Inn-Radweg 2016
2. Etappe am 8. Juni 2016: Pfunds - Hall in Tirol
Oh no, Sir !
Nach dem Aufwachen bietet sich beim ersten Blick aus dem Zimmerfenster nicht gerade ein erfreulicher Anblick.
Tief wolkenverhangene Bergflanken, garniert mit Regen und der betrüblichen Aussicht, daß es mit der Aussicht an diesem zweiten Rolltag nicht besonders weit her sein könnte. Und dies in einer Gegend, in die es mich ja noch nie hingetragen hat.
Aber es setzte wieder sogenanntes Wetter-Dusel ein und das hier noch sichtbare Wetter-Unbill löste sich bis zum Ende des Frühstücks sukzessive in ein recht heiteres und angenehm temperiertes Radlwetter auf.
Übrigens machte mich die Pensions-Chefin beim Frühstück auf einen 60-jährigen Radler aufmerksam, der schon einigemale über den Reschenpass in Richtung Südtirol bzw. Gardasee radelte. Aber anscheinend suchte er diesmal eine weitergehende Herausforderung mit Ziel "Ewige Stadt Rom". Ich konnte ihn nur noch kurz durch das Fenster des Frühstücksraums auf der Hausbank sitzen sehen - dann war er auch schon losgestartet.
Liebe Leserschaft, in 2014 begegnete ich von Norddeutschland heimradelnd in etwa auf Höhe Hildesheim einer Jungen Mailänderin, die auf dem Weg zu nichtsweniger als dem Nordkap war - die bisher heftigste Tour, die eine meiner persönlichen Rad-Bekanntschaften vorhatte. Aber im Ausblick auf die morgige 3. Etappe der kleine Hinweis auf ein noch heftigeres Streckenvorhaben eines Radlers, mit dem ich kurz ins Gespräch kam. Jedoch erst mal weiter an diesem Tag.
Cycling-Desaster-Monument: Gestellter Kapitalschaden am Radweg kurz nach Pfunds. Hauptsache gegen schnellen Diebstahl angekettet
In Prutz wechselte der Radweg von der oberen Seite über die eiserne Brückenkonstruktion zu meinem Standpunkt und verlief dann links des Inns weiter in Richtung Landeck.
Ca. 2 km rechts von dieser Brücke endet übrigens bei Ried im Oberinntal der 23 km lange Stollen, der von der im Vortag beschriebenen Baustelle der Wehranlage Ovella zukünftig einen Teil des Inn-Wassers zum Antrieb der Turbinen im Krafthaus bei Ried leitet.
Geschichtlicher Einwurf:
An der Pontlatzbrücke ein Denkmal für die Freiheitskriege von 1703 und 1809 der Tiroler gegen die Bayern und Franzosen.
Auf der das Denkmal beschreibenden Tafel schlägt gerade ein Tiroler mit einem Gewehr auf einen auf der bayrischen Rautenfahne knienden Bayern ein.
Aber wie heißt da ein Buchtitel und Motto zur Beziehung zwischen Bayern und Österreich:
Verbündet, verfeindet, verschwägert
Auf das Mittlere können wir getrost verzichten !
Auf jeden Fall bin ich anschließend unbeschadet von jeglichen Angriffen nicht nur über die im Bild befindliche ca. 12 km südlich von Landeck gelegene Pontlatzer Brücke, sondern auch weiterhin durch Österreich am Inn entlang friedlich gestimmt geradelt.
Landeck ist erreicht ! Im Hintergrund die Eisenbahnbrücke. Von rechts kommt die Arlberg-Strecke aus Richtung Innsbruck und verläuft linkerhand in Richtung St.Anton am Arlberg, wo wir im Kapitel "Anreise nach Maloja" den Blick aus dem Lok-Führerstand in den Beginn des Arlberg-Tunnels hatten.
In Landeck mündet hier im Bild von rechts kommend der Gebirgsfluß Sanna in den vom Hintergrund kommenden und linkerhand weiterfließenden Inn.
