Inn-Radweg 2016
1. Etappe am 7. Juni 2016: Maloja - Pfunds / Tirol
Nach dem Frühstück startete ich gegen 8:40 Uhr zum Maloja-Pass, d.h. da der Pass direkt am Ortsausgang liegt, musste ich quälende Höhenmeter (geschätzt max. 10 auf max. 0,5 km Fahrtstrecke) auf mich nehmen. Um wenigstens etwas richtiges Pass-Feeling zu bekommen, fuhr ich drei Kehren abwärts in Richtung Chiavenna / Italien bzw. Lago di Como (Comer See), um mich dann wieder hinaufzuschrauben.
Hier geht's abwärts in Richtung Comer See. Interessant ist, daß hier am Malojapass auf 1815 m Meereshöhe die Strecke von 31 km nach Chiavenna (333 m Höhe) fast genauso stark abfällt, wie die Laufstrecke des Inns über ca. 520 km bis Passau (315 m Höhe).
Blick vom Malojapass in Richtung Westen. Die Berge (auch auf den folgenden Bildern) sind alles gestandene 3000er.
Ortseingang Maloja von Süden gleichbedeutend Malojapass. Anscheinend war ich noch nicht ganz ausgeschlafen, da ich kein Pass-Schild erspähen konnte. Mein Kärtner-Trio, das ich zu einem späteren Zeitpunkt wiedertraf, sagte aber, daß es ein recht kleines Hinweisschild gegeben haben soll.
Bitte lächeln !
Lt. Foto-Datum/Zeit ist es 8:54 Uhr, ich befinde mich am Maloja-Pass auf 1815 m Höhe, meinem offiziellen Startpunkt des Innradwegs bis zur Mündung in die Donau in Passau.
Auf geht's !
Links mein Quartier, das Sporthotel Maloja und leicht rechts von der Bildmitte, das Gewässer, das zuletzt als kleiner Wasserfall nach unten stürzt, kann ja nur der En sein, wie der Inn hier in der Gegend auf rhätoromanisch genannt wird. Die Quelle liegt auf 2484 m Höhe.
Kaum als Wasserfall auf normal zugänglichem Boden gelandet, wechselt der Inn unter der Straße nach Süden, um dann im steinbewehrten Bachlauf durchs erste Stück im Oberengadin dahinzuplätschern.
Das evangelisch-reformierte Gotteshaus San Gian östlich von Celerina, das Wahrzeichen der ganzen Region.
Rückbau der Inn-Begradigung. Den Vergleich sieht man auf den linken übereinander angeordneten Fotos auf der großen hölzernen Infotafel.
Bei der Rhätischen Bahn (RhB) geht's genau. Die Schwellenhöhe (hier in der Station von S-Chanf) wird auf den cm genau angegeben.
Schmucker Baustil in der Ortschaft S-Chanf. Grundsätzlich muß man sagen, daß die Ortschaften an meiner Strecke entlang recht fein herausgeputzt sind.
Ein Gebirgsbach rauscht in der Nähe von Brail durch ein Eisenbahn-Viadukt zum Hintergrund, um in den in der nächsten Nähe von rechts nach links tosenden Inn zu münden. Es hätte hier auch eine Fahrmöglichkeit entlang des Inns gegeben, was aber nur für MTBs empfehlenswert war, aber nicht für mein Trekking-/Reiserad.
Wenig weiter wiederum ein Bahn-Viadukt der selben Strecke nach Scuol (Schuls), an dieser Stelle über den Inn. Gut 5 km nach S-Chanf kurz vor der Ortschaft Brail gibt es die Punt Ota (Hohe Brücke) eine hölzerne Brücke für den Langsam- und Forstverkehr mit unterlegtem Stahlverbau, die als Trennlinie vom Ober- ins Unterengadin gilt. Da ich von dieser Brücke erst jetzt gegen Ende Juni beim Nachbearbeiten der Tour und Ausarbeiten des Berichts ohne Namen zu nennen, per Online-Lexikon, Online-Kartendienst, Auto-Atlas (Printversion !) und Detailerinnerungen anhand der zahlreichen Fotos von dieser Brücke Kenntnis genommen habe, gibt es davon leider kein Bild - sie wäre so nah neben meinem Rollweg verlaufen. Wer sie trotzdem sehen will: "Punt Ota Zernez" in der bevorzugten Suchmaschine eingeben.
