Frühjahrstour 2016 von Köln nach Eberbach am Neckar
4. Etappe: von Waldböckelheim nach Mannheim
Der heutige Montag war normalerweise als Schlußtag gedacht, da ich Mainz (über die Nahe bis Bingen und dann ein Stück am Rhein entlang oder über das Rheinhessische Hügelland) bzw. Worms ohne Zeitprobleme erreichen müsste, um dann dienstags mit dem Zug wieder heimzufahren. Schließlich musste ich allerspätestens am Donnerstag abend wieder zu Hause sein, da am Freitag ein äußerst wichtiger Termin anstand.
Nach dem Frühstück im Gasthof Hehner-Kiltz entschloss ich mich für eine Variante in Richtung Worms "quer über's Land" bei Obermoschel, Kirchheimbolanden und Monsheim. Diese Örtlichkeiten aber nur als grobe Anhaltspunkte, da ich mir für diesen Streckenteil keine Radfahrerkarte anschaffte, sondern mittels zweier Seiten aus dem Autoatlas im doppelt großen Maßstab 1:300000 die Grundnavigation durchführte, den Rest über Beschilderungen an den Straßen, mittels Befragen der "Eingeborenen" der Gegend oder mal kurz eine Standortbestimmung per Handy-GPS.
Genau so hatte ich in 2014 meine Ferntour von jenseits Hamburg durch ganz Deutschland bestritten, das musste auch hier wieder klappen und das tat es auch !
Bei der Abfahrt von Waldböckelheim gegen 8:45 Uhr war es schon merklich kalt, aber außerhalb der Ortschaft im leicht abschüssigen Teil hinunter zur Nahe dauerte es nicht lange, bis mich der "schweinskalte", beinahe frostige Fahrtwind zum Anhalten zwang, um zusätzlich zum Kettenhemd und Trikot noch einen wärmenden Pulli unter die Windjacke zu ziehen, die ich auch noch bis zum Kinn zuzog. Zusätzlich waren auch die langen Radhandschuhe kein unnützes Gepäck !
So ging es dann ein erstes kurzes Wegstück am Nahetal-Radweg bis Oberhausen an der Nahe und von dort weg vom Radweg vorbei an der Ruine Montfort und weiter über Hallgarten, Obermoschel, Schiersfeld und Waldgrehweiler in südliche Richtung. Von dort verlief die Route mehr in östliche Richtung über Ransweiler, Dielkirchen und Rockenhausen.
Von dort ein Stück Pfälzer Bergland in der Nordpfalz (auch "Alte Welt" genannt) über Marienthal den Donnersberg hoch als letzte große Steigung der Tour, um auf der anderen Bergseite ab Dannenfels die lange und schnelle Abfahrt ins nur noch leicht wellige Gelände bei Göllheim und Kerzenheim auszukosten. Über Ebertsheim gelangte ich dann nach Grünstadt.
Übrigens war ich ab Göllheim bewußt schon von der Fahrtrichtung nach Worms abgewichen, da ich noch das Maximalziel Eberbach am Neckar im Hinterkopf hatte.
Also nahm ich südlich von Grünstadt ab Kirchheim an der Weinstraße den Weg über Großkarlbach, Gerolsheim, Heßheim und Frankenthal nach Ludwigshafen und wechselte schließlich noch via Kurt-Schumacher-Brücke von Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) über den Rhein ins Badische nach Mannheim (Baden-Württemberg).
Das erste Hotel in der Mannheimer City war mir als Radfahrer noch etwas zu teuer, aber direkt in der Stadtmitte zückte ich mein Handy und ergatterte per Internet über ein recht bekanntes Hotel-Portal ein Schnäppchen-Angebot in der City, wobei sich ein Rennradler in Richtung von außerhalb Mannheim, den ich nach dem Weg zum Hotel fragte, auch noch dankenswerter Weise etwas Zeit nahm und mich "im Windschatten" noch ein gutes Stück bis fast zum Hotel geleitete.