Netter Schnapp-Schuß, nachdem sich ein annähernder Zug akustisch bemerkbar machte: Ein "guter Bekannter", der Railjet 160 zur passenden Uhrzeit, auf dessen Führerstand ich vor zwei Tagen als "Lok-Beifahrer" hinter der linken, hier vom Strommasten verdeckten Frontscheibe gesessen bin.
Kurz vor eins nur ein kurzes Stück nach dem Rangier-Roboter Mittagspause mit dem Mitbringsel vom Frühstück in Pfunds. Mittags-Einkehr gibt's bei mir nicht, da ich sonst nur wieder schwer in Gang komme. Übrigens hatte ich kurz vorher einen Fernwanderer überholt, den ich hier nach seiner Route fragte: Er kommt aus Vorarlberg und hat sich zwei Wochen Zeit genommen, um nach Wien zu wandern. Allerdings hat er schon Höhenwege aufgrund der noch zu ausreichend vorhandenen Schneelage gestrichen.
Der "Vulkan" liegt östlich von Mils-Au - seinen Namen konnte ich auch in der Tour-Nachbearbeitung leider nicht in Erfahrung bringen. Ich nenne ihn einfach den "Milser Feuerspeier"
Nachtrag:
Ein zufällig erschienenes Bild in der Suchmaschine bzgl. eines weiteren Sachverhalts läßt den mir sicheren Schluß zu, daß es sich um den 2370 m ü. A. (über Adria) hohen Tschirgant handeln muß (von wegen "Milser Feuerspeier
Blick von der kleinen Innbrücke beim Bahnhof Imst-Pitztal auf die große Brücke der Pitztal Landesstraße. Auf der rechten Seite sind vier Rafting-Schlauchboote im Annähern.
Wenn man den Blick zurück nach Westen richtet, merkt man schon eine unleidige Wolkenverdichtung bzw. -vergrauung, aber noch bestand kein Regenalarm...
Inzwischen befinden sich die Inn-Rafter schon kurz vor meiner Brücke und wer sie mit Geschrei unten durch passieren sehen will, der kann den folgenden youtube-Link anklicken und mein kurzes Video dazu betrachten:
Wildwasser-Rafting bei Imst-Pitztal
Natürlich ist zu bemerken, daß der hochwasserführende Inn hier nicht gerade besonders wild ist, aber besser als nichts.
... und runter geht's - aber nicht mit Schuss - sondern mit angezogenen Handbremsen, sonst hätte es mich am unteren Ende mit Sicherheit "zerlegt", da eine Rechtskurve folgte.
Auch das gibt es immer wieder mal, daß ein Radweg umgeleitet wird, wie hier vor Roppen, wo ich aufgrund der Unwegsamkeit, die eigentlich ein Mountain-Bike erforderlich gemacht hätte, froh war, wieder die normale Fahrbahn erreicht zu haben.
"Glückliche Weidekühe". Auch zu diesem Foto gibt's ein youtube-Video mit akustischer Untermalung:
Weidekühe bei Roppen / Tirol
Das Innknie zwischen Roppen und Ötzbruck vom Standort unterhalb der Inntalautobahn A12 aus gesehen. Seit Landeck war leider immer das vordergründige, unangenehme Rauschen des Autobahnverkehrs zu vernehmen - ein akustischer Qualitätsverlust auf dem bisher so allgemein angenehm einwirkenden Tourverlauf !
Die weithin sichtbare Kirche Mariahilf / Locherboden bei Mötz. Da ich sowieso nicht dorthin hochtreten wollte, war die Straßensperre für mich nicht relevant, so daß ich rechterhand abbog.
Südlich der Arlbergbahn erscheint der Ort Stams mit dem dazugehörigen Stift Stams, einem Zisterzienserkloster, das 1273 gegründet wurde.
In Stams befindet sich auch das überaus bekannte Schigymnasium, die Kaderschmiede für Österreichs Ski- und Snowboard-Asse von morgen. Nicht zu vergessen sind Austrias "Skisprung-Adler", von denen u.a. der große Toni Innauer aus dem österreichischen Skisprungwunderteam der 70er Jahre dort seine sportliche Ausbildung erhielt.