Ja, ja, die kommen mir doch bekannt vor, als ich durchs Ortszentrum von Zernez fahre. Mittags-Siesta auf einer schattigen Hausbank mit "Feldschlösschen Premium"-Dosenbier zum Wohlergehen angesetzt. Von links "Doppel-Hans" und rechts Franz, die ich gestern auf der Anfahrt im Zug kennengelernt hatte. Die sind in der Früh schon eher losgefahren und auch vorher den unwegsameren Teil mit ihren MTBs. Nachdem ich auch eine rel. ausgiebige Siesta mit ihnen verbrachte, fuhren wir ein gutes Stück gemeinsam im Vierer-Konvoi weiter in Richtung Scuol. Während der Siesta brachten wir eigentlich gemeinsam zum Ausdruck, die Anstiege zu den Bergdörfern Guarda, Bos-Cha, Ardez und Ftan (Fetan ausgesprochen) nicht zu tätigen, da es inzwischen ganz schön warm wurde. Aber mehr dazu später...
Lösung: Schmelzwasser wird über eine Straßenschutz-Galerie zum Inn geleitet.
Während dieser Foto-Aktionen verlor ich dann den Anschluß zu meinen drei Kärtnern und ich muß betonen, daß diese schon ab Zernez auch auf leichten Gegenanstiegen trotz ihres Rentenalters und der eigentlich auf Straße nicht so gut laufenden MTBs ein derart heftiges Tempo vorlegten, daß ich mich mit meinen relativ jugendlichen 52 Lenzen eigentlich im Rentenalter wähnte.
Da muß ich an dieser Stelle Kärntens Edel-Trio nochmals höchsten Respekt zollen - besonders wenn ich daran denke, daß der eine Hans noch nicht allzulange ein neues Hüftgelenk sein Eigen nennt, was man ihm beim Gehen schon deutlich angemerkt hat. Aber seine Aussage war:
Beim Radeln geht's ganz gut !
Dies konnte ich auch live feststellen. Nochmals APPLAUS !!!
Nicht weit hinter dieser Linkskurve in der Ortschaft Giarsun, kam es dann, wie es sollte oder wollte: meine drei Kärntner außer Sichtweite, es ist kurz nach 14 Uhr und da erscheint nach links der Abzweig hoch zum bekannten Bergdorf Guarda. Wollte ich diesen Anstieg nicht meiden, noch dazu bei recht warmen Temperaturen. Irgendwie zog es mich wie automatisch nach links in den Abzweig zum geschlängelten Anstieg von Giarsun (gut 1400 m Höhe) nach Guarda (1653 m Höhe). Ich gebe aber gerne zu, daß ich gefühlt nur etwa die erste Hälfte durchgetreten bin, anschließend 3-4 mal zum abgesetzten Schubbetrieb übergewechselt bin. Nur kein falscher Ehrgeiz ! Bin ja nur geübter Fernradler und schon gar nicht ein trainierter Bergradler, wie ich im letzten Reise-Bericht der Frühjahrstour durch Eifel und Rheinhessen schon angemerkt hatte.
Sehnsüchtiger Blick nach vorne bzw. hinauf nach Guarda mit dem Kirchturm. Bis dahin waren es aber noch einige Kehren.
Zwischen den Bergen im Hintergrund ein übermannsgroßes Steindenkmal in vielleicht 100 m Entfernung, das etwas abgesetzt von der Bergstraße stand.
Dann endlich der Ortseingang von Guarda (1653 m Höhe). Guter Tipp: In Guarda gibt es auch Quartiere zu buchen. Man wird bestimmt mit einer herrlichen Ruhe und Abgeschiedenheit belohnt - weg vom sonstigen Trubel !
An gleicher Stelle der Blick zurück. Von der Tallage unter dem Berg im Hintergrund bin ich angerollt gekommen. Aber trotz der warmen Temperaturen zum Zeitpunkt des Hochtretens hat es sich gelohnt, da die Anstrengung mit einem tollen Ausblick belohnt wurde.
Blick von Guarda nach Norden. Die Berggipfel auf diesen Fotos sind alles gute 3000er, aber vom Namen her durch mein ungenaues Kartenmaterial nicht einwandfrei zuzuordnen und schließlich möchte ich nicht irgendwelche ungenauen Vermutungen niederschreiben.