Das nenne ich edle Hilfsbereitschaft.
Nach dem Check-in ging es noch zu Fuß zu einem Restaurant, wo ich gerade noch vor 21 Uhr d.h. vor Küchenschluss ein anständiges warmes Essen bekam.
Einfach optimal !
Gleich anfangs des heutigen Tages: Links oberhalb der Straße ist ein mächtiger Fangzaun gegen Steinschlag vom Felshang angebracht.
Nach einem steilen Anstieg ein Rückblick ins Nahetal. Übrigens: nur einmal während der ganzen Tour habe ich am ersten Tag durch die Eifel trotz der relativ schweren Packtasche ein kurzes Stück noch oben geschoben - nur nicht zu locker lassen !
Da hat meine nette Fotografin zwar versehentlich abgedrückt, aber das war das Kopfsteinpflaster an meinem Standplatz und auch auf der Brücke.
Der Horst (Seehofer) wird unter seiner Regentschaft vielleicht noch die eine oder andere Brücke erbauen lassen, aber gewiß nicht in Rheinland-Pfalz
Nochmals ein wenig weiter weiß-blaues Rautenmuster im Gemeindewappen und rechter Hand im Hintergrund nochmals eine spezielle sportliche "Huldigungsfahne".
Mein Gedanke war:
So fern von zu Hause und dennoch "wia dahoam"
Blick vom Stahlberg runter ins Alsenztal. Hätte ich vorher auf die Ratschläge der "Eingeborenen" gehört, wäre ich vom Hintergrund her recht flach über das Alsenztal ins rechts vom Bild gelegene Dielkirchen (ca. 30 km Luftlinie nördlich von Kaiserslautern) angerollt gekommen, aber etwas Eigensinn darf auch sein.
Es ist einigemale vorgekommen, daß mir leichtere Wegführungen vorgeschlagen wurden, aber wenn ich mit nicht ganz unverkennbaren (ober-)bayrischen Zungenschlag entgegnete, daß ich den hügeligen Landschaftscharakter nicht nur optisch, sondern auch auf anstrengende Weise auskosten möchte, wurde mir wiederum entgegnet:
Ihrer Aussprache nach stammen sie ja aus Richtung Bayern oder Österreich - dann sind sie ja Berge gewöhnt...
In Dielkirchen (Alsenztal) dann ein kurzes "ängstliches" Innehalten: Sollte ich nicht lieber auf ein Stück Straße ausweichen?
Ein recht gesprächiger Anlieger vor seinem Haus winkte aber gleich ab und sagte, daß vor ca. 3 Jahren angeblich ein Passant attackiert worden wäre und die Ordnungsbehörde aus versicherungstechnischen Gründen in dieses Schild investiert hätte. Mit viel Glück könnte ich den Bussard etwas weiter vorne auf einem Baum auf mich kleinen Feigling gelangweilt herunter"lachen" hören und sehen...
Kleine frühnachmittägliche Pause an der Straße über bzw. um den Donnersberg herum. Wie sich gleich herausstellte war dies heute nach bisher viel recht hügeligen Geländes der höchste Tourpunkt, da es nun lange und recht flott in die Niederungen der ca. 35 km breiten Oberrheinischen Tiefebene abwärts ging - vorher nur noch von wenigen sanften Hügelchen aufgelockert.
Auf dem Foto sieht man es leider nur äußerst schemenhaft. In Bildmitte etwa im Bereich zwischen den Rotorachsen und dem Bodenpunkt der dunklen Windräder schimmert der Höhenzug des Odenwalds entgegen. Das sind auf der Karte nachgemessen vom momentanen Standpunkt ca. 50 km, bis Eberbach, das im Naturpark Neckartal-Odenwald liegt, dann gut 70 km Luftlinie. Heute natürlich nicht mehr erreichbar, aber morgen recht locker, deshalb gibt's einen zusätzlichen Fahrtag und heute deshalb weiterhin ein freudiges möglichst weites dahinrollen bis ...? (zu diesem Zeitpunkt noch ungewiß !)
