Nordwärts - Oslo, Helsinki, Tallinn
weiter mit Helsinki total in 3 Tagen
Heute vormittag geht es zunächst bescheiden weiter: Ich habe beim Frühstück Lust auf Rührei und ziehe mir das etwas seltsame, wabbelige Zeug rein. Mit ordentlich Salz, Pfeffer und Ketchup gepimpt, schmeckt es sogar. Ein Fehler, großer Fehler ! Noch während ich im Hotelzimmer nach dem Frühstück die Museumsoptionen Helsinkis mithilfe meines Lonely Planets auschecke, grummelt mein Magen und es verschlägt mich umgehend für einige unangenehme Sitzungen auf die Toilette. Hätte ich das blöde Rührei bloß nicht angerührt, denn darauf führe ich meinen aktuellen Durchfall-Status zurück.
Am Nachmittag geht´s aber wieder und ich mache mich auf Museumsbesuch. Es werden das Ateneum und das Kiasma. Das Ateneum ist eher zuständig für finnische Kunst der etwas älteren Art, bietet zur Zeit aber auch eine Ausstellung japanischer Kunst. Das Kiasma ist zuständig für moderne und zeitgenössische Kunst und gefällt mir daher aufgrund meiner persönlichen Vorlieben sehr gut. Auch das Gebäude ist sehr modern, während das Ateneum ein klassischer Klotz am prominenten Bahnhofsplatz ist.
Auch dieser Tag geht mit einem Supermarktbesuch zu Ende und nun habe ich noch einen vollen Tag hier, aber auch noch reichlich zu tun. Bisher habe ich die öffentlichen Verkehrsmittel Helsinkis noch gar nicht genutzt, aber das soll sich morgen ändern ! Da ich ohnehin die Ticketautomaten auskundschaften möchte für die Bahn zurück zum Flughafen, gehe ich noch in den Bahnhof hinein und checke das Ticketsystem aus. Man kann da eine Tageskarte für da gesamte ÖPNV-Netz von Helsinki kaufen für ca. 8 EUR und natürlich mit Karte bezahlen. Da ich morgen auf jeden Fall die Straßenbahn nutzen möchte, kaufe ich das Ticket schonmal. Zzzz...
Nächster Morgen, wieder ein knallblauer Himmel und strahlende Sonne. Ich bediene mich am Büffet des Hotel Arthur - natürlich ohne Rührei - und mache mich kurz darauf vom Acker. Ich entere eine Straßenbahn der Linie 9 und werde etliche Stationen später an der Station Simonkatu aussteigen. Ein relativ kurzer Spaziergang bringt mich zum Park Sibeliuspuisto mit dem eigentlichen Denkmal. Im Park sind zig Kinder mit ihren Lehrern sportlich unterwegs und ich beobachte die Aktivitäten: Warum sind finnische Kinder Pisa-technisch immer so schlau ??? Keine Ahnung, eigentlich spielen die genauso rum, wie alle anderen Kinder auch, die Pisa-technisch angeblich blöder sind. Nun ja, ist nicht meine Baustelle...
Kommen wir zu Jean Sibelius, er war der berühmteste Komponist Finnlands. Ich kenne kein einziges Werk von ihm, aber sein Name ist mir durchaus ein Begriff. Jetzt habe ich gerade mal hineingehört in sein berühmtestes Werk, die "Finlandia", oops nicht mein Fall. Aber okay, auch Finnland braucht seine E-Musik.
mehr als 600 Stahlpfeifen, warum nur ? Hatte Sibelius irgendwas mit Orgeln zu tun ? Ich glaube, nicht.
Er starb 1957, 10 Jahre später war das Denkmal fertig für ihn mit dieser - sagen wir mal - "Konstruktion" hinter seinem Kopf, naja finnisches Design ist echt besonders.
Mehr berühmte Finnen, gefällig ? Kimi Räikkönen, Keke und Niko Rosberg, Matti Nykänen, Janne Ahonen, Lordi, Samu Haber (Sunrise Avenue), Linus Torvalds (Linux), Mika Häkkinen, Martti Atisaari.
Skispringer, Rennfahrer, Popstars und Diplomaten.
Ein berühmter Schriftsteller mit Statue am Bahnhofsplatz: Aleksis Kivi. (Habe ich noch nie was von gehört).
Berühmtestes Unternehmen Finnlands ? NOKIA, die ehemalige Gummistiefelfabrik, die in den 90ern unser aller Handy-Favorit gewesen sein dürfte. Ich habe mir die Liste der größten Unternehmen Finnlands auf Wikipedia angesehen und davon kenne ich nur noch ein weiteres: Fazer. Die stellen diese leckeren Fazer Mint Schokoladenpralinen her...