Aus dieser Perspektive gesehen: Wer als erster zwischen den Doppeltürmen des Stifts hindurchspringt, bekommt einen Sonderpreis
Inzwischen bei Telfs angekommen: 29,3 km bis Innsbruck und lt. Foto-Zeit 16:34 Uhr. Da ich Innsbruck nur am Inn entlang ohne Aufenthalt durchradeln möchte, ist dies eine gute Zeitlage, um noch einige km Fahrstrecke darüberhinaus abzuleisten.
Ganz im Hintergrund in Bildmitte sieht man ein nach rechts steil abfallendes Bergmassiv - dahinter liegt Innsbruck.
In der Nähe vom "Krippendorf" Inzing am Zirler Berg ist das Innufer trotz des Hochwassers sehr gut und auch GEFAHRLOS zugänglich, um die geplagten Füße etwas abzufrischen.
Kurz vor Innsbruck sieht man in Richtung Süden nur noch tiefst regenverhangene Bergrücken und kurz darauf am Radweg direkt an der A12 entlang nötigte auch schließlich mich ein merklicher zunehmender Regenschauer meine Regenkleidung anzulegen. Ab Innsbruck gab es aber vorerst wieder Regenpause.
In Bildmitte macht sich eine Schutzgalerie der Karwendelbahn von Innsbruck über Seefeld, Scharnitz und Mittenwald nach Garmisch-Partenkirchen bemerkbar.
Blick zurück nicht weit von der Startbahn des Innsbrucker Flughafens entfernt mit kleinem Lichtblick neben dem Strommasten.
Nochmals der steil abfallende Bergrücken, den wir einige Bilder vorher schon aus großer Entfernung aus Richtung Westen sehen konnten.
Kleine Schleichwerbung für eine stark zuckerhaltige Brause-Limonade an einem Rangiergleis zwischen Innsbruck und Hall in Tirol. Dieser Güterzug hat mich einige Zeit gekostet, da er aufgrund der Rangierfahrt sehr langsam fuhr und auch mittels zeitweiligen Stillstands diesen Übergang blockierte.
Nach kurzer Zeit erreichte ich dann Hall in Tirol und begab mich daran, eine Unterkunft ausfindig zu machen. Nach der ca. fünften Absage wegen BELEGT und der folgenden Rückfahrt bis zur Ortschaft Rum kurz vor Innsbruck, wo auch trotz telefonischer Vermittlungsversuche einer Rezeptionistin nichts zu gewinnen war, fuhr ich wiederum zurück nach Hall in Tirol, da mir geraten wurde, daß ich dort doch noch größere Chancen auf ein Zimmer haben könnte, als in Innsbruck - wenn auch in einem der 4-Sterne-Hotels mit entsprechendem Preisniveau. Am ersten diesbzgl. Hotel sagte man mir, daß nur noch ein Zimmer frei wäre. Da jedoch immer stärker werdender Regen einsetzte, nahm ich dann diese Suite mit vier Betten für € 130,-- die Nacht - man gönnt sich ja sonst nichts...
An dieser Stelle nochmals vielen Dank an die freundliche Rezeptionistin, die mich gutmeinend dreimal darauf hinwies, daß ich doch mein Zimmer (Suite...) in der 3. Etage ganz bequem mit dem Aufzug erreichen könnte. Letztendlich lernte sie jedoch meinen Sturkopf kennen, nachdem ich jeweils freundlich ablehnend mit jeweils einer Packtasche und Getränkeflasche in beiden Händen den Weg nach oben trotz der recht langen Tagesstrecke über das Treppenhaus abhandelte:
Einen Radtourtag per Aufzug zu beenden - das geht eigentlich gar nicht, solange noch mindestens "ein Korn die Beine antreibt"
Aufbruch: | 06.06.2016 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 23.06.2016 |
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