Ende befestigter Radweg ! Das war gut 50 m vorher an der unbeschrifteten Weggabelung nicht einsehbar - also kurz zurück (ohne Schimpfen etc. !) und rechterhand jenseits der abgesenkten B 47 weiter nach Dreisen (im Hintergrund)
Während der Radweg direkt durch ein Weinanbaugebiet bei Kirchheim an der Weinstraße geleitet wurde, traf ich auf einen Jungwinzer, der gerade während einer kurzen Pause auf eine neue Dünger-Lieferung von seinem Chef wartete. Ich bat ihn um eine kurze Geländetaufe. Also hier in der Ferne ein weißer und gleich links davon ein grauer Kühlturm vom Kernkraftwerk Philippsburg, das ca. 30 km nördlich von Karlsruhe liegt. Von hier aus ca. 35 km (jeweils Luftlinie - also weite Sichtverhältnisse). Übrigens ist ein Reaktor bereits heruntergefahren, aber angeblich noch nicht endgültig abgeschaltet, der zweite soll bis ca. 2019 gefahren werden.
Im linken Anschluß ans obige Bild etwa mittig die Richtung Mannheim (gut 20 km, sieht näher aus), nach links übergehend nach Ludwigshafen (knapp 20 km)
Hier nochmal von rechts nach links die Region Mannheim nach Ludwigshafen (mit der BASF). Im Hintergrund der obigen Bilder sieht man jetzt deutlich die Höhenzüge des Odenwaldes (gut 35 km).
Der optisch recht kleine Weinbau-Traktor des Winzers mit aber immerhin 78 PS. Übrigens konnte ich mir leider nicht den Namen des örtlichen Anbaugebietes merken, aber die nähere Umgebung wird als "Toskana der Pfalz" bezeichnet, wo auch Feigen, Mandeln, Kastanien und sogar Zitronen gedeihen. Weinbautechnisch handelt es sich um die Region Rheinhessen, mit 26.516 ha Rebfläche das größte Weinbaugebiet Deutschlands.
Jetzt aber wieder weg vom Weinbau-Exkurs und extremen Landschafts-Weitblicken, sondern weiter auf der im Bau befindlichen Umgehungsstraße von Heßheim.
Echt beeindruckend wie breit der kombinierte Rad- und Gehweg ist - zur Rechten etwas erhöht die eigentliche Straße.
Nachdem auch Frankenthal durchquert wurde, finde ich mich inzwischen auf Ludwigshafener Stadtgebiet wieder. Zur Linken geht's an einem kleinen Teil der ausgedehnten Anlagen eines "örtlichen Anilin- und Soda-Kochers" (von der Aufschrift auf einem der Großtanks mal abgesehen, möchte ich von weiterer Schleichwerbung Abstand nehmen...)
Kurz vor 19 Uhr auf der Kurt-Schumacher-Brücke mit Position ca. über der Mitte des Rheins, also Wechsel des Bundeslandes, d.h. das Vorderrad könnte schon im "Badischen" Baden-Württemberg ruhen, das Hinterrad noch in der "Pfoiz" (bayr. für Rheinland-Pfalz). Eine Begrüßungstafel oder sonstige Markierung war leider nicht zu sehen.
Von links lasse ich noch den Rheinschiffer mit seiner "Aquapolis" rheinaufwärts passieren, dahinter dichter Schiffsverkehr erkennbar, wenn man das Bild in der oberen rechten Ecke mit Klick auf den Doppelpfeil vergrößert.
Mein "Follow me"-Rennradler, der mich trägen Fernradler mit Reiserad und Packtasche ein Stück durch die City von Mannheim in seinem Windschatten geleitete und auch noch einige Fahrtipps für den morgigen Tag gab. Top !!!
Am 4. Tag, dem 18. April 2016 von Waldböckelheim über den Donnersberg und die "Pfälzer Toskana" nach Mannheim.
Aufbruch: | 14.04.2016 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 19.04.2016 |