Land der Maya

Reisezeit: Dezember 2009 - Januar 2010  |  von Guenther Sickl

Einmal durch Guatemala

Lago di Atitlan

Von San Cristobal führte uns wieder eine abenteuerliche, kurvenreiche Busfahrt durch die gebirgigen Wälder von Chiapas nach Guatemala. Grenzformalitäten - no problems. Die aufregende ganztägige Busfahrt führte uns am 01.01.2010 zum wohl beeindruckendsten Naturschauspiel Guatemalas, dem 400 m tiefen Lago de Atitlan. Am Ufer des 1.562 m hoch gelegenen Sees reihen sich 13 Dörfer mit fast ausschließlich indigener Bevölkerung aneinander. Wir kamen am späten Nachmittag in Panajachel an und erlebten den Farbwechsel des Wassers von Tiefblau bis nahezu Schwarz. Majestätisch erheben sich im Süden die drei Vulkane San Pedro, Toliman und Atitlan. Am nächsten Tag führte uns eine abenteuerliche und Teils nasse Bootsfahrt nach San Marcos und San Pedro La Laguna, wo die Indigenas neben dem Feldbau vor allem durch die Fertigung von Matten und Taschen aus Agavenfasern den Lebensunterhalt erzielen. San Pedro ist obendrein ein beliebter Treff von Individualtouristen und Ausgangsort für die Besteigung des gleichnamigen Vulkans.

In Santa Catarina Palopo kann man die Frauen an der Straße zum See an den Rückenbandwebstühlen bei der Arbeit bestaunen, bekleidet in ihren wunderschönen Textilien, die zu den schönsten, traditionellsten und farbenfrohsten ganz Mittelamerikas zählen. Seit Jahrhunderten werden mit diesen einfachen Webstühlen komplizierteste Muster gezaubert. Der Verkauf von Andenken und Tüchern trägt so zum Einkommen bei.

In San Antonio Palopo reihen sich die Häuser steil den Hang hinauf. Von der erhöht gelegenen Kirche aus dem 16. Jh. genießt man eine fantastische Aussicht auf den See. Ein weiteres Highlight war die Taxifahrt zu den einzelnen Dörfern rund um den See. Wir konnten einen Stopp einlegen, wo wir wollten, die Indigenas bei Ihrer Arbeit beobachten, die Märkte rund um den Kirchen besuchen und vor allem herrliche Ausblicke auf die umliegenden Vulkane und auf den See genießen.

Markttag in Chichicastenango

Ein Tagesausflugs führte uns sonntags zum berühmtesten und größten Markt Guatemalas. Ungezählte indianische Händler und Busladungen von Touristen strömen nach Chichicastenango, das religiöse Zentrum der Quiche. Auf der großen Plaza und in den Seitengassen findet man dicht gedrängt einen Stand nach dem anderen mit Antiquitäten, Keramiken, Schmuck und für den Geschmack der Touristen gefertigten Textilien - oft auch zu überhöhten Preisen. An Markttagen beten Indigenas, fortwährend Räucherkessel schwingend, auf der halbkreisförmig angelegten Treppe vor der Kirche Iglesia Santo Tomas. Frauen verkaufen auf den untersten Stufen Blumen, die dann in der Kirche als Dank für die gute Ernte oder den guten Verkauf geopfert werden. Im Inneren gedenken die Mayas nach uraltem Brauch der Seelen der Verstorbenen und opfern dabei Kerzen und Schnaps (aguardiente).

Antigua und Vulkan Pacaya

Von Panajachel ging es sehr mühevoll mit einem japanischen Kleinbus zur heimlichen Hauptstadt Guatemalas, nach Antigua. Wir kamen erst bei Dunkelheit an und mussten uns sehr schnell für eine Unterkunft entscheiden, da es in dieser Stadt immer wieder zu Überfällen kommen kann. Wie immer hatten wir Glück und fanden eine nette Absteige und ich buchte sofort (um 23 Uhr) die Besteigung des Vulkans Pacaya für den nächsten Tag – Start der Tour um sechs Uhr. Die meisten der mehr als 30 Vulkane Guatemalas erheben sich über den indianischen Dörfern des Hochlands. Außer den Vulkanen rund um den Lake de Atitlan und den Rauchfahnen des Vulkans Fuego bei Antigua zieht vor allem der Vulkan Pacaya südlich der Hauptstadt Guatemalas die besondere Aufmerksamkeit auf sich und natürlich auch auf mich. In einer Tagestour konnte ich diesen durch seine beständige Aktivität bekannte Vulkan erklimmen und die aktiven Lavaströme und die atemberaubenden Ausblicke auf die umliegenden Vulkane (Agua, Acatenango, Fuego) bewundern.

