradin, das Gibraltar der Donau. Sie wurde als Sternfestung nach den Plänen Vaubans, des genialen Festungsbaumeister des Sonnenkönigs, Ludwig 14. erbaut. Seine Festungen galten als schier uneinnehmbar, bis sie im 19. Jahrhundert bedeutungslos wurden. Schön anzusehen sind sie immer noch. Novi Sad ist die Hauptstadt der Provinz Vojvodina, die ehemals stark von Deutschen besiedelt war. Nach dem 2. Weltkrieg wurden fast alle vertrieben.

neue Brücke

neue Brücke

Petrovaradin in Novi Sad

Petrovaradin in Novi Sad

Reste Brücke

Reste Brücke

das sollte auch mal eine Brücke werden, aber....

das sollte auch mal eine Brücke werden, aber....

...ob das jemals noch was wird, so verrostet wie der Stahl schon ist???

...ob das jemals noch was wird, so verrostet wie der Stahl schon ist???

Immer noch ziehen sich Siedlungen am rechten Ufer der Donau dahin, während das linke Ufer nur sandig ist und besetzt mit Gestrüpp.
Bei km 1244 erreichen wir Sremski Karlovici, Karlowitz, bekannt auch für seinen hervorragenden Sljivovica, Sliwowitz. Und ich überlege ernsthaft, was es denn in der serbischen Küche so alles zu probieren gibt. Serbisches Reisfleisch fällt mir da spontan ein. Und dann? Natürlich Cevapcici, Rasznici, Szaziki, Schafskäse. Alles was es halt im Jugoslawischen Restaurant bei uns gibt. Ob das alles aber so wirklich ursprünglich serbisch ist, wage ich zu bezweifeln.
Nur drei Kilometer weiter erscheint am linken Ufer der Leuchtturm, der die Mündung der Theis in die Donau markiert. Fast 1000 km hat sie hinter sich. Sie kommt aus den Waldkarpaten in Russland, durchfließt die große ungarische Tiefebene, das ursprüngliche Siedlungsland der Magyaren, die Pußta.

Am rechten Ufer hat sie Donau Lösswände stehen lassen, steil wie Mauern. Die Klimazonen eiszeitlicher Vegetationen ziehen sich teilweise wie mit dem Lineal gezogene dunkle Bänder durch die Wände. Leider fängt es richtig an zu regnen und wir können den erwachenden Frühling an Land nicht wirklich genießen. Überall beginnt es zu grünen, Weißdorn blüht üppig und manchmal entdeckt man auch eine japanische Kirsche.
In Zemun, einem Vorort von Belgrad finden wir eine Steganlage an einem schwimmenden Restaurant. Sehr gepflegt und elegant die Lokalität und super freundlich und hilfsbereit das Personal. Mittlerweile weitet sich der Regen aus zum Wolkenbruch, der die ganze Nacht anhält. Morgens kommt auch noch Sturm dazu. Das Wasser der Donau ist sehr unruhig. Das Boot schiebt Lage wie ein Segler. Das wird keine gemütliche Fahrt. Und ausgerechnet, wenn wir das schönste Stück der Donau erreichen, werde ich keine Bilder zustande bringen. Es ist zum Mäusemelken.
Dass Belgrad eine Millionenstadt ist, merkt man schon an ihrer Ausdehnung. Super modern die Industrieanlagen und Hochhäuser, die sich am Fluss entlang ziehen. Und in der Innenstadt sehr lauschige kleine Plätze und schön restaurierte Herrenhäuser. Besonders hat es mir ja wie üblich der Markt angetan.

Bei km 1152 liegt rechts von uns der Schiffsfriedhof. Schon vor zehn Jahren sind hier die Ausgedienten, Alten, nicht mehr Benötigten abgestellt gewesen und heute hat sich nichts daran geändert. Dutzende von Frachtern und Leichtern rosten hier still vor sich hin.
Pancevo, die Industriestadt an der Mündung des Tamis, wäre eigentlich nicht erwähnenswert, wäre da nicht ein Reiseführer von 1846, in dem man einen Mangel an Advokaten und die übertriebene Vorliebe der Damen jeden Alters für Schminke nachlesen kann. Ich konnte leider nicht überprüfen ob diese Angaben auch heute noch zutreffen.

Nach ellenlangen Kais, Verladestationen und Industrie, erscheint in diesem Flusshafen die Festung von Smederevo. 500 m lang ist ihre Wasserseite, einst die größte Flachlandfestung Europas, heute eine gigantische Ruine. Bombenangriffe im 2. Weltkrieg haben ihr den Gar ausgemacht. In Smederevo ist die längste Brücke über die Donau und es herrscht erstaunlich viel Schiffsverkehr.

Irgendwo passieren wir das erste Wrack. Ein Frachter, er scheint seitlich gekippt zu sein, das meiste davon ist unter Wasser.
Der Strom verlässt nun die pannonische Tiefebene. Am linken Ufer erscheinen die Ausläufer des Banater Berglandes, rechts die nördlichen Hügel des Balkans. Mit jedem Kilometer wird er breiter, bis er fast zu einem See wird.

© Doris Sutter, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir überführen unser Motorboot Beluga vom Rhein über Main, Main-Donau-Wasserstraße in die Donau bis ins Donau-Delta
Details:
Aufbruch: 12.03.2015
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 02.04.2015
Reiseziele: Deutschland
Rumänien
Der Autor
 
Doris Sutter berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Doris sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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