Ich kehre von meinem Park-Ausflug Sibeliuspuisto zur nächsten Straßenbahnstation zurück. Über diverse unspektakuläre Stadtviertel lande ich wieder am Senatsplatz und da steht mit der Besichtigung des Domes und der Uspenski Kathedrale noch etwas wichtiges auf meiner to-do-list.
Sie ist der lutherische Dom des Bistums Helsinki in streng klassizistischem Stil erbaut und 1852 fertiggestellt...
So, jetzt noch die Uspenski Kathedrale und dann geht´s definitiv zum vergnüglichsten Teil des Tages: Shopping !
Die finnisch-orthodoxe Kathedrale (1868 geweiht) ist die größte orthodoxe Kirche Westeuropas und thront auf einem Felsen. Sie soll eine wundertätige Ikone beherbergen. Also erklimme ich den Felsen über viele Stufen und stehe leider vor verschlossenen Kirchenportalen. Kann doch nicht sein ! Ich umrunde die gesamte Kathedrale und rüttele an jeder noch so kleinen Tür, alles verrammelt und verriegelt, wie mega-schade !!!
13 goldene Zwiebeltürme und hermetisch verschlossene Türen heute: Uspenski-Kathedrale bleibt für mich nur von außen betrachtbar.
Na gut, ich trolle mich zurück an die Hafenmeile mit den vielen Souvenirständen, Essensbuden und der Markthalle. Ich hatte ja noch was auf meiner Einkaufsliste, die Moltebeeren, deswegen zurück in die old market hall. Und ich werde fündig: Kaufe eine kleine Flasche Moltebeerensauce und ein Gläschen Moltebeeren-Marmelade.
So sieht das Zeug aus, beide Minigläser zusammen haben etwa 15 EUR gekostet. Die Sauce habe ich aufgemacht, ein paar Tropfen über Vanilleeis gegossen und probiert: Bäääh !!! Sowas von sauer, ein bisschen so wie Schlehen...
So rein shopping-technisch mache ich auf der Souvenirmeile weiter. Es gibt den üblichen Quatsch, den es überall auf der Welt gibt - nur auf Finnland getrimmt: Schlüsselanhänger, T-Shirts, Magnete, Plüschtiere (hier natürlich Elche), Sticker und Pin´s. Jooah, lass mal gut sein, denke ich mir. Aber dann: Rentier-Felle ! Sehr schön und weich, kann ich mir wunderbar in meinem Wohnzimmer auf dem Fußboden zum Herumlümmeln vorstellen. Kostenpunkt 150 EUR. Ok, weiter. Dann ein Kiosk mit kleinen Weckern aus Birkenholz, wunderschön und für "nur" 20 EUR. Her damit ! Den Kauf habe ich nicht bereut, sieht echt cool aus.
Wenig später das Waterloo einer jeden Frau: Ein Schmuckstand mit Echtschmuck in finnischem Design. Ich riskiere ein Auge und habe sofort einen Ring im Blickfeld, den ich atemberaubend schön finde - und sooo außergewöhnlich. Das Ding hüpft quasi selbsttätig auf meinen Finger und passt, als wäre er für mich gemacht.
"How much is it ?" "150". "150 Euros ?" "Yes, it is made of silver and the ball is red-gold plated, i made just 3 of them, so it´s quite unique". "Ok, i see. But can we do anything about the price ? I am not prepared to buy such a pricy thing, right now." "No, i´m sorry, 150 is a fixed price."
Oh mein Gott ! Dieser Ring war sooo schön, der schwurbelte jetzt einfach in Endlos-Spulen in meinem Kopf herum. Aber 150 EUR für einen Ring ? Nee, ich habe mich im Griff und laufe weiter. Kaufe für ebenfalls weit überteuerte 8 EUR ein halbes Kilo Kirschen, spucke Kirschkerne durch die Gegend und stehe plötzlich wieder vor Amanda, der Brunnenfigur.
Amanda macht mir echt das Leben schwer: Sie guckt nachdenklich in die Richtung des Schmuckstandes. Soll ich, oder soll ich nicht ? Den Ring kaufen für 150 Tacken ? Soviel Geld habe ich gar nicht in meinem Portemonnaie und Karten akzeptiert der Typ nicht (das hatte ich schon gefragt). Ich mache einen Deal mit Amanda: Sollte ich hier innerhalb von 5 Minuten einen Geldautomaten finden, kaufe ich den Ring. Wenn nicht, dann nicht.
Gleich gegenüber ist die Tourist-Information von Helsinki, ich hinein da. Und da steht ein Geldautomat. Das ist die Entscheidung, der Ring ist mein. Ist er wirklich und auch diese Entscheidung habe ich nicht bereut.
Aufbruch: | 28.04.2016 |
Dauer: | 9 Tage |
Heimkehr: | 06.05.2016 |
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