Nach Guarda geht es angenehm abschüssig runter nach Ardez (1467 m Höhe), wobei vorher beim noch etwas höher als Guarda gelegenen Bos-Cha (1664 m Höhe) dieses stillgelegte Wasserrad erscheint.
Nach Süden hin wieder ein 3000er. Inzwischen keine schöne Bewölkung mehr auf dieser Seite und zum Glück war auch nur ein einziger, aber deutlicher Donnerschlag zu vernehmen.
Bei der Abfahrt von Guarda hat man einen schönen Ausblick auf Ardez mit der Ruine der Burg Steinsberg auf dem Hügel in der Bildmitte.
Traumhaftes Unterengadin mit wieder aufgelockerter Bewölkung in diesem Bereich, was aber oft wechselte und Regen ließ auch nicht mehr allzu lange auf sich warten...
Die Ortschaft Ardez auf 1467 m Höhe mit dem Postamt zur Rechten.
Im Hintergrund auf dem grünen Hügel nochmals die Burgruine Steinsberg.
Dann verlief die Straße wieder bergaufwärts in Richtung der Ortschaft Ftan (andere Schreibweise auch F-tan) auf 1648 m Höhe.
Gegenüber dem großen Felsbrocken sticht ein auffällig roter Gegenstand hervor.
Eine doppelte Bank in zwei Blickrichtungen mit der motivierenden Aufschrift:
"fa üna pausa" (frei übersetzt: für bzw. mach eine Pause.
Gelesen und ins Praktische umgesetzt. Der kulinarische Teil der Pause bestand dabei aus einem abgepackten Stück Kirschstreusel, den ich vor meiner Abreise von zu Hause mitagenommen hatte und bisher ja nur Ballast darstellte.
Kleiner Hinweis: Da es jetzt gerade beim Tippen dieses Berichts weit nach Mitternacht ist (0:40 Uhr am 29.6.2016!) mach ich jetzt nicht nur Pause, sondern beschließe nun einstweilig den redaktionellen Teil, der dann in den nächsten Tagen weitergeführt wird - Gute Nacht !
Am Ortseingang des auf 1648 m Höhe gelegenen Ftan, von dem leider keine weiteren Bilder vorhanden sind.
Blick zurück auf der angenehm abschüssigen Verbindungsstraße nach Scuol. Man kann das Rad laufen lassen, muß aber nicht ständig abbremsen, damit man nicht aus der nächsten Kurve fliegt.
Auf der Abfahrt nach Scuol erscheint aus Blickrichtung Norden auf einem kegelförmigen Felshügel (der Fels ist nur von der Südseite erkennbar) Schloss Tarasp, das als Wahrzeichen des Unterengadins gilt. Leider konnte ich diese imposante Höhenburg, die auf 1499 m Höhe liegt, mit meinem Handy nicht weiter heranzoomen und im Hinblick auf mein weiteres Vorankommen zum vorgebuchten Ziel unterließ ich eine weitere Annäherung an das Objekt über die im Bild sichtbare Straße.
Vom selben Standpunkt etwas weiter nach links in Fahrtrichtung Scuol werden die Wolken links oben recht ungemütlich grau.
Und kurz nach diesem Rechtsabzweig am Ortsende von Scuol half nur noch das rasche Überziehen von Regenhose sowie -jacke und der Packtaschenhüllen, um nicht vollkommen durchnässt zu werden, wie ein Fernradler in Gegenrichtung, der trotzdem locker lächelnd und grüßend in Schönwettermontur passierte.
Blick nach links am selben Abzweig. Das befürchtete Gewitter blieb im guten Sinne nur ein gewittriger Regen auf mehrere km bis auf Höhe von Seraplana, wo ich die Regenkleidung wieder in die Packtasche verstauen konnte.
Inzwischen ist die Grenzstation von der Schweiz nach Österreich bei der Ortschaft Martina übertreten, aber da ab hier der Inn die Grenze bildet und die Bundesstraße in der Innschlucht auf Schweizer Gebiet verläuft, bin ich immer noch sozusagen "Eidgenosse". Auf dem Bild nimmt der Bagger gerade Ausbesserungen von Hochwasserschäden vor.
Wieder mal ein Blick zurück: In der Inn-Schlucht ist zwischen Inn und Bundesstraße leider kein Platz für einen Radweg.