Die ehemalige Hauptstadt Antigua ist ein städtebauliches Meisterwerk, das auf Grund seiner außerordentlichen kulturellen und künstlerischen Bedeutung 1979 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt wurde. Ausladende Paläste, Plazas mit gepflegten Grünanlagen, pastellfarbene restaurierte Adels- und Bürgerhäuser, überreich dekorierte Kirchenfassaden und dazu passend die bunten Textilien, die Indigenas in den malerisch mit Natursteinen gepflasterten Gassen feilbieten, das macht den Zauber dieser knapp 50.000 Einwohner zählenden Stadt aus. Eine gewaltige durch ein Erdbeben ausgelöste Schlammlawine des Vulkans Agua begrub 1541 die damalige Stadt, die jedoch noch schöner und größer wieder aufgebaut und sogar zur Hauptstadt erklärt wurde. Weitere Erdbeben 1717 und vor allem 1773 legte die blühende Stadt jedoch in Schutt und Asche. Südöstlich wurde eine neue Hauptstadt gegründet. Die Bürger gaben die Stadt jedoch nie ganz auf, bauten ihre Häuser mit den reizenden Innenhöfen wieder auf und nannten die kunsthistorische Perle fortan "die Alte": La Antigua.

Tikal und Flores

Am 06.01. ging es sehr zeitig mit einem Shuttle von Antigua zum Flughafen in die Hauptstadt und von dort per Kleinmaschine nach Flores. In der Nähe liegt inmitten des gleichnamigen, 576 km² umfassenden Parque Nacional Tikal, die wohl mächtigste aller Maya-Stätten, die bereits 1979 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt wurde. Tikal bezaubert in zweifacher Hinsicht: durch ihre formvollendeten Monumentalbauten sowie durch die mannigfaltige Flora und Fauna. Mit annähernd 64 km² war das Siedlungsgebiet von Tikal die größte zusammenhängend besiedelte Fläche des gesamten Maya-Gebietes. Allein der zentrale, heute teilweise öffentlich zugängliche Bereich nimmt etwa 16 km² ein. In ihm konnte man mehr als 3.000 einzelne Baustrukturen identifizieren: Tempel, Paläste und Ballspielplätze, aber auch Steinfundamente für einfache Wohnhäuser. Unser Führer brachte uns - wie seinerzeit die Priester das „einfache“ Volk - sehr anschaulich durch die engen Pfade des mächtigen Regenwaldes zum kultischen Zentrum, dem Gran Plaza. Völlig überwältigt von der Größe und von der Höhe (Tempel IV ist mit 65 m das höchste Gebäude Mesoamerikas, mit herrlichem Ausblick) steht man vor den Bauten inmitten des Regenwalds.

Mit einem kleinen Flugzeug ging es wie von Ciudad de Guatemala nach Flores von Flores zurück nach Cancun, wo wir uns das Strandleben rund um Cancun ansahen. Gott sei Dank konnten wir auf unserer Reise, Orte mit mehr Flair und Atmosphäre kennenlernen und erleben. Es wurde nochmals das Meer genossen, bevor wir uns noch mit Souvenirs eindeckten (mehrere Hängematten, Ketten, Ringe, …). Der letzte Tag wurde wie der erste Morgen unserer Reise im El Rey del Caribe - in der Nähe des Busbahnhofes von Cancun - bei einem herrlichen Frühstück genossen. Diesmal - im Gegensatz zum ersten Morgen jedoch etwas wehmütig, aber glücklich und vor allem gesund mit vielen neuen und abenteuerlichen Eindrücken von zwei sehr beeindruckenden Ländern - Mexiko und Guatemala - und von einer sehr überwältigenden Kultur und der Welt der Maya - el Mundo Maya.

El Rey del Caribe

El Rey del Caribe

© Guenther Sickl, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mexiko und Guatemala sind eigentlich die buntesten und vielseitigsten Reiseländer Lateinamerikas und bieten neben aufregenden Berglandschaften, einsamen Wüsten, erstklassigen Badestränden und hübschen Kolonialstädten vor allem Spuren zahlreicher präkolumbianischer Kulturen. Und Yucatán ist ja wie Guatemala Maya Land.
Details:
Aufbruch: 17.12.2009
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 10.01.2010
Reiseziele: Mexiko
Guatemala
Der Autor
 
Guenther Sickl berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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