Irgendwie war ich froh, als ich diesen Felshang auf Schweizer Seite passiert hatte, ohne von einem Steinbrocken getroffen zu werden, da hier keine Fangvorrichtungen installiert waren.
Wie seit meiner Ferntour von oberhalb Hamburg nach Hause üblich, immer wieder mal Blümchen am Straßen- und Wegesrand, die sonst kaum jemand beachten dürfte.
Festgehalten, damit sie sich nicht zu sehr im Winde wiegten und bei meinen einfachen Handyfotos unscharf würden. Ich bitte den im vorderen Bereich nicht ganz gepflegten, linken Daumennagel zu entschuldigen
Nicht weit entfernt, die Bautafel für die gerade entstehende Wehranlage Ovella, von der dann in Zukunft Wasser abgezweigt und auf österreichischer Seite im Bergmassiv mittels eines 23 km langen Druckstollens zum Krafthaus in Prutz / Ried geleitet wird, um dort elektrischen Strom zu erzeugen.
Die Baustelle im Zustand vom 7. Juni 2016.
Bauzeit Juli 2014 bis August 2018.
Weitere Infos: www.gemeinschaftskraftwerk-inn.com
Kurz nach der Wehranlagen-Baustelle verläuft die Bundesstraße etwas nach oben aus der Inn-Schlucht heraus und ich war froh, die während der Steigung befindliche Straßenschutz-Galerie trotz der deutlichen Radfahrer-Warnschilder für die Autos bald wieder verlassen zu haben - da ist halt immer ein bißchen beklommenes Gefühl dabei, auch wenn es in der Galerie genügend hell war, bei kaum vorhandenen Kraftverkehr.
Wechsel von der Schweiz nach Österreich
Die Grenzstation bei der Ortschaft Martina von der Schweiz nach Österreich ist ja schon ein Stück vor der Großbaustelle passiert, aber jetzt nicht mehr weit vor Pfunds/Tirol merkt man am Wechsel des Straßenbelags und natürlich vorrangig am Nationalschild, daß das geographische Österreich beginnt.
Und nur wenige Meter hinter dem Grenzübergang erscheint ein besonderes Urgestein, der Grenzstein des Bundeslandes Tirol.
In der rechten oberen Bildhälfte ist eine Straßenschutz-Galerie der Bundesstraße ersichtlich, die aus Richtung Pfunds hoch zum Reschenpass führt.
Kurz vor Pfunds geht es leicht schräg rechts weg von der Bundesstraße wieder auf einen Radweg, aber wenn ich den genauen Standort meiner vorgebuchten Pension auf der Handykarte im Voraus besser ermittelt hätte, wäre mir etwas Zeit erspart geblieben. Aber was ist schon eine knappe Viertelstunde nach einem langen Fahrtag, auch wenn ich ab diesem Hinweisschild nochmals (leichten) einsetzenden Nieselregen über mich ergehen lassen musste.
Auf der ersten Innbrücke ein Blick auf die Siedlung, in der dann meine Unterkunft gelegen sein sollte. Der eigentliche Ortskern war rechts gelegen.
Von Ortsansässigen und einem großen Hinweisschild aufgeklärt ging's nochmals über eine zweite Innbrücke und dann nochmals kurz zurück auf der Bundesstraße
Auf dieser zweiten Innbrücke befindet sich übrigens diese Statue des hl. Franz v. Assisi, dem Gründer des Ordens der Franziskaner.
Auf dem Podest der Statue dann diese Inschrift, mit der ich mich als Fernradler allerdings ganz und gar nicht bis in keinster Weise identifizieren kann: "Nehmt weder Beutel noch Tasche mit und keine Schuh"
Nachdem ich meine Pension erreicht und mein Zimmer bezogen hatte, nahm ich Kontakt mit einem der drei Kärtner Innradler auf, da ich mit ihm während der Mittagspause, als wir uns in Zernez wieder begegneten, Handynr. und email-Adresse ausgetauscht hatte.
Und siehe da, das Trio hatte auf gut Glück ebenfalls Quartier in Pfunds bezogen und war schon in einen Biergarten eingerückt, der in meiner Nähe lag, so daß ich kurz darauf in eben derselben Örtlichkeit zum gemütlichen Abendessen und anschließenden Plausch über den Verlauf des Tages vorstellig wurde.
Aufbruch: | 06.06.2016 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 23.06.2016 |
Österreich
Deutschland